ich habe generell den Eindruck, dass sich die Meteoriten-Preise nach unten entwickeln.
Ich hab eher einen gegenteiligen Eindruck.
Bei neuen Fällen, mit Ausnahme Maghreb, wird in den letzten Jahren derart exzessiv zugelangt, wie es früher undenkbar war. Teilweise auch bei neuen Namensfunden, falls sie nicht aus den klassischen US-Wüstenfundregionen stammen.
Historie ist fast durch die Bank deutlich teurer geworden - die Wende war ca. vor 4-5 Jahren, als in Tucson auf beiden Auktionen den Händlern die Kinnlade heruntergeklappt ist, derart hoch wurde bezahlt. Vorbei auch die Zeit, wo die Texas-Namensstinker oft unter einem Dollar gehandelt wurden, die werden teilweis nun als Preziosen für bis zu 5-10$/g gehandelt. Vorbei die Zeit des 5$-Standards für Allende, Murchison glatt verdoppelt. Fast alle Fälle, die das Pech hatten, der Hammer-Marketing-Hysterie anheimzufallen, haben sich verdrei- bis verachtfacht. Für Micros ganz besonders seltener gewöhnlicher Chondriten-Fälle wird gelegentlich 400-1000$ im Gramm hingelegt, wo man vorher bestenfalls 100$ gegeben hätte.
Die üblichen Massenmeteorite sind verknappt, Gibeon kostet mittlerweile mindestens das 3fache, Sikhote je nach Qualität das Doppelte bis Zehnfache, als noch vor 3-4 Jahren zuvor. NWA 869 mindestens das Vierfache. Brahin ist auch nicht mehr für 300$/kg Grundpreis zu haben, sondern meist über einen Dollar. Größere Spitzenstücke berühmter Eisen a la Henbury, Canyon, Gibeon, Sikhote gibts fast gar keine mehr und kosten wesentlich mehr als je zuvor in diesem Jahrzehnt.
Die Russen, die jahrelang den Markt überfrachtet haben, sind halt auch nimmer so aktiv. Selbst gewöhnliche russische Neufunds-OCs kosten heute mehr, als das, was sie damals für die Fallnachfunde a la Kainsaz oder Vengerovo bekommen haben, selbst relativ neue Geschichten a la Seymchan gibts nimmer so billig wie noch vor kurzem.
Gut es gibt eben andres, was billiger geworden ist, aber das ist eher die Ausnahme. Halt das, was grad Saison hat, wie dieser Mehrtonnenfund des greisligen El-Haggouina-EL-Schrotts oder bei den Eisen eben Muonionalusta mit den neuen Tonnen in kurzer Zeit. Und gerade die letzten beiden Jahre Millbillillie und Camel Donga, zuvor Tatahouine, weil da wieder größere Mengen freigeworden sind - aber das ist normal, daß angelegentlich von einem Namen mal wieder ein bestimmte Menge auf dem Markt frei wird und es eine Zeit billiger wird, bisses wieder furt ist und zu alten oder höheren Preisen zurückkehrt.
Bei der Wüste ist es differenziert, generell ist ein doch sehr ausgeprägter Preisanstieg zu vermelden bei Qualität und bei raren und rarsten Klassen.
Das Besondere eben, das wird nicht nur deutlich besser bezahlt als noch wenige Jahre zuvor, sondern es wird auch viel stärker nachgefragt und umgesetzt.
Hat m.E. zweierlei Gründe - einerseits ist durch die Politik die Menge an rarem Material in Marokko drastisch zurückgegangen, somit automatisch die Preise dort teilweise ganz erheblich gestiegen, zum andern mischen mehr Amateurhändler und Sammler in NWA direkter mit, die die Preise insofern verdorben haben, dasse einfach zuviel bezahlt haben - und zum anderen sind von der Nachfrageseite deutliche Torschlußgefühle erkennbar, da doch vielen etablierten Sammlern ein Lichtlein aufgegangen ist, durch das, was sie auf dem Sammlermarkt beobachten, die Verknappung von ganzen Segmenten, die Preisanstiege, das Austeigen etlicher NWA-Händler - daß es eben doch keine Panikmache war, als viele gesagt haben, daß es zu Ende ginge mit der Wüste.
Es hat ja jeder beobachten können - nimmt man die Märse her. Der ewige Grundpreis der beiden ubiquitären Standardmärse hat sich innerhalb dreier Jahre verdoppelt und sie werden kaum mehr angeboten. Alle anderen Märse haben sich in der selben Zeit zum Niveau für Neufunde zuvor verdrei- bis verfünffacht.
Genauso zahlt man für gut orientierte OCs das drei- bis zehnfache als noch zur Wüstenhochzeit und das Angebot ist äußerst schmal geworden.
Desgleichen alles was besonders gut ist an Frischen Rarlingen, an Rarlingen mit Besonderheiten, und bestimmte Klassen, selbst wenn sogar mehr Nummern rausgekommen sind als früher.
Und - obwohl ich gestehe, daß ich Ebay nicht verfolge - die Zeiten, wo anständige Klötze und Scheiben seltener Klassen klassifiziert verreckt sind unter den Preisen, diese selbst in Marokko gekostet hatten, die scheinen vorbei zu sein.
Wie auch weniger geramscht wird im Ebay. - Wenn ihr Euch zurückerinnert, sagen wir 3 Jahre - es gab fast keine Fixpreis-Artikel bei den Meteoriten! Und bei Auktionen wurde viel weniger mit Start- und Reservepreisen gearbeitet als heutzutage. Wenn ich jetzt reinschau, sind die Fixpreismeteoriten in der großen Überzahl und frei bei Null wird fast nur Fitzelkram, Langweiler, Massenlokalitäten und Minderwertiges eingestellt.
Warum? - Weil es das Zeug eben nimmer in dem Maß wie früher für die Händler nachzubekommen gibt - und weil es eben soviel teurer geworden ist, daß die Verlustfurcht größer geworden ist.
Nu gut, Campo hab ich nicht beobachtet - da war ja der Standardpreis jahrelang bei den Campohändlern auf den Messen und im US-Ebay die 30$/kg für Rohstücke. Wies jetzt ist, weiß ich nicht. Kann auch sein, daß wegen bevorstehenden Tucsons paar Händler liquidieren um Spielgeld zu haben.
Naja und Mond und Ebay - ich hab mal die Feedbacks eines der Hauptmondanbieter im Ebay gecheckt, der setzt ja nur winzige Mengen tatsächlich um, das ist mehr eine Werbemaßnahme - wie natürlich der große Teil des Meteoritenhandels sowieso außerhalb ebays stattfindet - das meiste an interessantem Material, was es so gibt, historisch oder rarwüstig wird ja dort praktisch nicht angeboten.
Gut Mond, hängt teilweise noch ein bisserl nach, weil die Sammlerverhaltung noch nicht ganz vorrüber ist aufgrund NWA 5000, wo sich viele ausgerechnet hatten, Monde müßten dann auf 50$ im Gramm crashen. Das ist ein üblicher Reflex, wie wir ihn auch aus vergangenen Zeiten kennen, man erinnere sich, wie damals die Russkis plötzlich notramschen mußten mit ihren Dhofars. Die anderen Monde waren nie betroffen und sowas dauert dann anderthalb bis zwei Jahre, bis sich alles wieder auf normalem Level einpegelt. Sieht man ja auch hier - die besonders exotischen Mondlinge und die seltenen Untergruppen sind ja von dieser Delle unbetroffen.
Was beobachten wir aus der eigenen Praxis.
Gut, wißts ja, daß wir praktisch immer unterdurchschnittlich preisen bzw. bei einzigartigem und Sachen, die's nie zuvor gab, nie das mögliche Maximum ausreizen. Trotzdem spüren wir in den letzten Jahren eine deutliche Veränderung: Es wird ganz erheblich stärker nachgefragt als früher. Sehr häufig verkauft sich eine Nummer, sobald wir sie publik machen, binnen kürzester Zeit komplett aus. Sehr viel müssen wir schon gar nicht mehr öffentlich bewerben, da es schon furt ist, bevor wir überhaupt ein Special aufgesetzt haben.
Auch relativ neuer das Phänomen, daß die Sammler plötzlich auf unsere uralten Nummern gehen und die Restanten oder das, was von größeren Nummern noch übrig ist, zusammenkaufen. Sowohl die noch nicht so alten Nummern früher Chladnischer Prägung, als auch Stefans Nummern von anno dunnemals, sowie bei mir mit meiner uralten Webseitenleiche, die ich aus sentimentalen Gründen behalte, krieg ich andauernd Nachfragen für die alten Namen dort. Murchison, Huckitta, Vaca Muerta, Chiang Khan, Bilanga, Stannern, Kunya usw.
Zudem gehen jetzt die historischen und die neueren Fälle, die ich schon etliche Jahre herumtrage, auf einmal weg.
Weils immer mehr Sammler gibt, weils immer weniger solche Stücke gibt (und weil wir Deppen unsere Preise nicht angeglichen haben).
Und ich mein, huch das soll kein Affront sein, bitte kein Gezeter, das ist halt die allgemeine Tendenz - aber ihr seht es ja auch hier deutlich im Forum, die Tendenzen der Preisentwicklung, müßts ja nur in die Anzeigensparte schaun.
Steinbach, Stannern - deutlich teurer, bis hin zum Doppelten von dem, was es noch vor nicht allzulanger Zeit gekostet hat.
35$/g für so einen Rumuruti, das hätt noch vor einem Jahr keiner oder kaum einer gezahlt. 1$/g für NWA 869 - keine zwei Jahre ists her, da haben noch Händler im Ebay ihre Restbestände für 80$ im Kilo rausgepfiffen - aus und vorbei. Nen NWA-Meso für über 20$. Oder wenn Ihr Euch erinnert, der neue NWA-Oktaedrit für 30$/g - da hätten sich die Sammler vor kürzester Zeit noch ans Hirn gelangt. Genauso wie man keinen OC mit Nummer für 2Euro/3$/g hätt gebacken bekommen. Oder die endlos gepairten CV3s, wose im Ebay nun rauf bis 15$/g zahlen - wißts ja noch, damals der 3000-CV3-Pairingssalat, das hat im Ebay fast nie mehr als 1.5-3$ in Scheiben gekostet. Ganz zu Schweigen davon, daß irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, für einen neuen Eukritenfall und seis der Tollste der Welt 700 oder 1200$/g hinzulegen oder gar 1800$/g für einen Ureiliten. Hätt ein Händler sowas gebracht, hätte man ihm empfohlen, sich in eine Anstalt einweisen zu lassen!
Nochmal, bevor sich hier jemand angegriffen fühlt - das ist die allgemeine Entwicklung! DAS IST NORMAL.
Der Umbruch ist da.
Es gibt immer mehr und mehr Sammler, die alten Fälle und Funde - da wird das Material immer knapper.
Genauso wie bei den meisten Massenmeteoriten, da sind die meisten schon relativ durch.
Die Wüste - schaut doch hin - den Oman, den haben die Schweizer inzwischen recht erfolgreich ruiniert. Wo sind sie denn hin, die klassifizierten Hauptmassen für 100-120$ pro Kilo im Ebay, wo kann sich ein Institut noch seine Marsprobe aussem Oman für 150$/g besorgen?
Australien ist schon seit langem tot und wird es auch lange bleiben.
Nun wird die Sahara zerstört. Ihr seht es doch auf jeder Messe, wie wenig noch da ist und wie wenig neues nachkommt, ihr seht es doch an den Preisen, ihr seht es an den immer ausufernden Pairings bei immer kleiner werdenen tkws.
Gleichzeitig seht Ihr, auf was für einem Level sich die Neufälle, mit Ausnahme der maghrebinischen, etabliert haben. Was früher mit 8-15$/g auf den Markt gekommen wär, geht heut bei 30-50$/g los, trifft irgendwas eine Butze, dann redmer teilweise schon von mehreren hundert pro Gramm, dito sobald etwas kein gewöhnlicher Chondrit ist. Guckt, es gibt eine ganze neue Generation von Sammlern in USA, die lassen gewöhnliche NWA-Chondrite kassifizieren und schreiben dann 2$ im Gramm drauf - das gabs zuletzt im Jahr 2000-2001 als es mit den NWAs überhaupt erst losging.
Es trifft jetzt genau das ein, wovor soviele (und wir auch) die letzten Jahre gewarnt hatten und was so viele Schlaumeier nicht wahrhaben wollten:
Die Vetreibung aus dem Paradies hat begonnen.
Ich sehe auch rein gar nichts, was diese Entwicklung umkehren könnte. Gut wir in Europa sind momentan noch privilegiert und es wird durch den schwachen Dollar abgefedert - was meints, was die US-Sammler stöhnen. Vielleicht auch, falls es wirklich so sein sollte, daß derzeit im Ebay etwas Ebbe ist, kann es teilweise an der Krise liegen, die die USA ungeich härter erwischt hat als uns, wo eher die Flucht in Sachwerte angesagt zu sein scheint. Aber das betrifft eben nur diese kleine Ebay-Sparte und die Kleinsammler. Auf dem Rar- und Qualitätssegment nimmt die Nachfrage stetig zu.
Ich erkenne auch nicht, warum der Zustrom an Neusammlern abreißen sollte. Meteoritesammeln wird popularisiert wie noch nie.
Kurz, meine Prognose ist - die Preise werden alles in allem weiter klettern, die Auswahl wird sich immer weiter verringern (und die Anzahl der Anbieter wird mittelfristig schrumpfen - ist ja jetzt schon so, daß das Marokkopreisniveau so nah am Sammlermarktniveau ist, daß der ganze Arbeits- und Kostenaufwand sich für die meisten nimmer lohnt).
Hauptschuld daran tragen die gefährlichen und verantwortungslosen Idioten, die in den wenigen letzten Jahren alles daran gesetzt haben, die Hauptfundländer dicht zu machen,
sodaß nichts mehr gefunden wird
- und somit eben in Zukunft für das lächerlich wenige, was sie selber reißen, unendlich mehr Steuer- und Forschungsgelder vegeudet werden müssen bzw. die Forschung eben nicht mehr das Material bekommt, die sie braucht und teilweise die Einrichtungen überflüssig werden werden. Sie zerschlagen die etablierten Strukturen, die besser, billiger und effizienter denn je funktioniert haben und werfen uns alle, was die Fundraten angeht, ins finsterste Mittelalter zurück.
Und sowohl die Wissenschaftler als auch die Sammler dürfen es ausbaden.
Ich sehe nirgends neue geeignete Fundregionen, die so produktiv wären, daß sie diesen Ausfall auch nur annähernd ersetzen könnten.
Die US-Wüsten, bald wohl die einzige freie Meteoritenwelt, geben das bei Weitem nicht her.
Wenn jetzt nicht bald eine Umkehr einsetzt - dann wird es zappenzappenduster.
Meine persönlichen Market Trends
Mettmann