Huch? Was is denn jetzt passiert?
Ich hab das gar nicht als Fetzung verstanden?
Noch gar als was persönliches.
Der Vorwurf, daß Meteorite "zerstört" würden aus schierer Profitgier ist doch ein fast unausrottbarer Gemeinplatz.
Du findst ihn hier mehrfach im Forum, mit schöner Regelmäßigkeit aberdutzendfach in den US-List-Archiven, ja bis hin zu Aussagen von Wissenschaftlern in den Medien oder zu solchen Verirrungen, weißt es noch, wie in diesem schäbigen Propaganda-Comic für Kinder aus Montreal, wo die Kuratorin mit Thränen in den Augen und unter Vorzeigen des Folterinstruments die Finderkinder nötigen will, ihren Fund dem Museum zu schenken (da das Museum zu arm ist, dem Bub als Belohnung ein Videospiel und dem Maderl eine Pauschalreise zu den Pyramiden zu spendieren),
weil sonst der pöse und steinreiche Meteoritenhändler käme (der ja dann auch kommt in der Stretchlimo, samt buckligem Gehülfen und mit einem Koffer voller Geld), der den schönen Meteoriten in lauter kleine Teile schnetzeln tät, um die an die pösen Privatsammler zu verkaufen, um so in seiner unmoralischen Gier seinen unermeßlichen Reichtum noch zu mehren.
Wobei ich meines nicht so empfindlichen Stammtischbruders Posting zum Anlaß genommen, diesem Gemeinplatz entgegenzutreten.
Und die Position vertreten habe, daß man doch jedem Tier sein Plaisier und jeden nach seiner Facon und Möglichkeiten machen lassen solle.
Daher niemandem Vorwürfe gemacht.
Dazu meine Position verständlich gemacht.
Daß erstens, es nicht zutrifft, daß Händler, Finder und Sammler mutwillig Meteorite unwiderbringlich zerstören würden, für den schnellen und besseren Profit.
Die institutionellen Sammlungen sind doch voll mit großen und schönen Stücken, wie es auch private Sammler gibt, die derlei sammeln.
Und zwotens, muß man sehen, daß Händler, Verkäufer und Hönter einen Bedarf zufriedenstellen müssen.
Sie bieten ja eine Leistung an, sie versorgen die privaten Sammler, die institutionellen Sammlungen und die Forschung mit Meteoriten.
Sind und waren immer die Hauptquelle für Meteorite.
Da müssen sie sich eben nach den Bedürfnissen dieser Gruppen richten.
Man kann ja auch schlecht einem Bäcker vorwerfen, daß er kleine Brötchen bäckt, Rrrrundstücke, Schrippn, Semmeln und nicht nur 10kg-Laibe, weil die uriger ausschauen.
Denn die zwingt halt kaum einer.
Und wennst zum Metzger gehst, und Dein Schnitzel willst, findest dort aber nur Rinderhälften an der Wand, weil das der Metzger aus ästhetischen Gründen so haben will, gehst da kein zweites Mal hin.
Das ist natürlich für Leute aus einem institutionellen Umfeld manchmal nicht so leicht nachvollziehbar, da diese ihre Mittel, die sie für ihre Arbeit und für die Erlangung ihrer Forschungsobjekte unbedingt brauchen, nicht selber erwirtschaften müssen, sondern sie ja von der öffentlichen Hand bekommen.
Daher rührt auch dieses Missverständnis, wie wir es immer in der Zeitung lesen müssen, daß manche Wissenschaftler meinen, der einzige Antrieb derjenigen, die die ganzen Meteorite besorgen, sei schnöde Profitgier.
Aber es ist nun mal so, die Meteoritenbesorger arbeiten in diesem Beruf. Wie in jedem anderen Beruf entstehen Kosten, die sie irgendwie decken müssen.
Und genauso wie der Bäcker oder Metzger oder der schimpfende Wissenschaftler in der Zeitung müssen sie von ihrer beruflichen Tätigkeit ihren Lebensunterhalt bestreiten dürfen.
Und es ist ja beileibe nicht so, daß sich diese Leute über die Gebühr bereichern würden.
Im Gegenteil, im ganzen System vom sanften Plumps, den der Stein macht, sobald er den Boden küßt, bis zum End im Museum, in der Mikrosonde oder der privaten Vitrine - hat sich das kommerzielle Meteoritentum doch aufs trefflichste bewährt und als die für alle beteiligten mit Abstand nicht nur kostengünstigste und effizienteste Meteoritengenerierung erwiesen, sondern auch als die ertragreichste, was die Mengen und insbesondere die Art und Anzahl der besonders interessantesten Meteorite anbetrifft.
Oder überspitzt gesagt - nimm 5% der Antarktiskosten in die Hand und gibs den kommerziellen, dann stellens Dir eine Sammlung hin, die an Umfang und Bedeutung die aller Antarktissammlungen mehrfach übertrifft.
Nur diese kommerziellen Meteoritenleute unterliegen anderen Bedürfnissen und Notwendigkeiten als die institutionellen. Daß dem Rechnung getragen werden muß, dafür muß man ein ums andere Mal für Verständnis werben.
Was ich getan habe.
Unsere und eure Vitrinen wären leer, wie geschichtlich gesehen auch die Museen, die Mikrosonden verweist, wenn man den Privaten das Recht abspräche, ihren kommerziellen Verpflichtungen nachzugehen und seis nur zum Erhalt der ganzen Steine.
Keiner würde je einen Meteoriten in der Sahara aufgehoben haben noch aufheben, wenn er nicht einen Lohn dafür bekäme (der inzwischen gemessen an den früheren zwei Jahrhunderten sowieso ein Hohn ist).
Und die Vermutung eben, daß die Meteoritenleute ihre Meteorite zerhackstückeln - die es im übrigen und das ist keine abstrakte Philosophie, ohne sie ja gar nicht gäbe - um so einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, ist eine irrige.
So ziemlich ein jeder Meteoritenhändler und -finder wird Dir bestätigen, daß es für ihn viel bequemer, einträglicher und gewinnbringender wäre, seine Stücke als Ganzes zu verkaufen, statt sie zu zerhackstückeln.
Einfaches Bsp. die Specials die wir fahren, auch hier im Forum, wo wir immer Stücke haben eines Meteoriten von der Hauptmasse, über Vollscheiben, bis hinunter zu den auspolierten Scheiben von wenigen einzelnen Gramm - da bedeuten die letzteren ökonomisch betrachtet für uns den geringsten Gewinn, da diese uns am teuersten kommen, da sie den größten Materialverlust bedeuten, den höchsten Arbeits- und den höchsten Zeitaufwand auf das Gramm.
Dito haben wir mehr davon, wenn wir von einem Planetaren eine Vollscheibe abgeben, als wenn wir um das selbe Gewicht die kleinen Schaudosen für jedermann fabrizieren.
Nur - wir haben eben einen Bedarf zu decken.
Wie Du ja selber schreibst, es ist eben nicht jedem Sammler möglich, sich eine Marsvollscheibe in die Vitrine zu stellen.
Wie auch die Forschung mit Hauptmassen schlicht nichts anfangen kann und, Du kennst die ewigen Klagen, doch mit ihren Budgets sinnvoll wirtschaften muß. Und bei den Messungen und den Analysen spielen ästhetische Erwägungen eben keine Rolle,
noch die Größe. Wenn Du einen Meteoriten hernimmst - so ist eben ein kleines Stück für die Wissenschaft ganz genauso aussagekräftig und bringt dieselben Ergebnisse und Werte wie ein ganzer großer Klotz, aus dem man eh für die Verfahren kleine Stücke herauslösen müßte, weil man den in die Apparaturen nicht hineinbringen tät. Und da geht es eben, jetzt bisserl mal über den Vitrinenrand geschaut, darum, was der Stoff aus dem All uns von dort draußen erzählt, und dort draußen ist er ja auch anders, als wenn er da unten auf der Erde ankommt. Das wird Dir ja bekannt sein Ingo, wenn Du mit Mettforschern zu tun hast, die wollen fast immer ein Stück möglichst aus der Mitten des Meteoriten und sagen Dir: Iiih geh mir weg mit Schmelzkruste bzw. schneiden die eh weg, wenn welche dran ist.
Das sind zwo Gruppen.
Die anderen zwo Gruppen das sind die musealen Sammlungen, die eben große und ganze Klötz auch als Schaustücke, gern auch als historische Kollektibilitates nehmen, wo eben dann auch die gewünschten ästhetischen Qualitäten gelegentlich berücksichtigt werden und die Stücke als solche erhalten werden sollen
und eben die Sammler, die auch auf diese Weise sammeln.
Alle muß man abdecken. Sonst gehts nich. So einfach ist das im Grunde.
(Wobei ich es persönlich immer ein bisschen lustig finde, daß eigentlich ausnahmslos diejenigen die Zerkleinerung der Meteorite bemängeln, die selber nicht auf letztere Weise sammeln. Sodaß man sich es schon oft sehr verkneifen muß, nicht zu fragen, was hast denn, dann kauf halt die ganzen Steine, wenns Dich so stört...
)
Wie im Übrigen, die Ideen, die ich Dir gegeben, zur Errettung, keineswegs Provokationen oder Jux und Dollerei waren, sondern Hand&Fuß.
Schaust her, der Fletcher, als der Nininger noch ganz klein und ganz am Anfang war, der hat ihm einfach Jahresverträge gegeben. 30.000$, ein Meteoritenabo sozusagen. - und sich nachher halt beschwert, daß der Nininger auch nicht zaubern konnte und fast immer nur Gleisschotter angebracht hat.
Und später hat man dem Nininger sogar angeboten ein ganzes Institut hinzustellen, mit ihm als Leiter auf wohldotiertem Posten.
Konnte er sich leisten, auszuschlagen, weil damals halt die Meteorite noch so schweinsteuer waren.
Heutzutage, ich mein Taschenrechner hast, die Kosten und Ergebnisse der institutionellen Expeditionibus kann man ja umreißen,
und das ins Verhältnis setzen zu dem Output der einzelnen privaten Meteoritenhändler und -sucher.
Ich wüßte nicht, was dem entgegen spräche, denen Verträge mit Fixum und Sozialabgaben als universitäre Mitarbeiter zu geben, wies in anderen Bereichen gang und gäbe - effizienter und kostengünstiger als alle anderen Meteoritenfundunternehmungen wärs allemal.
Dito ist das auch mit den Kuratoren kein Humbug. Gibt doch eine Reihe von musealen institutionellen Sammlungen, wo die Kuratoren sich um entsprechende Budgets bekümmern und die "gescheite" Stücke ankaufen.
Jammern gehört zum Handwerk, keine Frage, aber sooo heiß, wie gekocht ist es ja nun auch nicht.
Ich mein, is doch witzig, daß selbst die kaufen, die sich nach außen immer als harte Hundt geben müssen und den kommerziellen Sektor in den Medien in Grund und Boden verdammen. Nech? Paris hat ich ja gestern den Sammlungsgeschichtenartikel hingelinkt, mit dem wirklich abstrusen selbstauferlegten Gebot, niiiiiiiie mehr von einem professionellen Meteoritenhändler ein Stück kaufen zu dürfen.
Naja... weißt noch den CM2-Wüstling, den hamse ja trotzdem gekoooft. Der jetzt "Paris" heißt.
Oder wennst denkst, in London, wo die neue Kuratorin immer so böse Sachen über Händler und Sammler am Anfang abgelassen hat, wohl weilse eben sich in der Materie noch nicht richtig ausgekannt hat - die hatte ja auch kein Problem, trotzdem vonnem Sammler die Ivuna-Hauptmasse zu kaufen.
Nuju, jetzt isse ja moderater. Wennse dann noch vielleicht entdeckt, was der Sammlung an Wüste entgeht und wie es ihre Vorgänger immer gehandhabt hatten, dann ist ja alles wieder in Butter.
und,
simmer schon bei achtens?
Es ist natürlich auch eine falsche Vorstellung, das die Zerhackstückelung ein neues Phänomen zügellosen Kommerzialismus' wär.
Bittschön - guxx doch die ganzen Preislisten an, von Mitte des 19.Jhdt, also von Anfang an.
Meteorite wurden immer im Gramm gehandelt und ausgepreist.
Is dochn Ammenmärchen, daß die Museen und Privatsammler zwohundert Jahr über den Händlern nen Hunni in die Hand gedrückt hätten, und dafür die dicken Fallhauptmassen eingesackt hätten. Im Gegenteil, heut kriegens fürs Geld mehr und bessers denn je.
Und ich weiß ja nicht, ob Du Dich noch erinnerst,
grad das Jahrzehnt vor NWA.
Wo halt jeder CK 100$, jeder R 200$, jeder Howardit 400$, jeder Acap 1000$, jeder CH 2000$, jeder Mond 200,000$ im Gramm gekostet hat,
da gings ja überhaupt nicht anders, als daß die Meteorite kleingemacht werden mußten,
sonst hätt ja kaum einer sammeln können.
Ich glaub, da is einfach eine falsche Wahrnehmung im Spiel, hptsl. durch das Ebay hervorgerufen.
Denn da ist halt die Sache die, das zur großen Hauptsache, das, was da tatsächlich umgesetzt wird, Stücke im Bereich von 10-50$ Gesamtpreis sind.
Aber ebay macht halt beileibe nicht den Meteoritenhandel aus.
Nun und ansonsten, der Andi hats ja auch grad anklingen lassen.
Es ist ja ein verschiedenes Arbeiten. Einer, der Meteorite beruflich macht, hat eine ganz andere Kalkulation und Kosten- und Einnahmenstruktur als jemand, der hobbymäßig hier und da mal einen Meteoriten verkauft als Teil seiner Sammelleidenschaft.
So ein Händler mischkalkuliert, erschließt sich zusätzliche Einnahmequellen ausserhalb des kleinen und harten Meteoritensammlerkerns,
das hilft ihm, seine Kosten besser abzudecken und erlaubt ihm eben auch Sonderangebote zu fahren oder die Preise für besonderes Material niedrig zu halten.
Und man darf ja auch andere Aspekte nicht vergessen.
Grad wenn ich solche Sachen wie die Mars- und Monddosen ansehe, wenn ich dran denke, daß die Absatzzahlen die Zahl der eigentlichen Meteoritensammler um ein Vielfaches übersteigt, wie auch die Auflagezahlen der populärwissenschaftl. Meteoritenbücher, denk ich schon, daß die einen Beitrag zur Popularisierung der Meteorite und des Hobbys leisten - sicherlich, mag ich auch verstehen, daß manchem das gar nicht so recht ist, und die Sammelei lieber auf einen kleinen exklusiven Zirkel beschränkt wissen möchte, einfach aus der Befürchtung heraus, daß die geliebten Steine durch die Erweckung eines größeren Interessentenkreises schlicht teurer werden könnten, aber man muß halt auch einmal über den eigenen Vitrinenrand hinausschauen, find ich.
Und ich denk auch, daß die ein bisserl zur Breitenbildung beitragen, man kriegt ja ab und zu Feedback und sie werden auch zu Lehrzwecken hie und da verwand.
Und dann ist natürlich auch eine Sache, daß man das überhaupt nur in so einem kleinen Zeitfenster machen kann.
Nicht? Keine zehn Jahr zuvor hätt so ein Mond-Döschen ja noch ein paar Hundert Mark gekostet, und 15 Jahr zuvor gar ein paar Tausend.
Und Du siehst doch z.B. andere Unterfangen, wie bspw. diese Acrylscheiben der NASA mit paar Mettpopeln und bisserl Mondbrösel drin, die mit einem furchtbaren Papierkrieg ausgeliehen werden können. Da ists doch ein Vorteil, wenn die Kids sowas behalten und mit nach Hause nehmen können, zu Kosten, die sich nicht unterscheiden, von denen des Büchels, wasse im Deutschunterricht als Klassenlektüre kaufen müssen.
Und ganz genauso find ich, eignen sich eben solche Campitos für sowas.
Mettmann