Autor Thema: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten  (Gelesen 44724 mal)

Offline APE

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Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« am: Dezember 16, 2006, 17:26:59 Nachmittag »
Nee, nee, ich hab mich nicht verschrieben, das Thema lauten eben so ...

Bilder davon habe ich im Internet schon einige gesehen. Man kann dort immer Einschlagskrater auf einem frischen Eisenmeteoriten sehen.

z.B. Sikhote Alin, Fall 12.Febr.1947
http://www.meteorites.com.au/collection/Sikhote-Alin%2032.8g%20(1%20of%205).jpg

Normalerweise, so verstehe ich das, sollte ein größerer Meteorit auf einen schon abgebremsten sehr kleinen Meteoriten drauf fallen. Klarer Fall von Auffahrunfall!

So, in Hamburg habe ich nun einen kleinen knopfartig-orientierten Eisenmeteoriten gefunden, den ich jetzt genauer betrachtet habe. Dabei ist mir aufgefallen, das dieser zuerst, wie eben alle knopfartig-orientierten und meist sehr kleinen Meteorite, flach geflogen ist. Dabei entstand die Front- und Rückseite mit flow lines und Wulst am Rand, da wo der Strömungsabriß war, so das der entstehende Meteorit eben die typische knopfartige Prägung bekam. Doch dann entdeckte ich noch eine später entstandene Prägung, welche nur die drei hervorragenden Ecken des Meteoriten betraf. Dieser kleine Meteorit ist also aus seiner sehr stabilen orientierten Fluglage irgendwie heraus gekommen. Theoretisch ist dies aber nicht mehr möglich, es sei denn, es gab ein Ereignis - einen Impuls - der den sehr flachen Meteoriten aus seiner Lage schupste.

Ich suchte danach, und glaube etwas gefunden zu haben. In der Frontseite steckt ein 1mm großer Minnimeteorit, der zwar eine Vertiefung und sogar einen sehr kurzen Einschußkanal gestoßen hat, aber eben keinen Krater!

Was haltet Ihr davon?!
Beste Grüße
Thomas
 
Grau ist alle Theorie ...

Offline APE

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #1 am: Dezember 16, 2006, 17:27:44 Nachmittag »
Hier die Rückseite ...

Hier kann man am Rand auch die letzte Prägung sehen, die ausschließlich die Ecke betrifft.

Eigentlich sind alle drei Ecken betroffen, aber letztlich ist er wohl über die dickste Ecke längere Zeit gefallen, denn diese ist am besten geprägt worden. Auch das ist nachvollziehbar, da der Schwerpunkt somit am weitesten nach vorne gekommen ist und somit für diese Fluglage der stabilste Zustand eingenommen wurde. Doch ob er bis zum Aufschlag auf die Erdoberfläche diese eher instabile Lage beibehalten hat, bezweifle ich doch ...

Gruß Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Offline APE

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #2 am: Dezember 16, 2006, 17:31:37 Nachmittag »
Hier mal das beste was mein Scanner her gibt ...

Gruß Thomas
Grau ist alle Theorie ...

Offline JaH073

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #3 am: Dezember 16, 2006, 17:45:50 Nachmittag »
Hallo APE,

sieht echt interessant aus diese Stelle.
Ob dieses aber wirklich ein Einschlag eines anderen Stückes aus dem All ist bin ich mir nicht sicher.
Michael Blood hat irgendwo im Netz mal so ne Seite gehabt, wo er Einschläge auf Meteoriten welche im All oder während des Fluges durch die Atmösphäre entstanden sind präsentiert hat.
Deren Aussehen war aber anders als das von deinem Taza.
Wenn ich mich richtig erinnere waren alle gezeigten Bilder von Sikhotes.
Ich muß mal nachschauen, vielleicht find ich bei mir noch eines von den Bildern.

Viele Grüße

JaH073
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Offline paragraf

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #4 am: Dezember 18, 2006, 22:05:51 Nachmittag »
Hallo,

entschuldigung - bei allem Respekt - aber diese Diskussion ist aberwitzig. Das ist doch nur eine, wenn auch atypische Abschmelzung, von weniger temperaturhaltigen Materials.

Obwohl mir nat. auch die Vorstellung einer Karambolage während eines Falls gefällt. Wenn das der Fall wäre, würde das Stück niemals in Sibirien gelandet sein, sondern, was weiß ich, wieder ins All hinausgeschleudert worden sein oder bestenfalls in eine Erdumlaufbahn oder allerbestenfalls - janun - im Wasser...

Gruß
Bernd

ironmet

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #5 am: Dezember 18, 2006, 23:47:07 Nachmittag »
Hallo Bernd,
und auch bei allem Respekt,sowas gibt es tatsächlich! :ehefrau:
Erstens ist Taza ein Maroccanischer Fund,also absolut nicht sibirisch!
Zweites gibt es auf einigen Sikhote Alin Stücken wirklich nette Krater,die von kleineren Fragmenten verursacht worden sind.
Diese Kater weisen dann natürlich die typischen Merkmale wie Kreisrund und Kraterrand auf.
Sowas ist nicht all zu häufig zu finden und deshalb ebenso selten.
Da z.B Sikhote Alin ein Fall für sich ist und es einige Fragmentationen in der Luft gab,wo eben diese vielen hunderttausend von Fragmenten enstanden sind und die Warscheinlichkeit somit sehr hoch ist,das ein Stück das andere trift.
Nur eben halt im umgekehrten Sinne.
Ein kleines Fragment bricht also von einem voraus fliegenden Stück ab und fällt somit zurück und das von hinten sich im Überschall befindende Fragment rast in das zurückfallende.
Werde mal hier gleich noch zwei Bilder aus meiner Sammlung einfügen,wo Sikhote mit Kratern zu sehen sind.
Also ganz so aberwitzig ist das Thema nicht,wobei ich bei dem Taza Bild von Thomas auch nicht auf einen Krater tippen würde.
Viele Grüße Mirko :prostbier:
« Letzte Änderung: Dezember 19, 2006, 00:43:27 Vormittag von ironmet »

ironmet

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #6 am: Dezember 19, 2006, 00:39:53 Vormittag »
Hallo,
hier nun die Bilder.
Beides sind Sikhote Alin Stücke.
Das größere Stück zeigt einen wunderschönen Einschlagskrater obenauf und das zweite zeigt einen netten Einschlagskrater genau mittig im Bogen.
Viele Grüße Mirko

Offline Aurum

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #7 am: Dezember 19, 2006, 00:51:28 Vormittag »
Hallo Mirko ,

Ich denke mal die Bilder sprechen für sich  :applaus:
Auch der Vorgang an sich ist für mich eigendlich recht plausiebel das Teil bricht ab und kommt in den vllen Fahrtwind , von hinten prallt ein Stück das sich im idealfaff im Windschatten des vorausfallenden Stückes befindet auf , und bums haben wir den Krater .

Ist eigendlich der umgekehrte Fall wie bei dem Unfall der Columbia  .
Da ist beim Start ein Stück der Aussenisolierung des Haupttanks abgebrochen und dann auf den Linken Flügel Getroffen und hat dort ein Loch hinein gerissen , was letztedlich beim Wiederintritt zum Absturtz führte .

Bis dann Lutz :winke:
Aller Anfang ist schwer !!

Offline paragraf

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #8 am: Dezember 19, 2006, 01:10:31 Vormittag »
Hallo Mirko,

ja, die Bilder sprechen für sich! Schöne Stücke!

Aber bitte! Das ganze fand doch nicht im Flug statt. Die Stücke lagen bereits auf dem Boden, während sie von einem anderen "Bruder"-Stück getroffen wurden.

Bei meinem Einwand hatte ich aber den Hyper-Super-GA-Aberwitz im Blick: Einer fällt und ein anderer (!) kickt ihn weg. Wenn DAS nicht aberwitzig ist, dann weiß ich es nicht.

Gruß
Bernd

ironmet

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #9 am: Dezember 19, 2006, 01:35:24 Vormittag »
Hallo Bernd,
mit Sicherheit müssten die Krater in der Luft und kurz vor dem Ende der Leuchterscheinung entstanden sein.
Am Boden wäre sowas relativ undenkbar!
Es gibt bestimmt auch Einschläge auf Stücken der ersten Fragmentation,aber bei diesen Stücken,wurden die Krater warscheinlich wieder abgeschmolzen und nicht mehr zu erkennen.
Aber bei diesen Stücken auf den Bildern,ist nichts vom Kraterrand abgeschmolzen!
Also müsste die Enstehung der Krater unmittelbar vor dem Ende der Leuchterscheinung liegen und die Stücke auch von der letzten Fragmentation stammen.
An Treffer auf dem Boden,glaube ich nicht!
Jedenfalls nicht bei meinen gezeigten Stücken!
Der Krater vom ersten Bild hat einen Durchmesser von 6mm.
Nun ist ja bekannt,das das einschlagende Objekt um ein vielfaches kleiner ist als der Krater selbst!
Und solch ein Sandkörnchen kommt auch im Fall Sikhote Alin nicht mit mehrfacher Überschallgeschwindigkeit am Boden an um auf einem anderen Stück einen Krater zu schlagen!
Dafür ist solch ein kleines Stück viel zu schnell abgebremst und fällt nur noch zu Boden!
Die max.Kraft war bei Sikhote Alin nur den ganz großen Stücken von 500-1700kg vorbehalten,die haben nämlich in der Landschaft einige Sprengkrater(keine Impaktkrater!!) hinterlassen.

Es ist sicherlich für unseren Verstand schwer zu glauben,was doch ein solch kleines Stück schon für einen Schaden im Eisen anrichten kann und das auch noch im Fluge!
Ist eben halt die hohe Geschwindigkeit,die ein Fragment zu solch einem Geschoß werden läßt!!

Viele Grüße Mirko


Offline paragraf

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #10 am: Dezember 19, 2006, 01:45:28 Vormittag »
Mirko!

Niemals im Fluge!!

"...röchel...und sie dreht sich doch!.."

Gruß
Bernd

ironmet

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #11 am: Dezember 19, 2006, 01:54:52 Vormittag »
Bernd!

na dann muß die Krater da wohl einer reingeröchelt haben!

Gruß Mirko :prostbier:

Speci-Man

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #12 am: Dezember 19, 2006, 13:00:28 Nachmittag »
Hi Leute!
Gibt es eigentlich ein bekanntes Beispiel dafür, daß man einem solchen Krater mit der Säge zuleibe gerückt ist? Bei denkbar dünnstem Blatt sollte ein Kraterquerschnitt doch ein hochinteressantes Feature darstellen. Wenn man von der Annahme ausgeht, daß der Eindringling schon relativ hart (weil schneller abgekühlt) war, könnte er doch möglicherweise (nach Ätzung?) zu erkennen sein. Andererseits ist es ja schon ein ziemliches Sakrileg, derart schöne Individuals zu zerteilen, zumal, wenn das Ergebnis mehr als ungewiss ist.
Speci-Man

ironmet

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #13 am: Dezember 19, 2006, 17:02:53 Nachmittag »
Hallo Speci-Man,
ja, das wäre sicher sehr interessant und würde mich ebenfalls sehr interessieren. :super:
Aber da muß ich einfach warten,bis einer sein Stück dafür opfert.
Die Teile werden ja derart teuer gehandelt,das ich da einfach an mein Stück nicht ran will,weil ich eben auch einen hohen Preis dafür bezahlt habe.
Und den jetzt einfach so in der Mitte des Kraters zu teilen,nee mach ich nicht. :abgelehnt:
Wenn ich mal mehrere Stücke davon haben sollte und einer ist nicht mehr so gut erhalten oder der Krater schon rostig oder dergleichen,werde ich mal einen Schnitt machen.
Mir ist auch nicht bekannt,das jemand schon mal durch solch einen Krater geschnitten hat und die Flächen dann geätzt hat.
Oder kennt hier jemand solch ein Bild? :eek:
Aber ich denke,es ist schon schwer Bilder von Stücken mit Krater zu finden!
Viele Grüße Mirko :prostbier:

ironmet

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Re: Meteoriteneinschlag auf einem Meteoriten
« Antwort #14 am: Dezember 19, 2006, 17:23:41 Nachmittag »
Äh Speci-Man,
habe gerade nochmal Dein Beitrag gelesen.
Eindringling? hart? zu sehen sein?
Nee,erstmal sind die Stücke alle relativ gleich hart,egal ob nun warm oder kalt.
Wenn solch ein Meteorit in die Atmosphäre eindringt,wird dieser dabei nicht so warm,das er weich wird oder dergleichen.
Das könnte jetzt der Thomas hier viel besser erklären als ich,aber ich möchte es trotzdem probieren.
Wenn das Stück beim Fall leuchtet,ist das nichts anderes als Plasma welches vom Abtragen an der Oberfläche stammt.
Der Meteorit selbst wird im innern da noch relativ kühl sein.
Die Phase des Schmelzens tritt viel später auf und ist zeitlich auch relativ kurz.
Selbst dabei wird das Stück im inneren nicht sonderlich warm.
Die Ablation geht dabei schneller von statten,als die Wärmeleitung im Material selbst!
Das kann man daran sehen,das das geätzte Oktaedergefüge bis zum Rand hin erhalten ist.
Bei einer Erwärmung über 900°C,glaube ich,löst sich dieses auf.
Nur relativ selten kann man an geätzten Scheiben von Eisenmeteoriten einen 1-5mm dicken rekristallisierten Randbereich entdecken,wo man darauf schließen kann,das der betreffende Meteorit im Randbereich schon ordentlich warm gewesen sein mußte.
Diese rekristallisierten Randbereiche sind aber auch relativ selten zu finden.

Den Eindringling,wie Du sagtest,wirst Du im inneren nicht finden,
Bei dem Impakt selbst wird wohl der "Eindringling" sowie auch das restliche Material aus dem Krater verdampft oder als Staub aus dem Krater geschleudert worden sein.
Der Schnitt durch den Krater und das anschließende Ätzen könnte aber ein nettes geschocktes Ätzbild zeigen oder eben nette verformte Neumansche Linien,wie man sie auch von geätzten Schrapnell Scheiben her kennt.
Nur ist ein angschnittener Krater auf einem Individual viel interessanter,weil die innere Struktur noch nicht geschockt ist und sich schöne Verformungen der Strukturen rund um den Krater ergeben müsste.

Viele Grüße Mirko :prostbier:

 

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