Autor Thema: Einstieg in die Welt der Meteoriten  (Gelesen 26500 mal)

Offline ironsforever

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #60 am: Oktober 10, 2013, 00:29:56 Vormittag »
.....plus VIEL LESEN!!! Es gibt einen großen Strauß Literatur zum Thema, auch
sehr gute Bücher für Einsteiger. Und zu den großen Börsen hinreisen, München
zum Beispiel demnächst (Meteorite sind dort allerdings kein Hauptthema) oder
als eine Art Pflichtprogramm Ensisheim im Elsaß, jedes Jahr im Juni eine Woche
vor der großen Mineralienbörse in Ste-Marie-aux-Mines. In Ensisheim dreht sich
alles um Meteorite und man trifft eine Menge Leute (Händler, Sammler), mit
denen man sich austauschen kann und die Katalysatoren für die weitere
Entwicklung einer beginnenden Sammlungsleidenschaft sein können und werden...

Alex

Jep, Ensisheim ist angesagt! Diese Messe ist gemütlich, überschaubar, dennoch am Puls der Zeit.

Gruß,
Andi :prostbier:

Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #61 am: Oktober 10, 2013, 10:30:54 Vormittag »
Super, so viel Feedback und interessante Antworten. Gerne schaue ich nächstes Jahr in Ensisheim vorbei. :smile:

Eine weitere Frage zur Klassifikation: Lodranite werden nach dieser Tabelle sowohl den Stein-Eisen-Mets als auch den primitiven Achondriten zugeordnet.

Ich möchte sie in meiner selbst erstellten Klassifikation jedoch nur einer Gruppe zuordnen. Wo gehören sie nach heutiger Auffassung am ehesten hin?

Offline Thin Section

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #62 am: Oktober 10, 2013, 12:05:28 Nachmittag »
Hallo Stefan und Forum,

Lodranite sind primitive Achondrite - siehe auch hier:

PATZER A. et al. (2004) Evolution and classification of acapulcoites and lodranites from chemical point of view (MAPS  39-1, 2004, pp. 61–85).

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #63 am: Oktober 10, 2013, 12:48:42 Nachmittag »
Demnach existieren in der Gruppe der Stein-Eisen-Mets lediglich Pallasite, Mesosiderite und die Siderophyre, korrekt?

Dieser Wikipedia-Eintrag ist demnach falsch, da weder Bencubbinite noch Lodranite zu den Stein-Eisen-Meteoriten gehören.
Bencubbinite sind kohlige Chondrite und Lodranite gehören zu den primitiven Achondriten.

Offline Murchison´s friend

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #64 am: Oktober 10, 2013, 13:19:53 Nachmittag »
hoi Stefan,

stimmt, wobei Du die Bezeichnung Siderophyre weglassen kannst, diese ist veraltet !


LG,
Michael
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Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #65 am: Oktober 10, 2013, 13:24:29 Nachmittag »
Also nur zwei Untergruppen bei den Stein-Eisen-Mets? Welcher Gruppe werden die Siderophyr-Meteorite dann heutzutage zugeordnet?

Offline Murchison´s friend

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #66 am: Oktober 10, 2013, 13:37:38 Nachmittag »
hi Stefan,

der bekannteste ehemalige Siderophyre ist der Steinbach, ist aber ein IVa Eisen.
Es ist nach wie vor sehr schwierig, die genau Trennung zwischen Steineisen Meteorit und Eisenmeteorit zu finden, deshalb sind einige Mets in 2 Gruppen angeführt, wie z.B. der Steinbach, Lodranite und Bencubbinite !
Ich an Deiner Stelle würde mich da an das Meteoritenbulletin halten, kannst ja bei den oben genannten Mets einen Verweis zur 2. Gruppe einfügen.

Schau Dir mal den prachtvollen Gujba an - der schaut sicher wie ein Steineisen Meteorit aus, niemals wie ein kohliger Chondrit !

LG,
Michael
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Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #67 am: Oktober 10, 2013, 13:49:49 Nachmittag »
Ich verstehe. :super:

Die vier Untergruppen Acapulcoite, Lodranite, Brachinite und Winonaite der primitiven Achondrite sind soweit aber korrekt angegeben, oder?

Am Wochenende bin ich endlich fertig mit meiner zusammengetragenen Klassifikation. :user:
Dann habt ihr einiges zu lesen. :laughing:

Offline Greg

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #68 am: Oktober 10, 2013, 13:52:05 Nachmittag »
Hallo,

der folgende Link wurde zwar schon genannt, ist aber wirklich wärmstens zu empfehlen, weil er eine gute Übersicht und viele fachliche Beschreibungen bietet.

http://tw.strahlen.org/meteorite.html

Greg  :hut:

P.S.
Und, dein erster Meteorit schon angekommen? Bin ja mal gespannt, was du dann sagst. Bisher gehst du die Sache sehr rational an. Wenn es jetzt noch "pling" macht und da Herzblut mit reinkommt, dann bist du auch hoffnungslos infiziert... :baetsch: :einaugeblinzel:
Aber vielleicht passiert ja auch gar nichts und es ist "nur" irgendein Eisen oder Stein. Wer weiß? Auf Fotos erscheint auch alles immer größer und detaillierter.

Offline Murchison´s friend

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #69 am: Oktober 10, 2013, 13:54:35 Nachmittag »
Stefan,

"Am Wochenende bin ich endlich fertig mit der Auflistung"

Du bist ein Optimist !

Da wirst Du lange noch nicht fertig sein, Du wirst wie alle von uns immer wieder eine Verbesserung finden...

LG,
Michael
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Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #70 am: Oktober 10, 2013, 14:01:26 Nachmittag »
Das möchte ich auch gar nicht anzweifeln. Ich meinte lediglich, dass ich die Liste am Wochenende hier veröffentlichen werde.
Sinn dieser selbst zusammengetragenen Klassifikation ist, die verschiedenen Gruppen- und Typenbezeichnungen zu verinnerlichen und einen Gesamtüberblick zu bekommen. Im Vorfeld dieser Zusammentragung konnte ich mit den verschiedenen Bezeichnungen rein gar nichts anfangen.

Offline Murchison´s friend

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #71 am: Oktober 10, 2013, 14:48:14 Nachmittag »
ok
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Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #72 am: Oktober 10, 2013, 15:14:07 Nachmittag »
Und, dein erster Meteorit schon angekommen? Bin ja mal gespannt, was du dann sagst. Bisher gehst du die Sache sehr rational an. Wenn es jetzt noch "pling" macht und da Herzblut mit reinkommt, dann bist du auch hoffnungslos infiziert... :baetsch: :einaugeblinzel:
Aber vielleicht passiert ja auch gar nichts und es ist "nur" irgendein Eisen oder Stein. Wer weiß? Auf Fotos erscheint auch alles immer größer und detaillierter.

Ich habe inzwischen meine erste Bestellung erhalten, bin zeitlich aber leider sehr eingeschränkt.
Nächste Woche folgen dann jedoch sämtliche Infos zu dem Kauf und natürlich auch diverse Fotos! :wow:

Ich möchte erst die (trockene) Arbeit der Klassifikation hinter mich bringen, bevor ich mich in der Schönheit der einzelnen Gesteine verliere. :laughing:

Ich bin auf jeden Fall schwer von der gesamten Materie der Meteoriten begeistert und werde meine Leidenschaft hier im Forum sicher gut ausleben können! :super:

Stefan

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Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #73 am: Oktober 13, 2013, 09:42:24 Vormittag »
Anbei meine aus mehreren Quellen (AAW Darmstadt, haberer-meteorite.de, Wikipedia) zusammengetragene und durch hilfreiche Antworten aus dem Forum optimierte und korrigierte Klassifikation:

Über Ergänzungen, Fehlerkorrekturen oder allgemeine Hinweise würde ich mich natürlich sehr freuen! :super:

Die Klassifikation wird in drei Beiträge aufgesplittet, da die maximale Zeichenlänge (20.000) pro Post überschritten wurde.  :user:


Klassifikation der Meteorite


Undifferenzierte Meteorite

Gewöhnliche Chondrite

•   H         High Iron
•   L         Low  Iron
•   LL         Low  Iron / Low Metal

Kohlige Chondrite

•   CI         Ivuna-Gruppe
•   CM         Mighei-Gruppe
•   CV         Vigarano-Gruppe
•   CO         Ornans-Gruppe
•   CR         Renazzo-Gruppe
•   CK         Karoonda-Gruppe
•   CH         High Iron
•   CB         Bencubbinit

Spezifische Chondrite

•   EH         Enstatit-H
•   EL         Enstatit-L
•   R         Rumuruti
•   K         Kakangari
•   F         Forsterit


Differenzierte Meteorite

Eisenmeteorite

•   Oktaedrite
•   Hexaedrite
•   Ataxite

Stein-Eisen-Meteorite

•   Pallasite
•   Mesosiderite

Primitive Achondrite (PAC)

•   Acapulcoite
•   Brachinite
•   Lodranite
•   Winonaite

•   Primitive Enstatit Achondrite

Asteroiden - Achondrite

•   Angrite
•   Aubrite
•   Ureilite

Vesta - Achondrite (HED)

•   Diogenite
•   Eukrite
•   Howardite

Mond - Achondrite (LUN)

•   Regolith Hochlandbrekzien
•   Fragmentale Hochlandbrekzien
•   Impakt Schmelzbrekzien (KREEP)
•   Marebasalte
•   Maregabbros

Mars - Achondrite (SNC)

•   Shergottite
•   Nakhlite
•   Chassignite
•   Orthopyroxenite


-----------------------------------

 
Undifferenzierte Meteorite

Die undifferenzierten Meteoriten stammen entweder von Asteroiden, die nie genügend groß waren, um sich so stark aufzuheizen, wie es für eine völlige Trennung von Kern und Mantel nötig gewesen wäre, oder aber sie stammen von Asteroiden, die sich erst spät bildeten, als die kurzlebigen radioaktiven Isotope Aluminium-26 und Eisen-60 bereits vollständig zerfallen waren, sodass nicht mehr genügend Wärme zur Verfügung stand, um den Asteroiden zu differenzieren. Die undifferenzierten Meteoriten machen etwa 70% aller fallenden Meteoriten aus. Diese Beobachtung deckt sich mit der Beobachtung der Asteroiden im Asteroidengürtel: rund 70% aller Asteroiden haben mehr oder weniger die gleiche chemische Oberflächen-zusammensetzung wie die undifferenzierten Meteoriten. Die meisten Chondriten wurden jedoch in ihren Mutterkörpern geringfügig thermisch oder wässerig verändert - aufgrund dessen wird ihnen eine Zahl zugeordnet, wobei 3 für praktisch unverändert steht, 1 und 2 für eine wässerige, 4 bis 6 für eine thermische Alteration stehen. Diese Zahl wird der Klassifikation hintenangestellt.


Gewöhnliche Chondrite

Die Chondrite dieser Klasse werden nur deshalb als „gewöhnlich“ bezeichnet, weil sie mit über 85% aller Chondritenfälle den Großteil dieser Meteorite repräsentieren. Als kosmische Urmaterie sind sie allerdings alles andere als gewöhnlich. Mineralogisch betrachtet, bestehen sie zum Großteil aus Olivin und Orthopyroxenen sowie einem charakteristisch hohen Anteil an mehr oder weniger oxidiertem Nickeleisen. Aufgrund dieses Anteils an Eisen und anderer mineralogischer Charakteristika werden sie in drei Gruppen unterteilt.


H-Chondrite

•   H = High Iron (hoher Anteil an Nickel-Eisen)
•   Gesamteisen-Gewichtsanteil von 25 – 31 % am Gesamtgewicht
•   davon 15 – 19 % im ungebundenen, metallischen Zustand
•   starker Magnetismus
•   petrologischer Typ: 3 bis 7
•   mineralogische Hauptbestandteile: Olivin und Orthopyroxen Bronzit
•   veraltete Bezeichnung: Olivin-Bronzit-Chondrite
•   Abstammung: womöglich vom Asteroiden Hebe oder einem Abkömmling desselben


L-Chondrite

•   L = Low Iron
•   Gesamteisen-Gewichtsanteil von 20 – 25 % am Gesamtgewicht
•   davon 4 – 9 % im ungebundenen, metallischen Zustand
•   weniger stark magnetisch als H-Chondrite
•   petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 6)
•   mineralogische Hauptbestandteile: Olivin und Orthopyroxen Hypersthen
•   veraltete Bezeichnung: Olivin-Hypersthen-Chondrite
•   Abstammung: womöglich vom erdnahen Asteroiden Eros


LL-Chondrite

•   LL = Low Iron & Low Metal
•   Gesamteisen-Gewichtsanteil von 19 – 22 % am Gesamtgewicht
•   davon 1 – 3 % im ungebundenen, metallischen Zustand
•   schwach magnetisch
•   petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 3)
•   veraltete Bezeichnung: Amphoterite
•   Abstammung: womöglich vom erdnahen Asteroiden Eros
(Sie repräsentieren einen anderen Ursprungsort auf dem Asteroiden als L-Chondrite.)



Kohlige Chondrite

Die kohligen Chondrite, auch C-Chondrite genannt, repräsentieren wohl die ursprünglichste und älteste bekannte Materie und ähneln in ihrem Chemismus der Sonne mehr als alle anderen Chondrite. Typisch ist ihr Gehalt von Wasser und durch Wasser veränderter Mineralien, ihr Gehalt von Kohlenstoff und organischen Verbindungen sowie die Tatsache, dass die meisten von ihnen im Laufe ihres Daseins kaum durch thermische Prozesse verändert wurden. Die primitivsten kohligen Chondrite wurden im Laufe der Geschichte nie über eine Temperatur von 50 Grad Celsius erhitzt. Trotz all dieser Gemeinsamkeiten sind die kohligen Chondrite doch je nach Entstehungsort im präsolaren Urnebel recht verschieden und werden in mehrere Gruppen unterteilt. Die wichtigsten sollen im Folgenden erwähnt werden.


CI-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Ivuna (Tansania)
•   nur eine Handvoll dieser Meteorite ist bekannt
•   primitivsten und unansehnlichsten Meteorite überhaupt
•   petrologischer Typ: 1 (nur ein CI2-Chondrit ist bekannt)
•   so gut wie keine sichtbaren Chondren, da diese durch Wasser zerstört wurden
•   hoher Wassergehalt von bis zu 20 %
•   enthalten zahlreiche organische Verbindungen wie Aminosäuren und andere Bausteine des Lebens
•   Abstammung: womöglich von einem Kometen, gewiss jedoch aus den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems, da sie im Laufe ihrer Entwicklung nie über 50 Grad Celsius erhitzt wurden


CM-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Mighei (Ukraine)
•   zahlenmäßig stärker vertreten als die CI-Gruppe
•   petrologischer Typ: 2
•   enthalten weniger Wasser als CI-Chondrite, sind ihnen aber sonst von der mineralogischen Zusammensetzung her recht ähnlich
•   enthalten organische Substanzen wie Aminosäuren
•   deutlich sichtbare Chondren
•   häufig Einschlüsse von sog. CAIs (Calcium-Aluminium-Inklusionen), welche mikroskopisch kleine Diamanten mit isotopischen Signaturen enthalten
Diese Signaturen weisen nicht nur auf ein deutlich höheres Alter als das des unseren Sonnensystems hin, sondern bestehen offenbar aus interstellarem Material –
Material aus anderen Sternensystemen, das bei der Entstehung unseres Sonnensystems in den CAIs eingeschlossen und konserviert wurde.
Präsolaren Minerale (z.B. die o.g. Diamanten) können nur durch Nukleosynthese oder Supernovae entstanden sein und müssen somit zwangsläufig älter als unsere Sonne sein.


CV-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Vigarano (Italien)
•   petrologischer Typ: 3 und 4
•   in ihrer Struktur und Zusammensetzung ähneln sie eher den gewöhnlichen Chondriten, enthalten aber im Gegensatz zu diesen auch Spuren von Wasser, organische Substanzen und besonders viele und große Chondren (ein typisches Merkmal der CV-Gruppe)
•   besonders bekannter CV-Meteorit: Fall von Allende (Mexiko)


CO-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Ornans (Frankreich)
•   petrologischer Typ: 3
•   ähneln chemisch den CV-Chondriten, mit denen sie einen Clan bilden, aber sie unterscheiden sich bereits auf den ersten Blick durch ihr schwarzes Erscheinungsbild, ihre sehr kleinen Chondren und durch wesentlich spärlichere Einschlüsse von CAIs
•   deutlich sichtbare Einschlüsse von Nickel-Eisen, die in polierten Scheiben wie winzige schillernde Flocken wirken


CR-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Renazzo (Italien)
•   sehr selten
•   petrologischer Typ: 2 und 3
•   wurden ursprünglich den CM-Chondriten zugeordnet, inzwischen ist aber klar, dass sie eine eigene Gruppe repräsentieren
•   große, klar abgegrenzte Chondren
•   im Gegensatz zu CM-Chondriten besitzen sie relativ viel Nicke-Eisen und Eisensulfid
•   Abstammung: womöglich vom Asteroiden (2) Pallas


CK-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Karoonda (Australien)
•   sehr selten
•   petrologischer Typ: 3 bis 6
•   wurden ursprünglich für Vertreter der CV-Gruppe gehalten
•   geschnittene Scheiben erscheinen aufgrund eines hohen Anteils von Magnetit meist matt und schwarz, durchsetzt von verschieden großen Chondren und gelegentlichen Einschlüssen von CAIs
•   viele CK-Chondrite weisen Schockvenen auf, Adern aus durch Druck geschmolzenem Gestein, was auf eine bewegte Vergangenheit des CK-Mutterkörpers bzw. auf ein Impaktereignis hinweist


CH-Chondrite

•   Benennung nicht nach einem Fall, sondern nach einer besonderen Eigenschaft:
H = High Iron (Anteil von Nickel-Eisen an der Gesamtmasse liegt oft bei über 50 %)
•   sehr kleine Gruppe
•   petrologischer Typ: 3
•   die alleinige Tatsache des hohen Nickel-Eisen-Anteils könnte genügen, die CH-Gruppe als eine Form der Stein-Eisen-Meteorite zu bezeichnen, aber die Verwandtschaft des kohligen Gesteinsanteil mit den Meteoriten der CR-Gruppe hat dazu geführt, dass man sie in die Klasse der kohligen Chondrite einordnete
•   enge Verbindung zu den CB-Chondriten


CB-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Bencubbin (Australien)
•   Bezeichnung eines CB-Chondriten: Bencubbinit
•   nur eine Handvoll von Mitgliedern in dieser Gruppe
•   enthalten neben kohligem Material sehr viel Eisen, was machen Forscher bewogen hat, sie in die Kategorie der Stein-Eisen-Meteorite einzuordnen
•   chemisch stehen sie allerdings den kohligen Chondriten des CR-Clans und den CH-Chondriten recht nahe, weshalb anzunehmen ist, dass sie zumindest in einem ähnlichen Bereich des präsolaren Urnebels auskristallisierten – möglich ist jedoch auch, dass sie Muster verschiedener Regionen ein und desselben Mutterkörpers repräsentieren



Spezifische Chondrite


Enstatit-Chondrite

•   auch E-Chondrite genannt
•   Einteilung in zwei Gruppen:
EH     High Metal    ca. 29 % Eisen
EL     Low Metal    ca. 22 % Eisen
•   seltene Gruppe von Chondriten, die sich in mancher Hinsicht von den gewöhnlichen und kohligen Chondriten unterscheiden
•   sie sind in einer sehr sauerstoffarmen Umgebung entstanden, da nahezu alles Eisen in diesen Meteoriten in reduzierter, metallischer Form auftritt; auch ihr Pyroxenanteil
enthält kein Eisen und tritt nur in der magnesiumreichen Form Enstatit (Namensgeber für diese Gruppe) auf
•   petrologischer Typ: 3 bis 7 (am häufigsten 3 und 6)
•   alle Enstatit-Chondrite stammen wahrscheinlich von ein und demselben Mutterkörper, welcher wohl eine große Nähe zur Sonne hatte, da die Entstehung der E-Chondrite eine besonders sauerstoffarme, reduzierte Umgebung voraussetzt (womöglich im Bereich der Umlaufbahn des Merkurs oder aber im inneren Bereich des Asteroidengürtels) – erst zukünftige Forschungen werden Aufschluss über die tatsächliche Herkunft der E-Chondrite geben


Rumuruti-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Rumuruti (Kenia)
•   auch R-Chondrite genannt
•   ähnlich selten wie E-Chondrite
•   in mancher Hinsicht das Gegenteil der E-Chondrite:
das in ihnen enthaltene Eisen ist nahezu gänzlich oxidiert oder liegt in Form verschiedener Eisensulfide vor
•   der in den R-Chondriten enthaltene Olivinanteil ist eisenreich und verleiht ihnen ihre dunkle, oft rötliche Erscheinung
•   im Vergleich zu den gewöhnlichen Chondriten nur wenige Chondren
•   petrologischer Typ: 3 bis 6
•   verhältnismäßig viele R-Chondrite sind sog. Brekzien (Gestein, das aus Gesteinstrümmern eckiger Form besteht, die in einer feinkörnigen Grundmasse liegen) verschiedener Grade, was auf eine bewegte Vergangenheit des Mutterkörpers mit zahlreichen Einschlägen schließen lässt
•   Einschlüsse von kohligem Material in einigen R-Chondriten, was ein weiterer Hinweis auf die impaktreiche Geschichte des Rumuruti-Mutterkörpers ist


Kakangari-Chondrite

•   Benennung nach dem Fall von Kakangari (Indien)
•   auch K-Chondrite genannt
•   petrologischer Typ: 3
•   ihr Oxidationsgrad liegt zwischen dem von gewöhnlichen und Enstatit-Chondriten
•   sie besitzen eine eigenartige isotopische Signatur, die darauf schließen lässt, dass sie von einem eigenen Mutterkörper stammen


(Forsterit-Chondrite)

•   auch F-Chondrite genannt
•   hypothetische Klasse: bislang wurden keine vollständigen Meteorite dieser Gruppe auf der Erde gefunden
•   sie sind nur als Einschlüsse in anderen Meteoriten bekannt
•   mineralogisch bestehen sie primär aus dem Olivinendglied Forsterit, was sie zu einer einzigartigen Gruppe macht

Stefan

  • Gast
Re: Einstieg in die Welt der Meteoriten
« Antwort #74 am: Oktober 13, 2013, 09:46:41 Vormittag »
Differenzierte Meteorite

Differenzierte Meteorite stammen von Asteroiden mit mindestens 20 km (vielleicht auch etwas mehr) Durchmesser. Diese Objekte entwickelten in der Frühzeit des Sonnensystems durch den Zerfall von kurzlebigen radioaktiven Isotopen wie Aluminium-26 und Eisen-60 genügend Wärme, um innerlich aufzuschmelzen. Dabei sanken Eisen, Nickel und ein Teil des Schwefels ab und bildeten den "Kern". Das zurückgebliebene Material bildete dann den "Mantel" des Asteroiden. In wenigen Fällen kam es auf der Oberfläche des Asteroiden zu Vulkanausbrüchen und Lavaströmen, die wiederum eine leicht verschiedene Chemie aufweisen (z.B. die HED-Meteoriten). Ein anderer Differentiationsprozess findet bei Asteroidenkollisionen statt: auch hier kann es bei hohem Druck und hoher Temperatur zur chemischen Trennung der Komponenten kommen. Alle Meteoriten, die an diesen Prozessen beteiligt waren, werden als "differenzierte" Meteorite bezeichnet. Sie machen etwa 30% aller fallenden Meteoriten aus.


Eisenmeteorite

Eisenmeteorite setzen sich vor allem aus zwei verschiedenen Nickel-Eisen-Mineralen zusammen, dem dunklen „Balkeneisen“ Kamacit mit einem Nickelgehalt von bis zu 7,5 % und dem helleren „Bandeisen“ Taenit mit einem Nickelgehalt von 27 - 65 %. Je nach Anteil und Verteilung des ein oder anderen Minerals bilden Eisenmeteorite spezifische Strukturen aus, nach denen sie von der klassischen Meteoritenkunde in drei verschiedene strukturelle Klassen unterteilt werden.

Oktaedrite

•   bestehen aus einer feinen Verwachsung von Kamacit und Taenit, die der Struktur eines Oktaeders folgt
•   waren während ihrer Entstehung Temperaturen von über 800 Grad ausgesetzt
•   wird ein solcher Meteorit poliert und seine Oberfläche mit Salpetersäure geätzt, wird diese Verwachsung in Form von den sog. Widmanstätten-Figuren sichtbar, einem faszinierenden Spiel geometrisch angeordneter Bänder und Balken
•   entsprechend der Breite der Kamacitbänder unterscheidet man folgende Untergruppen:
Gröbste Oktaedrite     (Ogg)     Balkenbreite mehr als 3,3 mm   5 – 9 % Nickel
   Grobe Oktaedrite    (Og)     Balken 1,3 – 3,3 mm      6,5 – 8,5 % Nickel
   Mittlere Oktaedrite   (Om)     Balken 0,5 – 1,3 mm      7 – 13 % Nickel
   Feine Oktaedrite   (Of)     Balken 0,2 – 0,5 mm      7,5 – 13 % Nickel
   Feinste Oktaedrite   (Off)     Balken kleiner als 0,2 mm      17 – 18 % Nickel


Hexaedrite

•   bestehen nahezu ausschließlich aus dem nickelarmen Mineral Kamacit und zeigen keine Widmanstätten-Figuren wenn sie poliert und geätzt werden
•   wurden während ihrer Entstehung nicht über 800 Grad erhitzt
•   Nickelgehalt 4 – 7,5 %
•   bei manchen Hexaedriten werden nach dem Ätzen feine parallele Linien sichtbar, die sog. Neumannschen Linien, die strukturelle Verformungen im Kamacitgefüge darstellen und wohl die Folge eines Impaktereignisses sind, dem Zusammenstoß des Hexaedrit-Mutterkörpers mit einem anderen Asteroiden oder dem Aufprall des Meteoriten auf der Erde


Ataxite

•   Ataxit = ohne Struktur
•   zeigen nach dem Ätzen keinerlei Strukturen
•   bestehen im Gegensatz zu den Hexaedriten nahezu ausschließlich aus Taenit
•   besitzen nur mikroskopisch kleine Kamacit-Lamellen
•   sie zählen zu den nickelreichsten Meteoriten überhaupt (über 16 %)
•   sehr selten, wobei paradoxerweise der größte Meteorit der Erde (Hoba) ein Ataxit ist



Stein-Eisen-Meteorite

Die Klasse der Stein-Eisen-Meteorite ist eine lose Kategorie der klassischen Meteoritenkunde, in der alle Meteoriten zusammengefasst wurden, die ungefähr zu gleichen Teilen aus Metall bzw. Nickel-Eisen und Gestein zusammengesetzt sind. Heute zählen die meisten Forscher nur zwei Gruppen zu den Stein-Eisen-Meteoriten – Pallasite und Mesosiderite. Es gibt jedoch genug Gründe, diese Kategorie um einige Gruppen zu erweitern, die gewöhnlich in den Klassen der Stein- oder Eisenmeteorite geführt werden, obwohl sie alle Kriterien erfüllen, die sie zu echten Stein-Eisen-Meteoriten machen. Aus diesem Grund werden diese Gruppen weiter unten ebenfalls beschrieben.

Pallasite

•   bestehen aus Olivinkristallen, die in einer netzwerkartigen Nickel-Eisen-Matrix eingebettet sind
•   von der Entstehung her sind sie eng mit den Eisenmeteoriten verwandt
Eisenmeteorite entsprechen den Kernen differenzierter Asteroiden
Pallasite repräsentieren den inneren Mantel, eine Zone, in der sich der metallische Kern und die silikatreiche Kruste des Asteroiden treffen und miteinander mischen
Vermutlich gibt es auch auf der Erde ähnliche Minerale, jedoch in einer solchen Tiefe, dass wir sie wohl nie zu Gesicht bekommen werden
•   bei alten verwitterten Pallasiten, die schon lange auf der Erde liegen, sind die Olivinkristalle oft schwärzlich verfärbt oder aus der Matrix herausgewittert, was diesen Stücken ein unschönes, schwammartiges Äußeres verleiht
•   frische Pallasite mit oft zentimetergroßen, klaren Olivinkristallen und einer intakten Matrix gehören in Scheiben geschnitten und poliert zu den schönsten Meteoriten überhaupt
•   die olivgrünen, oft klaren Olivine entsprechen den irdischen Peridoten und können zurecht als die einzigen kosmischen Edelsteine bezeichnet werden
•   gelegentlich werden exquisite Juwelen aus diesem seltenen extraterrestrischen Material gefertigt
•   Pallasite werden in drei chemisch unterschiedliche Gruppen eingeteilt, wobei jede dieser Gruppen einen eigenen Mutterkörper repräsentiert

(1)   Hauptgruppe: zu ihr gehören die meisten bisher gefundenen Pallasite
Pallasite dieser Gruppe zeigen eine enge Verwandtschaft mit den Eisenmeteoriten der IIIAB-Gruppe  dies lässt auf eine gemeinsame Herkunft schließen
(2)   Eagle-Station-Gruppe: zahlenmäßig nur schwach vertreten
enge Verwandtschaft mit den Eisenmeteoriten der IIAF-Gruppe  gemeinsame Herkunft

(3)   Pyroxen-Pallasite: einzigartig, da sie neben den Olivinkristallen auch Pyroxenkristalle in einer Nickel-Eisen-Matrix enthalten
Sie stammen offenbar von einem Mutterkörper, von dem wir keine weiteren Zeitzeugnisse besitzen

Zudem existieren ein paar weitere, ungruppierte Pallasite, die ebenfalls keine Ähnlichkeiten zu anderen bekannten Meteoriten aufweisen. 


Mesosiderite

•   komplexes und oftmals chaotisches Gefüge von Nickel-Eisen und brekziierten Silikaten, das sich aus Pyroxen, Plagioklas und Olivin zusammensetzt
•   das Vorhandensein von Brekzien lässt auf ein größeres Impaktereignis schließen
•   Herkunft: womöglich ist der Mutterkörper der Mesosiderite ein großer, differenzierter Asteroid, der mit einem anderen großen Asteroiden zusammengeprallt ist
Möglicherweise handelt es sich hierbei um den Asteroiden (4) Vesta, da dieser einen gewaltigen Krater besitzt und auch das Vorkommen von eukritischen und diogenitischen Einschlüssen in den Mesosideriten erklären würde



Primitive Achondrite (PAC-Gruppe)

Die Differenzierung dieser Meteorite ist unvollständig. Sie haben ihre primitive (chondritische) Zusammensetzung weitgehend behalten, die den Chondriten typische Struktur ging jedoch verloren – die Chondren wurden zerstört. Primitive Achondrite sind wahrscheinlich auf sehr kleinen Asteroiden entstanden, die durch Impaktereignisse aufgeschmolzen wurden und dann sehr schnell rekristallisierten.

Acapulcoite

•   Benennung nach dem Fall von Acapulco (Mexiko)
•   kleine Klasse
•   sie markieren den Übergang zwischen chondritischer Grundsubstanz und differenziertem Gestein
•   Hauptbestandteile: Olivin und Pyroxen sowie geringe Anteile von Plagioklas, metallischem Nickel-Eisen und Troilit
•   in manchen Acapulcoiten hat man auch intakte Chondren gefunden, was die Vermutung unterstreicht, dass diese Gruppe einen wenig differenzierten Mutterkörper repräsentiert und als die primitivste Klasse von Achondriten anzusehen ist


Brachinite

•   Benennung nach dem Fund von Brachina (Australien)
•   sehr kleine, olivinreiche Gruppe
•   ähneln von ihrer mineralogischen Komposition den Chassigniten (Marsgestein), sie sind mit einem Entstehungsalter von 4,5 Mrd. Jahren jedoch deutlich älter
•   zudem weisen sie ein ganz anderes Muster in ihren Spurenelementen auf, die eine typische chondritische Verteilung zeigen


Lodranite

•   Benennung nach dem Fall von Lodran (Pakistan)
•   wurden ursprünglich als eine kleine Gruppe von Stein-Eisen-Meteoriten betrachtet, da sie ungefähr zu gleichen Teilen aus Olivin und Pyroxen sowie feinkörnigem Nickel-Eisen bestehen
•   erst die Entdeckung der Acapulcoite hat aufgrund großer chemischer und isotopischer Ähnlichkeiten dazu geführt, sie in die Gruppe der primitiven Achondrite einzuordnen
•   wahrscheinlich stammen Acapulcoite und Lodranite sogar von ein und demselben, wenig differenzierten Asteroiden, der von seinem Chemismus eine Verwandtschaft mit den Mutterkörpern der E- und H-Chondrite aufweist


Winonaite

•   Benennung nach dem Fund von Winona (USA)
•   1928 wurde der namensgebende Meteorit bei archäologischen Grabungen in Elden-Pueblo (prähistorisches indianisches Dorf) in Arizona, in einer in den Stein gemeißelten Wandnische, entdeckt – offenbar hat er den hier lebenden Indianern als Heiligtum gedient
•   unterscheiden sich in ihrer isotopischen Signatur ganz deutlich von allen anderen Achondriten
•   besitzen eine enge Verwandtschaft zu den Eisenmeteoriten der Klasse IAB
•   viele IAB enthalten Silikateinschlüsse, die den Winonaiten sehr ähnlich sind – wahrscheinlich stammen beide vom selben Mutterkörper


Primitive Enstatit Achondrite

•   sind in ihrem Chemismus und Mineralbestand einmalig
•   bestehen hauptsächlich aus Enstatit und metallischem Nickel-Eisen
•   zwei bekannte Funde: Zaklodzie aus Polen (erinnert von seiner Struktur an Acapulcoite) und ITQIY aus Nordafrika (gleicht strukturell den Lodraniten)
Möglicherweise sind beide Abkömmling desselben, wenig differenzierten Mutterkörpers, der eine vergleichbare Entwicklung wie die Mutterkörper der Acapulcoite und Lodranite durchgemacht hat



Asteroiden - Achondrite


Angrite

•   Benennung nach dem Fall von Angra dos Reis (Brasilien)
•   sehr kleine Gruppe
•   bestehen aus Pyroxen, Olivin und Plagioklas
Im Gegensatz zu primitiven Achondriten liegen dieser Minerale jedoch in Formen vor, die typisch für eine magmatische Entstehung sind:
   das Pyroxen liegt vor allem in der Form des Minerals Fassait vor
   das Olivin enthält neben Eisen und Magnesium auch Kalzium
   der Plagioklas liegt nahezu ausschließlich als kalziumreicher Anorthit vor
•   allgemeine Struktur sowie häufig auftretende rundliche Vesikel, die als erstarrte Gasblasen gedeutet werden, lassen die Angrite als typische Ergussgesteine, also als Basalte magmatischen Ursprungs, erscheinen, die irdischen Basalten recht ähnlich sind - mit dem Unterschied des hohen Altersunterschiedes (Angrite sind 4,56 Mrd. Jahre alt)
•   Herkunft ist noch ungeklärt  sie stammen wahrscheinlich nicht vom Asteroiden (4) Vesta, sondern von einem gesonderten Mutterkörper, der bislang noch nicht identifiziert werden konnte


Aubrite

•   Benennung nach dem Fall von Aubres (Frankreich)
•   sind aufgrund ihrer eigenartigen mineralogischen Beschaffenheit auch als Enstatit - Achondrite bekannt, da sie zum Großteil aus diesem fast eisenfreien, magnesiumreichen Pyroxen bestehen
•   neben Enstatit enthalten die meist stark brekziierten Aubrite aber auch unterschiedliche Anteile reduziertes Nickel-Eisen, Olivin, Troilit und einige seltene Minerale, die auf eine magmatische Entstehung unter ausgesprochen reduzierten Bedingungen schließen lassen
•   trotz einer gewissen chemischen Ähnlichkeit zu den Enstatit - Chondriten und den primitiven Enstatit - Achondriten, stammen die Aubrite sicher von einem anderen Mutterkörper, der eine wesentlich stärkere Differenzierung durchgemacht hat
•   spektrologische Untersuchungen haben den Asteroiden (44) Nysa und einige seiner Begleiter als mögliche Mutterkörper identifizieren können, wobei vor allem ein Ausreißer aus dieser Asteroidenfamilie, der erdnahe Asteroid 3103, in den Blickpunkt gerückt ist
•   möglicherweise ist dieser namenlose Asteroid mit etwa 1,5 km Durchmesser der Ursprung aller auf der Erde auftreffenden Aubrite


Ureilite

•   Benennung nach dem Fall von Novo Urei (Russland)
•   häufigere und dennoch rätselhafteste Achondrite überhaupt
•   bestehen hauptsächlich aus Olivin und Pyroxen in einer kohlenstoffreichen Matrix aus Graphit, Diamant, reduziertem Nickel-Eisen und Troilit
•   sowohl die chemischen als auch die isotopischen Untersuchungen der Ureilite führen zu widersprüchlichen Ergebnissen
Einige Fakten lassen die Ureilite als hochdifferenzierte Gesteine erscheinen, während andere Ergebnisse diese Meteorite eher in das Umfeld der primitiven Achondrite rücken
•   aufgrund dieser Widersprüche gibt es bislang keine allgemein anerkannte Theorie über die Entstehung und den Ursprung der Ureilite
•   dennoch sind sich die meisten Forscher einig, dass er hohe Kohlenstoffgehalt eine Verwandtschaft zu den kohligen Chondriten suggeriert - wahrscheinlich stammen die Ureilite von einem differenzierten Asteroiden der C-Klasse



Vesta - Achondrite (HED Gruppe)


Die HED-Gruppe setzt sich aus drei verschiedenen Klassen von eng verwandten Achondriten zusammen, den Howarditen, Eukriten und Diogeniten, deren Anfangsbuchstaben das Kürzel "HED" formen. Von ihrer mineralogischen Zusammensetzung und Entstehung her sind diese Meteorite recht verschieden, aber ihre nahezu identischen chemischen und isotopischen Muster zeigen ganz klar, dass alle drei von ein und demselben Mutterkörper stammen müssen. Vergleiche der Reflexionsspektren dieser Meteorite mit den Spektren diverser Asteroiden haben ergeben, dass es sich bei diesem Mutterkörper wahrscheinlich um den Hauptgürtel-Asteroid (4) Vesta handelt, einem der größten Asteroiden in unserem Sonnensystem.

Diogenite

•   Benennung nach dem griechischen Philosoph Diogenes, der bereits im fünften Jahrhundert v. Chr. vermutete, dass Meteorite nicht von der Erde, sondern aus dem Weltall stammen
•   mineralogisch betrachtet handelt es sich um differenzierte Tiefengesteine, die vor allem aus magnesiumreichem, kalziumarmem Orthopyroxen bestehen
•   sie enthalten daneben auch noch kleinere Mengen von Olivin und Plagioklas, aber den Großteil der Masse bilden die oft recht großen Pyroxenkristalle, die wiederum typisch für plutonische Gesteine sind, die sich in Magmakammern im Mantel eines Planeten oder Asteroiden gebildet haben und durch langsame Abkühlung zu einer solchen Größe heranwachsen konnten
•   Diogenite sind somit Beispiele von magmatischen Prozessen, die sich vor etwa 4,4 Milliarden Jahren innerhalb ihres Mutterkörpers Vesta abgespielt haben


Eukrite

•   der Begriff Eukrit stammt vom griechischen Wort eukritos, das so viel bedeutet wie "leicht zu unterscheiden"
•   die alte Meteoritenkunde verlieh den Eukriten, die mit über zweihundert Fällen und Funden die zahlenmäßig größte Achondritenklasse bilden, diesen Namen aus zwei Gründen: erstens, weil sie sich durch ihr Erscheinungsbild leicht von den Chondriten unterscheiden lassen, und zweitens, weil sie bestimmten irdischen Gesteinen vulkanischer Herkunft ähneln, die damals ebenfalls Eukrite genannt wurden
•   heute ist dieser Name nur noch für die gleichnamigen Meteorite gebräuchlich, obschon die Eukrite tatsächlich in mancherlei Hinsicht an terrestrische Basalte erinnern
•   sie bestehen aus kalziumreichem Plagioklas (Anorthit), kalziumarmen Pyroxenen und enthalten oft Anteile von reduziertem Nickel-Eisen, was manche Eukrite leicht magnetisch macht
•   oft enthalten sie auch kleine Vesikel, die als erstarrte Gasblasen gedeutet werden und den magmatischen Ursprung der Eukrite als echte Ergussgesteine unterstreichen
•   Eukrite sind die Basalte einer anderen Welt und dennoch vergleichbar mit den Basalten, die sich auf der Erde durch vulkanische Aktivität bildeten und immer noch bilden


Howardite

•   Benennung nach dem britischen Chemiker Edward Howard, einem Pionier der Meteoritenkunde
•   in gewisser Hinsicht bilden die Howardite eine Art Bindeglied zwischen Diogeniten und Eukriten, das aber nicht, wie man vermuten könnte, im Mantel von (4) Vesta entstanden ist, sondern an deren Oberfläche
•   Howardite sind, mineralogisch betrachtet, ein Regolithgestein: zusammengebackene „Staubschichten“ der Oberfläche ihres Mutterkörpers - in ihnen mischen sich in etwa gleichen Teilen diogenitisches und eukritisches Gestein mit chondritischem Impaktmaterial aus dem Weltraum
•   so findet man in den stark brekziierten Howarditen auch verschiedenste Einschlüsse von kleineren und größeren Meteoriten, die im Laufe der Jahrmilliarden auf (4) Vesta stürzten und sich mit den von ihnen freigelegten und vom Sonnenwind pulverisierten Eukriten und Diogeniten zu einem neuen Gestein verbanden
•   diese natürliche Vielfalt macht die Howardite nicht nur hochinteressant, sondern auch optisch sehr schön

 

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