Autor Thema: Meteoriten-Checkliste  (Gelesen 9068 mal)

Offline Mettmann

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Re: Meteoriten-Checkliste
« Antwort #30 am: Juni 27, 2009, 14:21:54 Nachmittag »
Ja genau Jürgen
und deshalb wollen wir Dich alle beruhigen, mal vehementer mal gesitteter,
daß Dir das mit einem Meteoritenfund eben nicht passieren wird, daß ihn Dir jemand wegnimmt.

Warum? Weils in Deutschland keine Gesetze zu Meteoriten gibt, noch es jemals einen Streitfall um einen deutschen Meteoriten gegeben hat.
Für alle anderen Funde mags Gesetze geben, für Artefakte und archäologische Fundstücke, für Fossilien, für Bodenschätze, für Schatz- und Goldfunde, ja selbst für Beeren und Pilze hammer Gesetze.
Für Meteorite indes nicht.

Anders als in Deinem Kindheitsbeispiel hat ein neu gefundener Meteorit keine historische Bedeutung und es mangelt ihm an jeglichen kulturellen Eigenschaften und kultureller Relevanz.

Is ja klar. Das Ding zieht seit Anbeginn des Sonnensystems seine Bahn, als die Erde noch überhaupt nicht fertig war,
die Menschen kennen den Asteroiden überhaupt nicht, wo er einst rausgeschlagen,
nja und der Stein wurd rausgewackt als die Kerls dereinst auf den Bäumen gesessen, behaart und mit fieser Visage.
Hat dann seine Bahnen gezogen und ist mit der Erde zusammengestoßen, und ist auch nix Nationalkulturelles, denn wär er ein Stünderl später oder früher angekommen, dann wär er halt in den Antlantik oder auf Rußland geplumpst.
Und so hatte der Stein niiiiemals Kontakt mit den Menschen, und wenn Du ihn nich gefunden hättst, so würde er auch unbemerkt von der Menschheit bleiben und nach paar Hundert oder Tausend Jahren zerfallen und im Boden aufgehen.

Daher ist ein Meteorit nix Kulturelles.
Kulturelle Eigenschaften kann er höchstens im Nachhinein erwerben, wenn er Teil einer musealen Sammlung für lange Zeit geworden oder wenn man etwas besonderes an ihm erforschen wird.
Oder wenn er einer kulturell hochgestellten Persönlichkeit auf den Kopf fällt, das nennt man dann poetry slam.

Und weiters besitzt er ja keinen Materialwert. Nicht? Olivin, Plagioklas, das ist ja auch mit am Häufigsten in den Erdensteinen drinne, hast in jedem Randstein. Und ists ein großes Eisen, dann hats halt ein paar Pfennig Schrottwert, weil da ein bisserl Nickel drin ist und die paar Spuren an Iridium, damit kannst kein Händi bauen.
Daher fiele er auch nicht unter solche Schatzfundgesetze, wie bspw. in England, wo jeglich Gold das ohne bekannten Vorbesitzer gefunden wird, automatisch der Krone gehört.

Ein Bodenschatz ists ja auch nicht, die industrielle Nutzung von Meteoriten ist weithin unbekannt.

Ein Boden- oder Naturdenkmal wärs wahrscheinlich nur, wennde eine Leiter bräuchtest, um Deinen Fund zu erklimmen,
ein Handstück, wofürde Jahre- und Jahrzehntelang suchen mußt, weils so unscheinbar ist, ist ja keine Tropfsteinhöhle, keine Felsformation, kein Eibenwald und keine Kaisereiche.

Nu und Fossilien, die liegen ja im Boden, wo eins is, da sind mehr und sie sind Teil des Bodes und die Erdgeschichte, die Tektonik, die Gesteinsbildung usw. hat die halt dahin wandern lassen und liegen lassen, wo später die BRD ihr Gebiet eingenommen. Grundverschieden zu nem Ding, das nicht von dieser Welt.

War ja das lustige beim Neuschwansteinurteil, daß der Meteorit eben NICHT Teil des Bodens/Grundstück geworden war,
weil er als sozusagen separate, eigenständige, vom Grundstück unterscheidbare Sache da herum lag, als solche erkennbar und vorher auch herrenlos gewesen war.  - das war allerdings nach österreichischem Recht geurteilt.

Oiso, im Grund kann Dir da niemand an den Karren fahren, noch wird Dir jemand an den Karren fahren,
weil wie gsagt, seit dem ersten Bericht über einen Fall in Deutschland, vor über 1000 Jahren, hat es noch nie einen Streit um einen deutschen Meteoriten gegeben.
Die Neuschwanstein-Kapriole, das war eine österreichische Angelegenheit, weil dieser Stein in Österreich gefunden wurd und nach österreichischem Recht behandelt werden mußte - und da war ja der Ausgang begrüßenswert, nämlich daß der Stein dem Finder gehört.

Die einzige Frage, die sich stellt, ist die nach den Besitzverhältnissen an dem Fund, was für Ansprüche der Grundbesitzer geltend machen könnte, auf dessem Grund der Stein gefunden wurd.
Is ja auch verständlich, wenn bei Dir einer übern Zaun steigt und die Rosen pflückt, wärst auch nich begeistert.
Bislang gibts dazu aber auch keinen einzigen Entscheid, noch irgendeinen Fall.
Bei Neuschwanstein hattens sich halt einfach so geeinigt, daß Grundstückseigentümer und Finder Halbe-Halbe gemacht, weils eh ein unverhoffter Segen und alle warns zufrieden.
Wurd auch nie rechtlich überprüft.
Nur eben der dritte, der Ösi-Stein, wo dann eben entschieden wurd, siehe oben, der Stein war niemals Teil des Grundstücks geworden und nach Tiroler Recht hat ihn der Finder aufheben, mitnehmen und alleinigen Besitz dran erwerben dürfen.
In USA machens so, wenns Privateigentum ist und ein bekanntes Streufeld, wo also tatsächlich dann auch Funde rauskommen, daß da die Sucher eben Abmachungen treffen mit den Landwirten, also einen bestimmten Betrag pro Fläche ihm zahlen, um suchen zu dürfen und dann die Funde behalten oder eben dasse sich die Funde oder die Kohle aus den Funden teilen - siehe Brenham, siehe West - oder eben auch nur ein Vorkaufsrecht ausmachen.

Aber das is ja bei Dir icht der Fall, Du bist in D und da wo Du suchst, ist kein Streufeld bekannt.

Und überhaupt, wer würde schon ungehalten reagieren, wenn ein Schrat an seine Tür klopfte,
da schaunsamal, deshab ich grad bei ihnen gefunden, das is ein Meteorit und ein schönes Sümmchen wert.
Ich jedenfalls nicht, hihi.

Also alles in allem kannst absolut beruhigt sein!

Letzte Sache,
ebenso will Dir auch bei der Anerkennung und Klassifiz keiner ans Leder.
Die Prozedur ist weltweit standardisiert und die MetSoc, die die Meteorite anerkennt, veröffentlich und alle Daten zentral sammelt, hält sich aus allen rechtlichen oder politischen Sachen raus und das satzungsgemäß - denn das ist ein reiner Wissenschaftsbetrieb.
Die Klassifikatöre sowieso - das is anders als: Lassie, wir müssen es den Behörden melden und der Klassifikatör petzts dann dem Officer.
Die freun sich einen deutschen Mett klassifizieren zu können und noch mehr freuen sie sich, dasse 20g oder 20% des Steins, was immer die kleinere Menge, im Gegenzug umsonst bekommen und der Sammlung der Uni/Museum, wo sie beschäftigt sind, zufügen können.
Denn so sind die Regeln.

Und ganz allgemein, es hilft nix, wennde dann mit Deinem ersten richtigen Fund zum Heimatmuseum, zur Sternwarte, zu Deiner Heimuni, zum Tüv oder zum Institut Fresenius rennst - denn die sind mit dem Erkennen und der Klassifikation von Meteoriten überfordert, die können das nicht - und im Idealfall werdens sowieso sich dann an einen Experten wenden, nur ist das nicht immer garantiert.
Desgleichen ist es gar nicht fein, wenn Du mit jedem wilden Stein zu den 3-4 richtigen Stellen läufst,
weil die eh sowenig Zeit haben und sie das bald nerven wird, wenn da endlos Steine angeiefert werden, denen man sofort ansieht, dasse keine Meteoriten sind.
Ausgesprochen ungeschickt wäre es, wennde den Meteoritenkandidaten im Keller vergräbst in der unnötigen Besorgnis, die Behörden würden ihn Dir wegnehmen - denn dann wirst ja nie erfahren, obs tatsächlich ein Meteorit ist und somit hätte der Stein werder einen ideellen, einen wissenschaftlichen, noch einen finanziellen Wert.

Die beste Methode wäre also, Deine Funde z.B. hier im Forum zu zeigen, denn hier ist die Kennerschaft groß und die Experten versammelt.  - Nur bitte nur solche Steine, die auch nach Meteoriten aussehen.
Die sehen dann schon, obs was sein könnt und für den unwahrscheinlichen Fall, daß mal ein vielversprechendes Stück dabei sein sollt, werden sie Dir auch mit allen weiteren Schritten unentgeltlich behilflich sein,
mußt ja sehen, daß es eine Reihe von Sammlern und Händlern hier im Forum gibt, die neue Steine klassifizieren lassen.
Und auch hier wird Dich keiner behumpsen wollen, im Gegenteil, da hast dann gleich die passende Kundschaft an der Hand.

So und nun gehe hin und find einen Meteoriten.

Findst einen, dann lassmer den ordentlich klassifizieren und veröffentlichen, niemand wird einen Anspruch darauf anmelden
und hernach setzt ihn auf den Hausaltar und wann immer eine größere Anschaffung im Haushalt oder ein Urlaub in ferne Länder ansteht, säbelst ein Stückerl runter, schreibst 50Euro im Gramm druff, wenns ein oller Chondrit ist, denn deutsche Meteorite sind sehr begehrt und teuer und machst einen Sammler glicklich.
Und selbst da kann Dir der Staat nicht in die Tasche greifen, denn Du bist ja nicht gewerblich, wennst ihn immer schön auffem Hausaltar sitzen hast, und runterschneidst, dann ist das ein steuerfreier Sammlungsverkauf. (Also anders, als wennste einfach so Meteorite kaufst, umse sogleich wieder zu verkaufen).

Also fürchte Dich nicht.
Nie nie mehr.

Ja?  Sag: Jaaa!!!

Hostmi?
 :prostbier:
Mettmann
"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

Offline gsac

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Re: Meteoriten-Checkliste
« Antwort #31 am: Juni 27, 2009, 14:33:26 Nachmittag »
wer wirklich in Deutschland Meteoriten suchen geht,der weiß,was das für Mühe
macht.Über dieses Thema spreche ich nur hier im Forum und selbst da bekommt
man wegen der Fundwahrscheinlichkeit nicht gerade moralische Unterstützung.

:fluester:

Was hier abläuft, lieber Jürgen, empfindest Du persönlich vielleicht als "Unrecht", weil
Du offenbar wirklich zutiefst an Deine Mission glaubst. Aber das mußt Du aushalten bei
all der Hartnäckigkeit, mit der Du das verfolgst. Ich würde Dir trotzdem sehr empfehlen,
die Kontra-Argumente der anderen Forumsmitglieder auch mal abzuwägen und wenigstens
in Betracht zu ziehen, daß Du Dich möglicherweise auf einem Irrweg befinden könntest.

Es ist doch ganz einfach und auch nicht allzu teuer, außerdem bist Du am Thema doch
tatsächlich sehr interessiert: kaufe Dir ein paar Belegexemplare aus NWA, mache sodann
vergleichende Studien mit Deinem eigenen Material und berichte uns darüber. Ich denke,
das wäre für alle Beteiligten lehrreich, und das kann man dann auch solide diskutieren,
meinst Du nicht auch?

Schade im übrigen, daß man Dich nicht mal persönlich kennenlernen kann, also zum Beispiel
im Ensisheimer Bierzelt oder auf der Münchner Börse oder sonstwo - da sind schon ganz
andere Wunder passiert, wo man sich im Nachhinein....  :einaugeblinzel:

Let it be!
Alex

Offline lithoraptor

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Re: Meteoriten-Checkliste
« Antwort #32 am: Juni 27, 2009, 20:20:45 Nachmittag »
Moin Jürgen!

Ich möchte diesen Vorschlag von Alex unterstützen: ...

Es ist doch ganz einfach und auch nicht allzu teuer, außerdem bist Du am Thema doch
tatsächlich sehr interessiert: kaufe Dir ein paar Belegexemplare aus NWA, mache sodann
vergleichende Studien mit Deinem eigenen Material und berichte uns darüber. 

... und Dir anbieten, beim Aufbau einer Referenzsammlung für "Gesteinsbildende Minerale" und "typische Gersteine" (Magmatite, Metamorphite und Sedimente) unentgeldlich zur Seit zu stehen und DICH mit Materialspenden zu versorgen. :prostbier:

Ich bin mir weiterhin sehr sicher, dass es hier viele Forenmitglieder gibt, die es mir gleichtun würden. :fluester:

Den eines sollte doch auf der Hand liegen: Deine Versuche einen echten "Deutschen Meteoriten" bzw. einen würdigen Anwärter auf eine solche Position zu finden, sind nur aussichtsreich, wenn Du in der Lage bist, die meisten irdischen Gesteine (mit einem Blick) auszufiltern - eben einen geschärften Blick hast.

Gruß :winke:

Ingo

Offline Mettmann

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Re: Meteoriten-Checkliste
« Antwort #33 am: Juni 27, 2009, 20:44:58 Nachmittag »
Ein noble Geste, Ingo   :applaus:

Das Forum - da werden sie geholfen.
Auch der H5P6.
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