Autor Thema: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ  (Gelesen 236194 mal)

Offline ben.g

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #390 am: Januar 23, 2011, 13:52:34 Nachmittag »
Hallo Mark

Über Neuschwanstein hab ich nicht viel. Im Artikel von Spurny könnte was drin sein. Aber auf die Nature hab ich von zuhause aus keinen Zugriff.
Ich habe aber hier ein Paper aus der MaPS über den gut dokumentierten Park Forest Fall von 2003 :
"The orbit, atmospheric dynamics, and initial mass of the Park Forest meteorite."
Das sind sehr viele Daten drin, die sich u.U. gut als Alternative für so eine Kalibrierung eignen.
Das PDF ist auch frei online verfügbar.

Gruß
Ben

Offline herbraab

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #391 am: Januar 23, 2011, 13:56:10 Nachmittag »
Weiss jemand, über welcher geographischen Koordinate die Spur auf den Aufnahmen geendet hat? Das soll wohl in 16km Höhe bei einer Geschwindigkeit von etwa 2.4km/s passiert sein (nach anderen Quellen 4km/s).

P. Spurny, D. Heinlein und J. Oberst: The atmospheric trajectory and heliocentric orbit of the Neuschwanstein meteorite fall on April 6, 2002. In: Proceedings of Asteroids, Comets, Meteors - ACM 2002. International Conference, 29 July - 2 August 2002, Berlin, Germany

Auf der 2. Seite findest Du die gesuchten Daten: Koordinaten, Geschwindigkeit, Masse, usw.

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline karmaka

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #392 am: Januar 23, 2011, 14:01:20 Nachmittag »
Hallo Mark,

ich habe dies hier gefunden:

Ende:

Höhe: 16,06  +- 0,05 km
Longitude: 10,8523  +- 0,0007
Latitude: 47,5256  +- 0,0005

Quelle:

http://articles.adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-iarticle_query?2002ESASP.500..137S&data_type=PDF_HIGH&whole_paper=YES&type=PRINTER&filetype=.pdf

PS: Mensch, da war der Herbert schneller  :super:

Offline herbraab

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #393 am: Januar 23, 2011, 14:02:30 Nachmittag »
Ich hab mal die Bahn vom Prambachkirchen gesehen, der hat unter Windeinfluss einen (fast) 180 Grad U-Turn gemacht.

Für Prambachkirchen wurde eine "Spiralbahn" postuliert, die aber noch während der Meteorphase stattgefunden haben soll, und für die das Abbrechen eines Teilstückes verantwortlich gemacht wird. Während der Meteorphase ist der Winddrift sicherlich nicht so stark, um die Flugbahn des Meteors nennenswert zu beeinflussen. Was Prambachkirchen angeht, halte ich die "Spiralbahn" für weit weniger wahrscheinlich, als gewisse Unschärfen in den Berichten der Augenzeugen, so dass ich den Schluss auf eine bedeutende Richtungsänderung nicht für zwingen halte.

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline ben.g

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #394 am: Januar 23, 2011, 14:03:04 Nachmittag »
Im Artikel von Spurny könnte was drin sein. Aber auf die Nature hab ich von zuhause aus keinen Zugriff.

P. Spurny, D. Heinlein und J. Oberst: The atmospheric trajectory and heliocentric orbit of the Neuschwanstein meteorite fall on April 6, 2002. In: Proceedings of Asteroids, Comets, Meteors - ACM 2002. International Conference, 29 July - 2 August 2002, Berlin, Germany

Aha, sieh an. :laughing:
Bei harvard findet man, wie so oft, auch diesen Artikel frei zugänglich.
 :smile:

astromethyst

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #395 am: Januar 23, 2011, 14:06:24 Nachmittag »
Hallo Mark,

mit der Vermutung von vorher heruntergekommenen Bruchstücken könntest Du durchaus recht haben.

Meine visuelle Erinnerung ist so, dass ab dem zerbersten Fragmente leicht nach unten weggedriftet sind.
Diese eher lichtschwächeren Fragmente sind wie gesagt wegen der Eistellung mit (nur) 400 ISO und der Dämmerungshelligkeit nicht auf der Aufnahme zu sehen.
Die helleren Hauptfragmente flogen nach der Meteorspur und sind halt leider bei der Langzeitbelichtung als solche nicht einzeln zu erkennen, bzw. erst ganz zum Schluss etwas zu sehen.

Aber wie Du auch vermutest sind wahrscheinlich die vorhergehenden Bruchstücke eben zu klein.

Grüsse
Hermann

Offline Thin Section

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #396 am: Januar 23, 2011, 14:33:10 Nachmittag »
Hier mal noch einige Artikel und Abhandlungen zum Thema, die für Berechnungen relevant und nützlich sein können:

McCROSKY R.E. et al. (1968) Special data-reduction procedures for Prairie Network meteor photographs (Smithson. Astrophys. Obs. Special Report No. 273, 1-88).
McCROSKY R.E. et al. (1976) Prairie Network fireball data I: Summary and orbits (Centre for Astrophysics Preprint Series, No. 655, Cambridge, Massachusetts, 13 pp.).
CEPLECHA Z. et al. (1976) Fireball end heights: A diagnostic for the structure of meteoritic material (J. Geophys. Res. 81, 6257-6275).
CEPLECHA Z. et al. (1997) Prairie Network Fireballs: Data on height, distance and brightness for each measured time-mark (Meteoritics 32-4, 1997, A157-A158).
CEPLECHA Z. (1961) Multiple Fall of Pribram Meteorites Photographed (Bull.Astron. Inst. of Czech. 12, 21-47).
CEPLECHA Z. et al. (1993) Atmospheric fragmentation of meteoroids (Astron. Astrophys. 279, 615-626).
JENNISKENS P. et al. (1992) Orbits of meteorite producing fireballs (Astron. Astrophys. 255, 373-376).
HALLIDAY I. et al. (1978) The Innisfree meteorite and the Canadian camera network (J. Roy. Astron. Soc. Canada 72, 15-39).
HALLIDAY I. et al. (1981) The Innisfree meteorite fall: A photographic analysis of  fragmentation, dynamics and luminosity (Meteoritics 16, 153-170).
HALLIDAY I. et al. (1983) Meteorite orbits from observations by camera networks (In Highlights of Astronomy 6, ed.  R.M. West, pp. 399-404, D. Reidel, Dordrecht, Holland).
HALLIDAY I. et al. (1989) The typical meteorite event, based on photographic records of 44 fireballs (Meteoritics 24, 65-72).
MOLAU S. et al. (1996) Computer-based analysis of all-sky meteor images obtained by the European Fireball Network (abs. Meteoritics 31, 1996, A092).
V.P. Stulov (1994) Determination of Meteoroid Parameters Using Ground-based Observational Data (Meteoritics 29-4, 1994, A538).

Bernd  :hut:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline Rob L

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #397 am: Januar 23, 2011, 19:57:45 Nachmittag »
Ich glaube immer noch, dass die Abbremsung im Überschallbereich stark unterschätzt wird, obwohl ich den cw-Wert jetzt für den Überschallbereich schon verdoppelt habe.

Hallo Mark,

Hilft dir das hier?:
"ESTIMATING THE DRAG COEFFICIENTS OF METEORITES FOR ALL MACH NUMBER REGIMES"
http://www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc2009/pdf/2059.pdf

Gruss,
Rob

Melvin

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #398 am: Januar 23, 2011, 20:00:56 Nachmittag »
Ich versuche gerade, meine Simulation anhand von Neuschwanstein zu kalibrieren. Weiss jemand, über welcher geographischen Koordinate die Spur auf den Aufnahmen geendet hat? Das soll wohl in 16km Höhe bei einer Geschwindigkeit von etwa 2.4km/s passiert sein (nach anderen Quellen 4km/s).

Hallo Mark,

von Dieter Heinlein habe ich zur Leuchtspur von Neuschwanstein folgende Daten:

                             Beginn                                  Ende
Geschwindigkeit   20,95  +/-0,04 km/s               2,4  +/-0,9 km/s
Höhe                  84,95  +/-0,04 km                 16,04  +/-0,03 km
Latitude             47,3039°  +/-0,0006°             47,5257°  +/-0,0005°
Longnitude         11,5524°  +/-0,0009°             10,8507°  +/-0,0008°
Masse                300  +/-100 kg                      7  +/-3 kg

Ich hoffe, die Angaben helfen Dir bei Deinen Berechnungen weiter.  :hut:

Gruß,
Andreas

Offline Thin Section

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #399 am: Januar 23, 2011, 21:18:29 Nachmittag »
Guten Abend Allerseits,

Ja, "Melvin", das sind just die Daten, auf die Herbert weiter oben bereits hinwies (P. Spurny, D. Heinlein und J. Oberst). Natürlich gibt es da auch noch eine vergleichende Tabelle in diesem Artikel von MAPS: Borovicka J., Kalenda P. (2003) The Morávka meteorite fall: Dynamics and fragmentation (MAPS 38-7, 2003, p. 1041). Verglichen werden: Pribram, Lost City, Innisfree, Peekskill, Morávka und Neuschwanstein!

Bernd  :hut:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

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Offline MarkV

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #400 am: Januar 23, 2011, 22:59:43 Nachmittag »
2,4  +/-0,9 km/

Hmm, in dem Artikel steht aber als Endgeschwindigkeit 3.1 +-0.8.

Ich hab jetzt noch wesentliche Verbesserungen an der Simulation vorgenommen. Einmal wird die Atmosphäre direkt aus den Daten des Radiosondenaufstieges genommen. Ausserdem wird noch die z-Achse mit berücksichtigt, also die Drift links und rechts der Spur. Hier mal der aktuelle Stand der Neuschwanstein-Simulation mit den Radiosonden-Daten von 0z am 7. April (Station München). Für den Überschallflug addiere ich im Moment 0.6 zum cw-Wert.

Grüsse,
Mark

Offline MarkV

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #401 am: Januar 23, 2011, 23:45:38 Nachmittag »
Hier noch das Update der Geislingen-Simulation. Man sieht: Wenn es dumm läuft, kann eine Person gleich zweimal von einem Meteoriten getroffen werden. Eimal von einem 200g Stück und dann über 4 Minuten später an derselben Stelle nochmal von einem 2g Stück ;-)

Grüsse,
Mark

Offline MarkV

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #402 am: Januar 24, 2011, 00:16:10 Vormittag »
Hallo Mark,

Hilft dir das hier?:
"ESTIMATING THE DRAG COEFFICIENTS OF METEORITES FOR ALL MACH NUMBER REGIMES"
http://www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc2009/pdf/2059.pdf

Gruss,
Rob


Rob, das ist genial. Genau sowas habe ich gesucht. Da lag ich ja mit der Addition von 0.6 schon gar nicht so falsch. Ich baue aber morgen noch die genauere Formel ein.

Viele Grüsse,
Mark

Offline herbraab

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #403 am: Januar 24, 2011, 09:22:27 Vormittag »
Wenn es dumm läuft, kann eine Person gleich zweimal von einem Meteoriten getroffen werden. Eimal von einem 200g Stück und dann über 4 Minuten später an derselben Stelle nochmal von einem 2g Stück ;-)

Wobei noch die Frage zu klären wäre, ob eine von einem 200g-Stück getroffene Zielperson den Impakt eines 2g-Stücks überhaupt noch wahrnimmt...  :einaugeblinzel:

Klasse Arbeit, Mark!  :super:

Herbert
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Offline Buchit

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Re: Meteoritenfall über Deutschland? Feuerkugel 8.1.2011 17:51 MEZ
« Antwort #404 am: Januar 24, 2011, 09:36:03 Vormittag »
Hier noch das Update der Geislingen-Simulation. Man sieht: Wenn es dumm läuft, kann eine Person gleich zweimal von einem Meteoriten getroffen werden. Eimal von einem 200g Stück und dann über 4 Minuten später an derselben Stelle nochmal von einem 2g Stück ;-)

Grüsse,
Mark

Hallo Mark,

auch von mir nochmal: Großartige Arbeit!  :super:(Auch wenn dieses Kompliment im Laufe der Zeit hier schon so oft ausgesprochen wurde, dass es langsam an Originalität verliert...  :einaugeblinzel:).

Was an den Ergebnissen auffällt: Erstens, dass diese Simulation die Ausführungen von Herrn Wimmer zu bestätigen scheint, wonach große und kleine Stücke im selben Zielgebiet zu finden sein sollten. Zweitens aber: Wenn ich mir die Entfernungen auf der X-Achse so anschaue (15 km Flugweite), könnte das bedeuten, dass wir vorletztes Wochenende zu nah am Dunkelpunkt gesucht haben? :gruebel:

Gruß, Holger

 

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