Hallo
Ja, das mit dem "quick-rusting" hab ich jetzt leider auch erfahren müssen.
Mein Toluca B "silicated Iron" den ich erst vor kurzem gekauft hatte, hat jetzt angefangen wie wild zu rosten. Dabei ist verblüffend wie abrupt das angefangen hat. Erst ganz friedlich und dann quillt von einem Tag auf den anderen überall irgendein Zeugs hervor. Ich hab davon ja schon gelesen; ist aber doch was anderes das "live" zu erleben.
Ich bin ja auch selbst dran schuld. Alle anderen Eisenscheiben sind mit Silicagel luftdicht in Dosen verpackt, nur diesen habe ich offen rumliegen lassen und ohne Handschuhe betatscht.
Ich habe dann die Gelegenheit ergriffen und mir das Ganze gleich mal unterm Digimic angesehen (Logo
). Jetzt interessiert mich was da eigentlich abläuft.
Rost entsteht ja wenn Eisen oxidiert. Dazu ist die Anwesenheit von Wasser erforderlich, das als notwendiger Elektrolyt dient. Ohne Wasser passiert nix. Deshalb funktioniert das ja mit dem Silicagel auch so gut.
Nun gut; es entstehen jetzt also verschiedene Eisenoxide. Das ist schon schlimm genug, aber da gibt's noch das schädliche wasseranziehende Chlor. Anfänglich dachte man ja, dass das Chlor in Form von Eisen-II-Chlorid als Lawrencit schon von Anfang an in den Mets drin wäre. Ist aber nicht so. Die Chlorsalze haben sich ja erst im Laufe der Jahre und Jahrhunderte auf der Erde im Inneren des Meteoriten eingelagert.
Eines der oben erwähnten Eisenoxide, das Akaganeit (beta-FeOOH) bildet sich unter Anwesenheit von Chlor bevorzugt und bindet dann das Chlor gleich an sich. Tritt nun Feuchtigkeit ein, kann das Chlor herausgelöst und an andere Stellen transportiert werden. Oft der Anfang vom Ende.
Das Chlor kriecht dann so vor sich hin durch den Met. Zusammen mit dem überall vorhandenen Eisen bildet es dann zunächst Eisen-II-Chlorid. Unter Umständen quillt es dann bis an die Oberfläche, wo es als grünliche Substanz austritt. So wie bei mir:
1. Bild"Ferrous chloride [...] is usually first observed on the surface of a meteorite as a green-yellow substance forming tiny droplets" (Farrington, O.C.: Meteorites)
Keine Ahnung warum das grün ist. Möglicherweise ist es so was ähnliches wie "grüner Rost" (GR).
Das Eisen-II-Chlorid an der Oberfläche oxidiert dann noch zu Eisen-III-Chlorid. Und das ist dann rostrot, wie es sich gehört. Hat mein Toluca auch zu bieten:
2. BildInteressant ist auch, dass dies vor allem im silikatreichen Bereich passiert ist und der Bereich mit dem Widmanstättenschen Gefüge noch intakt ist. Ich denke das liegt daran, dass in ersterem die Risse und Spalten größer sind und der Transport des Chlors viel leichter vonstatten geht.
Das ist meine erste Rostbeobachtung bei Meteoriten. Der eine oder andere von euch hat da möglicherweise auch schon unangenehme Erfahrungen gemacht. Hat jemand mal ähnlichen grünen Schmodder beobachtet? Ich hoffe ich habe die Vorgänge einigermaßen richtig verstanden. Haben wir hier einen Chemiker, der sich damit auskennt?
Gruß
Ben