Anbei meine aus mehreren Quellen (AAW Darmstadt, haberer-meteorite.de, Wikipedia) zusammengetragene und durch hilfreiche Antworten aus dem Forum
optimierte und korrigierte Klassifikation:
Über Ergänzungen, Fehlerkorrekturen oder allgemeine Hinweise würde ich mich natürlich sehr freuen!
Die Klassifikation wird in drei Beiträge aufgesplittet, da die maximale Zeichenlänge (20.000) pro Post überschritten wurde.
Klassifikation der MeteoriteUndifferenzierte MeteoriteGewöhnliche Chondrite• H High Iron
• L Low Iron
• LL Low Iron / Low Metal
Kohlige Chondrite• CI Ivuna-Gruppe
• CM Mighei-Gruppe
• CV Vigarano-Gruppe
• CO Ornans-Gruppe
• CR Renazzo-Gruppe
• CK Karoonda-Gruppe
• CH High Iron
• CB Bencubbinit
Spezifische Chondrite• EH Enstatit-H
• EL Enstatit-L
• R Rumuruti
• K Kakangari
• F Forsterit
Differenzierte MeteoriteEisenmeteorite• Oktaedrite
• Hexaedrite
• Ataxite
Stein-Eisen-Meteorite• Pallasite
• Mesosiderite
Primitive Achondrite (PAC)• Acapulcoite
• Brachinite
• Lodranite
• Winonaite
• Primitive Enstatit Achondrite
Asteroiden - Achondrite• Angrite
• Aubrite
• Ureilite
Vesta - Achondrite (HED)• Diogenite
• Eukrite
• Howardite
Mond - Achondrite (LUN)• Regolith Hochlandbrekzien
• Fragmentale Hochlandbrekzien
• Impakt Schmelzbrekzien (KREEP)
• Marebasalte
• Maregabbros
Mars - Achondrite (SNC)• Shergottite
• Nakhlite
• Chassignite
• Orthopyroxenite
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Undifferenzierte MeteoriteDie undifferenzierten Meteoriten stammen entweder von Asteroiden, die nie genügend groß waren, um sich so stark aufzuheizen, wie es für eine völlige Trennung von Kern und Mantel nötig gewesen wäre, oder aber sie stammen von Asteroiden, die sich erst spät bildeten, als die kurzlebigen radioaktiven Isotope Aluminium-26 und Eisen-60 bereits vollständig zerfallen waren, sodass nicht mehr genügend Wärme zur Verfügung stand, um den Asteroiden zu differenzieren. Die undifferenzierten Meteoriten machen etwa 70% aller fallenden Meteoriten aus. Diese Beobachtung deckt sich mit der Beobachtung der Asteroiden im Asteroidengürtel: rund 70% aller Asteroiden haben mehr oder weniger die gleiche chemische Oberflächen-zusammensetzung wie die undifferenzierten Meteoriten. Die meisten Chondriten wurden jedoch in ihren Mutterkörpern geringfügig thermisch oder wässerig verändert - aufgrund dessen wird ihnen eine Zahl zugeordnet, wobei 3 für praktisch unverändert steht, 1 und 2 für eine wässerige, 4 bis 6 für eine thermische Alteration stehen. Diese Zahl wird der Klassifikation hintenangestellt.
Gewöhnliche ChondriteDie Chondrite dieser Klasse werden nur deshalb als „gewöhnlich“ bezeichnet, weil sie mit über 85% aller Chondritenfälle den Großteil dieser Meteorite repräsentieren. Als kosmische Urmaterie sind sie allerdings alles andere als gewöhnlich. Mineralogisch betrachtet, bestehen sie zum Großteil aus Olivin und Orthopyroxenen sowie einem charakteristisch hohen Anteil an mehr oder weniger oxidiertem Nickeleisen. Aufgrund dieses Anteils an Eisen und anderer mineralogischer Charakteristika werden sie in drei Gruppen unterteilt.
H-Chondrite• H = High Iron (hoher Anteil an Nickel-Eisen)
• Gesamteisen-Gewichtsanteil von 25 – 31 % am Gesamtgewicht
• davon 15 – 19 % im ungebundenen, metallischen Zustand
• starker Magnetismus
• petrologischer Typ: 3 bis 7
• mineralogische Hauptbestandteile: Olivin und Orthopyroxen Bronzit
• veraltete Bezeichnung: Olivin-Bronzit-Chondrite
• Abstammung: womöglich vom Asteroiden Hebe oder einem Abkömmling desselben
L-Chondrite • L = Low Iron
• Gesamteisen-Gewichtsanteil von 20 – 25 % am Gesamtgewicht
• davon 4 – 9 % im ungebundenen, metallischen Zustand
• weniger stark magnetisch als H-Chondrite
• petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 6)
• mineralogische Hauptbestandteile: Olivin und Orthopyroxen Hypersthen
• veraltete Bezeichnung: Olivin-Hypersthen-Chondrite
• Abstammung: womöglich vom erdnahen Asteroiden Eros
LL-Chondrite• LL = Low Iron & Low Metal
• Gesamteisen-Gewichtsanteil von 19 – 22 % am Gesamtgewicht
• davon 1 – 3 % im ungebundenen, metallischen Zustand
• schwach magnetisch
• petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 3)
• veraltete Bezeichnung: Amphoterite
• Abstammung: womöglich vom erdnahen Asteroiden Eros
(Sie repräsentieren einen anderen Ursprungsort auf dem Asteroiden als L-Chondrite.)
Kohlige ChondriteDie kohligen Chondrite, auch C-Chondrite genannt, repräsentieren wohl die ursprünglichste und älteste bekannte Materie und ähneln in ihrem Chemismus der Sonne mehr als alle anderen Chondrite. Typisch ist ihr Gehalt von Wasser und durch Wasser veränderter Mineralien, ihr Gehalt von Kohlenstoff und organischen Verbindungen sowie die Tatsache, dass die meisten von ihnen im Laufe ihres Daseins kaum durch thermische Prozesse verändert wurden. Die primitivsten kohligen Chondrite wurden im Laufe der Geschichte nie über eine Temperatur von 50 Grad Celsius erhitzt. Trotz all dieser Gemeinsamkeiten sind die kohligen Chondrite doch je nach Entstehungsort im präsolaren Urnebel recht verschieden und werden in mehrere Gruppen unterteilt. Die wichtigsten sollen im Folgenden erwähnt werden.
CI-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Ivuna (Tansania)
• nur eine Handvoll dieser Meteorite ist bekannt
• primitivsten und unansehnlichsten Meteorite überhaupt
• petrologischer Typ: 1 (nur ein CI2-Chondrit ist bekannt)
• so gut wie keine sichtbaren Chondren, da diese durch Wasser zerstört wurden
• hoher Wassergehalt von bis zu 20 %
• enthalten zahlreiche organische Verbindungen wie Aminosäuren und andere Bausteine des Lebens
• Abstammung: womöglich von einem Kometen, gewiss jedoch aus den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems, da sie im Laufe ihrer Entwicklung nie über 50 Grad Celsius erhitzt wurden
CM-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Mighei (Ukraine)
• zahlenmäßig stärker vertreten als die CI-Gruppe
• petrologischer Typ: 2
• enthalten weniger Wasser als CI-Chondrite, sind ihnen aber sonst von der mineralogischen Zusammensetzung her recht ähnlich
• enthalten organische Substanzen wie Aminosäuren
• deutlich sichtbare Chondren
• häufig Einschlüsse von sog. CAIs (Calcium-Aluminium-Inklusionen), welche mikroskopisch kleine Diamanten mit isotopischen Signaturen enthalten
Diese Signaturen weisen nicht nur auf ein deutlich höheres Alter als das des unseren Sonnensystems hin, sondern bestehen offenbar aus interstellarem Material –
Material aus anderen Sternensystemen, das bei der Entstehung unseres Sonnensystems in den CAIs eingeschlossen und konserviert wurde.
Präsolaren Minerale (z.B. die o.g. Diamanten) können nur durch Nukleosynthese oder Supernovae entstanden sein und müssen somit zwangsläufig älter als unsere Sonne sein.
CV-Chondrite • Benennung nach dem Fall von Vigarano (Italien)
• petrologischer Typ: 3 und 4
• in ihrer Struktur und Zusammensetzung ähneln sie eher den gewöhnlichen Chondriten, enthalten aber im Gegensatz zu diesen auch Spuren von Wasser, organische Substanzen und besonders viele und große Chondren (ein typisches Merkmal der CV-Gruppe)
• besonders bekannter CV-Meteorit: Fall von Allende (Mexiko)
CO-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Ornans (Frankreich)
• petrologischer Typ: 3
• ähneln chemisch den CV-Chondriten, mit denen sie einen Clan bilden, aber sie unterscheiden sich bereits auf den ersten Blick durch ihr schwarzes Erscheinungsbild, ihre sehr kleinen Chondren und durch wesentlich spärlichere Einschlüsse von CAIs
• deutlich sichtbare Einschlüsse von Nickel-Eisen, die in polierten Scheiben wie winzige schillernde Flocken wirken
CR-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Renazzo (Italien)
• sehr selten
• petrologischer Typ: 2 und 3
• wurden ursprünglich den CM-Chondriten zugeordnet, inzwischen ist aber klar, dass sie eine eigene Gruppe repräsentieren
• große, klar abgegrenzte Chondren
• im Gegensatz zu CM-Chondriten besitzen sie relativ viel Nicke-Eisen und Eisensulfid
• Abstammung: womöglich vom Asteroiden (2) Pallas
CK-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Karoonda (Australien)
• sehr selten
• petrologischer Typ: 3 bis 6
• wurden ursprünglich für Vertreter der CV-Gruppe gehalten
• geschnittene Scheiben erscheinen aufgrund eines hohen Anteils von Magnetit meist matt und schwarz, durchsetzt von verschieden großen Chondren und gelegentlichen Einschlüssen von CAIs
• viele CK-Chondrite weisen Schockvenen auf, Adern aus durch Druck geschmolzenem Gestein, was auf eine bewegte Vergangenheit des CK-Mutterkörpers bzw. auf ein Impaktereignis hinweist
CH-Chondrite• Benennung nicht nach einem Fall, sondern nach einer besonderen Eigenschaft:
H = High Iron (Anteil von Nickel-Eisen an der Gesamtmasse liegt oft bei über 50 %)
• sehr kleine Gruppe
• petrologischer Typ: 3
• die alleinige Tatsache des hohen Nickel-Eisen-Anteils könnte genügen, die CH-Gruppe als eine Form der Stein-Eisen-Meteorite zu bezeichnen, aber die Verwandtschaft des kohligen Gesteinsanteil mit den Meteoriten der CR-Gruppe hat dazu geführt, dass man sie in die Klasse der kohligen Chondrite einordnete
• enge Verbindung zu den CB-Chondriten
CB-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Bencubbin (Australien)
• Bezeichnung eines CB-Chondriten: Bencubbinit
• nur eine Handvoll von Mitgliedern in dieser Gruppe
• enthalten neben kohligem Material sehr viel Eisen, was machen Forscher bewogen hat, sie in die Kategorie der Stein-Eisen-Meteorite einzuordnen
• chemisch stehen sie allerdings den kohligen Chondriten des CR-Clans und den CH-Chondriten recht nahe, weshalb anzunehmen ist, dass sie zumindest in einem ähnlichen Bereich des präsolaren Urnebels auskristallisierten – möglich ist jedoch auch, dass sie Muster verschiedener Regionen ein und desselben Mutterkörpers repräsentieren
Spezifische ChondriteEnstatit-Chondrite• auch E-Chondrite genannt
• Einteilung in zwei Gruppen:
EH High Metal ca. 29 % Eisen
EL Low Metal ca. 22 % Eisen
• seltene Gruppe von Chondriten, die sich in mancher Hinsicht von den gewöhnlichen und kohligen Chondriten unterscheiden
• sie sind in einer sehr sauerstoffarmen Umgebung entstanden, da nahezu alles Eisen in diesen Meteoriten in reduzierter, metallischer Form auftritt; auch ihr Pyroxenanteil
enthält kein Eisen und tritt nur in der magnesiumreichen Form Enstatit (Namensgeber für diese Gruppe) auf
• petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 3 und 6)
• alle Enstatit-Chondrite stammen wahrscheinlich von ein und demselben Mutterkörper, welcher wohl eine große Nähe zur Sonne hatte, da die Entstehung der E-Chondrite eine besonders sauerstoffarme, reduzierte Umgebung voraussetzt (womöglich im Bereich der Umlaufbahn des Merkurs oder aber im inneren Bereich des Asteroidengürtels) – erst zukünftige Forschungen werden Aufschluss über die tatsächliche Herkunft der E-Chondrite geben
Rumuruti-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Rumuruti (Kenia)
• auch R-Chondrite genannt
• ähnlich selten wie E-Chondrite
• in mancher Hinsicht das Gegenteil der E-Chondrite:
das in ihnen enthaltene Eisen ist nahezu gänzlich oxidiert oder liegt in Form verschiedener Eisensulfide vor
• der in den R-Chondriten enthaltene Olivinanteil ist eisenreich und verleiht ihnen ihre dunkle, oft rötliche Erscheinung
• im Vergleich zu den gewöhnlichen Chondriten nur wenige Chondren
• petrologischer Typ: 3 bis 6
• verhältnismäßig viele R-Chondrite sind sog. Brekzien (Gestein, das aus Gesteinstrümmern eckiger Form besteht, die in einer feinkörnigen Grundmasse liegen) verschiedener Grade, was auf eine bewegte Vergangenheit des Mutterkörpers mit zahlreichen Einschlägen schließen lässt
• Einschlüsse von kohligem Material in einigen R-Chondriten, was ein weiterer Hinweis auf die impaktreiche Geschichte des Rumuruti-Mutterkörpers ist
Kakangari-Chondrite• Benennung nach dem Fall von Kakangari (Indien)
• auch K-Chondrite genannt
• petrologischer Typ: 3
• ihr Oxidationsgrad liegt zwischen dem von gewöhnlichen und Enstatit-Chondriten
• sie besitzen eine eigenartige isotopische Signatur, die darauf schließen lässt, dass sie von einem eigenen Mutterkörper stammen
(Forsterit-Chondrite)• auch F-Chondrite genannt
• hypothetische Klasse: bislang wurden keine vollständigen Meteorite dieser Gruppe auf der Erde gefunden
• sie sind nur als Einschlüsse in anderen Meteoriten bekannt
• mineralogisch bestehen sie primär aus dem Olivinendglied Forsterit, was sie zu einer einzigartigen Gruppe macht