Prozedere ist standardisiert.
Man reicht von dem Stein ein Stück bei einer der wenigen auf Meteorite spezialisierten Universitäten ein.
Mindestens 20g oder 20% des Fundes, was immer die kleinere Menge ist, sind dabei als Referenzstück und für ev. weitere Forschung kostenlos abzugeben.
Die Spezialisten messen und klassifizieren den Stein und reichen das Ergebnis mit den spezifischen Werten, allen Daten zum Fund und dem Vorschlag, um welche Klasse es sich handelt, in einem Bericht dem Nomenklaturkomittee der Meteoritical Society in London, einem Expertengremium, ein.
Das guckt sichs an, obs plausibel ist, verleiht dem Meteoriten den Namen oder die Nummer und veröffentlicht ihn mit allen Daten im Zentralorgan, dem jährlich erscheinenden Meteoritical Bulletin,
worin sämtlichen neuen Meteorite, seis Fund, Fall, Antarktischer oder Wüstling, erfaßt und veröffentlicht werden.
Erst dann ist ein Meteorit ein richtiger Meteorit.
Die Untersuchungen sind in der Regel für den Einreichenden kostenfrei, einige Labs nehmen von kommerziellen Händlern auch eine Unkostenbeteiligung für die Dünnschliffherstellung zwischen 65 und 200$.
Meteorite klassifizieren, ganz besonders wenns um seltene und seltenste Klassen geht, können nur sehr wenige Unis weltweit.
Den geologischen Abteilungen der üblichen Unis mangelt es an der Erfahrung und sie wären damit überfordert, insbesondere, wenns um die exotischeren Klassen geht.
Durch die großen Fundzahlen aus der Wüste der letzten Jahre sind die Experten chronisch überlastet,
also bitte tunlichst nicht mit solchen Feldsteinen a la H5P6 oder irgendwelchen Schlacken oder mit Pseudomikrometeoriten-Industrie- und -Hausstaub dort anrücken, sondern zunächst in solchen Foren wie diesem hier vorzeigen, dazu ist es ja da, oder Dich an einen erfahrenen Meteoritensammler oder -händler Deines Vertrauens wenden.
Diese nehmen die Vorsortierung der Kandidaten vor und halten das Gröbste von den Klassifikateuren fern.
(Jeder, der eine Meteoritenwebseite hat wird es kennen - bei mir ruft dauernd jemand an und es kommen endlos Mails an, von Leuten, die glauben einen Meteoriten gefunden zu haben. In 99,99% der Fälle sieht man sofort, daß es nix ist. Ich hab in 9 Jahren überhaupt nur zwomal einen echten Meteoriten daruntergehabt. Einer war aus Marokko mitgebracht, der andere aus Libyen).
Auch ein Graus für die Klassifikateure sind die gewöhnlichen äquilibrierten Chondrite, also die H4,H5,H6 und L4,L5,L6 ect. wenns verwittert sind, also das, was wir hier ab und zu "Gleisschotter" nennen. Die klassifiziert keiner gern und es ist auch kein großartiger wissenschaftl. Erkenntnisgewinn mehr aus diesen zu ziehen, da die seit Jahrhunderten schon gut untersucht sind.
Also wenn man da so eine Kiste gemischtes 25-40$/kg-Zeug bei einem Klassifikateur ablädt, dann wird diesem schlecht
und die andern, die interessantes Material haben, verdrießt es nicht minder, da die Klassifikationsstelle verstopft ist und die Wartezeiten sich verlängern.
Dieselben betragen bei gewöhnlichen Wüstenchondite oft ein Jahr, die selteneren Klassen gehen schneller, es sei denn, es sind besonders knifflige Fälle, Eisen können schon mal 2 Jahre brauchen.
Vorgezogen werden frische beobachtete Fälle, Nicht-Wüstenfunde und besonders interessante Stücke.
Der Bulletin wird nur einmal jährlich veröffentlicht, als kommt ev. noch max. 1 Jahr dazu, bis der Stein dann offiziell ist.
Martin