Autor Thema: Aguemour 013  (Gelesen 6502 mal)

Offline ganimet

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Aguemour 013
« am: Oktober 11, 2009, 21:36:10 Nachmittag »
Hallo liebe Forengemeinde   :hut:

Ich habe hier mal wieder ein kleines Problem mit einem Meti den ich gerade von einem seeeeehhrrr bekannten und vertrauensvollen Verkäufer auf der Börse in JAAAAA -- "Bielefeld"  :einaugeblinzel: erworben habe. Es handelt sich angeblich um ein Stück des Aguemour 013 L5 mit 110 Gramm Gewicht. Da ich leider mein schlaues Buch nicht dabei hatte, habe ich auch gleich zugeschlagen. Hier zuhause recherchiere ich im Net und stelle fest, dass von diesem Meti nur ein Stück gefunden wurde und das auch 364 Gramm wiegt. http://tin.er.usgs.gov/meteor/metbull.php?sea=aguemour&sfor=names&ants=yes&falls=no&valids=&stype=contains&lrec=50&map=ge&browse=&country=All&srt=&categ=All&mblist=All&rect=&phot=&snew=0&pnt=&code=412 Nun ist es aber so, dass es sich bei meinem Stück des Metis nicht um ein Bruchstück handelt sondern um ein ganzes  :gruebel: Im Net gibt es leider keine weiteren Angaben ob weiteres Material gefunden wurde http://www.google.de/search?hl=de&source=hp&q=aguemour+013&meta=&aq=f&oq= Auf dem Schildchen steht L5 AGUEMOUR BB 013 110 Gramm. Was kann BB bedeuten ? Kann es sein dass es weiteres Material davon gibt oder ist es ein anderer Meti????

Wer kann mir da weiter helfen  :crying:

Lieben Gruß und bis bald  :winke:

Andreas
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Offline herbraab

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Re: Aguemour 013
« Antwort #1 am: Oktober 12, 2009, 09:56:51 Vormittag »
Hallo Andreas,

na, wenn's ein sehr bekannter und vertrauensvoller Verkäufer war, würde ich zunächst dort einmal nachfragen...  :nixweiss:

Grüße, Herbert
"Daß das Eisen vom Himmel gefallen sein soll, möge der der Naturgeschichte Unkundige glauben, [...] aber in unseren Zeiten wäre es unverzeihlich, solche Märchen auch nur wahrscheinlich zu finden." (Abbé Andreas Xaverius Stütz, 1794)

Offline ganimet

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Re: Aguemour 013
« Antwort #2 am: Oktober 12, 2009, 12:25:08 Nachmittag »
Hallo wieder ...... :hut:

ich habe den Verkäufer nun telefonisch kontaktiert und nachgefragt wo dieses Stück her stammt. Mir wurde ein Name eines Franzosen genannt der wohl nur noch dieses Stück im Fundgebiet der Hauptmasse zusätzlich gefunden hatte. Der Verkäufer sagte mir dass es zu 100% vom Aguemour 013 ist. Ich glaube ihm auch ohne weiteres und als ich ihm sagte dass es laut Metbull nur 1 Stück davon gibt und ich nun das 2te habe, hat er sich selbst gewundert und mich zu dem Schnäppchen zu 40,- Euro beglückwünscht  :wow: Er bestätigte mich auch mit der Auffassung dass das Metbull leider nicht wirklich zu 100% gut geführt wird und Nachfunde oft auf der Strecke bleiben  :crying: wobei man ja auch fairerweise sagen muss, dass wenn nicht alles gemeldet wird natürlich nicht alles eingetragen werden kann  :fluester:

Ich mach mal ein Foto von dem Stück und sage Gruß und bis bald  :winke:

Andreas
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Thin Section

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Re: Aguemour 013
« Antwort #3 am: Oktober 13, 2009, 00:08:43 Vormittag »
wobei man ja auch fairerweise sagen muss, dass wenn nicht alles gemeldet wird natürlich nicht alles eingetragen werden kann

Hallo Andreas und Forum,

Richtig! ... und TKW kann ja auch mit bisher / bislang bekanntes Gesamtgewicht übersetzt werden! Im übrigen, könnten die Initialen BB eventuell auf Fred(eric) Beroud und Christophe Boucher hinweisen. Freds E-Mail ist: meteoriteshow@free.fr

Herzliche Grüße,

Bernd

MilliesBilly

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Re: Aguemour 013
« Antwort #4 am: Oktober 13, 2009, 00:29:55 Vormittag »
Im übrigen, könnten die Initialen BB eventuell auf Fred(eric) Beroud und Christophe Boucher hinweisen.

Scharfsinnig kombiniert, der Herr :-)  Als Indiz könnte für diese Vermutung sprechen, dass Frédéric immerhin Aguemour 017 aktuell auf seiner Website anbietet:

http://meteoriteshow.free.fr/meteoriteshow%20angl/pages%20navigation/gallery3.html

Grundsätzlich scheint ihm also zumindest die Gegend nicht fremd zu sein. Ihn zu kontaktieren könnte in der Tat erfolgversprechend sein in dieser causa. Er lebt inzwischen zwar in Ghana, ist den Meteoriten aber nach wie vor zugetan.

Sherlockely yours,

MB

Thin Section

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Re: Aguemour 013
« Antwort #5 am: Oktober 13, 2009, 00:32:49 Vormittag »
Thank you, Mr Watson!  :laughing:

Schillerlocke,

 :lacher:

Offline ganimet

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Re: Aguemour 013
« Antwort #6 am: Oktober 13, 2009, 00:58:28 Vormittag »
Hallo und Danke für diese tolle Info  :super:

Ich werde mich mal drum kümmern und euch auf dem laufenden halten   :user:
Hier noch schnell die Fotos von dem nicht wirklich tollen aber wohl besonderen Stück:

Gruß und bis bald;

Andreas
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MilliesBilly

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Re: Aguemour 013
« Antwort #7 am: Oktober 13, 2009, 01:01:02 Vormittag »
Thank you, Mr Watson!  :laughing:

Schillerlocke,

 :lacher:

Stimmt, "watsonly" wäre angemessen gewesen. Bedauerlicherweise habe ich mich zu der verborgenen Hommage an den großen englischen Empiriker hinreissen lassen.

Lockely, etc.

Thin Section

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Re: Aguemour 013
« Antwort #8 am: Oktober 13, 2009, 01:28:54 Vormittag »
Hier noch schnell die Fotos von dem nicht wirklich tollen aber wohl besonderen Stück:

Einspruch, Euer Ehren, denn jeder Meteorit ist (a) toll und (b) etwas Besonderes, ... eben "out of this world", "unique", denn wo die meisten von ihnen herkommen ist noch niemand jemals gewesen!

Gute Nacht,

Bernd

Offline rbartoschewitz

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Re: Aguemour 013
« Antwort #9 am: Oktober 16, 2009, 23:37:00 Nachmittag »
Liebe Sammler,

warum sollten Aguemour 013 mit Aguemour BB 013 gepair sein? Nur weil BB den 2. Stein in der Nähe (wie nah???) von Aguemour 013 gefunden haben? Wir haben kennen eine Vielzahl von verschiedenen Meteoriten die nahe beieinander oder in einem Streufeld gefunden wurden. Leider werden vermeintliche gepairte Funde nicht ordunugsmässig Dokumentiert, werden ohne jegliche Untersuchungen als ein zu eimen bereits beschriebenen Meteoriten auf den Markt "geschmisssen" (man spart die Zeit bis eine ordetliche Anmeldung durch ist, was heuzutage bei gewöhnlichen Meteoriten bedauerlicherweise Jahre dauern kann, und braucht kein Typmaterial hinterlegen). Auffällig wird es meist nur, wenn beim Schneiden eines vermeindlich gepairten Meteoriten ein ganz anderes Material zu sehen bekommt!
Ich habe z.B. jeden einzelnen gefunden Stein aus den Streufeldern SaU 001 und JaH 073 eingemessen und mit dem Magnetometer auf ein evtl. pairing überprüft und dabei einige ungepairte Meteorite gefunden!

Der Begriff "bislang bekanntes Gesamtgewicht" ist nur für wenige Meteorite zulässig und sollte bei Wüstenfunden auf keinen Fall angewendet werden! In den renomierten Fachzeitschriften würde dieser Begriff von den Reviewern sicherlich nicht akzeptiert und das komplette Manuskript zurückgewiesen, da ein Meteorit beschrieben wird, der nicht offiziell vom NomCom akzeptiert wurde.

Die Guideline für die Anmeldung von neuen Meteoriten besagt für Wüstenfunde, dass nur Meteoritenfragmente, die sich zu einem Stein zusammenfügen lassen ("Meteoritenpuzzle") als ein Meteorit angemeldet werden können, bzw. Meteorite, die sehr dicht zusammenliegend gefunden wurden (wobei Nah natürlich interpretationsbedurfütg ist!). http://www.meteoriticalsociety.org/bulletin/nc-guidelines.htm

Bitte meldet also alles an, auch wenn ihr lange auf die endgültige Akzeptanz durch das NomCom warten und entsprechend Typmaterial hinterlegen müsst! Dieses dient sowohl der Wissenschaft und dem Sammler! Das Problem dabei ist leider, dass viele Institute eine Klassifikation von gewöhnlichen Wüstenfunden aus Kapazitäts- und Kostengründen ablehnen.

Soviel zum Thema gepairte Wüstenfunde!

Rainer

Offline Mettmann

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Re: Aguemour 013
« Antwort #10 am: Oktober 16, 2009, 23:45:24 Nachmittag »
...na den möcht ich sehen, der 7 Tonnen NWA 869er einzeln durchmißt....     :weissefahne:

und wech....
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Offline rbartoschewitz

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Re: Aguemour 013
« Antwort #11 am: Oktober 17, 2009, 11:25:13 Vormittag »
....was meint ihr, wieviele verschiedene Chondrite in den 7 t stecken, die nun unter dem Namen NWA 869 im Umlauf sind? Wieso seit ihr sicher, dass ein aus einer "Grabbelkiste" angebotener NWA 869 wirklich einer ist - nur weil er so aussieht? Dazu kommt auch noch, das das NWA 869 Streufeld undokumentiert ist! Ich habe schon genügend Schrott und von NWA 869 abweichende Meteorite unter dem Namen "NWA 869" gesehen/untersucht.

Es gibt genügend Meteoritenstreufelder in denen unterschiedliche Meteorite gefunden wurden, meist aber nur entdeckt wurden, weil sie abweichend aussahen, hier einige Beispiele:

Calcalong Creek aus Millbillillie
JaH 084 (CO) aus JaH 073
verschiedene Chondrite aus SaU 005 Streufeld (Mars)
verschiedene Chondrite aus Dhofar 457 Streufeld (lunar)
Sau 059 (H4) aus SaU 001
SaU 066 (LL5) aus SaU 001
SaU 117 (H5) aus SaU 001
Benthullen aus Oldenburg
Gilzem aus Simmern

Logischerweise kann nicht eine Person 7 t NWA 869 verdächtiges Material durchmessen, doch jeder der einen "vermutlichen NWA 869" oder anderen "Streufeldmeteoriten" bzw. nicht publizierten evtl. gepairten Meteoritnen auf den Markt bringt, sollte vorher überprüft haben, ob es wirklich zu dem dokumentierten Meteoriten gehört, wenn er ihn so bezeichnet, oder aber als "nichtklassifiziert, vermutlich NWA 869" anbieten.

Wer einen nicht untersuchten Meteoriten unter einem bestimmten offiziellen Namen in Umlauf bringt handelt im Grunde genommen wie z.B. ebay Anbieter von "Mondmeteoriten", die wir als Kenner sofort als "Fake" erkennen!!! - Zugegeben, dieser Vergleich ist etwas überzogen, ist aber in gewisser Weise vergleichbar unter der Voraussetzung, dass der "Mondmeteorit" nicht vorsätzlich unter falscher "Klassifikation" angeboten wird. Meist sind die Anbieter aufgrund von Bildvergleichen im Internet und unzulänglichen Aussagen von Mitarbeitern geologischer Institute fest davon überzeugt, dass es wirklich ein Mondmeteorit ist. Ich habe diese Erfahrung bereits des öfteren machen müssen, und es ist immr äusserst schwer den Probeneinsender davon zu überzeugen, dass er fluviatile Schotter gefunden hat! Oft sind sie nach meiner anscheinend unzureichenden Überzeugungskraft immer noch der Meinung einen wertvollen Mondmeteoriten gefunden zu haben!!!!!!

Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Rainer

Offline Mettmann

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Re: Aguemour 013
« Antwort #12 am: Oktober 17, 2009, 13:56:42 Nachmittag »
Ja Rainer,

ob man nun jeder Gao anschneiden und jeden Sikhote in die Microsonde schieben sollte,
um absolute Gewissheit zu erlangen (die im Zweifelsfalle die magnetische Suszeptibilität auch nicht liefern kann),
mit der Zielsetzung, daß einem kein anderer Meteorit entgeht, ist eine ganz praktische Abwägungssache, ob der Aufwand für den wissenschaftlichen Erkenntniswert lohnend ist.
Da müssen wir jetzt schon feststellen, daß die weltweiten Kapazitäten bereits seit langem hint und vorn nicht ausreichen,
um dem Ansturm selbst der wissenschaftlich interessantesten Meteorite Herr zu werden,
sodaß es vielleicht nun nicht gerade das vordringlichste Interessen im Moment sein kann, herauszufinden, ob nun wirklich jeder gewöhnliche Chondrit mit dem gewöhnlichen Chondrit verpairt ist, für den man ihn halten könnte.

Es ist ja so, daß allein die letzten 9 Jahre Saharafunde deutlich mehr Meteorite gezeitigt haben als die 33 Jahre Antarktis zusammen.

Und dann muß man ja sehen, daß eine dichte und saubere Streufelderfassung und eine Dokumentation lege artis von den Forschern einiger Länder auch gar nicht gewollt zu sein scheint.

Du bist da ja auch tätig, das schlimmste Bsp ist derzeit der Oman. Dort hatte man ja den Glücksfall, daß der überwiegende Teil der Meteorite von Profis gefunden und ausgezeichnet dokumentiert wurde - man also eine völlig andere Infrastruktur hatte als in den Saharaländern.
Nun wird ja dort durch eine nicht sachgerechte Forschungspolitik diese ausgezeichnete etablierte und effiziente (auch den Kostenfaktor betreffend) Idealsituation ins Gegenteil verkehrt, indem aufgrund der Eigeninteressen eines kleines Grüppchens, diese Profis in die Illegalität gedrängt werden.

Mit den aus wissenschaftlicher Sicht desaströsen Folgen.
Der Oman ist gerade dabei, den Schwarzmarkt zu erschaffen, vor dem die weniger gut informierten ihres Faches immer gewarnt hatten oder fälschlicherweise angenommen hatten, daß es ihn gäbe.
Denn vorher wurden ja alle Funde sogar teilweise von ausgebildeten Geologen im Feld erfaßt, alle Steine, auch die alten gewöhnlichen Chondrite zur Klassifikation gebracht und damit der Forschung zugänglich, sowie auf dem transparenten Markt jedermann ersichtlich angeboten.
Nun werden wir den Fall bekommen im Oman, daß wesentlich weniger und wesentlich weniger wichtige Meteorite in Zukunft gefunden werden werden - die Fundzahlen des privaten Sektors gegenüber dem Schweizerisch-Omanischem Team sind jedermann bekannt bzw. im Meteoritical Bulletin bequem nachzuschlagen.
Wir werden den Fall bekommen, daß die Funde eben nicht mehr so akribisch dokumentiert werden, was die Streufeldermittlungen und etwaige Nachsuchen verunmöglicht.
Wir werden den Fall bekommen, daß die Omanmeteorite wesentlich teurer für die Forschung werden, und sie müssen ja mit öffentlichem Geld bezahlt werden, Mittel die an anderer Stelle in der Meteoritenforschung dringend gebraucht werden.
Wir werden den Fall bekommen, daß die wichtigen Omanfunde der internationalen Forschung nicht mehr in dem Maße und in der Einfachheit zugänglich sein werden wie bisher.
Wir werden den Fall bekommen, daß Omanfunde nicht mehr der Klassifikation zugeführt werden, so wie früher und der Forschung dadurch verloren gehen
und wir werden den Fall haben, daß Omanfunde zu NWAs umgewidmet werden, sodaß sie dem Sultanat Oman verloren gehen.

Diese Entwicklung wird sogar noch extra befeuert, siehe die versuchte Intervention des Omanteams bei der Meteoritical Society, nur noch die vom Oman-Schweiz-Team gefundenen Meteorite anzuerkennen.
Also den aller überwiegenden Teil aller Omanfunde von der Forschung auszuschließen und darüberhinaus dem Oman als Naturerbe oder Kulturgut zu entziehen - denn bislang konnten diese Meteorite einfach und kostengünstig erworben werden;
wenn sie nicht mehr erfaßt werden dürfen, dann sind sie verloren.

Rainer, Du kennst es ja, Du bist da ja auch tätig, es hat ja schon angefangen. Das eine Grüppchen, das seine Omanfunde aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen sich nicht mehr traut, sie ordnungsgemäß zu klassifizieren und zu veröffentlichen und sich lieber daheim in den Schrank legt.
Ich mein, nur als schlimmstes Bsp:  der eine 5.5kg Mond aus dem Oman - das hat es in der Geschichte der Meteoriterei noch NIE gegeben,
daß von einem planetarer Meteoriten nach drei Jahren noch keinerlei Daten veröffentlicht sind, daß er noch nicht über die Forschungsgruppen über den Globus verteilt ist, daß die Felddaten verschleiert werden und Stücklein davon aus dem Rucksack heraus verkauft werden.

Du siehst also Rainer, daß dem, was Du bemängelst, und was ja auch wünschenswert wäre, von seiten der Forschung keine besondere Bedeutung momentan zugemessen wird
und daß sogar in Einzelfällen, und der Oman ist ein ganz besonders tragischer, die wissenschaftlich fundamentale Arbeit, von einigen Forschern, die auf dem wichtigen Teilgebiet ihrer Disziplin, nämlich wo die Meteorite überhaupt herkommen, nicht kompetent genug sind bzw. schlecht ausgebildet zu sein scheinen, torpediert und verunmöglicht wird.

Nun gut, das andere Feld ist die Sahara - da kann man ja in den Publikationen wühlen, bis man schwarz wird, man findet nichts, daß sich die Meteoritenforscher in Algerien, Libyen, Marokko jemals ernstlich darum bekümmert hätten, Meteorite zu finden und Felddokumentationen zu erstellen. Noch daß überhaupt Mittel dafür bei den Universitäten eingestellt worden wären.

Australien ist ähnlich wie Oman - da ist die Meteoritenforschung durch unsachgemäße Gesetze praktisch vollständig zum Erliegen gebracht worden - und das steht uns auf dem NWA-Sektor unmittelbar bevor.


Nun gut. Auf dem NWA-Sektor hat sich ja eine relativ gute Infrastruktur herausgebildet, die diesen Boom der in der Meteoritenwissenschaft dieser Dekade ausgelöst hatte,
indem zwar die Funddaten nicht erfaßt werden, weil man halt nicht jeden Ziegenhirten mit Kamera und GPS ausrüsten kann,
(was im Übrigen dann wiederum Aufgabe der Forschung wäre, wenn man selbst nicht mal in der Lage ist, Suchteams zu unterhalten.)

Und hier haben wir eine relativ sehr hohe Dichte bei den meisten Achondriten, Kohligen und sonstigen Exoten, bei den Planetaren sowieso fast vollständig, bis auf ein paar Popelchen der Frischmarsgruppe - daß die der Klassifikation zugeführt werden.
Das ist möglich, durch die gute Infrastruktur, die die Funde von dem einzelnen, der sich in der Sahara bückt, einen verdächtigen Stein aufzuheben nach Marokko kanalisiert und durch die Hände hochspezialisierter und erfahrener Leute geht, die sehr gut in der Lage sind, die Spreu vom Weizen zu trennen und die Meteorite zu erkennen und derer die meisten eine größere Vielfalt und Menge an Meteoriten in der Hand gehabt haben als die meisten Forscher, sodaß sie sich große Kompetenz erworben haben - und so letztendlich die wichtigsten und die allermeisten Funde, die über verwitterte äquilibrierte gewöhniche Meteorite hinausgehen, in der Forschung, den Universitäten und den Museen landen.

So wird der Mangel an Felddaten zumindest aufgewogen dadurch, daß diese Funde überhaupt erst gemacht werden und noch einmal, daß an Material wesentlich mehr als alle offiziell und öffentlich finanzierten Expeditionen in 200 Jahren zusammengetragen haben zusammengefunde wurde
und daß diese Funde der Forschung nahezu zum Nulltarif zugänglich sind, also wenn man mit den Kosten für und der Ausbeute der Antarktiscampagnen, von Euromet, den Schweizer Teams ect. rechnet,
der Forschung und der öffentlichen Hand theoretisch insgesamt mittlerweile mehere Milliarden Euro an Beschaffungskosten erspart blieben und bleiben.

Gut, nach Ermessen einiger Sonderlinge, die Namen sind ja bekannt, sollen nun auch die Saharafunde nach Möglichkeit komplett unterbunden werden.

Das heißt, Rainer, die Zuordnung der Funde nach Pairings, die läuft im Grunde ja nicht weg. Momentan ist eben noch Erntezeit in der Forschung und die Prioritäten so gesetzt, daß an den aufregendsten Neufunden, die den größten Erkenntnisgewinn und Fortschritt in der Diszipin verheißen, gearbeitet wird. Und das ist auch gut so.

Wenn dann die Derwische die Vertreibung aus dem Paradies abgeschlossen haben werden, bleibt genügend Zeit, die Funde wieder zusammenzusetzen - denn dann werden die Institute ja kaum mehr neues Material zum Erforschen bekommen.

Ob man sich dann auf Sachverstand, Empirie und Vernunft zurückbesinnen wird...
Vielleicht ists dann schon zu spät.
Ich versteh nur nicht, warum man vorher alles kaputtmachen und ruinieren muß.
(und sich soviele Forscher es sich gefallen lassen, daß ein paar Ihrer Kollegen ihre Disziplin an den Rand des Abgrunds treiben).

Egal, die Sammler können ohne Meteorite leben. Obs die Forscher können, muß sich weisen.


Zitat
>Wer einen nicht untersuchten Meteoriten unter einem bestimmten offiziellen Namen<

Das Problem ist übrigens der IMCA bewußt.
Bei den NWAs, also dem wichtigsten Sektor der modernen Meteoriterei, ist ihren Mitgliedern das sogenannte "Selfpairing" nicht gestattet und ordnet ein Mitglied einen unklassifizierten Stein einer möglichen Klasse zu, so muß es kenntlich machen, daß diese Einordnung allein auf seines eigener Einschätzung oder Vermutung beruht.
Und das wird auch aktiv von der IMCA verfolgt und von aufmerksamen Mitgliedern, aber auch Nichtmitgliedern werden ihr solche Fälle zugetragen.

Das ist ein gangbarer Weg, denn so bleibt es dem möglichen Käufer überlassen, nach seiner Einschätzung der Erfahrung und Kompetenz des Anbieters sich zu entscheiden - also auf deutsch, wenn ein Ralew, ein Farmer, ein Fectay sagt, daß es sich bei einem Stein seiner Ansicht nach um einen Eukriten, einen CK oder sonstetwas oder um ein weiteres Exemplar eines bereits bekannten Fundes handelt, so wird das für einen möglichen Käufer ein anderes Gewicht haben, als wenn Frau Schluppkoweit beteuert, der Stein aussem Vorgarten sei ein Stein aus dem Mare Imbrium oder der Esoterikhändler auf der Messe, das Mekong-Eisen-Pendel sei ein Nantan oder der Fossilienmarokkaner, der schwärzliche Chondrit sei ein CI.

Zudem müssen die IMCA-Mitglieder die Steine sowieso zurücknehmen, stellte sich später heraus, daß sie mit ihrer Einschätzung falsch lagen.

Nun gut. Wie gesagt, jeden Gao, Sikhote aber auch jeden West, von einem Experten untersuchen zu lassen, das wäre theoretisch zwar möglich - es würde aber die Meteorite insgesamt explosionsartig verteuern,
so gilt halt, wie überall im Leben, kenne Deine Pappenheimer. Wobei anzumerken ist, daß es wohl kein Sammelgebiet sonst gibt, daß so strenge Sicherheitsreglementierungen aufweist und ein solch dichtes Monitoring, wie die Meteorite.

Fertig ist das Wort zum Samstag.
 :prostbier:
Martinus





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Offline rbartoschewitz

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Re: Aguemour 013
« Antwort #13 am: Oktober 18, 2009, 00:45:03 Vormittag »
Hallo Martinus,

ein schönes sehr langes Wort zum Sonntag - Im Prinzip hast du Recht und bei den riesiegen Streufeldern kann ich damit auch gut leben! Bei Aguemour BB 013 ist es ja korrekt gemacht worden durch das BB im Arbeitsnamen!
Leider lässt sich die Theorie oft nur mit ungeheuerem Einsatz in die Praxis umsetzen, und wir Meteoritiker haben einen vernünftigen Mittelweg gefunden - doch leider macht die Politik vieles kaputt! Daran sind bedauerlicherweise sowohl einige wenige Wissenschaftler als auch Sammler schuld!

Viele Grüsse,

Rainer

Offline Mettmann

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Re: Aguemour 013
« Antwort #14 am: Oktober 18, 2009, 03:03:51 Vormittag »
Aber mit dem Blick aufs Große Ganze und auf die Geschichte,
so sind und waren es immer die Privaten, die den Großteil der Meteorite herangeschafft haben.

Ich sehe bislang - mit der einzigen großen Ausnahme, der Erfindung des Zentralregisters der Meteoritical Society und die Verpflichtung zur Klassifikation und zur Hinterlegung eines Fundanteils - keine einzige Maßnahme und keinen Vorschlag von der offiziellen Seite, der die wisenschaftliche Behandlung und Dokumentation der Funde verbessert hätte und würde - und die die Förderung von Funden, gerade durch die Privaten, verbessern würde.
Und das seit 28 Jahren nicht.

Ein Sammler hat keine Verpflichtung, sich um wissenschaftliche Belange zu kümmern - der spezialisierte Wissenschaftler sehr wohl.

Als einzigen Idee sich hinzustellen, wie ein Schmitt, eine Smith, eine Zipfel, die Schweizer, eine Mahmoudi, ein Palme, ein Taylor usw.
wie wir es jetzt erleben
und zu sagen:

- Weil wir es nicht können, sollt ihr es nicht dürfen -

ist eine gefährliche Faulheit und ein intellektuelles Armutszeugnis, das die Meteoritenkunde in die erste Hälfte des 19.Jahrhunderts zurückwerfen wird.

Da waren ihre Vorgänger allesamt wesentlich intelligenter und interessierter an ihrem Gebiet.

...und das waren die Sonntagsleviten!
 :prostbier:
Martin

« Letzte Änderung: Oktober 18, 2009, 03:20:34 Vormittag von Mettmann »
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