Hallo Hanno und Alle,
das ist ja auch wieder ein Bilderbuch-3er, den Du da aufgestöbert hast, herzlichen Glückwunsch dazu! Gerade jene 3er mit schön mehrfarbigen Chondren sind für mich echte Leckerbissen.
Mirko, es ist sehr schön zu hören, dass Du schwach zu werden drohst bei manchen Steinen. Als kleine "Übergangsdroge" kann ich Dir CR2-Chondriten wärmstens empfehlen. Die haben nämlich nicht nur wunderschöne Chondren, sondern auch jede Menge Eisen. Weiter unten kannst Du einen neueren Fund eines recht frischen CR sehen, den ich extra in diesem Winkel fotografiert habe, um das Eisen für den Betrachter sichtbarer zu machen. Und was da auf dem Foto so weisslich schimmert, ist tatsächlich auch alles Eisen. In den CRs ist das Eisen auch etwas anders verteilt als in normalen Chondriten. So hast Du z.B. viele perfekt runde Eisenkörner, metallgerahmte Chondren, und sogar Chondren mit einem Eisenkern. Die Verteilung des Eisens in den CRs ist einfach wunderschön. Leider haben wir von dem abgebildeten CR nichts mehr anzubieten, alles Material war schon ausverkauft noch bevor das Stück überhaupt offiziell klassifiziert war.
Ich würde gern noch kurz die Gelegenheit nutzen, um einen weiteren Ausnahmefund vorzustellen und an dieser Stelle auch zum ersten mal ein Foto der Hauptmasse zu zeigen. Es handelt sich um einen sehr seltenen kohligen Chondriten vom Typ C1/2 - angemeldet unter dem namen NWA 4765. Und es ist schon eine kleine Sensation, denn es ist nach mehr als einem Jahrzehnt der Wüstensuche der erste C1/2, der jemals in einer Wüste gefunden wurde. Vergleichbare Funde sind bisher nur aus der Antarktis oder von wenigen Fällen bekannt. Bei unserem NWA 4765 wird der Begriff kohliger Chondrit auch sehr augefällig, denn das Stück erinnert schon sehr an an Stück Kohle. Die Matrix ist so schwarz, dass man sie farblich kaum von der schwarzen Kruste unterscheiden kann. Das Gestein dieses Meteoriten ist recht fragil, merkwürdigerweise ist es aber wiederum so kompakt, dass man es mit geeigneten Schleif-/Polierscheiben hochglanzpolieren kann. Dr Greshake von der Humboldt-Uni Berlin, der den Stein untersucht hat, ordnet ihn vom Typ her zwischen dem C1 Chondriten Orgueil und dem C2 von Tagish Lake ein. Der Meteorit durchläuft gerade die üblichen Prozeduren beim NomCom und in den nächsten Wochen/Monaten wird über dieses Stück vermutlich unter Wissenschaftlern noch diskuttiert werden. Extrem seltene Klassifikationen werden nämlich oft sehr penibel hinterfragt, bevor der Fund offziell ins Meteoriitical Bulletin kommt. Aber ich bin sehr optimitisch, dass Dr Greshake mit seiner Klassifikation durchkommt. Das Tkw beträgt übrigens 19g.
Viele Grüsse,
Stefan