Hallo,
Aber generell finde ich, dass man ungewöhnliche Ergebnisse nicht zu vorschnell als Spinnerei abtuen sollte.
Fall: 29.12.2012
Publikation: 10.01.2013
-> 13 Tage. Fragt sich, wer da vorschnell ist. Wenn man eine so weltbewegende Entdeckung zu verkünden hat, nimmt man sich etwas mehr Zeit als knapp 2 Wochen, holt Biologen und Paläontologen mit ins Boot die die gefundenen Diatomeen mit bekannten Arten vergleichen, macht genauere Analysen des Mets, eine Datierung, etc. Davon lese ich in dem Paper nichts. Außerdem veröffentlicht man, wenn man wirklich vom großen Wurf überzeugt ist, sowas in einem der großen Magazine wie Nature oder Science und lehnt sich dann zurück, um auf den Anruf aus Stockholm zu warten. Mit Verlaub, die Arbeit bewegt sich auf dem Niveau einer Semesterarbeit in den Geowissenschaften - mal schnell runtergeschrieben mit dem, was man gerade zur Hand hatte.
Wenn man den Wikipedia-Eintrag zu Wickremasingh liest, drängt sich einem der Verdacht auf, dass er auf Biegen und Brechen etwas finden will, was seine Karriere abschließend krönt bzw. sein Lebenswerk ins rechte Licht rückt.
Mit dem angeblichen kohligen Chondriten und dem "fossilen Inhalt" muss man abwarten, was da noch so kommt.
Eine Richtigstellung
Aber generell finde ich, dass man ungewöhnliche Ergebnisse nicht zu vorschnell als Spinnerei abtuen sollte. Chladni haben sie damals auch für einen Spinner gehalten
Über Wegener wurde auch gelacht, Galilei hat zunächst auch keiner ernst genommen, usw. Der Unterschied zwischen Genie und Cranktum ist, dass die oben Genannten Koryphäen in ihrem Fach waren, die saubere Daten vorweisen konnten, und (vereinfacht gesagt) nur ihr Umfeld noch nicht den Wissensstand besaß, um ihre Ergebnisse angemessen zu würdigen, zu akzeptieren und weiter zu schlüssigen Theorien zu entwickeln. Das Paper von Wickremasingh hat dagegen massivste methodische Schwachstellen, man könnte sogar unterstellen, dass die Ergebnisse geradezu erfunden sind und sich in keiner Weise schlüssig und zwangsläufig aus den dargestellten - sehr lückenhaften! - Daten herleiten lassen, wie es die Autoren gerne darstellen möchten.
Hier noch was zum Hintergrund und zur Zuverlässigkeit des Journal of Cosmology, in dem der Artikel erschienen ist:
http://en.wikipedia.org/wiki/Journal_of_Cosmology#ReliabilityUm es deutlich zu machen: Ich bin jederzeit für umwälzende Erkenntnisse offen, denn davon lebt die Wissenschaft. Aber ich merke, wenn ein Phantast versucht, mich zu verar*****, indem er seine Theorie auf lückenhaften oder fehlinterpretierten Daten aufbaut und diese Lücken dann durch vollmundige Versprechungen ("andere Deutungen sind per se nicht möglich!") zu vertuschen sucht. Das ist billig und hat mit Wissenschaft nichts zu tun.
Ich erwarte in dem Paper mindestens folgende Daten:
- genaue petrographische Beschreibung des Gesteins und Analyse der Zusammensetzung
- Datierung des Matrixgesteins
- Datierung der Diatomeen und der organischen Reste
- Vergleich der Diatomeen mit rezenten und fossilen irdischen Arten
Dann, und nur dann, wäre es seriös, auf der Basis dieser Daten irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.
Gruß,
Rainer