Liebe Meteoritenfreunde,
ich muss mich nach sehr langer Zeit mal wieder im Forum melden und mich für eure positiven Kritiken zu unserer Königsbrück Arbeit bedanken! Allerdings muss ich eure negative Kritik gegenüber den Institutswissenschaftlern zurückweisen! Die „Meteoritenflut“, die an die Institute zur Klassifikation herangetragen wird, lässt sich kapazitativ nicht mehr ableisten. Verständlicherweise werden die zurzeit wissenschaftlich interessanteren Meteorite bevorzugt, so dass für die gewöhnlichen Chondrite seitens des Meteorite Nomenclature Committee inzwischen eine magnetometrische Grobklassifikation für die Anerkennung akzeptiert wird. Hinzu kommt natürlich noch, dass die meisten Wissenschaftler nicht speziell für die Klassifzizierung von Meteoriten eingestellt wurden, sondern in der Regel ein weit darüber hinaus gehendes Arbeitsfeld abdecken müssen.
Wenn Meteorite neu angemeldet werden sollen, muss sich der Einreicher natürlich auf die Angaben des Finders oder Überbringers der Probe verlassen, und ihm nicht eventuelle „kriminelle“ Absichten unterstellen, wenn es sich um eine für uns Sammler interessante Fundortangabe handelt. Am wissenschaftlichen Wert ändert der Fundort kaum etwas, er ist bei europäischen Funden aufgrund stärkerer terrestrischer Kontamination eher geringer! Ausserdem wird zur Klassifikation in der Regel lediglich das Typmaterial gezeigt/abgegeben, so dass der Einreicher meist nur ein Fragment des neuen Meteoriten kennt und somit mögliche an der Hauptmasse erkennbare Indizien für eventuelle Falschangeben verborgen bleiben.
Die forensische Forschung nach korrekten Fundortangaben von Meteoriten steckt noch in den Kinderschuhen und wird sicherlich nicht sehr stark vorangetrieben, da den Meteoriten-Wissenschaftler in erster Linie die kosmische Historie interessiert und der Fundort darauf in der Regel keinen Einfluss hat. Unter anderen wissenschaftlichen Gesichtspunkten sind die Fundorte von Meteoriten jedoch von grosser Bedeutung, speziell für die Glaziologen, Geschiebe- und Klimaforscher, doch die haben die Bedeutung der Meteorite für ihr Arbeitsgebiet oft noch nicht als hilfreich erkannt - mit Ausnahme der Glaziologen, die plötzlich durch die antarktischen Meteoritenfunde die Gletscherbewegungen erklären konnten!
Mein Apell an alle Sammler: Dokumentiert jeden Meteoritenfund detailliert und prüft selbst ob eine erhaltene Probe authentisch ist – hier hat der Sammler oft mehr Erfahrung als der Wissenschaftler und ist allein unter finanziellen Aspekten oft auch kritischer! Stellt den Wissenschaftlern alle verfügbaren Daten zur Verfügung!
Bezugnehmend auf unser Poster zu Königsbrück haben wir uns absichtlich sehr vorsichtig ausgedrückt, da die bislang gemachten Beobachtungen mit Verwitterungserscheinungen an NWA Meteoriten vergleichbar sind, aber es lässt sich noch nicht zweifelsfrei belegen, dass ähnliches unter speziellen Bedingungen in Sachsen erfolgt sein kann!
Also vergesst nie, alle Dinge haben mehr als eine Seite, auch wenn wir oft gern nur eine wahrhaben wollen!
Viele Grüsse,
Rainer