Mond - Achondrite (LUN Gruppe)
Das Kürzel "LUN" steht für „Lunaite“ und bezeichnet eine Gruppe von Achondriten, die von unserem Erdtrabanten, dem Mond stammen. Wenn man sich den Mond in einer sternenklaren Nacht einmal genau ansieht, kann man sich gut vorstellen, wie diese Meteorite von der Mondoberfläche auf die Erde gelangt sind - der Erdtrabant ist übersäht mit großen Kratern, die von Einschlägen herrühren, die genug Kraft hatten, Gesteine aus dessen Kruste herauszureißen und so stark zu beschleunigen, dass sie das Schwerefeld des Mondes überwanden und im Weltall landeten. Einige dieser Bruchstücke gerieten in eine instabile Umlaufbahn um unseren Planeten und stürzten nach einiger Zeit als Mondmeteorite auf die Erde. Diese Meteorite sind so verschieden wie die Gesteine des Mondes selbst. Es existieren fünf verschiedene Klassen:
Regolith Hochlandbrekzien
• Regolith Hochlandbrekzien stellen mit über zehn Funden die Mehrzahl der bekannten Mondmeteorite dar
• sie stammen aus den Hochländern des Mondes, die den Großteil seiner Oberfläche bilden und vor allem die von der Erde aus unsichtbare Seite dominieren
• in ihrem Mineralbestand bestehen sie vor allem aus einem durch Meteoritenbombardement und Sonnenwind entstandenen Regolith sowie einem zusammengebackenen Staub, der zahlreiche Klasten (feste Gesteinsbruchstücke, die aus der mechanischen Zerstörung anderer Gesteine stammen) von ursprünglichem Plagioklas enthält, der in den Hochländern des Mondes als kalziumreicher Anorthit das primäre, gesteinsbildende Mineral ist
• diese Zusammensetzung verleiht den anorthositischen Regolith Hochlandbrekzien ihr typisches Aussehen mit eckigen, weißen Klasten (Anorthit) in einer kohlig-schwarzen Matrix (Regolith)
Fragmentale Hochlandbrekzien
• fragmentale Hochlandbrekzien, die seltener als die Regolith Hochlandbrekzien sind, stammen ebenfalls aus den Hochländern des Mondes.
• sie bestehen jedoch nicht aus Regolith, sondern aus brekziierten Gesteinsfragmenten der unter dem Regolith gelegenen lunaren Oberfläche
• dementsprechend bestehen sie mineralogisch vor allem aus Anorthit, dem kalziumreichen Plagioklas der lunaren Hochländer, sowie einigen anderen begleitenden Mineralen wie z.B. Pyroxen und Olivin
Impakt Schmelzbrekzien (KREEP)
• Impakt Schmelzbrekzien, ähnlich selten wie die fragmentalen Hochlandbrekzien, ähneln von ihrer mineralogischen Zusammensetzung den anderen Lunaiten der Hochländer - mit dem Unterschied, dass manche darin enthaltene Minerale in stark geschockter Form vorliegen, d.h. durch ein früheres Impaktereignis in ihrer Struktur verändert wurden.
Dementsprechend finden sich in diesen Schmelzbrekzien auch häufig Adern von zu Glas geschocktem Gestein sowie Hochdruckmineralien
Marebasalte
• diese Meteorite, von denen nur fünf bekannt sind, sind Muster der lunaren Mare, der großen, dunklen Becken, die die Tiefländer des Mondes bilden. Drei dieser fünf Mondmeteorite sind Regolith Brekkzien, die vergleichbar mit den Regolith Hochlandbrekzien nur Fragmente des ursprünglichen Basalts in einer Regolith-Matrix aufweisen, während es sich bei zwei dieser Meteorite um echte Muster des lunaren Marebasalts handelt. Dieser besteht vornehmlich aus den Pyroxenen Pigeonit und Augit sowie einem geringeren Anteil von Plagioklas und Olivin
• sie entstanden erst etwa eine Milliarde Jahre nach den etwa 4,5 Milliarden Jahre alten Hochländern
Maregabbros
• diese Klasse wird nur durch einen Meteoritenfund aus der Antarktis repräsentiert, dem Meteorit Asuka-881757, der in seiner grobkörnigen Struktur den einzigen bislang bekannten unbrekziierten Mondmeteorit darstellt. Mineralogisch handelt es sich um einen sogenannten Gabbro, ein Gestein, das sich primär aus den Mineralen Plagioklas (in der Form von Anorthit) und Pyroxen (Pigeonit und Augit) zusammensetzt
Mars - Achondrite
Eine weitere Gruppe bilden die seltenen SNC-Meteorite, die nach den Anfangsbuchstaben dreier historischer Fälle benannt wurde: Shergotty, Nakhla und Chassigny. Diese Meteorite werden zusammen mit einigen weiteren Fällen und Funden aufgrund mineralogischer und chemischer Ähnlichkeiten in eine Gruppe zusammengefasst, und es ist inzwischen ziemlich sicher, dass alle diese Meteorite von unserem Nachbarplaneten Mars stammen. Für diese Annahme spricht nicht nur das vergleichbar junge Alter der meisten SNC-Meteorite, das oft nur wenige Hundert Millionen Jahre beträgt, sondern auch ein Vergleich von in diesen Meteoriten eingeschlossenen Gasen mit den Ergebnissen der Viking-Sonden, die im Jahre 1976 unter anderem die genaue Zusammensetzung der Marsatmosphäre untersuchten. Grundsätzlich unterteilen sich die SNC-Meteorite in vier mineralogische Klassen:
Shergottite
• Benennung nach dem Fall von Shergotty (Indien)
• sind unter den Marsmeteoriten sehr häufig
• mineralogisch splitten sie sich in zwei verschiedene Typen, in die basaltischen und in die lherzolithischen Shergottite
• basaltische Shergottite bestehen vor allem aus Plagioklas und Pyroxen und ähneln irdischen Basalten vulkanischen Ursprungs
• lherzolithischen Shergottite bestehen aus Olivin und Orthopyroxen und enthalten nur geringere Mengen von Plagioklas. Sie sind eng mit den basaltischen Shergottiten verwandt, repräsentieren allerdings keine Ergussgesteine, sondern eher plutonische Tiefengesteine des Mars, die aus den gleichen Magmaschichten hervorgingen wie ihre basaltischen Verwandten
• es gibt allerdings auch Übergänge zwischen dem basaltischen und lherzolithischen Typ, die zum Beispiel von den Marsmeteoriten aus der Dar al-Gani Wüste, Libyen, repräsentiert werden
Nakhlite
• Benennung nach dem Fall von Nakhla (Ägypten)
• feinkörnigen, grünlich braunen Meteorite
• im mineralogischen Sinne bestehen sie hauptsächlich aus kalziumreichen Pyroxen (Augit) und einem geringen Anteil von Olivin
• interessanterweise entdeckte man kürzlich in den Nakhliten seltene Minerale, die nur in der Anwesenheit von flüssigem Wasser entstehen konnten.
Analysen haben ergeben, dass diese Minerale noch auf dem Mars entstanden sein müssen, was dafür spricht, dass unser roter Nachbar, zumindest noch zur Zeit der Entstehung der Nakhlite, also vor etwa 1,5 Milliarden Jahren, flüssiges Wasser besessen hat
Chassignite
• Benennung nach dem Meteorit Chassigny (Frankreich) einziger Vertreter dieser Klasse
• eng verwandt mit den Nakhliten
• mineralogisch betrachtet handelt es sich bei Chassigny um ein nahezu rein aus Olivin bestehendes Tiefengestein, um einen sogenannten Dunit. Auch in Chassigny wurden Spuren von Mineralen gefunden, die nur in Anwesenheit von Wasser entstehen konnten, so zum Beispiel der auch auf der Erde bekannte Amphibol.
Orthopyroxenite
• auch diese Gruppe wird nur durch einen einzigen Vertreter repräsentiert, durch den antarktischen Meteorit ALH84001
• im Unterschied zu den anderen Marsmeteoriten besteht er nahezu ausschließlich aus Orthopyroxen und besitzt ein wesentlich höheres Alter
• besonders bekannt wurde dieser heiß diskutierte Meteorit durch zahlreiche Untersuchungen diverser Einschlüsse, die Hinweise auf ein, zumindest früheres, primitives Leben auf unserem Nachbarplaneten Mars geben