Neugrund
Eine der weniger bekannten Impaktstrukturen ist der submarine Neugrund-Krater. Der Name stammt aus dem schwedischen. Nygrund bezeichnete einen Flachwasserbereich an der Südseite des Eingangsbereiches des Finnischen Meerbusens (59°20´N; 23°31´E) zwischen den Inseln Osmussaar (Odensholm) und Krass. Der Krater entstand vor 535 Mio. Jahren. Das früher angegebene Alter von 474 Mio. Jahren wurde durch Sedimentuntersuchungen im Krater präzisiert. Der Kraterdurchmesser beträgt ca. 5,5 km, umgeben von einem 50 - 100 m hohem 2,5 - 3 km breitem Wall, bis zu einer Entfernung von 10 km vom Krater ist das Grundgestein stark gestört. Krater, Kraterwall, Ejekta und Ringverwerfung können unterschieden werden. Die Tiefe beträgt etwa 500 m. Der Impaktors mit einem Durchmesser von etwa 400 m schlug in einen epikontinentalen Flachwasserbereich ein, der sich damals auf der Südhalbkugel befand. Nach dem Einschlag wurde der Krater innerhalb weniger Jahrmillionen mit karbonatischen und klastischen Sedimenten verfüllt (Cambrium/Ordovicium). Erst im Neogen wurden die Sedimente wieder abgetragen. 1998 wurde die Struktur als Impaktüberest erkannt. In dieser Zeit erfolgten in dem Gebiet Tauchgänge um Material zur Untersuchung zu bergen. Die Topografie wurde mit einem Sonar untersucht. Eine negative magnetische Anomalie im Kraterinneren und eine positive mit dem Wall korrespondierende, konnte festgestellt werden.
Die Impaktite werden unter der Bezeichnung Neugrundbrekzie subsummiert. Verschiedene Typen wie brekzinierte Amphibolite, Migmatite und Gneise sind beschrieben wurden. Sie sind in Form von über 1000 Großgeschieben (Durchmesser > 10 m) über einen Bereich von etwa 5000 km2 zu finden. 95% davon an den Stränden südlich der Neugrundbank und der Insel Osmussaar. Im 6 km langen und 300 m breiten Standbereich zwischen Cape Dirhami und Riguldi sind es 212 Blöcke über einem Meter Größe, etwas 10% aller Geschiebe. 45% davon sind amphibolitisch, 25% gneisisch, 18% granitoidisch und 12% migmatitisch. Im Kraterinneren beträgt die Dicke der Impaktbrekzie mehr als 200 m. Es handelt sich um eine clast-dominierte mono- oder polymikte Brekzie mit Effekten einer geringen Schockmetamorphose (Grad 0-1). So wurden Shatter cones gefunden, genauso wie PDFs in Quarz, diaplektisches Glas sowie dünne Schmelzveins.
Literatur:
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