Salü,
Der fairnesshalber sollte man immer bedenken, daß heute der Verkauf für den Spezialsammler immer mehr im Internet abgewickelt wird
Fakt ist, dass die Massenware einfach mehr zahlende Kundschaft anzieht, als es Besonderheiten jemals könnten und die Anzahl an Besuchern und Ständen ist es doch, die den Messebetreiber letztlich interessiert. Dazu kommt dann noch, dass der kleine Strahler (eben der Typ mit dem Hof-Laden) die teilweise sehr hohen Standgebühren eher scheuen wird. Ein geneigter Sammler findet daher eben viel eher etwas auf kleineren lokalen Börsen oder durch gezielte Suche im WWW.
Genau! Es ist eben ein gewisser Rückkopplungseffekt zu verzeichnen,
Ja aber mei, Ingo, was willst machen?
Den Veranstaltern ist das sicherlich nicht anzulasten - das ist eine Großmesse, 4 Hallen, das ist grundsätzlich etwas anderes, als eine Schulaula oder einen Pfarrsaal anzumieten - und sie müssen a) dafür sorgen, daß die Händler kommen und es attraktiv bleibt und b) daß es einen Besucherzustrom gibt.
Und das geht halt nicht mit Tischmieten wie auf der Provinzbörse für 100Euro für den Hobbyseller, den Kiesgrubengänger oder den Kleinstrahler. Der Aufwand, die "Logistik" usw. kostet.
Und so schlecht ists ja nicht. Großhandel und Schmuck hast immer in München gehabt. Das ist ja nun auch viel mehr entzerrt worden und in zwo eigene Hallen sortiert worden. Gleichzeitig alle Meteoritenspezialisten in ein Karräääh und die Fossilo- und teilweis-Mett-Marokkaner in derselben Halle in ein anderes, plus zwei drei Überseeler im Überseeviertel.
Und so recht verstehen mag ichs auch nicht. In München findet man immer was, für jeden Geschmack und Bedarf, allein schon wegen der Größe.
Nichtzuletzt kaufen dort ja die Händler ein und es sich untereinand im Kreis herum, das Zeug, wasde dann übers Jahr im Internet und im ebay in ihren Sortimenten hast.
Und es ist eben doch ein fundamentaler Unterschied, ob man ein Stück von zwo, drei Photos wegkaufen muß oder ob mans in der Hand hat, es sich in Ruhe anschauen kann und es mit anderen Stücken vergleichen kann.
Da dann zu klagen, ja aber da gäbe es auch viel Plunder und uh, an dem muß man ja zu Fuß vorbeilatschen – also ich weiß nicht, für mich ist das schon ein bisserl erschreckend, dieser Mentalitätswandel, daß viele Sammler es anscheinend erwarten, daß man die Stücke ihres Begehrs ihnen in ihren Lehnstühlen hinterherträgt. Ganz versteh ich dann auch nicht das Argument, daß die Kleinbörsen dann soviel lieblicher wären, mag sein, aber bis ich das beinand hab, was ich in München auf einen Sitz bekomm, muß ich ja derer zwo Dutzend abklappern, was viel zeit- und konstenaufwendiger und unbequemer ist, niwwa?
Ich halte das für sehr bedenklich, diese unglaubliche Verwöhntheit, insbesondere, wenn ihr an Ensisheim denkt.
Eine Börse, wo wirklich NICHTS stört an Tinnef, Nippes, Fachfremden – wo man auf kleinem Raum alles konzentriert hat.
Eine Veranstaltung, die relativ zentral gelegen ist in Europa - wo man zehnmal mehr auf einem Haufen an Mets geboten bekommt,
als noch vor 20-10 Jahren auf dem zweitwichtigsten Weltereignis für Meteorite, in München eben,
…und dann sind da kaum Besucher, sowenige, daß man jetzt schon die Öffnungszeiten verkürzt hat.
Und zwar Fachbesucher, Spezialsammler. Wenn die selbst bei sowas stöhnen, oooch keene Zeit, oooch zuweit weg, ooch Anfahrt und Übernachtung zu teuer….
Dann fragst Dich feins schon!
…insbesondere, wennst es selber noch kennst, von vor nicht allzulang vergangenen Zeiten her, was man sich früher alles aufreißen mußte, um überhaupt spezielle oder bestimmte Stücke in die Sammlung zu bekommen.
Und gerade heutzutage bei den Meteoriten, auch wenn die Messe jetzt schwach war, find ichs sehr wunderlich, sich über Esokram und Zeug zu beklagen – da trotzdem noch an Meteoriten derart aufgefahren wird, wie es in den achso goldenen guten Zeiten, wos so einen Kram noch nicht gab, NIEEEEMALS und bei weitem nicht gegeben hat!! Da hast Deinen Zeitschel ghabt, deinen Carion, den Alt-Eisler, den Haag, maln Lang dabei, später Eger, Erich, Labennes – und das wars dann im Grund auch schon, und die hatten alle bei weiiiiiiitem nicht soviel auf dem Tisch, wie die Metthändler heutzutag.
Insofern in das eine schwache Ausrede, und unzutreffend, daß es sich für die Mets in München nicht mehr lohne, weil zuviel anderer Krempel drumrumsteht.
Ganz wichtiger, bislang vergessener Punkt, Ingo, ist hauptsächlich auch der gewaltige Preisverfall bei den Mets die letzten 10 Jahre.
Mei früher, da hats halt gelangt, wennst 10Gramm Howardit verkauft hast und damit hast alle Kosten und Spesen dringehabt, oder wennst ein einzelnes Gramm Mond verkauft hast, dann hat sich die Messe schon gelohnt. Heute?
Da mußt schon ein Kilo HOW drangeben für denselben Effekt – allein gibt es halt nicht hundertmal mehr Hows auf der Welt jedes Jahr, als vor 15 Jahren.
Bei Mineralienpreisen kenn ich mich nicht so aus. Bei Fossilien wars ähnlich, kann mich noch gut erinnern, wie die ersten wirren Trilobiten mit Hörnlein und Rüsselchen und anderes aus Marokko auf die Messe kam, die ersten Jahre wurd das bezahlt, daß einem Hören und Sehen…
Naja und da kann man den Veranstaltern und den Händlern und auch den wegbleibenden Kleinausstellern keinen Vorwurf machen,
wennst für einen ordentlichen Stand plus Spesen halt erstmal vier Zentner Campo drangeben mußt, um bei Null rauszukommen.
Das ist eben das Dilemma, Meteorite sind eben nicht beliebig reproduzierbar, die Weltmenge, sochichmo, und insbesondere der der semiraren und ganz raren Klassen, ist eben doch wahnsinnig begrenzt. Trotzdem wird aber erwartet, daß es verbrannt werden soll, wie eben das bunte Quarzzeug, was der Ingo so alles aufzählt. Nur das geht eben nicht bei den Meteoriten. Die sind viel zu teuer und zu mühsam in der Beschaffung und der Qualifizierung und es gibt eben keine zehntausende Tonnen davon. Keiner kann hingehen, zu seinem Großhändler, ja mach mir mal n’paar Monde, Märse, aber nich so verwitterte wie letztes Jahr, ach und mal paar Wäschekörbe Eukrite undn paar Angrite dazu, wenn die aktuell freien Mengen auf der Welt doch sich im Bereich einzelner Kilos oder gar weniger Gramm bewegen.
Nasenfassen müssmer zum Teil uns selber auch – die Metsammler unterscheiden sich vielfach nimmer mehr so vom allgemeinen Messepublikum.
Viele wollen nur eins: Schnäppchen machen. Halt so fast schon ebay-Mentalität. Es darf nicht viel kosten, es muß billig sein, wasses is und wies ausschaut, ob mans überhaupt braucht, is manchmal schon reine Nebensache.
Naja – und das hat halt die letzten Jahre offensichtlich überhand genommen.
Damit, da hat der schleifer recht, kann man, wenn man so spezialisiert ist, wie eben auch die Meteoritenhändler, einfach keine Messe bestreiten.
Müßt sehen, um was zu verramschen, da kann jeder Metthändler eine kurze Mail in die spezialisierten Foren/Listen ablassen oder das Zeug ins Ebay hochladen – dafür muß er nicht sich für etliche Tausend Euro 5 Tag auf eine Messe stellen, mit der ganzen Müh, die das macht.
Es ist wirklich schon sehr traurig zu sehen, daß aus diesem Grunde in München nun schon soviele große Händlernamen, die teilweise jahrzehntelang in Folge dort ausgestellt hatten, wegbleiben und daß auch kaum mehr ein Ami den Weg über den Teich macht deswegen.
Der Haiderer, die Fectays, die Labennes, der Carion, der Haberer, wir dies Jahr auch, usw. usf. die bleiben eben weg.
Das liegt nicht an den Veranstaltern, ich hab noch nie gehört, daß bspw. ein Mettdealer abgewiesen worden wäre. Es liegt auch nicht an den Preisen; München war immer mit das teuerste Pflaster; noch liegt es am Publikum, früher gabs weniger Besucher u.v.a. haben sich früher ja noch viel weniger Leut für Meteorite interessiert. Meines Erachtens liegt es am Preisverfall der Mets, es trägt sich halt nimmer so gut und am veränderten Verhalten der spezialisierten Sammler, die eben die Hauptabnehmer sind auf den Messen, die neue Bequemlichkeit und das neue Anspruchsdenken.
Immer alles und zu jeder Zeit und immer billig nachgetragen zu bekommen.
Ob mans beklagen sollt, ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nur die werdens, die immer auf Messen gegangen sind.
Was man tun könnt?
Weiß ich auch nicht. Man hat ja schon an Gifhorn gesehen, daß kleine regionale Spezialbörsen für Meteorite nicht funktionieren, daß selbst dahin die Fachsammler nicht kommen wollen – und man siehts an Ensisheim, was zunehmend an Besucherschwund leidet und wo in den Sälen zeitweis deutlich mehr Anbieter hocken, als Sammler rumschauen.
Also könnte man fast der Ansicht sein, Börsen werden von Mettsammlern weder gewünscht noch akzeptiert. Es ist ihnen zu mühsam.
Ob sich was ändern wird? Wahrscheinlich. Je weniger Anbieter auf Messen gehen, desto mehr bleibt über für die, die sichs noch antun.
Und jetzt, wos zu Ende zu gehen scheint mit den Mets, werden eben auch die Preise wieder anziehen, sodaß es wieder lukrativer werden wird, für Fachhändler auf die Messen zu gehen.
Abwarten und
Mettmann