Autor Thema: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ  (Gelesen 8232 mal)

Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #15 am: September 24, 2012, 17:12:56 Nachmittag »
Was Pultusk betrifft:
Die Endhöhe von 42 km wurde 1868 von Galle ermittelt. Galle hat für den Beginn der Leuchterscheinung eine Höhe von 278 km ermittelt und leitete daraus eine stark hyperbolische Bahn im Sonnensystem ab. Das veranlasst mich doch dazu, die Zahlen ein wenig in Zweifel zu ziehen... :weissefahne:

Ähnliche Zweifel daran hatte auch Chris E. Spratt im Jahre 1991

Possible hazards of meteorite falls
Journal of the Royal Astronomical Society of Canada (ISSN 0035-872X), vol. 85, Oct. 1991, p. 269

http://articles.adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-iarticle_query?bibcode=1991JRASC..85..263S&db_key=AST&page_ind=6&plate_select=NO&data_type=GIF&type=SCREEN_GIF&classic=YES

Offline herbraab

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #16 am: Oktober 19, 2012, 21:47:03 Nachmittag »
In der aktuellen Ausgabe von "Der Sternenbote" (11/2012) wird berichtet, dass der Meteor von 5 Stationen des Feuerkugel-Netzes aufgenommen wurde. Die Auswertung der Aufnahmen läuft noch, laut ersten Vorauswerten lässt sich sagen: "Das Ende lag in 50km Höhe; es gab keinen Fall.". Näheres ist für die nächste Ausgabe des Sternenboten angekündigt.

:hut:
Herbert
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Offline DCOM

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #17 am: Oktober 19, 2012, 22:25:23 Nachmittag »
In der aktuellen Ausgabe von "Der Sternenbote" (11/2012) wird berichtet, dass der Meteor von 5 Stationen des Feuerkugel-Netzes aufgenommen wurde. Die Auswertung der Aufnahmen läuft noch, laut ersten Vorauswerten lässt sich sagen: "Das Ende lag in 50km Höhe; es gab keinen Fall.". Näheres ist für die nächste Ausgabe des Sternenboten angekündigt.

:hut:
Herbert


Hmmm, in welcher maximalen Höhe darf sich denn die Leuchtspur eines (fragmentierten) Meteors verlieren, damit am Boden noch mit einem Fall gerechnet werden kann? Irgendwann bremsen bzw. kühlen ja die Fragmente so weit ab, dass es keine Leuchterscheinung mehr gibt, auch wenn Trümmer auf den Boden aufschlagen.

Grüße, D.U.

 

Offline herbraab

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #18 am: Oktober 20, 2012, 09:51:39 Vormittag »
Hmmm, in welcher maximalen Höhe darf sich denn die Leuchtspur eines (fragmentierten) Meteors verlieren, damit am Boden noch mit einem Fall gerechnet werden kann?

Ich zitiere aus Ian Halliday et al.: "The typical meteorite event, based on photographic records of 44 fireballs", Meteoritics, Vol. 24, June 1989, p. 65-72: "Terminal masses exceeding 1 kg were always luminous down to 32 km height or lower. If the largest fragment was less than 0.5 kg, it disappeared above a height of 27 km." Die Autoren stellen ein "clustering of end heights within 5 km on either side of 30km" fest. Für alle, die mehr wissen wollen: Der Artikel ist auch online verfügbar.

Aus den Aufnahmen der Feuerkugel-Kameras lässt sich aber auch ableiten, welche Geschwindigkeit der Meteor beim Erlöschen hatte (und damit, ob er tatsächlich abgebremst wurde oder der Meteor noch vor dem Abbremsen erloschen ist, weil das gesamte Material aufgerieben war). Aus der Dynamik des Feuerballs lässt sich auch die ungefähre Masse des Meteoroids zu einem Zeitpunkt im Flug ableiten. Die Aussage, dass es keinen Fall gegeben hat, basiert also wohl nicht nur auf der großen Endhöhe.

:hut:
Herbert


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Offline Markus

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #19 am: Oktober 20, 2012, 22:48:59 Nachmittag »
Hi Leute, ich habe gestern es war ungefähr zwischen zehn vor neun und neun ein sehr schnelles Objekt zwischen der aufgerissenen Wolkendecke gesehen. ca. 4-5 Sek. Es war vielleicht aufgrund der Lichtverhältnisse hellweiß. Jedoch kein Feuerball!!! Es flog von Südost nach Nordwest. Mein Standort ist bei Hamm Westfalen. Vielleicht hilft es?! :winke:
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Offline herbraab

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #20 am: November 26, 2012, 17:39:01 Nachmittag »
Ich habe heute die Dezember-Ausgabe des "Sternenboten" mit der detaillierte Auswertung dieses Feuerballs bekommen. Demnach begann die Leuchtspur in rund 83 km Höhe über den Seetaler Alpen und endete in einer Höhe von run 51 km zwischen Braunau und Tann. Die rund 190 km lange Strecke war etwa 10° zur Horizontalen geneigt und wurde in knapp 11 Sekunden durchflogen. Die Anfangsmasse betrug rund 90 kg und wurde völlig aufgerieben.

Die Auswertung von Dr. Pavel Spurny vom Astronomischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften basiert auf der Auswertung von vier automatischen Feherkugelstationen (3 in CZ, 1 in AT) und dem eingangs verlinkten Bild von H. Koberger aus Fornach.

:hut:
Herbert


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Offline MetGold

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #21 am: November 26, 2012, 18:05:35 Nachmittag »
     
Die Anfangsmasse betrug rund 90 kg und wurde völlig aufgerieben.

Schade!  :traurig:
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Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #22 am: November 26, 2012, 18:31:57 Nachmittag »
Ich habe heute die Dezember-Ausgabe des "Sternenboten" mit der detaillierte Auswertung dieses Feuerballs bekommen. Demnach begann die Leuchtspur in rund 83 km Höhe über den Seetaler Alpen und endete in einer Höhe von run 51 km zwischen Braunau und Tann. Die rund 190 km lange Strecke war etwa 10° zur Horizontalen geneigt und wurde in knapp 11 Sekunden durchflogen. Die Anfangsmasse betrug rund 90 kg und wurde völlig aufgerieben.

Ganz herzlichen Dank für die Informationen, Herbert!  :super:

 :hut:

Martin

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #23 am: Dezember 04, 2012, 01:38:37 Vormittag »
Hi Jungs,
Ich bin aus dem Mittelmeer zurück, und ich hab da was in einem anderen Forum gefunden, das vielleicht hiermit zusammen hängen könnte:

http://www.merkur-online.de/lokales/markt-schwaben/hohenlinden-raetsel-eine-steinkugel-2643438.html

besonders interessant finde ich die passage: Plötzlich fiel ihm ein Loch im Boden auf; mitten auf dem Maisfeld.

Vielleicht ist da ja was dran :-)

Viele Grüße Jens

Offline DCOM

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #24 am: Dezember 04, 2012, 17:48:50 Nachmittag »
Ich habe heute die Dezember-Ausgabe des "Sternenboten" mit der detaillierte Auswertung dieses Feuerballs bekommen. Demnach begann die Leuchtspur in rund 83 km Höhe über den Seetaler Alpen und endete in einer Höhe von run 51 km zwischen Braunau und Tann. Die rund 190 km lange Strecke war etwa 10° zur Horizontalen geneigt und wurde in knapp 11 Sekunden durchflogen. Die Anfangsmasse betrug rund 90 kg und wurde völlig aufgerieben.

Danke für die Information, Herbert!

Lässt sich abschätzen, wie groß die Ausgangsmasse in diesem Fall sein müsste, damit am Boden noch etwas ankommt? Und wie groß sind die Verluste in Abhängigkeit der Masse und des Eintauchwinkels - gibt es Übersichtsgrafiken hierzu?

Grüße, D.U.


Offline herbraab

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #25 am: Dezember 04, 2012, 21:37:45 Nachmittag »
Lässt sich abschätzen, wie groß die Ausgangsmasse in diesem Fall sein müsste, damit am Boden noch etwas ankommt? Und wie groß sind die Verluste in Abhängigkeit der Masse und des Eintauchwinkels - gibt es Übersichtsgrafiken hierzu?

Das von mir weiter oben bereits erwähnte Paper (Halliday et al.: "The typical meteorite event, based on photographic records of 44 fireballs", Meteoritics, Vol. 24, June 1989, p. 65-72, hier online) hilft Dir da vielleicht weiter, insbesondere Figuren 4 und 5. Zu beachten ist allerdings, dass in dieser Untersuchung nur Meteore betrachtet wurden, bei denen aufgrund der Auswertung der MORP-Aufnahmen vermutet wurde, dass sie zu einem Meteoritenfall geführt haben. Etwa 40% der Feuerkugeln werden aber von Meteoroiden geringer Dichte (0,2-0,9g/cm³) hervorgerufen, die vermutlich von Kometen stammen. Diese werden auch bei großen Anfangsmassen rasch vollständig aufgerieben werden, führen damit praktisch nie zu Meteoritenfällen, und sind somit in der oben genannten Studie nicht berücksichtigt.

Der Meteor vom 18.9. war nach der Klassifikation von Ceplecha übrigens im Übrgangsbereich der Typen II (kohlige Chondrite) und IIIA (kometarische Meteoroide), also möglicherweise ein CI-Chondrit.

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Herbert
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