Hallo Ben und Forum,
Messung der Breite der Kamazitbalken in einem Oktaedriten [zusammengestellt aus: HUTCHISON R. (2004) Meteorites: A Petrologic, Chemical, and Isotopic Synthesis (Cambridge Planetary Science Series, pp. 506, pp. 340-341)]:
Die genaue Dicke der Kamazitbalken hat man ja nur dann vor sich, wenn der Schnitt zufällig genau parallel zu einer Seite des Oktaeders gelegt wurde. Ansonsten sind die Balken je nach Schnittlage dicker als in Wirklichkeit. Hutchison stellt nun auf Seite 340 eine schnelle Methode nach Frost* (1965) vor, die es angeblich gestatten soll, brauchbare Annäherungswerte zu erzielen. Und so funktioniert es in etwa:
Man lege seine geätzte Scheibe auf ein (weißes oder transparentes) Blatt Papier und ziehe mit einem Bleistift so viele Linien parallel zu den Widmannstättenschen Kamzitbalken, wie verschiedene (wichtig: verschiedene!) Balkenrichtungen vorhanden sind. Das können ja maximal nur 4 sein. So, und jetzt ins Detail:
1) Sind vier verschieden (!) ausgerichtete Balken vorhanden, messe man die scheinbare Breite von denn dünnsten (!) und das bei möglichst vielen Kamazitbalken und berechne dann den Mittelwert daraus. Nun messe man den größten (!) Winkel zwischen zwei unmittelbar beieinander (!) liegenden Balken und multipliziere die errechnete, scheinbare Breite mit folgenden Korrekturfaktoren für den jeweiligen maximalen Winkel: 60-62°, Korrekturfaktor K = 0.97; 64-66°, K = 0.98; 68°, K = 0.99; 70°, K = 1.00; von 72-88° nimmt K kontinuierlich ab von 0.99-0.83, und 90° hat schließlich K = 0.82.
2) Sind nur drei verschieden (!) ausgerichtete Balken vorhanden, dann sind zwei Winkel identisch oder fast gleich, während ein dritter aus dem Rahmen fällt. In diesem Fall messe und mittle man getrennt (!) die scheinbare, durchschnittliche Balkenbreite der zwei Balkenscharen, die den aus dem Rahmen fallenden Winkel einschließen und multipliziere die beiden Mittelwerte mit folgenden Korrekturfaktoren: aus dem Rahmen fallender Winkel 10°, dann K = 0.82. Bei 20° ist K = 0.83; 30°, K = 0.85; 40°, K = 0.87; 45°, K = 0.88; 50°, K = 0.90; 55°, K = 0.92; 60°, K = 0.94; 63°, K = 0.96; 66°, K = 0.97; 68°, K = 0.98; 70°, K = 1.00.
3) Sind nur zwei verschieden (!) ausgerichtete Kamazitbalken vorhanden, dann messe man die scheinbare, mittlere Breite der beiden Scharen, ziehe aus beiden getrennt den Mittelwert, dann den Mittelwert des Ergebnisses und multipliziere mit K = 0.82.
* FROST M.T. (1965) Kamacite plate width estimation in octahedrites (Mineralog. Mag. 35, pp. 640-642).