Nein bitte kein Wutbürgertum!
Meteorite werden in der Geologie als absolute Kuriositäten und Exoten fast schon grundsätzlich ignoriert.
GEO-logie, ist die Lehre von der Erde. Meteorite weisen darüber weit hinaus. Die gehören in die Planeto-logie.
Sie erzählen uns - man bemerke allein schon die Wortarmut - von der "Geologie" anderer Himmelskörper,
in die Geologie spielen sie insofern hinein - jetzt hätt ich beinahe "nur" geschrieben - daß sie uns überhaupt verraten, wie die ganze Erde entstanden ist, die Planeten, was für Bedingungen und was für Prozesse im frühen entstehenden Sonnensystem geherrscht haben, wie die Planetenentstehung und die weitere Entwicklung der Planeten - also auch analog zur Erde, was wir anhand irdischer Gesteine nicht mehr nach vollziehen können, vonstatten gegangen ist,
wie der Innere Aufbau der Erde sein muß, den wir ja nicht direkt beobachten können, in welchen Zeitskalen sich etwas abspielt.
Das ist dem Geologen ziemlich fremd. Der interessiert sich eher nur für kleine Detailfragen, wie ne Ecke in der Landschaft aufgebaut ist, wie einzelne Gesteine oder einzelne Minerale ect. entstehen, welche Eigenschaften sie haben usw.
Dem ist so ein Meteorit - wie dem eingefleischten Mineraliensammler oder Kiesgrubengänger - ziemlich wurscht, vielleicht manchmal auch suspekt, weil er halt auf den Zettel nicht Lokalität "Wutzmühle" oder "Bad Schierke" schreiben kann.
Wäre also der Mineraloge ein Briefmarkensammler, so wäre der Meteoritler eher einer, der herausfindet, wie man Papier herstellt, Gummi gewinnt, Druckmaschinen baut, fragt warum da immer so komische Bilder und Zahlen drauf sind und nach dem ganz großen: Wie? und "Warum"?
Was der Mineraloge nicht kennt, ist, daß egal mit welchem Mineral, egal mit welcher Stufe er rummißt und hantiert, daß die alle auuuuusnahmslos, einschließlich der Messaparatur und einschließlich ihm selbst als Beobachter - letztlich darauf zurückzuführen und aus dem bestehen, was der Rob L grad hier im andern Thread als Meteoritenrätsel herzeigt.
Meteorite schürfen tiefer in Raum und Zeit als jeder Bohrer des Geologen.
Meteorite sind der Urgrund - als solche müßten sie in jedem Mineralogischen Lehrbuch das Anfangskapitel bilden.
Das geht dem Mineralogen zu weit. Und Meteorite sind eher sowas für die NASA und so, niwwa?
Deswegen werden sie selbst an den Unis und Museen oft derart stiefmütterlich behandelt, zugegeben es gibt zwei Richtungen - zum einen die stete und gelegentlich rasant verlaufenden Entwicklung der Meteoriterei als interdisziplinärer Zugang zum Weltengebäude, Raum- und Planetenerkundung, nicht zu vergessen, die Urfragen nach der Entstehung des Lebens (und für uns Romatiker auch die Philosophie)
und eben der Paradigmenwechsel an anderen Stellen leider, der Rückschritt, daß Meteorite nur noch als historische Kuriosa verwahrt werden.
Guxx hier in D - das MPI, das war absolute Spitzenforschung - das Institut vom Gottvater der Kosmochemie, dem Paneth selber gegründet.
Jetzt im Goldenen Meteoritenzeitalter, wo Meteoritenforschung fast überhaupt nichts mehr kostet und Unsummen für die Forschung, die sich in der Fragestellung teilweise überschneidet mit der Meteoriterei, wie die planetare Raumfahrt, wie die neue Exoplanetenforschung, usw. - und die zum Teil nicht die Ergebnisse liefern kann, wie die Meteoriterei, ausgegeben werden,
da wurde dieses Spitzeninstitut gegen die Wand gefahren, und die Sammlung von Weltrang vermodert nun als lästiger Lagerbestand irgendwo im Senckenbergmuseum.
Daa muß Dir der Zorneskamm schwillen, nicht wenn ein Mineralog oder Geolog, der nie für Mets zuständig war, sich verschätzt.
Jetzt nur mal als kleines Bsp. vor der Tür. Wie traurig es mittlerweile um Perth, Moskau, Wien, Paris bestellt ist, braucht man ja nimmer zu sagen.
Zu Job kommen, Job gehen...
Ich find, diese Frage stellte sich eigentlich eher, bei solchen Vertretern wie in Australien, die binnen kurzer Zeit, die ganze Meteoriterei dort den Bach runter gehen lassen haben
oder auch bei Kuratoren, die aggressiv in den Medien behaupten, daß die Leute, die für den Hauptanteil des Weltmeteoritenbestandes und somit ihrer Forschungs- und Sammlungsbestände sorgen und immer schon gesorgt haben, Schädlinge der Wissenschaft seien, die wenn sie noch nicht kriminell sind, kriminalisiert werden müßten, und eben irgendwelche Fabelzahlen über Mengen und Preise verbreiten.
Wenn das dann gepaart ist damit, daß die Betreffenden keine eigenen Fundleistungen aufzuweisen haben oder noch schlimmer, wie es leider häufiger passiert ist, sich so wenig um den Forschungs- und Ankaufsetats der Sammlung, an der sie beschäftigt sind, gekümmert haben, daß diese so völlig verlottert und runtergekommen sind, daß diese öffentlichen Institute ihrem Auftrag nicht mehr gerecht werden können und so schlecht dastehen wie nie in ihrer Geschichte zuvor und sie nicht einmal mehr finanztechnisch mit provinziellen Dorfmuseen mithalten können,
und wenn gleichzeitig auch noch, selbst nach einer gewissen Einarbeitungszeit, die man jedem zugestehen muß,
trotzdem noch fast oder überhaupt keine Kenntnisse über die Entwicklungen in der Meteoriterei, die neuen Funde, welches Material da ist, wie vielfältig und wieviel billiger es geworden ist, wenn nicht die Standardreferenzquellen des Fachs bekannt sind, wenn nicht bekannt ist, wer die Meteorite findet und wo man sie bekommt, wenn keine Kenntnisse sich angeeignet wurden, über die Geschichte des Faches und die Historie der eigenen Sammlung, die diejenigen betreuen,
kurz wenn einfach die nötige Kompetenz fehlt, die für diesen Beruf nötig ist,
dann würde ich es tatsächlich für vielleicht günstiger halten, letztlich um Schaden von dem betreffendem Institut abzuwenden,
wenn sich solcherlei Leute, andere "Herausforderungen" suchen würden.
Das zu fordern allerdings, steht uns nicht zu, denn das ist Besetzungs- und Forschungspolitik und wir sind nicht in diesen Bereichen ausgebildet.
Wir alle können nicht mehr machen, als immer neue Meteorite und immer neue aufregende Meteorite zu beschaffen und zu finden, die Werbung für den Fachbereich zu machen, die sie meistens vernachlässigen und die Steine den Leuten hinterhertragen, effizienter und zu einem Bruchteil der Kosten der vergangenen 200 Jahre und aller Unterfangen, die die staatlich bestallten Meteoritler selber unternommen,
auf daß sie sie mit unseren Steuergeldern kaufen und weiter zu sorgen daß die Protagonisten selbst mit unseren Steuergeldern alimentiert werden.
Ansonsten sind wir völlig machtlos.
Nun, wie schon häufiger gesagt, das sind eben traurige Einzelfälle,
es gibt viele Institute sonst noch, wo die Leute eine treffliche Forschung und Sammeltätigkeit unterhalten und ausbauen
und wo auf diesem angesprochenen Feld weitaus kompetentere und engangiertere Wissenschaftler tätig sind.
Schade ist es zwar, daß sogar manchmal an den historisch renommiertesten Institutionen die Spitzenforschung preisgegeben und die Sammlungstätigkeit - gerade in diesen aufregendsten und günstigsten Zeiten in der Meteoritengeschichte faktisch eingestellt wird,
aber es bleibt uns halt doch nur ein Schulterzucken.
Viel entsetzlicher ist jedoch, daß die meisten Meteorite der Welt eben in Ländern gefunden werden, wo manchmal zwar eine Meteoritenforschung bestanden und durch Verbote und Gesetze abgeschafft wurde - aber es in der Regel sich um Länder handelt, die keine Meteoritenforschung kennen und aus Unkenntnis durch Verbote alle Fundmöglichkeiten zunichte machen,
weil davon eben auch die Spitzeninstute weltweit betroffen sind.
In solchen Ländern hilft nur Ausbildung. (wie im Übrigen auch in den Erstweltländern, wo wir solche Erscheinungen wie oben geschildert, beobachten müssen.)
Mettmann
So... und jetzt heeeer mit dem Geislinger Fundstückbild!