Autor Thema: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ  (Gelesen 8233 mal)

Offline karmaka

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Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« am: September 19, 2012, 11:39:02 Vormittag »
Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ

Dieser Meteor könnte interessant sein:

http://lunarmeteoritehunters.blogspot.jp/2012/09/slovenia-slovakia-meteors-reported.html

http://www.astromethyst.at/attachments/File/Bilder02/Meteor_Feuerkugel_046.jpg
Richtung: SO nach NW
Fragmentation in Zenithöhe
Ort: Fornach
(copyright: H. Koberger)

Der Meteor wurde auch in Bayern und Tschechien vielfach beobachtet

Beobachtungen:
84524 Neuötting: Süd nach Nord, über Zenit, dann Fragmentation
aus Neustadt (Donau): W nach O (Ingolstadt->Regensburg)
94574 Wallerfing: Ost nach West, 2 helle Lichtblitze, 2 bis 3 Sek. kein Geräusch
1220 Wien, horizontal von Ost nach West, ca. 3 Sekunden, kein Geräusch
Brünn, Tschechien
Tabor, Tschechien (westlicher bis oder südwestlicher Horizont)
Korkyně, Pribram, Tschechien
Záměl, Tschechien
Jablonec nad Nisou, Tschechien

Es müsste eigentlich eine Vielzahl von Aufnahmen geben. Seht mal nach...

Ganz amateurhaft und auf die Schnelle:  :weissefahne::
Flugrichtung von Fornach aus gesehen
ca. Azm 145° nach ca. Azm 304°, erste Detonation bei ca. Azm 203° 25', H 79°39'

Martin
« Letzte Änderung: September 19, 2012, 12:39:26 Nachmittag von karmaka »

Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #1 am: September 19, 2012, 13:41:01 Nachmittag »
Weitere Sichtungen werden gemeldet:

Wien: von W nach NO
83250 Pettendorf: gelb-orange, S nach N, Fragmentation
Wien: OSO nach WNW, Fragmentation
3454 Sitzenberg-Reidling: ca. 30° über Horizont, SW nach W, 3-4 Sekunden, kein Geräusch
4432 Ernsthofen: GERÄUSCH (angeblich ähnlich eines vorbeifahrenden Zuges), 3-5 Sekunden, Fragmentation

Der Azimut eines Punkts relativ am Anfang der Leuchtspur könnte doch eher bei 143° gelegen haben.

Offline aknoefel

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #2 am: September 19, 2012, 13:54:50 Nachmittag »
Wolken... Wahrscheinlich wäre das sowieso zu nahe am Horizont gewesen...

Gruß
  André
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Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #3 am: September 21, 2012, 22:01:13 Nachmittag »
Es sind weitere Webcam-Aufnahmen verfügbar:

18.9.2012, 18:47 UTC

Budějovice, Tschechien 
48°57'7.55"N, 14°28'11.373"E
   
http://ukazy.astro.cz/upload/2012mmddLukasRonge_Ceske-budejovice.jpg

Přibyslav,  Tschechien
49°34'58.191"N, 15°45'46.991"E

http://ukazy.astro.cz/upload/2012mmddLukasRonge_Pribyslav.jpg

Lysá hora,  Tschechien
49°32'46.298"N, 18°26'51.245"E

http://ukazy.astro.cz/upload/2012mmddLukasRonge_Lysa-hora.jpg

 :hut:

Martin
« Letzte Änderung: September 21, 2012, 22:16:30 Nachmittag von karmaka »

Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #4 am: September 22, 2012, 11:59:20 Vormittag »
Hier ist noch eine Aufnahme aus der Slowakei:

http://charon.ago.fmph.uniba.sk/meteors/2012/Sep/18/184706_AGO.jpg

Ich vermute, dass die Leuchtspur über der Steiermark in Österreich begann und irgendwo über der bayerischen Region zwischen Ganghofen, Eggenfelden und Neumarkt-Sankt Veit und Vilsibiburg endete.

Dies würde auch sehr gut zu den Augen-und Ohrenzeugen aus Zangberg, Neuötting und Burghausen passen.
« Letzte Änderung: September 22, 2012, 12:26:14 Nachmittag von karmaka »

Offline aknoefel

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #5 am: September 23, 2012, 10:29:43 Vormittag »
Hier die entsprechenden Einträge im Meteoros-Forum:

http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9855

Gruß
  André
Sag mir mal meine Meinung...

Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #6 am: September 24, 2012, 00:53:00 Vormittag »
Ich habe noch ein wenig amateurhaft herumgerechnet und komme nun zu folgendem Ergebnis:

Das Bahnende dürfte in einer Höhe von ca. 55 km in etwa zwischen Eggenfelden und Pfarrkirchen liegen.

Mich würde wirklich mal interessieren, ob dies ungefähr stimmt oder ob ich mich da verrechnet habe.  :weissefahne:

 :hut:

Martin

Offline KarlW

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #7 am: September 24, 2012, 10:20:37 Vormittag »
Hallo Martin,

von Amateur zu Amateur kann ich Deine Rechnung nach ganz grober ( :weissefahne:) Abschätzung bestätigen:   
Anfang ca 78km, Ende ca 50km Höhe, Bahnneigung rund 10°, Verlöschen Nähe Eggenfelden. 

Grüße   :prostbier:
Karl

Offline herbraab

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #8 am: September 24, 2012, 12:06:48 Nachmittag »
Anfang ca 78km, Ende ca 50km Höhe

Die große Endhöhe von 50km spricht eher gegen einen Meteoritenfall, richtig?

:hut:
Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #9 am: September 24, 2012, 15:05:41 Nachmittag »
Hallo Karl,

vielen Dank fürs Nachrechnen und deine Rückmeldung. Es freut mich, dass ich
wenigstens einigermaßen richtig lag. Als Grundlage dienten mir vor allem die Fotos aus Fornach und
Budějovice. Als durchschnittlichen Neigungswinkel habe ich 10,9 ° berechnet.

Es macht immer wieder Vergnügen diese Berechnungen durchzuführen, auch wenn ich mich dabei aus vielfachem Mangel
an spezifischem Wissen immer sehr abmühen muss. So bleibe ich wenigstens etwas 'im Training' und lerne dazu.

Die große Endhöhe von 50km spricht eher gegen einen Meteoritenfall, richtig?

Ich denke ja! Er wäre schon interessant zu wissen, ob ein Meteor mit einem Verlöschungspunkt über 40 km Höhe
schon einmal Meteoriten 'produziert' hat. Sind jemandem dazu Daten bekannt? Mir fehlt im Moment die Zeit zur Recherche.
Die Detonation bei Almahata Sitta lag, glaube ich, bei 37 km Höhe, aber es ist wohl unklar, wie es danach weiter ging. Bei Peekskill war der Verlöschungspunkt bei ca. 30 km Höhe und bei Tagish Lake waren es 29,2 km.

Viele Grüße

Martin

Offline Thin Section

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #10 am: September 24, 2012, 16:24:54 Nachmittag »
Hallo Martin, Karl und Forum,

Morávka ist ein interessanter Kandidat. Hier ein Auszug aus BOROVICKA J. et al. (2001) The Morávka meteorite fall: Fireball trajectory orbit and fragmentation from video records (MAPS 36-9, 2001, A025):

"The first break-up must have occurred at heights above 50 km under a low dynamic pressure (<0.5 MPa). About a dozen of primary fragments of mass up to 200 kg were formed. Taking the strength of the meteorites into account, the reason of this disintegration is not obvious. Even the strongest primary fragments disrupted again to smaller pieces at heights around 30 km, ..."

und ferner: Trysil => "A fireball was observed over Moss and Oslo, and exploded at a height of about 38 km over Trysil."

und aus dem Buchwald, p. 29: Pultusk (42 km endpoint)

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #11 am: September 24, 2012, 16:36:29 Nachmittag »
Pultusk scheint nach Buchwald das bisherige Extrem zu sein

Zitat
V. Buchwald, Handbook of Iron Meteorites (pp 28-31, exerpts):

The End Point Height and the Dark Part of the Trajectory

The maximum deceleration of fireballs and meteorites usually takes place
in the zone between and altitude of 50 and 10 km. As a result the
initial velocity, Vi, averaging 17 km/sec, will be reduced to perhaps 3
km/sec, and the trail will cease to be luminous because too small an
energy is dispersed for ionization of the air. The body itself will from
now on be  e f f e c t i v e l y   c o o l e d*  by a forced airdraft.
The point of the trajectory where the fireball disappears to the
observer, i.e. where the luminous trail ends, has been called the end
point, the zone of retardation, and in German, Hemmungspunkt. Its
altitude is relatively well observed for a number of fireballs and
meteorites, as may be seen from Table 13. The meteorite velocity at the
end point is, however, very inaccurately known but may be estimated to
be of the order of 3-6 km/sec. A recent determination by
multiple-station photography yielded an end point velocity of 3.5 km/sec
for the largest 10 kg fragment of the Lost City shower (McCrosky et al.
1971)... A good discussion of the end point height is to be found in
McIntosh (1970).
The height of the end point ranges from 5 to 64 km.The highest observed
end point for a meteorite-producing fireball is 42 km (Pultusk), but the
end points for most meteorites lie below 30 km, and ... may be estimated
to  a v e r a g e  18 km.

There is an indication, however, that all observed iron meteorites have
left luminous trails to lower altitudes than 18 km. This is probably
caused by their relatively good coherence ... Stones, on the contrary,
may fragment early, and ... thus suffer deceleration at a higher
altitude* than if the whole mass persisted as an entity.
After the major deceleration has occurred, the meteorite trajectory
bends over into a vertical descent, and the velocity is essentially a
local terminal fall velocity only governed by gravity and air
resistance.
The terminal velocity Vt is, in practice, reached after a few seconds*.
Several visual observations of small meteorite falls indicate that the
terminal fall for masses of 1 to 100 kg occurs vertically with
velocities of 125-250 m/sec.
The wind effect is pronounced during the dark-flight trajectory through
the troposphere. Aloft, wind speeds are usually much greater than those
registered near the ground... A 10 kg fragment of Lost City was thus
carried 4 km eastwards relative to the impact point predicted from the
ballistic flight data alone (McCrosky et al. 1971).

Table 13. End Point Heights (km) - adapted from Buchwald

Sikhote-Alin 05
Paragould 08
Zhovtnevy 08
Pribram 13.3
Braunau 15 ?
Treysa  16
Pasamonte 17
Lost City 19.5
Orgueil 22
Bjurböle 24
Bruderheim 26
Aurhus  31
Pultusk  42

* These comments by Vagn Buchwald also underline the conclusion reached
by several meteoriticists and list members that meteorites should
probably never get warm, let alone hot enough, to cause fires.

Zitat von dir auf der metlist, Bernd, am 14 Nov 1998  :einaugeblinzel:

 :hut:

Martin

Offline Thin Section

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #12 am: September 24, 2012, 16:42:57 Nachmittag »
Richtig, Martin! Wollte gerade dies von Seite 29 nachschieben:

The height of the end point rangen from 5 to 64 km. The highest observed end point for a meteorite-producing fireball is 42 km (Pultusk), but the end points for most meteorites lie below 30 km, and - from more detailed material not presented here - may be estimated to average 18 km.

Bernd  :winke:
« Letzte Änderung: September 24, 2012, 17:08:52 Nachmittag von Thin Section »
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Offline karmaka

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #13 am: September 24, 2012, 16:45:37 Nachmittag »
Klasse, Bernd!  :super:

1998 und heute auch noch!

 :hut:

Offline herbraab

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Re: Meteor mit Fragmentation über Bayern am 18.9.12, ~ 20:46 MESZ
« Antwort #14 am: September 24, 2012, 16:58:06 Nachmittag »
Danke, Bernd, für die Beispiele. Allerdings sind "break-up", "disintegration", "disruption" und "explosion" ja nicht (oder zumindest nicht notwendigerweise) mit dem Endpunkt der Leuchtspur identisch. Das sieht ma ja auf Hermann Kobergers Foto von der aktuellen Meteorerscheinung deutlich, wo die Explosion im Zenit sichtbar ist, und sich die Bahn des Meteors danach fortsetzt.

Was Pultusk betrifft:
Die Endhöhe von 42 km wurde 1868 von Galle ermittelt. Galle hat für den Beginn der Leuchterscheinung eine Höhe von 278 km ermittelt und leitete daraus eine stark hyperbolische Bahn im Sonnensystem ab. Das veranlasst mich doch dazu, die Zahlen ein wenig in Zweifel zu ziehen... :weissefahne:

:hut:
Herbert
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