Provenienz.
Selbstredend, Ingo, ist es den Aufwand wert, daß Du zu jedem Deiner Stücklein, ein Kärtlein schreibst.
Ein Aufwand der verblaßt, wenn Du bedenkst, was für eine Mühe es bedeutet hat, das jeweilige Stücklein überhaupt zu entdecken.
Und Du mußt etwas weiter denken. Dereinst wirst Du das Staffelholz, pardong, das Stücklein weiterreichen. Dem der es übernimmt, dem kann Geschichte, Geschichtlichkeit und Geschichten wichtig sein. Die Steine, sie überdauern uns, sie sind nur zu Gast in unseren Sammlungen.
Quellenschutz vs. Provenienz.
Hach, der menschliche Makel. Die Meteoritenhändler bedienen sich eines großen Netzwerks an Kontakten und Quellen. Dieses Netzwerk haben sie sich über viele Jahre, manchmal Jahrzehnte unter großen persönlichem Einsatz und unter Risiken aufgebaut und müssen es pflegen, das Vertrauen erhalten. Wenn also einer über die Jahre z.B. 50 oder 60 mal, in die beschwerlichen und langwierigen Reisen, die im Übrigen auch etwas kosten, in den Maghreb investiert haben
oder wenn ein Sucher, der jahrelang durch die Wüsten öttelt, bis er mal den ersten Stein eines kleinen Streufelds eines interessanten Meteoriten findet,
dann ist es durchaus verständlich, daß nicht alle das den Sammlern sofort auf dem Silbertablett servieren möchten.
Denn so sind die Menschen auf Erden, ein Teil würde sofort zu diesen Quellen rennen, versuchen sich derer zu bedienen und sich ins wohlgemachte Nest setzen.
Nix destotrotz werden wohl die meisten Händler und Sammler, schon nach Möglichkeit, die Provenienz bei vielen Sachen nennen.
Bei NWA stellt sich die Frage ursächlich ja eher weniger.
Ein NWA wird sowieso erst faßbar, mit dem Eintrag in den Bulletin, woja zumeist der Halter/Einreicher angeführt ist.
Zuvor ist ein NWA nichts als Vermutung.
Der Fahrzeugbrief zum Specimen.
Da stoßen wir schnell auf Probleme. Da eine ideltypische Welt dafür vonnöten wäre, in der die Vernunft regiert.
Die haben wir zurzeit nicht mehr.
Diese Jahre sehen wir ja, wie per Schnellschuß und unter völliger Ausblendung der Konsequenzen in einem Land nach dem anderen, völlig unüberlegt und hysterisch, gesetzliche Regelungen eingeführt werden, die in Eigentumsrechte und in den Meteoritenverkehr so stark eingreifen, daß teilweise die betroffenen Länder meteoritisch zugrund gehen.
Leider werden von dieser Karies auch immer mehr der wichtigsten Fundländer befallen.
Ein Spezimenkfzbrief vom Fundland hinweg über die Zwischenstationen bringt dementsprechend rechtliche Probleme mit sich.
Bis jetzt nehmen die Universitäten, Museen, die Wissenschaft, die privaten Sammler es als Selbstverständlichkeit hin - in Kauf nehmen müssen sie es sowieso, weil es sonst nicht mehr genügend Material und nicht mehr genügend wissenschaftlich relevantes Material gäbe - daß Meteoritenfinder und -händler zunehmend in rechtlichen Grauzonen operieren müssen bzw. immer mehr in die Illegalität gedrängt werden sollen.
Mit einem Fahrzeugbrief für die Meteoritenstückelein werden die Besitzer und die Vorbesitzer rechtlich greifbar und angreifbar. In diesem Brief kann man dann nämlich lesen, wo das Stück und wann das Stück gefunden wurde, wann und wo es den Besitzer gewechselt hat, durch welche Länder es seinen Weg genommen hat, aus welchen Ländern es auf seinem Weg exportiert wurde.
Sicherlich, diese Meteoritengesetze und vage Regelungen a la Bestimmungen, die eigentlich für den Export von Rohstoffen, Bodenschätzen gedacht sind, bis hin zu den Kulturgesetzen für archäologische Dinge - also das ganze Zeug, was mit Meteoriten nix zu tun hat und auch nie für Meteorite gemacht worden war, aber von ein paar Spinnern im Zweifelsfall auf Meteorite überdehnt werden will, wenn sie die Gier oder die Profilierungssucht packt,
die nimmt keiner so recht ernst, kann auch keiner so recht ernst nehmen, weil sonst die Aufrechterhaltung der Meteoritenforschung, wie auch die Privatsammelei nicht mehr möglich wäre.
Aber mit so einem Brief, hätt mans dann schwarz auf weiß.
Und die Dramatik der Lage ist ja jetzt schon nicht mehr zu unterschätzen. Es gibt teilweise Verordnungen, alte, wie auch neue, die zugegebenermaßen kein Schwein kennt, noch kennen kann - aber es gibt sie.
Zudem, es ist wirklich grauenhaft diese Jahre, was da einzelne Idioten zunehmenden in ihren Heimatländern anzurichten drohen.
Es gibt ja mittlerweile vereinzelt schon Museen, die allen ernstes, einen Meteoriten aus Überfurcht nur dann erwerben, wenn vom Erstfinder bis zu ihnen, jeder Eigentumsübergang von Hand zu Hand dokumentiert ist, zusätzlich dokumentiert ist, daß kein Gesetz verletzt worden ist, im Fundland und als Drittes, das dokumentiert ist, daß der Meteorit aus jedem Land, in dem er mal verweilt ist,
legal verbracht worden ist (nicht lachen, es gibt mittlerweile Länder, die selber kaum Meteorite haben, aber wo man theoretisch eine Exportgenehmigung braucht und zwar nicht nur für heimische, sondern auch für jeden anderen Meteoriten aus Drittländern und seis aus der Wüste).
Und dabei, so absurd es ist, die damit oft weit darüberhinaus gehen und mehr verlangen, was rechtlich in den Ursprungsländern für Meteorite gilt.
Also z.B. können die nicht mehr aus Deutschland Meteorite ankaufen. Weil in Deutschland besteht ja überhaupt keine gesetzliche Möglichkeit, ein Exportdokument, eine Exportgenehmigung für einen Meteoriten zu erlangen, weil für Meteorite in D keine solche gesetzlich vorgesehen ist, sondern Mets als normale Waren angesehen werden.
Krank, gell?
Hat natürlich fatale Konsequenzen für diese Institute. Diesen lückenlosen Nachweis + den zusätzlichen Nachweis der Legalität, den gibts weder für die Wüstenneufunde, noch gibts den für historische Meteorite, weil all die Jahrhunderte niemand auf die Idee gekommen ist, Meteorite mit Papieren verkehren zu lassen.
Das heißt, diese Museen stellen de facto ihre Sammeltätigkeit komplett ein.
Können ihren öffentlichen Auftrag nicht mehr erfüllen. Die Wissenschaft dreht sich diese Jahrzehnte in allererster Linie um die Neufunde. Daran könnense nimmer teilhaben. Sammlungstätigkeit beinhaltet, die stetige Erweiterung der Sammlung - aus is damit. Und drittens, wenn es eine große, eine nationale Sammlung ist, dann dient deren Bestand als Grundlage für die Forschung an den andern Instituten des Landes. Diese Funktion wird dann auch nimmer erfüllt, wennse keine neuen Metts mehr ranschaffen. Klassifizieren könnens dann auch nimmer, was viertens ist. Und Fünftes, heulen ja immer alle rum wegen Budgetzwängen - die können halt dann wirklich bestenfalls nur noch in Sonderfällen kaufen, historisches, das seit Fall oder Fund in dem Fundland aufbewahrt wurde. Nur kostet das halt dann dementsprechend nicht dreistellig sondern fünfstellig. Kurz die verschwenden Steuergeld obendrein, das dann woanders fehlt.
In Bavaria nennt man sowas: hirngschissn. Gell, ironsareforever?
Nun gehmer wieder zurück zu NWA, der Hauptquelle für Mets unserer Zeit.
Nochmal gschwind, dort die Provenienz, weils hier angesprochen wurd... die Spur der Steine verliert sich in Marokko selbst sowieso nach ein, zwei Stationen. Schauts mal in den Atlas, also nicht in den Atlas, sondern in den Atlas - die Geographie, Marokko selbst hat ja kaum geeignete Fundgebiete. Die Mets kommen aus der ganzen Sahara dorthin.
Man stelle sich eine Nachweispflicht vor. Da fiele sowieso ein Größtteil aller NWAs sofort weg. Nicht, die Mettaliban in Algerien, Libyen kenn ich die Gesetzeslage nicht - aber sieht man ja im Bulletin, was eh schon passiert ist, Fundraten (veröffentlichte Meteorite) von über 200 im Jahr auf Null runter. Oder denkt nur an Ägypten, jetzt mit Kamil, was für ein Bauerntheater und Backengeblase sofort wieder in den Medien initiiert wurd.
Das ist das eine. Das andere ist, wir alle profitieren davon, daß die Leut in der Sahara bettelarm sind und die Steine für uns und die Forscher aufheben. Und man braucht sehr sehr sehr sehr viele Leute und sehr sehr sehr sehr viel Zeit, daß solche Steine, wie nen Eukrit, wo paar Sammler dann schon rummosern von Wucher ect. wenn der dann mal in kleinen Scheiben mehr als nen Zehner oder als ganzer Boller mehr als nen Fünfer im Gramm kost, überhaupt gefunden wird.
Fragts den Haschr, der fährt ja ab uns zu in die Sahara suchen, wie wenig man tatsächlich find.
Wär völlig unzumutbar, den Leuten, die für uns alle die Steine finden, eine Dokumentationspflicht aufzuhalsen. Geschweige denn einen Papierkrieg mit den Ländern, wo man eh ausgelacht werden würde von den Staatsdienern, wenn man um ein Papier fürn Met ersuchen würd.
Und nachdem das Mettwesen sowieso alles andere als einträglich ist, besonders im Vergleich zu den andern Dingen, die der Wüstenboden hergibt, tätens die Leut schlichtweg bleiben lassen.
Und dann hammer aus der Sahara ein Australien gemacht.
Und woran solln dann bitte die Forschers noch arbeiten und was wollt ihr dann noch sammeln, wenns keine NWAs mehr gibt, wenns keine Omanis mehr gibt, und wenn man sich an alle Bestimmungen hielte, kaum Australische, keine Chinesischen, keine Indischen, keine Polnischen, keine Argentinischen, keine Namibischen, keine Südafrikanischen, keine Slowakischen, keine Philliipinischen, keine Neuseeländischen, keine Brasilianischen, keine Dänischen, keine...
Owei, was ist nur geschehen...
Mettland schafft sich ab.
A bisserl Franconia halt dann, gell?
Des Gerümpel, was kein Klassifizer auch nur mit der Kneifzange anlangen mag.
Nur das ist dann klar, dann kost halt der OC nimmer 0.05/g sondern 20 und der Eukie nimmer 5-15 sondern 200-400,
und sowas wie Mars, Mond, R, CK, ach im Grund ois exotische, das könnts ihr dann vergessen und das kann dann er, der Wissenschaftler vergessen und der Nationalempörer kanns auch vergessen (aber der vergißts gern, hatter sich eh nie recht um Mets geschert, sonst wär er ja still) oder vierstellig bis fünfstellig im Gramm bezahlen.
Wollen wir das?
Ich nicht.
Die anscheinend schon.
Ist ja auch nicht ihr Geld, sondern Steuergeld.
Letzter Punkt - prrrrrraktische Ausführung.
Es kam ja schon öfter der Wunsch auf, Pässe für Meteoritenstücke einzuführen.
Standardisiert, beglaubigt durch eine Institution, Regeln für die Kennzeichnung weiterer Zerkleinerung der Stücke.
Nur wer sollt das machen?
Wurd ja auch mehrfach an die IMCA herangetragen.
Nur die kanns nicht machen.
Anders als andere Sammelverbände oder Dachverbände kassiert die IMCA ja ihre Mitglieder nicht ab.
300 - 400 Mitglieder. 20$ Beitrag im Jahr. Adam Rys kennt das Jahresbudget sofort.
Davon kann man keeene einzige Oarbeitskraft sozialversicherungspflichtig anstellen.
Nu wie sollte man das dann Anfangen, jährlich Tausende solcher Vorgänge zu bearbeiten?
Nu, das warn nur paar Gedanken.
Ich sag. Dokumentierts Eure Stücke gut und penibel. Und reicht sie mit allen Dokumenten und Labeln, die ihr habt, weiter.
Achso... Identifikation, Provenienz... paar Sammler ham sich abgeschaut, wie man gaaaanz früher mal es in den Museen gemacht hat
und pinseln Nummern direkt auf die Steine druff. Logisch, bei Pedigreesammlern ists begehrt, wenn eine Museumsnummer auf einem alten Stück ist. Aber das macht man heute nimmer, das is unzeitgemäß und auch gar nicht schön.
(Ich persönl. halts für eine unnötige Verschandelung, erinnert mich eher an ein Hundi, daß ein Beinchen hebt. Hihi, man stelle sich vor, wir tadern quer über unsere Mond- oder Marsscheiben eine Nummer malen, au Backe).
Ja die Spur der Steine.
Milly und nicht nur Milly - guckt mal, bei NWA. Die werden ja erst zu einem faßbaren Mett, wenn die Klassifiz im Bulletin steht.
(auch so ein Scheiß mit dem Exportjedöns. In den betreffenden Ländern kannst keinen Mett klassifiziert bekommen, solang ein Stein nicht klassifizt ist, ist überhaupt nicht klar, daß es ein Mett ist oder was für ein Mett es ist, sondern es ist ein Stein.
Keiner der Nichtwissenschaftler und das sind ja die, die die Steine auftun, darf oder kann behaupten: Ja das isn HED, ja das isn Lunarer)
Wenn man nun den von dem Finder nimmt oder dem der als Main Mass Halter in da Bulletin steht.
Dann steht man ganz vorn als erster Privatsammler in der Dokumentationkette drin!
Sowas hat man als Sammler früher nicht gehabt.
Und die Stücke werden ja über hunderte von Jahren weitergegeben werden.
Ist das nicht toll?
Mettmann