Aber Willi, die Fundhäufigkeiten richten sich in den Wüsten nicht nach irgendwelchen Anreicherungen, sondern danach,
ob das Gelände gut befahrbar ist, ob da möglichst wenig andere Steine rumliegen, die man mit Meteoriten verwechseln könnte, ob da kein Bewuchs ist, ob die Bodenchemie und die klimatischen Voraussetzungen gegeben sind und zwar ziemlich in dieser Reihenfolge.
Doch, genau so ist es. Es gibt ganze Wüsten die "gut befahrbar", keinen Bewuchs haben und nicht mit Fremdgesteinen kontaminiert sind und in denen man trotzdem suchen kann bis man schwarz wird, ohne je Meteoriten zu finden. Die Taklamakan, die Lok Nor, die Gobi aber auch weite Teile der Atacama, der Ténéré und die Rub' al Khali sind gute Beispiele. Nahezu die gesamte Ténéré ist flach, ohne Bewuchs, gut befahrbar und dennoch findet man nur in Ihrem äußersten Nordosten Meteoriten. Das hat auch gute Gründe. Ich zitiere der Einfacheit halber mal aus dem Wikipedia Abschnitt in dem ich das schon mal dargestellt habe:
"Bei den Fundgebieten in heißen Wüsten handelt es sich um Aggregationsflächen, auf denen die Böden unter ganz bestimmten Bedingungen die Meteoritenfälle mehrerer zehntausend Jahre konserviert haben. Dies geschieht ähnlich wie beim Konzentrationsprozess in der Antarktis zunächst durch Einsedimentation der neu hinzukommenden Fälle. Durch neue Sedimentschichten auch in feuchteren Klimaphasen vor den Witterungseinflüssen geschützt, überdauerten die Meteoriten bis zu mehrere zehntausend Jahre in den Bodenschichten. In der Sahara legte die Winderosion in der jüngsten, seit rund 3.000 Jahren immer trockener werdenden Klimaphase, die so konservierten Meteoriten schließlich frei. Die überdeckenden Bodenschichten wurden in den betreffenden Gebieten mit dem fast ganzjährig über der Sahara wehenden Nordostwind abgetragen.
Entscheidend für den Konzentrationsprozess von Meteoriten ist ferner das Fehlen von Quarzsand in den entsprechenden Gebieten. Die vergleichsweise harten Quarzsande führen zu einer schnelleren Zerstörung der Meteoriten durch Windschliff. Die dichten Meteoritenkonzentrationen in der Sahara liegen deshalb in der Regel auf Plateaus oberhalb des Sandflugs oder im Lee von Höhenzügen."
Natürlich hat Martin Recht, wenn er auf die aktuellen topographischen Gegebenheiten hinweist. Auch die spielen eine Rolle, sind aber, wie oben geschildert, erst nachgelagert wichtig:
"Um die Meteoriten in ihren Aggregationsgebieten auch auffinden zu können, sind besondere topographische und geologische Gegebenheiten erforderlich. Helle Untergründe mit leicht basischem PH-Wert haben sich für die Prospektion am günstigsten erwiesen. Durch dunkle Flussgerölle oder vulkanische Tiefen- oder Auswurfgesteine kontaminiertes Gelände ist dagegen für die Prospektion ungeeignet. Auf solchen Horizonten sind Meteoriten nicht vom Umgebungsgestein zu unterscheiden. Ebenso wichtig ist ein möglichst geringes hydraulisches Gefälle der Fläche, da auf Neigungsflächen ebenfalls die mechanische und chemische Verwitterung der Meteoriten beschleunigt wird. Unter idealen Bedingungen lässt sich in einem dichten Konzentrationsgebiet auf je 10 bis 12 Quadratkilometern ein Meteorit finden." Zitat Ende
Was die übrigen Fundmöglichkeiten angeht, die hier diskutiert wurden, so muss man gar nicht in die Ferne schweifen. Es gibt in Europa eine ganze Reihe historische Streufelder, die aus Zeiten stammen, in denen zwanzig Institute und eine handvoll Sammler den transkontinentale Meteoritenhandel unter sich ausgemacht haben. Streufelder, die lediglich in den Tagen oder Wochen nach dem Fall, überwiegend von ortsansässigen Laien und ohne jede Technik abgesucht wurden.
Als beispielsweise der Meteorit von Simmern im Hunsrück fiel, wäre es selbst Levi Ward nicht eingefallen, zum nächsten Ticketschalter der Cunard Line zu eilen, um dort eine Passage nach Europa zu buchen, hätte er denn zeitig von dem Ereignis gehört. Dass sich Haag, Farmer, Marcin und Konsorten drei Tage nach einem neuen Fall auf dem Streufeld ein Stelldichein geben, ist ein modernes Phänomen. Will sagen multiple Fälle aus der Zeit vor dem Internet und Interkontinentalflügen zum Spartarif sind weit weniger abgesucht als man gemeinhin glauben mag. Kainsaz, Pultusk und Tsarev sind gute Beispiele. Holbrook und Nakhla sind Ausnahmen. Zudem ist heute Detektortechnik verfügbar, die auch mittelgroße bis kleine L-Chondrite noch passabel orten kann.
Beste Grüße
www.niger-meteorite-recon.de