Autor Thema: Meteoriteneinschlag in Bithynien  (Gelesen 2985 mal)

Offline boborit

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Meteoriteneinschlag in Bithynien
« am: Oktober 12, 2012, 19:59:05 Nachmittag »
Hallo Forum,

ich lese da gerade in einem sehr interessanten Buch über "Mithridates - Roms grösstem Feind" etwas über einen Meteoriteneinschlag, bzw. über einen Meteoritenfall.
Demnach soll zwischen 73 - 70 B.C. folgendes geschehen sein: " ...Schlacht in Bithynien wird durch einen Meteoriteneinschlag unterbrochen...
Bithynien lag südlich des schwarzen Meeres (demnach nördlich der heutigen Türkei).
Im Netz finde ich keine Seite die ausführlich darüber berichtet, nur Fragmente.
Kennt ihr diese(n) Meteorit(e), und etwas über den Ursprung?

Danke für euer Interesse!

Viele Grüße - Michael
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Offline boborit

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #1 am: Oktober 13, 2012, 14:33:23 Nachmittag »
Hallo Meteoritefreunde,

also, das ist kein Roman, was ich da lese. Den Mithridates gab es wirklich. Er war ein pontischer König (Mackedonien) und über 30 Jahre ein erbitterter Feind Roms zur Zeit der Römischen Republik.

Was ich bisher gefunden habe sind einige "Links" die aber mitunter nicht mehr verfügbar sind, wie die folgenden:

Biografie Cybele | Historische russischen
de.historicrussian.com/biografie-cybele.html6. Sept. 2010 – ... (vor allem in den Bergen des Ida, in Lydien, Bithynien und Galatien). ... (wahrscheinlich – ein Meteorit), aus ihrem Tempel in Pessinunte.

Die naturkatastrophe als Geißel der Menscheit in der Geschichte!
www.deutschland-im-mittelalter.de/naturkatastrophe.phpIn gleicher hatten die Gegenden des Hellesponts, Bithynien, Phrygien, Alexandrien und Antiochien zu ... In Thrakien fielen 3 große Meteoriten auf die Erde.

oder dieser, wo ich den betreffenden Absatz nicht finden kann:

Handbuch der Altertumswissenschaft - Band 3 - Seite 396 - Google Books-Ergebnisseite
books.google.de/books?isbn=3406086179
Iwan von Müller, Walter Gustav Albrecht Otto, Hermann Bengtson - 1950 - History
Der Steinfetisch, ein Meteorit, wurde in einem eigenen Tempel auf dem Palatin untergebracht... Inschrift aus Nikaia in Bithynien: in ihr ehrt Elagabal den Priester der Göttin ...

Nu gut, ich suche weiter, melde mich wenn ich etwas finde...

Grüße - Michael
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Suevit

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #2 am: Oktober 13, 2012, 17:21:58 Nachmittag »
Hallo Michael,

interessehalber hatte ich nach Deinem ersten Posting mal gegoogelt und kam auch über die von Dir verlinkten Quellen.

Zitat
oder dieser, wo ich den betreffenden Absatz nicht finden kann:
Die Google-Buchsuche markiert die Wörter im Text mitunter schwer kenntlich, in "Handbuch der Altertumswissenschaft - Band 3" hatte ich auch "geblättert". Dort geht es darum, dass ein in Syrien als Manifestation einer Gottheit verehrter Meteorit von Kaiser Elagabal (der aus der Ecke stammt) irgendwann im 3. Jh. nach Rom gebracht wurde (anlässlich dessen wurden damals auch Münzen geprägt), um dieses Element in den römischen Götterreigen einzugliedern.

Weitere Bezüge zu "Bithynien" und "Meteorit" unter den Google-Ergebnissen stehen, so weit auch aufrufbar, fast immer im Kontext von Elagabal und/oder der Münzen. Also alles lange nach Mithridates.

Ich muss wahrscheinlich nicht fragen, ob das Buch, das Du liest, ein Quellen- oder Literaturverzeichnis hat - wenn ja hättest Du Dich dort bestimmt schon umgesehen.
Übrigens mal wieder ein leider gutes Beispiel dafür, wie selbst in populärwissenschaftlicher Literatur das Fehlen von Quellenangaben negativ auffällt, wenn Fakten oder Anekdoten zum Besten gegeben werden, die tief im Fachwissen verortet sind und vom Leser nicht nachvollzogen werden können.

Gerade ohne Quellenverweis und wenn zusätzlich auch noch kein einziges genau passendes Ergebnis im Internet zu finden ist, besteht auch immer die Möglichkeit, dass der Autor auf Hörensagen oder auf seine ggf. nicht mehr ganz taufrischen Erinnerungen an irgendwann Gelesenes zurückgegriffen, oder schlicht eine eigene, falsche Lesart einer Quelle eingebracht hat.
Solche "Biographien" antiker historischer Persönlichkeiten werden ja durchaus oft produziert, wobei schon da häufig nur auf Sekundärliteratur zurückgegriffen wird. Auf diese Weise können Fakten nach dem Prinzip der Stillen Post mit der Zeit auch mutieren, bis sie mit der Primärquelle nicht mehr viel gemeinsam haben.

Gruß,
Rainer

Offline boborit

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #3 am: Oktober 13, 2012, 17:28:24 Nachmittag »
Hallo Meteorite-Antike-Historiker,

also, habe mal meine Bibliothek durchforstet. Die Hinweise stammen von dem griechischen Schriftsteller Plutarch

http://de.wikipedia.org/wiki/Plutarch.

Nun sind schriftliche Überlieferungen aus der Antike immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Mitunter gab ja der Geschichtsschreiber die Daten nicht objektiv weiter, bzw. weiss man nicht immer woher er die Daten hatte (wenn er die Ereignisse nicht selbst miterlebt hat).

Aber dennoch, es ist verwunderlich, dass beim Lesen antiker Erzählungen immer wieder mal Ereignisse, die auf einen Meteoritenfall hindeuten beschrieben werden!

In diesem Fall stand sich das zahlenmäßig weit unterlegene römische Heer unter Lucullus dem des Mithridates in Bithynien gegenüber. Die Schlacht war kurz vor dem Beginn... " auf einmal ertönte ein gewaltiger Donnerschlag. Ein riesiger, flammender Gegenstand mit der Farbe geschmolzenen Silbers schoss durch die Luft und schlug mitten zwischen den reihen auf den Boden auf... die verdutzten Heere trennten sich, dies ziemlich chaotisch, während ein Regen von Lehm und Metallsplittern über die Heere niederging... spätere Augenzeugen berichteten von einem Objekt im Boden von der größe eines PITHOS (sehr großes Vorratsgefäß), das sich nach unten hin verjüngte.
Leider gibt es keine Überlieferung in der die Rede von einer Bergung und Lagerung in einer Kultstätte ist. Somit ist der geschlagene Krater wie auch der Meteorit für alle Zeit verloren...
Nunja, dies nun mal zur Unterhaltung, vielleicht interessiert es ja jemanden.

Viele Grüße - Michael  :winke:
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Offline boborit

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #4 am: Oktober 13, 2012, 17:35:57 Nachmittag »
Hallo Rainer,

danke für deine Nachforschungen!
Ich muss gestehen, da ich tatsächlich momentan noch ein anderes Buch lese und das von Mithridates gerade rein kam, ich darin blätterte und in der Chronologie diesen Hinweis las, mir zuerst einfiel hier im Forum mal zu fragen.
Da nichts kam habe ich jetzt im Buch selbst den Bereich gesucht (und auch gefunden) und dazu auch die "Quelle" ermittelt :fluester:
Alles ist gut :einaugeblinzel: und das Buch echt gut geschrieben. Kommt also gleich als nächstes auf meinen Nachttisch!!

Viele Grüße - Michael :winke:
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Offline Mettmann

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #5 am: Oktober 13, 2012, 18:05:30 Nachmittag »
Hi Michael,

Antike Meteorite sind gut belegt.
Besonders in Syrien und Kleinasien gab es etliche Wallfahrtstempel, in denen Meteorite verehrt wurden.
(Wahrscheinlich geht auch der Omphalus-Kult der Griechen, woaßt scho, Nabel der Welt, der dann später auch von Alexander den Seleukiden und den Parthern vererbt wurd, auf Meteoritenverehrung zurück).
Zahlreich sind die Münzabbildungen.
Solche Tempel und Wallfahrtsorte mit Himmelsstein gabs in Emesa, Sidon, Paphos, Perge, Ephesus, Seleukia...usw.
Dazu auch noch einwandfreie Berichte in der Geschichtsschreibung, bis hin zur glaubwürdigen Gestalt der Funde, z.B. bei den klassischen Römers.
Is sogar in the Holy Bible.

Hint:
Wannst so einen Bäthyl brauchst, guxxt Anzeigenboard...

Die Münzabbildungen findst überall im Netz. Mit Steinen in Tempeln, auf Altären, oder gar in Monstranzwägen.
Nur bisserl schwer zu finden mittlerweile, weil beim üblichen Suchbegriff, nun diese Meteoritentokens- und Spielmünzen überall kommen, die die letzten Jahre in Mode gekommen sind.

Best,
Mettmann
"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

Offline Thin Section

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #6 am: Oktober 13, 2012, 18:21:38 Nachmittag »
Hallo Michael,

Eben dieser Elagabal wird auch in Burkes Cosmic Debris mehrfach erwähnt:

1) p. 35: In the 1770s, Edward Gibbon, when describing the reign of Elagabalus (A.D. 218-222) in his Decline and Fall of the Roman Empire, referred scornfully to the superstitious reverence that the emperor compelled the citizens of Rome to offer to a black conical stone alleged to have fallen from heaven.

2) p. 213: Lenain de Tillemont in 1693 wrote in astonishment about the black conical stone that Elagabalus had brought from Emesa to Rome in A.D. 218, and which he placed in a magnificent temple to be worshiped by the citizens.

3) p. 221: We also mentioned (both earlier in this chapter and in chapter 1) Elagabalus and the stone of Emesa. At age twelve, Elagabalus became high priest at Emesa of the temple of the sun god, Heliogabalus, who, in the form of a black stone, resided therein. Because of the lavish ceremonies over which he presided, his manly beauty, and a rumor that he was the illegitimate son of the just-murdered Caracalla, to whom in fact he was related, the Roman troops at Emesa named the youth emperor under the name of Marcus Aurelius Antoninus. When an attempt to put down the rebellion failed, the Senate recognized him as emperor in A.D. 218. He took the name Elagabalus and made a triumphal entry into Rome, bringing with him the stone, which he insisted become an object of public worship. According to the contemporary historian Herodian, the idol was a large black conical stone. Elagabalus soon lost his popularity because of his profligacy, and was slain by the praetorian guard in 222. lt is not known what happened to the stone.

Quelle: BURKE J.G. (1986) Cosmic Debris, Meteorites in History (University of California Press, 445 pp.)

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline lithoraptor

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #7 am: Oktober 13, 2012, 18:34:26 Nachmittag »
Moin!

Ein kurzer Hinweis zu den hier erwähnten antiken Meteoritenmünzen. Es gibt eine tolle Seite im Netz, die sich dem Thema Meteorite auf Briefmarken und Münzen widmet. Sie ist von Philip R. "Pib" Burns erstellt worden: http://www.pibburns.com/catastro/metstamp.htm Zum betrachten der Münzen einfach nach ganz unten scrollen...

Gruß

Ingo

Offline boborit

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Re: Meteoriteneinschlag in Bithynien
« Antwort #8 am: Oktober 13, 2012, 19:57:30 Nachmittag »
Hallo zusammen und danke für die Hinweise!!

Das Elagabal eine ganz besondere Persönlichkeit war, war mir bekannt. Er war ja dem ihm namensgebenden Sonnengott sehr zugewandt, meinte gar er sein vor Attentäter sicher, weil eben dieser Gott schon auf ihn aufpassen würde... :gruebel: Was sein Liebesleben angeht bewegte er sich (selbst als Kaiser) auf schmalem Grad, aber das er auch an Meteoriten interessiert war, ist mir neu! :wow:

Grüße - Michael :winke:
Nur der Himmel und du selbst können dir Grenzen setzen.

 

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