Im Norden Schottlands in der Nähe der Stadt Ullapool steht ein alluvialer roter bis zu 2 km mächtigen Sandstein an, der als Stoer Group bezeichnet wird.
Nur in einem schmalen Streifen entlang der Coigach Störung ist er erhalten geblieben. Unterlagert wird er durch den Lewis Gneis Komplex.
Impaktologisch interessant ist die zur Stoer Group gehörige 1,177 ± 5 Milliarden Jahre (Parnell et al. 2011) alte Stac Fada Member. Wurde sie bisher (z. B. Stewart 2002) als Vulkanoclastit betrachtet, gibt es jetzt Hinweise darauf, dass es sich um ein Impaktoclastit handelt (Amor et al. 2008).
Die Mächtigkeit beträgt meistens etwa 10 Meter, erreicht aber im Maximum 22,4 Meter (Enard Bay) und sie besteht aus einem siltischen Sandstein und enthält häufig dunkelgrüne,vesikulare, glasige Lapilli. Eine Schichtung ist nicht vorhanden. Die Quarzkörner sind zum Teil ungerundet und gesprungen. In der Stac Fada Schicht sind zudem größere Blöcke von Sandsteinen und Gneis (bis zu 0,5 Meter) eingebettet.
Ursprünglich wurde sie für einen Aschestrom einer hyaloclastischen Eruption gehalten. Später meinte man, dass ein basaltisches Magma die noch feuchten Sedimente der Stoer-Gruppe durchschlug und einen heißen Schlammstrom bildete. Weitere vulkanische Szenarien wurden (und werden) diskutiert. Nach Stewart 2002 haben aber alle vulkanogenetischen Erklärungsversuche entscheidende Schwächen. Dazu gehören: die große Ausbreitung von 50 km Länge. Schlammströme sollten sich hangabwärts bewegen, jedoch ist das Liegende der Stac Fada relativ flach. Ungeklärt ist auch die Frage nach dem Ursprung des für den Schlammstrom notwendigen Wassers, immerhin 2,5 km3 und zudem sind in der Region keine Vulkane oder Förderspalten nachgewiesen.
Untersuchungen von Amor et. al 2008 deuten auf einen Impakt als Erklärung hin. So wurden erhöhte Konzentrationen von Iridium von 20 ppb gefunden (typisch für die Region sind 0,9-6,0 ppb) sowie eine extraterrestrische Chrom-Isotopen-Signatur beobachtet. Ein weiterer und schwerer wiegender Befund ist die Entdeckung von Schocklamellen (planar deformation features, PDFs) in Quarz und von sog. Knickbändern im Biotit. Die geschockten Quarze zeigen typischerweise zwei verschiedene Sets von PDFs, manchmal sogar bis zu vier. Koeberl et al. 2011 bestätigen zwar das Vorhandensein von PDFs, verweisen aber auf deren im Vergleich zu anderen Impaktejekta seltenes Vorkommen. Da ihrer Meinung nach auch andere Eigenschaften der Stac Fada Member gegen eine kontinuierliche Ejektadecke sprechen, neigen sie zu einer Interpretation als durch Wind und Wasser transportiertes und umgearbeitetes vulkanisches Material.
Die Lapilli werden von Amor et. al 2008 als Airfall-Ablagerungen (ähnlich der Ablagerungen in Belize vom Chicxulub-Impakt) gedeutet. Die Injektion des Suevites (polymikte klastische Matrixbrekzie mit Schmelzanteilen) in die Ablagerungen des unterliegenden Sandsteines deuten auf eine starke seitliche Bewegung, also eher einer Flut Ablagerung denn einer ballistischen Sedimentation. Aus den Lagerungsbedingungen der Sedimente schließen sie auf einen Ursprungskrater im offshore-Bereich. Amor et al 2011 bestimmten aus der Anisotropy der magnetischen Suszeptibilität das nördliche Minch Basin als Einschlagsort. Nach Ansicht von Amor et al. 2008 handelt es sich bei der Stac Fada Member damit um die proximalen Ejekta Ablagerungen eines präkambrischen Impakts und damit um den ältesten Suevit die bisher nachgewiesen wurden. Bei den meisten der bisher nachgewiesenen ca. 180 Impaktkrater sind die ursprünglichen Ejektaablagerungen errodiert. Im Falle von Stac Fada scheint eine schnelle weitere Sedimentbedeckung dem entgegengewirkt zu haben, so daß die Ablagerungen noch heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten sind. Aus der nicht vorhandenen Sortierung und der fehlenden Struktur kann auf eine rasche Abkühlung geschlossen werden.
Da also bisher noch keine allgemein akzeptierte Theorie der Genese der Stac Fada Member existiert, wird Schottland auch weiter auf seinen ersten bestätigten Impaktkrater warten müssen.
Handstück:
angulare Fragmente eines dunkelgrünen Gesteins oder alterierten Glases und sandiger Körner von Quarz und Feldspat in einer rotbraunen Matrix ohne Schichtung.
Literatur:
Amor K, Hesselbo SP, Porcelli D, Thackrey S, Parnell J 2008, A precambrian proximal ejecta blanket from Scotland, Geology 36, 303-306
Amor K, Taylor J, Hesselbo SP, MacNiocaill C 2011, An anisotropy of magnetic susceptibility study of the Stac Fada member suevite: constrains of the impact crater location, Meteoritics Planet. Sci. Supp., 46, A10
Osinski GR, Prestone L, Ferriere L, Prave T, Parnell J, Singleton A, Pickersgill AE 2011, The Stac Fada "Impact ejecta" layer: not what it seems, Meteoritics Planet. Sci. Supp., 46, A181
Parnell J, Mark D, Fallick AE, Boyce A, Thackrey S 2011, The age of the Mesoproterozoic Stoer Group sedimentary and impact deposites, NW Scotland, J. geol. Soc. London, 168, 349-358
Stewart AD 2002, The Stoer Group, Geol. Soc. London Memoirs, 24, 5-22
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speul