Hi,
als Nicht-Wissenschaftler ist man immer auf das angewiesen, was die Fachleute meinen, herausgefunden zu haben. Und die haben in der Regel unterschiedliche Meinungen und deuten Daten anders etc.
Da der Artikel von 2004 ist, glaube ich nicht daran, dass nun alle Bücher umgeschrieben werden müssen. Die Ansicht der Autoren scheint ja nicht allzu bahnbrechend gewesen zu sein...
Ich muss aber gestehen, dass ich das mit dem "zoning" nicht so wirklich verstanden habe. Meinen die, dass die Sauerstoff Isotopenausrichtung bei den HED's "nicht stimmt" und die viel näher an der Sonne entstanden sein müssten?
Könnte mir das jemand bitte in knappen Worten erklären?
Viele Grüße
Greg
Du den Inhalt des Artikels schon ganz korrekt zusammengefasst.
Es gibt drei Sauerstoffisotope: O-16, O-17 und O-18. Im Allgemeinen kommen im Ozeanwasser auf etwa 2500 O-16-Atome je ein Atom O-17 und fünf Atome O-18, das ist der international festgelegte "terrestrische Sauerstoffstandard" (SMOW). In Abhängigkeit des Entstehungsprozesses der Materie kann das Verhältnis zwischen den schwereren Isotopen O-17/O-18 und dem leichteren Isotop O-16 jedoch variieren. Das Verhältnis von schweren zu leichten Isotopen wird mit dem terrestrischen Sauerstoffstandard verglichen, und die Abweichung als "Delta-Wert" [in Promille] angegeben.
Z.B. entsteht in Supernovae ausschließlich das leichte Isotop O-16, die schwereren Isotope fehlen gänzlich. In kohligen Chondriten wie Allende ist das Isotop O-16 stark angereichert, vielfach findet man in Einschlüssen praktisch nur O-16, woraus geschlossen werden kann, dass sich diese in der Frühzeit der Entstehung des Sonnensystems aus stellarer Materie gebildet haben, die als Überrest einer Supernova anzusehen ist. Der Delta-Wert der Sauerstoffisotope O-17 und O-18 ist demnach negativ.
Auch bei physikalischen Prozessen wie dem Schmelzen, Verdampfen und Kondensieren von Materie tritt eine massenabhängige Fraktionierung (meist verbunden mit einer Anreicherung der schwereren Isotope im Kondensat) ein. Die Anreicherung von O-18 ist üblicherweise etwa doppelt so hoch wie die von O-17. Demnach ist der Delta-Wert von O-18 immer doppelt so groß wie der Delta-Wert von O-17.
Bei HED beobachtet man dasselbe Verhältnis der Delta-Werte, allerdings sind die Isotope O-17 und O-18 im Vergleich zu terrestrischem Gestein ein wenig abgereichert. Wenn der Autor recht hat mit seiner Behauptung, dass die schwereren Sauerstoffisotope mit zunnehmender Sonnennähe abgereichert werden, würde das in der Tat auf eine Entstehung des HED-Gesteins in Merkur- oder Venusnähe hindeuten.
Allerdings sind die Ergebnisse offenbar nicht eindeutig. Z.B. lässt sich durch Vergleich der Spektren des Pyroxens als Mutterkörper von Millbillillie der Asteroid Vesta identifizieren, der bekanntlich im Asteroidenhauptgürtel seine Bahnen zieht. Wie diesbezüglich die Ergebnisse der Isotopenanalyse einzuordnen sind, weiß ich nicht. Vielleicht kam es durch schwere Kollisionen mit anderen massereichen Körpern oder durch Radioaktivität zum mehrfachen Aufschmelzen der basaltischen Kruste und einer dadurch bedingten Fraktionierung und Abreicherung von O-17 in der Kruste. Denkbar wäre auch, dass Vesta ursprünglich aus dem inneren Bereich des Sonnensystems stammt und durch Kollisionen von Planetesimalen oder mit Merkur in Richtung Jupiter geschleudert wurde, aber das sind Spekulationen. Man wird abwarten müssen, was die weitere Forschung ergibt.
Grüße, D.U.