Guten Abend Miteinander,
Unsere Jagd nach dem "Geislinger Himmelsboten" aus meiner Perspektive:
Der Muskelkater ist groß, die Kniegelenke schmerzen, die Gummistiefel müssen mit dem Hochdruckreiniger von Schlamm, Lehm und Steinchen in den Profilen der Sohlen befreit werden und die Jeans bleiben mit all den Lehmanhaftungen schier von alleine stehen, sodaß nur noch die Waschmaschine helfen kann aber es war ein tolles, ein einmaliges Erlebnis der "der anderen Art" und das in vielerlei Hinsicht.
Schon bald nachdem Mark Vornhusens sensationelle Aufnahme der Feuerkugel, gefolgt von der atemberaubend schönen und wissenschaftlich höchst wertvollen Aufnahme von Herrmann Koberger, in "unseren Kreisen" wie ein Lauffeuer die Runde gemacht hatten, herrschte hektische Betriebsamkeit vor und hinter den Kulissen, die lokalen Pressemitteilungen wurden immer häufiger, die mitgeteilten Informationen immer genauer und erfolgversprechender, da sich die Bahnberechnungen einerseits von Mark Vornhusen, andererseits von Thomas Grau und Karl Wimmer weitgehend deckten mit den vorhandenen visuellen Beobachtungen und Geräuschwahrnehmungen etlicher Augenzeugen "vor Ort".
Im Landgasthof Rössle angekommen, trafen Hanno und meine Wenigkeit schon gleich bei der Anmeldung an der Rezeption die ersten vertrauten Gesichter aus dem deutschen Forum und der internationalen Meteoritenszene: Ingo Herkstroeter, Andreas Gruenemeyer und aus Holland Rob Lennsen.
Nach dem Einchecken ging man dann erst einmal auf sein Zimmer, das man sich hatte reservieren lassen, packte aus, machte sich ein wenig frisch um dann aber schleunigst in das Nebenzimmer zu eilen, damit man ja nichts und niemanden versäumt.
Ja, und dann trudelte einer nach dem anderen ein, man schaute immer wieder auf die Infos des letzten Rundbriefes mit all den Namen, Email-Adressen und Handynummern, die Martin K. uns mit viel Mühe und Fleiß dankenswerterweise hatte zukommen lassen. Was für ein "Hallo" das war! Schon jetzt wusste man, daß es sich gelohnt hatte, die Reise anzutreten – egal ob man etwas finden würde oder nicht!
Man beugte sich über die vielen mitgebrachten Karten, studierte eifrig die nach Marks Berechnungen eingezeichneten "Streufelder" und schon wurden auch diese ersten Momente in "Ton und Bild" festgehalten. Da war ein Blitzlichtgewitter - als wolle man der Feuerkugel Konkurrenz machen.
Die maßstabsmäßig grösste und detailreichste Karte hatte Hanno in nächtlicher Arbeit angefertigt, sodaß sich alle bald um diese Karte scharten, Gruppen gebildet wurden und festgelegt werden konnte, welche Gruppe am nächsten Tag welchen Bereich der beiden möglichen Fallgebiete entlang der Geraden, die die Flugrichtung anzeigte, absuchen würde.
Danach widmete man sich bei interessanten Tischgesprächen dem leiblichen Wohl. Ich saß zusammen mit Ingo, Andreas, Holger, Hanno, und Jens an einem Tisch aber nach dem Essen gesellte man sich natürlich auch zu all den anderen, die zugegen waren oder diese kamen an unseren Tisch um angeregt und Pläne für den ersten Suchtag schmiedend, zu plaudern: Martin, Mark, Achim, Ingo, Rob, Hanno, Dave, Dirk, Holger, Andreas, Jens, Thorsten, Gregor und das jüngste Mitglied unseres Suchtrupps: Martins Sohn, gerade mal sieben Jahre jung aber voller Energie und Ausdauer!
Hochspannung lag in der Luft, als wir den Ausführungen von Karl Wimmer, dem Finder vom Neuschwanstein III, lauschten. Hierbei erfuhren wir Details über die Bedeutung von Winddrift auf Partikelchen, die nach Karls Einschätzung klein und wahrscheinlich kohliger Natur sein würden.
Die Endhöhe der Leuchterscheinung lag sowohl nach Marks wie auch nach Karls und wohl auch Thomas’ Berechnungen bei etwa 27-29 km. Weiterhin von Bedeutung sind natürlich auch Faktoren wie: ursprüngliche Masse, Eintrittswinkel, Geschwindigkeit und Restmasse im Endpunkt, Farbe der Leuchtspur am Himmel, Veränderungen in Farbe und Schwankungen in der Lichtintensität, Zerbrechen in mehrere Teile, etc.
Am nächsten Morgen traf man sich dann beim Frühstücksbuffet (auch Fabien Kuntz und Marie waren zugegen), nach dem Frühstück ein erneuter Blick auf die Karten und ab ging es in die einem zugewiesenen Areale. In meiner Gruppe waren am Samstag Hanno, David, Thorsten M., Martin (mit Sohnemann), zeitweise auch Achim und um die Mittagszeit stieß dann Alexander (as67) zu uns. Wir hatten den nordöstlichen Teil des eventuellen Streufeldes zu durchforsten und so durchkämmten wir "in Schützenreihe" Wiese für Wiese und einige Äcker, sofern diese begehbar waren, bzw. sofern nichts eingesät war. Bei dieser Suche fand David eine wunderschöne, versteinerte Koralle, Hanno Teile eines versteinerten Ammoniten und unterwegs trafen wir dabei auch irgendwann Peter5, der alleine auf Suche war.
Gegen 17 Uhr kehrten die einzelnen Gruppen dann ohne meteoritische Funde aber dennoch zufrieden zum Landgasthof Rössle zurück. Überraschung und noch größeres "Hallo", denn vor dem Gasthof waren jetzt auch Svend, Andreas (ironsforever), Sergey mit Familie, Mark J., und einige andere, die ich beim Namen nicht kenne, eingetroffen. Später gesellte sich dann auch Thomas Grau zu uns und wieder wurde vor, während und nach dem Abendessen diskutiert, ausgewertet, verglichen und geplant. Svends Karte vom potentiellen Fallgebiet war ebenso großformatig wie die von Hanno und so wurden natürlich beide Karten auf dem Tisch ausgebreitet um Suchauswertungen besser abgleichen zu können. Dirk zeigte dann im Verlauf des abendlichen Beisammenseins einige seiner herrlichen Sammlungsstücke, ich hatte für David meinen unklassifizierten 62.4 gr Diogeniten von Mirko mit dabei, denn er wollte ihn unbedingt mal "in natura" in Augenschein nehmen, David zeigte auch stolz einige seiner meteoritischen HED Schätze und Rob hatte einen fast "fallfrischen" Neufund dabei, der gerade klassifiziert wird. Ein Prachtexemplar!
Es war so gesellig, so schön, so interessant, daß wir bis fast 00:30 Uhr zusammen saßen, aßen, tranken und palaverten, bevor wir dann die wohlverdiente Bettruhe genossen. Sonntag Morgen nach dem Frühstück war dann wieder ein "briefing" angesagt, die Gruppen wurden neu zusammengestellt und Karl Wimmer war wieder gekommen um uns über das von ihm neu berechnete, etwas weiter im NO gelegene Suchgebiet (südöstlich von Geislingen) zu informieren.
Unsere Gruppe (Martin K., Ingo, Rob, Hanno, Dave, Dirk, Andreas Gr., Gregor) begab sich mit mehreren PKWs ins avisierte "Wimmer’sche" Suchgebiet, man spaltete sich in Untergruppen auf und wieder durchkämmten wir "in Schützenreihe" das Areal, soweit es die Verhältnisse vor Ort zuließen. Wir trafen im Gelände noch einmal auf Karl und Ehefrau, es wurde noch einmal im Feld konferiert, danach ging die Suche langsam in Richtung der abgestellten PKWs weiter. Gegen 15 Uhr waren die Untergruppen dann wieder vereint und es kam zu einem abschließenden Informationsaustausch, bevor wir in Hannos Wagen zum Landgasthof zurückfuhren, wo wir David und Dirk absetzten, uns alle herzlich voneinander verabschiedeten und dann auf den Heimweg machten.
Auf diese Weise hatten alle beteiligten Gruppen und andere Teams über zwei Suchtage hinweg beide von Mark berechneten Streuellipsen + das Gebiet, in dem sich beide seiner Ellipsen schneiden, ferner einen großen Teil von Karl Wimmers drittem, potentiellem Bereich abgesucht, Sergey und einige andere hatten den Bereich zwischen dem nördlicheren der beiden Streufelder und dem Wimmer’schen Bereich, in dem wir uns am Sonntag befanden, abgedeckt und auch der Bereich zwischen der Autobahn und Marks erster Streuellipse war abgesucht worden.
Es waren zwei tolle, ereignisreiche Tage des Suchens, Zusammenseins, des Austauschs, des Kennenlernens, der persönlichen Begegnung und in einem Falle sogar ein absolutes Highlight: eine Aussöhnung!
Herzlichen Dank an alle, die es möglich gemacht haben, daß solch ein Treffen stattfinden konnte. In diesem Sinne schulden wir natürlich auch dem kosmischen Boten Dank, der vielleicht noch irgendwo seiner Auffindung harrt, den Thomas aber vielleicht auch schon ausfindig gemacht hat, denn Thomas ist ja noch vor Ort. Oder es bleibt eben dabei, daß der Himmelsbote uns zumindest den Weg zu einem unvergesslichen Zusammensein gewiesen hat.
Mit herzlichem Gruß,
Bernd (Thin Section)