Autor Thema: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation  (Gelesen 6628 mal)

Offline MetGold

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Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« am: November 07, 2009, 07:19:37 Vormittag »
Hallo,

gibt es diese Grauzone überhaupt?    :weissefahne:

Aktuelles Beispiel:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=270479111350&_rdc=1

"...Steinmeteorit Sahara 00306
Fallort: Sahara/Marokko
Fund 2001
Klassifiziert als: Stein Meteorit Chondrit
...
Als Mitglied der I.M.C.A, ...
"

Gilt der nun als "klassifiziert"?  Ist er klassifiziert, obwohl nur "Chondrit" und nicht genauer?
Ist er klassifiziert und nur nicht offiziell klassifiziert, da kein Eintrag im metbul ???

Das waren doch die Funde der Franzosen ...


 :gruebel:   MetGold
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

Offline gsac

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #1 am: November 07, 2009, 14:06:23 Nachmittag »
Diese Formulierung im Angebot "Klassifiziert als: Stein Meteorit Chondrit" kann man
vielleicht in etwa so interpretieren als "..ich habe das aus französischer Quelle (?, Name)
irgendwann mal als Steinmeteorit, (wohl) als Chondrit, gekauft..". Weder kann man so
etwas aber aber klassifiziert nennen noch ist es klar wie Kloßbrühe mit Tinte und Teer,
daß es ein Chondrit ist, auch wenn dies wahrscheinlich sein mag.

Ich würde mal dazu sagen: es sieht schon aus wie ein Meteorit! Aber hier von einer
Klassifikation zu sprechen, halte ich für weit überzogen bzw. schlichtweg falsch! Wer ist
denn der Verkäufer? Mmmh, IMCA-Mitglied? Wer ist denn das? Sollte er eigentlich besser
wissen mit seinen Formulierungen...

Alex

Offline rbartoschewitz

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #2 am: November 07, 2009, 14:29:11 Nachmittag »
Ich habe hier die gleiche Vermutung wie Alex. Da der Stein bereits den vorläufigen Namen "Sahara 00306" hat, sollte bereits das Typmaterial hinterlegt sein, da es ansonsten keine vorläufigen namen vom NomCom gibt! Wenn ich mir das Stück ansehe, scheint keine 20 g Probe für das typmaterial abgetrennt zu sein, ok, vielleicht ist es ja auch nur ein Stein aus einen grösseren Streufeld. Doch auf solche Dinge sollte ein IMCA Mitglied beim Angebot schon hinweisen! Frage wäre, wer meldet den Stein offiziell an und hat den vorläufigen Namen beantragt, ist das Typmaterial hinterlegt, gehört der Stein zu einem Streufeld? Wenn dies nicht klar ist, Muss der Käufer zur Offizialisieung des Meteoriten die Klassifikation veranlassen und von dem erworbenen Stück das Typmaterial hinterlegen! Wenn jemand von euch an dem Stein interessiert ist, sollte er dem Anbieter die vorgenannten Fragen stellen!

Also Vorsicht bei solchen Angeboten!

Rainer

Offline herbraab

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #3 am: November 07, 2009, 15:02:09 Nachmittag »
Da der Stein bereits den vorläufigen Namen "Sahara 00306" hat, sollte bereits das Typmaterial hinterlegt sein, da es ansonsten keine vorläufigen namen vom NomCom gibt!

Naja, bezüglich der Labenne'schen Sahara-Steine ist/war das Vorgehen des NomCom nicht ganz schlüssig. Wenn man sich z.B. alle "Sahara 00"-Steine aus der Datenbank anzeigen lässt, kriegt man nur 8 Steine aufgelistet, die aber Nummern bis "Sahara 00225" tragen. Somit hat das NomCom also die vorläufigen Namen/Nummern quasi anerkannt, wenn sie auch nicht publiziert wurden.

Da es sich bei den pulizierten Steine um mehr oder weniger seltene Klassen (C3/4-ung, L-imp melt, E6,...) legt das die Vermutung nahe, dass vielleicht alle Steine der "Sahara"-Serien kurz angeschaut wurde, die gewöhnlichen Chondrite aber nicht näher klassifiziert und/oder veröffentlich wurden. Möglicherweise wurden die gewöhnlichen Chondriten magnetometrisch klassifiziert, und vielleicht war das NomCom damals auch noch etwas strenger und sowas nicht puliziert. (Das ist jetzt reine Spekulation - ob es tatsächlich so gelaufen ist, weiss ich natürlich nicht...)

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline ben.g

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #4 am: November 07, 2009, 15:07:19 Nachmittag »
Hallo

Nun, zumindest war der Verkäufer schon mal Thema hier im Forum:
http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3752.0

Gruß
Ben

Offline Mettmann

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #5 am: November 07, 2009, 15:32:28 Nachmittag »
....hat schon einer mal den Verkäufer befragt?

Meinjammanurmasobloß
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Offline gsac

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #6 am: November 07, 2009, 15:42:20 Nachmittag »
Naja, bezüglich der Labenne'schen Sahara-Steine ist/war das Vorgehen des NomCom nicht ganz schlüssig. Wenn man sich z.B. alle "Sahara 00"-Steine aus der Datenbank anzeigen lässt, kriegt man nur 8 Steine aufgelistet, die aber Nummern bis "Sahara 00225" tragen. Somit hat das NomCom also die vorläufigen Namen/Nummern quasi anerkannt, wenn sie auch nicht publiziert wurden.

Über die Labenneschen Steine bzw deren Politik, keine genauen (bzw. nur Relativ-)Koordinaten zu nennen, gab es damals, wenn ich mich recht entsinne, recht heftige Diskussionen. Die Labenne-Familie hat sich ja offenbar bis heute nicht dazu durchringen wollen, genaue Fundorte preiszugeben - und mag sehr wohl sein, daß sie das aus wiederum anderen Gründen vielleicht auch gar nicht können, aber das liegt eher im Bereich des Spekulativen und muß man hier deshalb auch nicht weiter diskutieren...

Es gab im NomCom jedenfalls Diskussionen, als es mit den NWAs losging, wie mit diesen Funden überhaupt zu verfahren sei. Letztlich hat es sich ja [sinnvollerweise, das war wohl auch gar nicht zu vermeiden...] durchgesetzt, daß sie im MetBull mit Nummern und allem Drum und Dran, wenn auch ohne Fundkoordinaten, akzeptiert und anerkannt werden, ich meine mich aber schon noch zu erinnern, daß es damals auch Strömungen gab, diese neuen Wüstensteine für eine wissenschaftliche Behandlung (Publikation von Forschungsergebnissen) eher gänzlich zu "boykottieren". Rainer, Hörb, Thin-Section-Bernd, Allende, Dieter, Mettmann und manche andere, ihr wart auch schon dabei, erinnert ihr euch noch? Die Labennes waren in der Hinsicht jedenfalls ziemlich zugeknöpft, wie auch heute noch, und so mag es angehen, daß, wie Hörb schreibt, aus dem Jahr 2000 nur acht Exemplare von vielen Sahara-Nummernsteinen, diejenigen halt mit gewissen Besonderheiten, im MetBull verzeichnet sind, und man den anderen keine sonderliche Bedeutung zugemessen und sie auch keiner offiziellen Anerkennung zugeführt hat, auch wenn die Labennes oder andere Sample-Einreicher bestimmter Sahara-Nummern sich das vielleicht gewünscht hätten für die jeweilige persönliche Bilanz...

Alex

PS: ...um also noch mal auf das erste Post in diesem Thread zurückzukommen --> Der Meteorit hat zwar einen speziellen Namen, aber dieser hat allerhöchstens einen gewissen "historischen" Wert jenseits jeglicher offizieller Anerkennung! Mag sehr wohl sein, daß Material davon hinterlegt wurde zwecks Klassifikation, aber diese ist aus irgendwelchen Gründen dann nicht erfolgt (Gründe? Siehe oben)! Mag durchaus auch sein, daß davon kein Material hinterlegt wurde und das Material nun nurmehr unter einer Art "Feldnummer" der Finder aufgeführt ist, oder einer provisorischen Nummer halt, oder bestenfalls einem "Platzhalter" des NomCom, welches aber trotzdem niemals Anerkennung gefunden hat. Ich kann das nicht aufklären, und das könnten wahrscheinlich nur die "Finder" oder diejenigen, die einen direkten logischen Bezug zu der speziellen Sahara-Nummer herzustellen in der Lage wären.
Bernd, "Thin-Section", Du bist der mit Abstand beste "Archivar" hier im Forum, was sagst (meinst) Du, wenn Du in Deine alten Aufzeichnungen schaust...??

Quintessenz: für mich gilt so etwas, bis auf weiteres, als unklassifiziert!
« Letzte Änderung: November 07, 2009, 16:35:45 Nachmittag von gsac »

Offline JaH073

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #7 am: November 07, 2009, 19:59:42 Nachmittag »
Hallo,

die Labennes wollten ja anfangs immer die Koordinaten nachreichen.
Material haben sie speziell bei den Sahxxxx-Nummern kaum hinterlegt.
Darum sind die meisten davon auch nicht klassifiziert.

Der Verkäufer hat hier einfach schlecht formuliert, von wegen " als Chondrit klassifiziert"
Das ist sehr schwach ausgedrückt. Kann man so eigentlich nicht stehen lassen.

Gruß

Hanno
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Offline gsac

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #8 am: November 07, 2009, 20:33:36 Nachmittag »
Material haben sie speziell bei den Sahxxxx-Nummern kaum hinterlegt.
Darum sind die meisten davon auch nicht klassifiziert.

Bist Du sicher, Hanno, daß sie da nichts hinterlegt haben, oder ist es eher so, daß es
halt nicht klassifiziert wurde bei all diesen fehlenden Nummern, trotz einer Hinterlegung?

Warum werden dann noch "Sahara-xyz"-Steine aus den Jahren nach, ich sag mal 2000,
angeboten, die wegen dieser xyz-Zusatznummer oft so scheinen, als seien sie klassifiziert?

Der Verkäufer hat hier einfach schlecht formuliert, von wegen " als Chondrit klassifiziert"
Das ist sehr schwach ausgedrückt. Kann man so eigentlich nicht stehen lassen.

Nicht nur "eigentlich nicht", sondern imho überhaupt nicht. Das ist schlicht und einfach
eine Falschinformation. Man muß den Verkäufer deshalb ja nicht gleich hinrichten, aber
vielleicht gibt ihm jemand mal einen Hinweis...

[PS: es gibt von den Labennes auch tolle klassifizierte Steine, ich erinnere nur mal z. B. an
den Sahara 97210 oder den Sahara 98175 ...]


Alex

Offline JaH073

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #9 am: November 07, 2009, 21:15:37 Nachmittag »
Hallo Alex,

diese beiden Fragen kann ich dir nicht 100 %ig beantworten.

Wenn ich für meine Sammlung solch ein Stück kaufen würde/wollte, und es würde sich nichts offizielles dazu finden, auch wenn mir jemand sagen würde was es evtl für ein Material wäre, dann täte ich für mich überlegen ob ich nicht selber ein Stück davon abschneide und es zum untersuchen einschicke.
Auch auf die Gefahr hin daß dann nochmal ne weitere Nummer für das gleiche Stück da wäre ( so es evtl mehr als nur 1 Individual gibt und ich hätte gerade so ein noch komplettes )
Ich kann mit so etwas leben.
Andere vielleicht nicht, aber das wäre mich auch egal.

Viele Grüße

Hanno
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Offline gsac

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #10 am: November 07, 2009, 21:29:55 Nachmittag »
Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens auch ein Meteorit namens "Begaa",
ein sehr niedrigequibrilierter LL-Stein, der immer wieder mal hier und dort auftaucht in
Diskussionen im Net und der übrigens wirklich wunderschön ist, aber dem einfach
keine Gerechtigkeit im Sinne einer offiziellen Anerkennung widerfahren ist. Man munkelt,
aufgrund irgendwelcher Animositäten zwischen Händler abc und Händler xyz - beide
recht bekannt in der Szene! - die das leider einfach nicht hingekriegt haben, ihren
gegenseitigen Driss in dieser Sache beizulegen... Schade, sehr schade, denn "Begaa"
sieht wunderschön aus, hätte sicher eine sehr interessante LL-3-Subklasse bekommen,
aber es ist nicht anerkannt, es bleibt ein Stein mit einem Namen nur in Anführungsstrichen,
ein kleiner "Aussätziger", ein paria...

Bei mir steht ein Scheibchen davon trotzdem in der Vitrine und zeugt von einem sehr
ursprünglichen Ereignis im frühen Sonnensystem. Es ist schön, offizielle Statements zu
haben, aber manchmal spricht auch schon der Stein als solcher für sich, ohne daß er
groß analysiert werden will oder irgendeine sonst eine irdische Anerkennung braucht...

Alex  

Offline JaH073

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #11 am: November 07, 2009, 21:49:01 Nachmittag »
Hi Alex,

kann ich nur bestätigen.
Der Begaa ist ein ganz tolles Material.
Um solche Stücke ist es echt Schade daß hier ne Klassifikation fehlt.
Andererseits viel zu teuer um sich davon ein großes Stück zu kaufen und eine Ecke für die Klassi abzutrennen.
Das wäre hier die Aufgabe des Händlers.

Gruß

Hanno
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Offline speul

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #12 am: November 07, 2009, 22:10:45 Nachmittag »
Hi,
gibts denn für den unbedarften Sammler wie mich, ein Bild, damit auch der weiß, worüber ihr sprecht?
Grüße speul
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Thin Section

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #13 am: November 07, 2009, 22:11:10 Nachmittag »
es gibt von den Labennes auch tolle klassifizierte Steine, ich erinnere nur mal z. B. an den Sahara 97210 oder den Sahara 98175


… und wenn man einen klassifizierten Meteoriten bei ihnen kaufte, kam die Sendung inklusive einer CD mit einem Photo des gekauften Stückes und den relevanten Analysedaten (außer natürlich den genauen Fundkoordinaten).


Bernd  :hut:

Offline gsac

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Re: Grauzone bei der Meteoritenklassifikation
« Antwort #14 am: November 07, 2009, 22:26:02 Nachmittag »
gibts denn für den unbedarften Sammler wie mich, ein Bild, damit auch der weiß, worüber ihr sprecht?

Schau mal nach bei diesem Händler, ansonsten ist auch google wie immer Dein Freund..
http://www.meteoritemarket.com/BEG.htm

Alex

 

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