Im frisch für 82 Millionen Franken renovierten Hauptgebäude der ETH-Zürich wurde heute die Dauerausstellung „focus terra“ (Kosten für Ausstellungsaufbau ca. 5 Millonen Franken) im Beisein von vielen geladenen Gästen aus Politik und Wissenschaft eingeweiht. Nach der Umbauzeit und Renovation von rund 3 Jahren des im Jahre 1916 erbauten und ehemals als Museum konzipierten Hochschulgebäudes erstrahlt jetzt alles wieder im neuen Glanz und in dezenten, schönen Farben. Der ganze Fachbereich Erdwissenschaften der ETH-Zürich ist jetzt nach langer anger Planung erstmalig unter einem Dach vereint. Inmitten der riesigen Halle steht ein tordierter, mehrstöckiger Ausstellungsturm, der auf 300 m² Ausstellungsfläche einen grossartigen Querschnitt durch die gesamten Lehrgebiete des Fachberechs Erdwissenschaften zeigt. Toll gemacht, das Moderne trifft im fast hundertjährigen Gebäude auf die alten Zeiten. Didaktisch gut aufgebaut, zweisprachige und gut verständliche Texte in deutsch und englisch (die Landessprache Französisch fehlt ...), zum Teil mit Animationen (Ton, Filme, Druckknöpfe für Extrainfos). Ist nicht einfach zu beschreiben, muss man selber gesehen haben.
Der „schönste Teil“ ist in der unteren Ebene des verdrillten Ausstellungsturmes. Dort ist ein recht grosser Innenbereich den Meteoritenproben gewidmet. Rund 30 Met-Exponate und 10 weitere zur Thematik passende Exponate sind in tiefgelegenen „Löchern“ hinter Glas zu bestaunen, die drei wuchtigsten Exponate sind durch grosse offene Löcher sogar anzufassen: Ein 85 kg Canyon Diablo-Individual, ein 35 kg North Chile Stück mit grosser Schnittfläche und ein knapp 20 kg Mundrabilla-Endstück. Der Met-Ausstellungsbereich ist in schwarz wie der Nachthimmel gehalten und das Beleuchtungskonzept der mehrheitlich dunklen Mets ist meiner Meinung nach nur suboptimal = teilweise zu schlechte Ausleuchtung, dafür kann man recht nahe mit den Augen an die Exponate herankommen. Es sind sehr schöne Stücke in der Ausstellung zu sehen, so z.B. eine XXL-grosse Cook-Halbscheibe, Zagami, Allende, L’Aigle, 4 Pallasite und vieles mehr. Klasse ist die 1969 anlässlich der ersten Mondlandung vom damaligen US-Präsidenten Nixon geschenkte kleine in Kunstharz eingegossene Mondprobe und die Schweizer-Fahne, die den Mond besucht hatte, alles auf einem unglaublich schrecklichen Holzgestell montiert. Was mich besonders freut, ist, dass 10 der ausgestellten Stücke in früheren Jahren durch mich in den ETH-Sammlungsbestand hineingetragen wurden, aber das soll jetzt kein grosses Thema sein.
Eine Runde durch den Ausstellungsturm lohnt sich wirklich! Im Untergeschoss vom Gebäude sind diverse Bergmassiv-Modelle, teilweise aus historischen Sammlungsbeständen zusammengetragen worden. Sehr interessant für Geologie-begeisterte Besucher!!! Die Ausstellung ist für die Allgemeinheit ohne Eintrittgebühr frei zugänglich aber bitte Öffnungszeiten beachten! An Wochenende ist teilweise geschlossen. Wer also mal ein paar Tage in Zürich zu Besuch ist, sollte sich die Ausstellung gerne anschauen. Es ist keine Eile geboten, denn die Ausstellung wird sicher viele Jahre zu sehen bleiben. Vielleicht wechseln zwischendurch ein paar Ausstellungsstücke, aber das ist bei dem langfristigen Ausstellungskonzept durchaus auch geplant.
Also, viel Spass bei Eurem Besuch vor Ort und wenn irgendwer von Euch den Weg nach Zürich findet, dann kommt gerne auch bei mir im nahen Niederhasli vorbei und besucht meine eigene Dauerausstellung.
Gruss, Allende