Autor Thema: Odessa mit Inklusion  (Gelesen 2868 mal)

Offline ben.g

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Odessa mit Inklusion
« am: Januar 21, 2009, 18:32:22 Nachmittag »
Hallo!

Ich hab heute eine Vollscheibe Odessa bekommen.
Eigentlich wolte ich mir ja keine Meteoriten mehr zulegen, die evtl. irgendwann Rostprobleme machen könnten, aber diese Scheibe wollte ich dann doch haben. Rundherum Kruste und eine sehr interessante Inklusion.
Tja und um letztere geht mirs jetzt. Ich will natürlich wissen, was da alles drin ist.
Es wäre nett, wenn ihr mir dabei etwas helfen könntet.

Nachdem ich meine Nortons zu Rate gezogen habe, hier mal mein "first guess":
Bild 2:
1) Graphit ?
2) Troilit ?
3) Kamazit ?
4) Schreibersit ?

Gruß
Ben


ironmet

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #1 am: Januar 21, 2009, 18:43:42 Nachmittag »
Hallo Ben,

nette Scheibe!!
Bis auf Punkt 3 ist alles richtig beschrieben.
Kamazit ist eben einfach die Kamazitlage im Gefüge.
Die eingezeichnete 3 wird wohl shale,also umgewandeltes Eisen sein,wo die Verwitterung
schon ganze Arbeit geleistet hat.

Viele Grüße Mirko

Offline ben.g

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #2 am: Januar 21, 2009, 19:21:16 Nachmittag »
Hallo Mirko.

Danke für die Bestätigung! Drei von Vier richtig, das beruhigt mich.  :smile:
Bei Punkt drei hatte ich auf "swathing kamazit" getippt, wie es in der Norton Enzy auf Seite 207 beschrieben ist.

Jetzt werde ich mal noch ein paar Nahaufnahmen machen und dann kommt das Ding hinter Silicagel-Verschluss.

Gruß
Ben

ironmet

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #3 am: Januar 21, 2009, 19:46:01 Nachmittag »
Hallo Ben,

also dieses "swathing kamazit" ist wirklich nur eine Kamazitlage,die sich z.B. um einen Troiliten legt.
Sieht man relativ oft bei Cape York,Carbo und Mundrabilla.
Meist überall da,wo sich Troilite drin befinden.
Ich war immer mal der Annahme,das solch ein "swathing Kamazit" immer die selbe Breite besitzt,wie
die Breite der normalen Kamazitlagen im entsprechenden Eisen.
Unser Allende hatte mir das dann mal mit einem Eisen wiederlegt,der trotz eines mittleren Oktaedriten,
einen ganz fetten "swathing kamazit" um den Troiliten hatte.

Viele Grüße Mirko

ionutz

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #4 am: Januar 21, 2009, 20:31:04 Nachmittag »
Hallo Ben,

Du kannst noch einen Punkt 5 hinzufügen:
Der silbrige Saum um den Schreibersit bei Punkt 4 ist Cohenit. Du wirst Selbigen in Odessa meist assoziiert mit Schreibersit finden und -da er später kristallisierte-
eben meist als Saum um Schreibersit. Man kann übrigens - entgegen der Meinung vieler Kollegen- Schreibersit sehr gut optisch von Cohenit unterscheiden, v.a. wenn
beide in Paragenese in einer angeätzten Scheibe vorliegen.
Zusätzlich hast Du links von der Inclusion feine Neumann Linien im Kamazit.

Beste Grüße

Harald Wohlfahrt
(MD-Meteorites)

Offline ben.g

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #5 am: Januar 21, 2009, 20:53:50 Nachmittag »
Hallo Harald.

Ja, die Neumannlinien kommen auch noch dazu. Ganz schön was los in dem Met.
Das mit dem Cohenit ist mir noch nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis.
Ich werde mir das gleich mal näher unter dem Digitalen Mikroskop ansehen. Das Cohenit müsste ja etwas "feinkörniger" sein als das Schreibersit.

btw.: Ich meine mich erinnern zu können, dass du mal eine ähnlich interessante Scheibe im Angebot hattest, oder täusche ich mich?

Gruß
Ben

ionutz

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #6 am: Januar 21, 2009, 21:19:11 Nachmittag »
Hallo Ben,

Schreibersite ist in der Regel "feinkörnig" (um Deinen Begriff zu benutzen), zeigt eine raue Oberfläche aufgrund der Präparation
und Cohenit ist demgegenüber glatt. Ich habe ein Bild angehängt mit einem gemantelten Troilit/Graphit Auge. Erst kommt der Schreibersit, feinkörnig, rauhe Oberfläche,
dann der Cohenit mit der glatten Oberfläche. Ist im Bild nicht sehr gut darzustellen, unter dem Mikroskop oder der Lupe müsstest Du das aber sehr gut
bei Deiner Scheibe sehen. Und....einmal gesehen, wirst Du eigentlich immer Schreibersit und Cohenit auseinander halten können, wenn Sie zusammen vorliegen.
Und auf dem zweiten Bild siehst Du, wie bei einer ausgezeichneten Präparation wirklich tolle Neumann Linien erscheinen.

Beste Grüße

Harald

Offline ben.g

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #7 am: Januar 21, 2009, 21:42:28 Nachmittag »
Ah ja! Wenn man genauer hinschaut, kann man tatsächlich Schreibersit und Cohenit gut unterscheiden.
Bild 1 (ca 30x): Außenherum ist ein dünner Cohenit-Saum zu erkennen.
Bild 2 dasselbe nochmal (ca 100x): Links Kamazit, dann Cohenit und rechts Schreibersit.

Ja, und die Neumannschen Linien im Kamazit sind an vielen Stellen auch gut zu erkennen. (Bild 3)

Gruß
Ben

Offline ben.g

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Re: Odessa mit Inklusion
« Antwort #8 am: Januar 21, 2009, 21:56:50 Nachmittag »
Ach ja, und "Das Cohenit müsste ja etwas feinkörniger sein als das Schreibersit" war etwas mißverständlich ausgedrückt.
Ich meinte das im Sinne von: Cohenit fine-grained; Schreibersit coarse-grained.

Gruß
Ben

 

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