Autor Thema: Meteroit in Bitburg...  (Gelesen 6695 mal)

Rockska

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Meteroit in Bitburg...
« am: September 15, 2009, 15:17:30 Nachmittag »
Hi
Bin zufällig auf dieses Forum gestoßen.
Mein Name ist Mark 25 Jahre und komme aus Bit.

Ich bin Leidenschaftlicher Sondengänger. Suche schon seit ca. 10 Jahren auf den Äckern hier in Bitburg nach den Hinterbleibseln der Römer und Kelten.
Das sogar recht erfolgreich.

Vor ein paar Wochen hat es mich in die Stadt Bücherei getrieben, wollte Hinweise auf eine Fundstelle im Nachbarort recherchieren. Doch blieb
meine Interesse auf einer von mir seit Jahren besuchten Stelle stehen. Fand in einem alten Buch ca. 1930 Hinweise, dass genau auf diesem Feld ein
1,5t schwerer Meteorit gefunden worden ist. Man wahr sich nicht sicher, ob es wirklich ein "Meteor-Eisen" war oder einfach nur Reste von der
Römerschmelze, die auch auf selbigen Feld stand. Was mich ein wenig verblüffte ist, dass mir als Kind an ganz anderer Ort genannt wurde, wo dieser Meteorit eigentlich eingeschlagen ist. Den Rest der Story kennt ihr, das Teil wurde eingeschmolzen und als man merkte, dass das Material nix taugt wurde der migrige Rest vergrabgen. Das sind die Stücke die heute noch in den Museen sind.

Hab noch ein bisschen in anderen Büchern geforscht und es ist immer der gleiche Ort genannt. Im Netz fand ich auch viele Koordinaten, die aber
die Fundstelle um ca. 2 km verfehlen und in ein Wohngebiet zeigen.

Meine Frage ist, da ich eh sehr viel auf diesem Feld bin, wie hoch ist die Chance (vorausgesetzt es ist wirklich die richtige Stelle) dort noch Teile des Meteoriten zu finden? Dadurch, dass ich auf dem Antik Sektor sehr aktiv bin, habe ich auch die Genehmigung für die Suche mit einem Detektor.
Das unterfangen ist schwierig, da 1. Viel Schlacke-> sieht für mich alles nach Meteroit aus ;) 2. röm. Besiedlung, leider haben die Römer sehr sehr viel
aus Eisen benutzt. D.h. man kann mit vielen Nägeln etc... rechnen.

Wie würdet ihr die Chancen sehen? Wär eigentlich ne spannende Sache. Muss mich ja nicht darauf versteifen, aber ich kann ja mal während der normalen Suche die Augen ein wenig offen halten.

Hab keine Lust auf Verkauf, aber es interessiert mich. Wieviel g/€ dürfte ein solcher Meteorit wert sein?

Grüße
Mark



Offline ironsforever

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #1 am: September 15, 2009, 16:11:40 Nachmittag »
Hi Mark,

erstmal willkommen im Forum! :winke:

Mit der suche nach Bitburg hast Du Dir m.E. eine äußerst schwierige Aufgabe vorgenommen. Bitburg wurde schon 1805 gefunden, wobei das terrestrische Alter noch weitaus älter anzusetzen ist. Die einzigen Proben, von denen ich bislang Bilder sah, sind aufgrund der klimatischen Verhältnisse allesamt stark oxidiert bzw. nur noch Eisenoxid. Wenn dann auch noch in grauer Vorzeit die Eisenverhüttung und -Bearbeitung am Fundort stattfand, wird man wohl kaum um teure Analysen herumkommen, um das gefundene Material einordnen zu können. M.E. eher unwahrscheinlich, dass Du fündig wirst. Zum Preis: Für "deutsche" Eisen zahlen Sammler gerne mal 50-100 EUR im Gramm, z.T. auch mehr, aber der Preis läßt sich so einfach nicht festlegen. Es handelt sich schließlich um Liebhaberpreise und die hängen natürlich von vielen Faktoren ab, z.B. dem TKW, dem "total known weight", die Qualität der Stücke (Eisen oder shale), der Verfügbarkeit auf dem Markt, etc.

Gruß, Andi :winke:

Offline Haschr Aswad

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #2 am: September 15, 2009, 16:28:10 Nachmittag »
@ Rockska

Soweit mir bekannt enthält einzig Nöggeraths & Bischoffs „Über die größte europäische Gediegen-Eisenmasse, meteorischen Ursprungs“ (In: Journal für Chem. N.R. 12.Bd. 1. Heft) eine halbwegs brauchbare Beschreibung des genauen Fundortes. Da sich Strassen- und Parzellenführung nahe der Albacher Mühle seit dem Fund mehrere Male stark verändert haben, ist auch diese Angabe nur bedingt brauchbar. Insbesondere durch die weitere Verbreiterung der Wegführung am Fundort dürfte die eigentliche Fundstelle am Hang der Strassenböschung heute verschwunden sein.

Es kommt hinzu, dass bereits zeitgenössische Autoren die Vermutung geäußert haben, dass die Meteoreisenmasse in geschichtlicher Zeit vom eigentlichen Fall- oder Fundort an den späteren Fundort verbracht wurde. Wie Du schon sagtest, sind römische bzw. keltische Hüttenöfen in der Nähe. Die Kyll war zum damaligen Zeitpunkt zumindest für Flöße zeitweilig schiffbar. Trifft eine Vebringung zu, d.h. ist der Fundort an der Ahlbacher Mühle nicht der Fallort, sinken die Chancen, dort weitere Massen zu finden. Heute noch Shale-Fragmente der ursprünglichen, von dort abtransportierten Masse zu finden halte ich für wenig wahrscheinlich.

Dessen ungeachtet kann eine Suche auf keinen Fall schaden. Das Bitburger Meteoreisen in seiner ursprünglichen, nicht verhütteten Form ist mit gewöhnlichen Schlacken wie sie am Fundort vorkommen nicht zu verwechseln. Es verfügt über eine deutlich höhere Dichte, ist kompakt und ohne Hohlräume.

Schlacken aus den Schmelzversuchen des Bitburger Eisens kommen an der Ahlbacher Mühle ebenfalls nicht vor. Die 1,5 t Masse ist seinerzeit ja nach dem Pluwiger Hammer verbracht worden und dort geschmolzen worden.

Vielleicht für Deine Zwecke ebenfalls noch interessant: Nöggerath & Bischoff erwähnen, dass die Masse nahezu rund war, weil die Bauern der Umgebung viele Stücke davon abgeschlagen hatten. Evtl. lohnt also auch eine Suche in den Heimatmuseen, größeren Höfen & Pfarreien der Umgebung.

Viel Erfolg!

Haschr

Thin Section

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #3 am: September 16, 2009, 16:24:44 Nachmittag »
Das Bitburger Meteoreisen in seiner ursprünglichen, nicht verhütteten Form ist mit gewöhnlichen Schlacken wie sie am Fundort vorkommen nicht zu verwechseln. Es verfügt über eine deutlich höhere Dichte, ist kompakt und ohne Hohlräume.

Hallo Haschr, Mark und Forum,

Das verhüttete Material hingegen wird von Buchwald so beschrieben:

1) The smelted material, ..., is full of millimeter-sized spherical holes, giving the metal a Swiss-cheese-like appearance*.
2) The numerous spherical gasholes are typical for most Bitburg samples presently in collections.

* Das auf Seite 326 abgebildete rechteckige Klötzchen bestätigt diese Beschreibung!

Quelle: BUCHWALD V.F. (1975) Handbook of Iron Meteorites, Volume 2, pp. 326-327.


Herzliche Grüße,

Bernd  :hut:

Plagioklas

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H5P6

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #5 am: September 16, 2009, 17:19:49 Nachmittag »
Hallo,

in der Vergrößerung sieht das Material eher ein bißchen wie Steineisen aus.Oder täuscht das? :gruebel:

Gruß Jürgen

Thin Section

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #6 am: September 16, 2009, 17:27:26 Nachmittag »
@H5P6: Ja, das täuscht ein wenig, da das Bitburg-Eisen in seiner ursprünglichen Form ein silikatreiches Eisen war. Es handelt sich also um Reste von Silikateinschlüssen.

@Plagioklas: Danke für diesen Hinweis. Das bei Buchwald abgebildete Klötzchen hingegen sieht tatsächlich wie ein Eckstück Schweizer Käse aus, da die Gaslöcher kreisrund bis leicht oval sind!

Ciao,

Bernd  :winke:

Offline APE

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #7 am: März 30, 2017, 13:26:42 Nachmittag »
Hi, ist zwar lange her, dass hier jemand was über den Bitburg schreib, aber es gibt ein paar Neuigkeiten aus Bitburg:
LINK

 :user:
APE
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Offline Haschr Aswad

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #8 am: März 30, 2017, 14:19:50 Nachmittag »
Der genannte Herr hatte mich seinerzeit ebenfalls angeschrieben und wollte aufgrund einiger Fotos bestätigt haben, dass er bei Wülfrath ein Teil des eingeschmolzenen Bitburg Meteoriten entdeckt hat.

Als ich nach Belegen für seine Theorie fragte, verwies er auf Fotos entsprechender Schmelzen in der Literatur und teilte mir mit, dass ein großer Teil der Bitburg-Schmelze ja nie aufgefunden worden sei, also sei es naheliegend, dass jemand die Reste des Meteoriten am Pluwiger Hammer ausgegraben habe und diese nach Wülfrath verbracht und dort vergraben habe.

Die Verständigung mit dem Finder war aufgrund von Sprachbarrieren, aber auch aufgrund eines sehr forschen und fordernden Auftretens, schwierig (höflich ausgedrückt). Eine Analyse irgendeiner Art hatte er seinerzeit nicht vorzuweisen und ohne entsprechenden Beleg zweifle ich seine Theorie bis heute an. Liest man den verlinkten Artikel genau, wird nirgendwo behauptet, dass bisher irgend ein Institut den meteoritischen Ursprung der gefundenen Schlacke bestätigt hat.

Was mich betrifft, so habe ich Zweifel, dass die Universitäten Berlin oder Tübingen die Schlacke eindeutig als Schmelze des Bitburg Meteoriten bestätigt haben. Gerne gebe ich einen Irrtum zu und lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen, bis aber entsprechende Belege geliefert werden, denke ich, dass man in Bitburg ein Stück gewöhnliche Hüttenschlacke ausstellt.

Beste Grüße
Haschr

Edit:  Verfügt jemand über Kontakt zu Herrn Neumann vom Petrographischen Institut der Universität Tübingen, so das man sich dort einmal erkundigen könnte?

« Letzte Änderung: März 30, 2017, 15:00:27 Nachmittag von Haschr Aswad »

Offline Haschr Aswad

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #9 am: März 30, 2017, 15:58:01 Nachmittag »
Kurzer Nachtrag: Wie vermutet haben die Beteiligten der causa Bitburg hier etwas vorschnell gehandelt: Wie Herr Neumann mir auf Anfrage freundlicherweise mitteilte, steht eine Untersuchung der Probe erst bevor.
« Letzte Änderung: März 30, 2017, 16:21:11 Nachmittag von Haschr Aswad »

Offline APE

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #10 am: März 30, 2017, 16:51:25 Nachmittag »
Sehr interessant!
Haschr, danke für Dein Statement.
Auf diese Analysen wäre ich auch sehr gespannt.

PS: ich sehe gerade, das er sich bei mir auch gemeldet hatte (Ende letzten Jahres), aber ich konnte ihm nur raten eine Materialuntersuchung anzustreben.
Gerade bei einem Stück gediegenem Eisen ist visuell nichts zu machen. Das jetzt eine Pressemitteilung raus geht ohne Messung und belastbarer Fakten, ist einfach nur dreist. Es bringt nur noch mehr Verwirrung in das Thema hinein.

 :user:
APE
« Letzte Änderung: März 30, 2017, 17:21:59 Nachmittag von APE »
Grau ist alle Theorie ...

Offline Haschr Aswad

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #11 am: März 30, 2017, 21:51:47 Nachmittag »
Dann bist Du wahrscheinlich genau wie ich einer der "diversen angeblichen Experten" die Herr Kes laut dieser Quelle kontaktiert hatte: http://bertalsblog.blogspot.de/2017/03/bitburger-eisenmeteorit-kehrt-heim.html

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Re: Meteroit in Bitburg...
« Antwort #12 am: März 31, 2017, 12:14:15 Nachmittag »
Mich hatte der Herr letztes Jahr auch kontaktiert.
Auf mein Angebot eine Probe seines Fundes untersuchen zu lassen ist er trotz Interesse letztlich nicht wirklich eingegangen.
Meine weiteren Erfahrungen mit ihm waren so wie Haschr es beschrieben hat.
So lange es keine belastbaren Beweise gibt, dass es sich hier tatsächlich um Bitburg handelt, sehe ich das auch sehr kritisch.
Mal schauen, ob bei den Untersuchungen was rauskommt und ich eines besseren belehrt werde.
Beste Grüße,
Moritz

 

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