So zurück!
Endlich habe ich wieder einen Meteoriten gefunden. Nr. 31 hier in Europa.
Ich sage ja immer so schön: "Ich bin schon wieder auf dem Weg zum nächten Meteoritenfund. Hoffendlich ist der Weg dahin nicht mehr all zu lang!" Das mein Weg erst nach 16 Monaten sein Ziel erreicht, das war schon recht hart. Aber ich kann mich wirklich nicht beklagen!!! Ich bin glücklich und ich hatte eine interessante Zeit. Und zwar nicht nur in Lolland!
Warum ich allerdings
immer so kleine Meteorite finde, da bin ich überfragt. Ich nehme mir schon vor, so richtig was Großes zu ersuchen. Und dann! 30g in Scherben ...
Aber was rede ich hier, man bin ich stolz, daß ich an diesen Metbruch vorbei gekommen bin, ihn gesehen und mir dessen auch bewußt geworden bin: He, da liegt ja ein zerbrochener Meteorit! Schon sechs Tage stapfte ich durch die verregnete Landschaft ohne zu wissen, ist überhaupt was herunter gekommen! Oder ist meine Kalkulation falsch? Wie wird der Met aussehen, groß oder klein, schwarz oder eher braun, möglicherweise ist es wieder ein Achondrit mit nicht mal dunkler Kruste? Warum nicht? Niemand kann das vorher wissen.
Glaubt mir, am sechsten Suchtag war ich
auf Wolke Nr.7! Ich war verrückt vor Freude, obwohl nicht alles wirklich perfekt gelaufen war. Ich finde auch lange nicht die richtigen Worte, um das Glück zu beschreiben. Ich hatte ja nicht nur den nächsten Meteoriten gefunden, sondern schon wieder einen Meteoritenfall als erster entdeckt! Und das völlig bewußt und mit Absicht!
Völlig überheblich dachte ich zu diesem Zeitpunkt:
Jetzt geht´s los! Jeden Tag ein Fund! Okay, jeden Zweiten! Nach vier Tagen: Naja, komm - einer pro Woche ist eigentlich normal! Aber, nix mehr zu finden. Was ist los? Kann das sein? Frust kommt auf und steigert sich. Der Fund schon lange her. Er kann die aktuellen Schmerzen und das tägliche Leiden auch nicht mehr versüßen.
Donnerstag war der Tag der Erkenntnis. Regen, schmerzende Bänder an den Knien und mehr Fragen als Antworten. Ich hatte
keine Energie mehr, diesen Suchtag zu beginnen. Es war schon 9Uhr und ich war noch zu hause. Vor mir eine Tasse Tee und die Karte. Ich holte mir alle Zeugenberichte heraus und las alles noch mal durch. Mit nur einem Fundpunkt weiß man ja nicht, wo ist der im Fallgebiet!? Ist es der Kleinste, der Größte, der eine der am nördlichsten ist oder eben mitten drin. Was weiß ich denn schon?
Ohne jetzt in´s Detail gehen zu wollen, aber mir wurde an diesem Morgen erst bewußt, wie klein dieser Meteoritenfall wohl sein wird.
Was für unglaubliches Glück ich bei der Suche gehabt habe, denn eigentlich hätten dort wo ich gesucht und gefunden habe, schon fast die Größten Stücke liegen müssen. Ich habe womöglich einen der großen Meteoriten dieses Falles entdeckt, da, wo eh nur wenige Stücke liegen, dort ist mir dieser Fund gelungen. Das ist schon seeeeeeehr glücklich, denn hier läuft man schnell an den wenigen möglichen Fundorten vorbei! Nur genau dort lagen nur 30g!!! Golfballgröße. Ein extrem abgerundeter Meteorit, der aus 30km Höhe separat herunter gefallen ist. Ein Spielball der Höhenwinde.
Ich untersuchte hier einen
Meteor des Typs 2, ein eher sehr fragiles Material. Genau das habe ich auch gefunden! Ich kann das Met-Material mit den Fingern reiben und es krümelt immer was ab. Es kommt mir noch leichter vor wie Eukrit. Er war nicht gerostet, weil kaum Eisen vorhanden ist. Ich habe Schwierigkeiten ein 1g Stück mit dem Magneten hoch zu heben. Da fallen deshalb nur sehr selten Meteorite, die auch noch zu finden sind, weil sie die Feuerkugelphase nicht wirklich gut überstehen. Deshalb sind diese Meteore auch so hell! Wir können bei diesem sehr hellen Boliden froh sein, das überhaupt Stücke die Erde erreicht haben. Man merkt es auch an den Zeugenberichten, denn der Donner ist gar nicht so stark, wie ich es sonst gewöhnt war, wenn ich einen Meteoritenfall untersucht habe. Ich hatte sogar kurze Zeit nach der Befragung darüber nachgedacht aufzugeben, weil ich selber nicht mehr an einen Fall geglaubt habe. Aber es hätte mich genervt, man sitzt zu hause und fragt sich dann, ach vielleicht war ja doch was gefallen ... war es ja auch! Gott sei dank habe ich weiter gemacht!
Die Fundsituation dieses Meteoriten ist schon sehr interessant. Denn das Einschlagsloch zeigt den Abdruck des ganzen Stücks. Er kam als "Gänzling" runter und war
wohl beim Aufschlag nicht zerbrochen. Aber Wasser und Frost haben es geschafft, ihn zu zerkleinern. Ob nun das Wasser schon drin war, oder durch Risse in den Met als Regen eingedrungen war, kann ich nicht genau sagen. Eins fällt mir aber deutlich auf, ein 30g Met dieser Größe hätte eigentlich nicht diesen Impuls mitbringen können, diese feste Grasnarbe zu durchschlagen. Entweder ist er extrem schnell heruntergekommen, was die eiförmige Form schon suggerieren könnte oder er war zum Zeitpunkt des Einschlags schwerer als heute. Ist das vielleicht ein Indiz dafür, das er Wasser zur Erde mitbrachte?
Eine tolle Erfahrung hatte ich noch mit diesen Bruchstücken. Gut das Steffan mich schon mal bei einem Stammtisch auf
stinkende Meteorite aufmerksam gemacht hat. Das hier war aber echt nicht zu ignorieren, auch für ständig verstopfte Nasen ... Ich wollte den nassen Met trocknen und brachte ihn in meinen warmen Raum, zum Fensterbrett wo auch darunter die Heizung schön heiß war. Ja - ich weiß heute auch, das hätte ich eben nicht tun sollen! Hat mir aber keiner gesagt vorher. Für mich war Trocknen oberste Pflicht und das habe ich eben getan.
Nun als ich etwa eine Stunde später in den Raum zurück kam, roch es etwas unangenehm und ich hatte schon meine Gummistiefel in verdacht. Wo war ich denn jetzt bloß wieder hinein getreten. Aber die waren es ja gar nicht! Ich schnüffelte mich voran und kam zum Met! Was ist das denn!!!! Puh ...
Es roch zwei Tage lang. Das Gas hatte für mich einen
undefinierbaren Geruch und schien auf mich wirkungslos zu sein, denn trotz Lungenzug hatte ich keine Beschwerden danach. Es roch eben industriell oder möglicherweise etwas nach Verdünnungsmittel oder so. Jedenfalls war es nicht modrige Erde oder gar "Afterpaste" ...
Naja, man lernt eben nie aus und erlebt bzw. überlebt doch einiges!
Zum Schluß fällt mir nur noch ein Lied von Udo Jürgens ein:
" ...
Auch kleine Steine ziehen große Kreise! ...
Drum schicke deine Visionen auf die Reise,
und sperr die Hoffung niemals ein!
Auch kleine Steine ziehen große Kreise
und mancher Kiesel wird zum Meilenstein.
Drum schicke deine Träume auf die Reise
und was geschehen soll, das wird auch sein!"
Thomas