Guten Abend Forum,
Zum Thema Entstehung von Chondren (nicht Chondriten, Achim!) in Chondriten noch dieses:
Der inzwischen leider verstorbene R. Hutchison hat die bis 2004 gängigen Theorien zur Entstehung mit all ihrem Für und Wider zusammengefasst und zwar auf den Seiten 231-233 in seinem Buch:
HUTCHISON R. (2004) Meteorites: A Petrologic, Chemical, and Isotopic Synthesis (Cambridge Planetary Science Series).
16 nebeneinanderstehende oder bestehende Theorien, die bezeugen, daß hier noch lange nicht das letzte Wort gesprochen sein dürfte! Sie haben alle ihr Für und Wider (bei Hutchison
For und
Against genannt) aber das hier einzubringen, würde zu weit führen.
Planetare Theorien:
(1) Kondensation von Flüssigkeitströpfchen in heißen Atmosphären gigantischer Protoplaneten
(2) Meteorablation: Abspaltung von Tröpfchen von festen Körpern, die in die Planetenatmosphären eindringen
(3) Impaktaufschmelzung von Planetesimalen im Größenbereich von wenigen Metern
(4) Impaktaufschmelzung von Planeten oder großen Asteroiden
(5) Magmatismus/Vulkanismus auf Planeten oder großen Asteroiden
(6) Kollisionsspritzer geschmolzener Planetesimale
(7) Wiederholtes Zerreißen und Wiederzusammenfügen durch Kollisionskräfte oder Gravitationskräfte von teilweise geschmolzenen, differenzierten Asteroiden oder planetaren Körpern.
Nebulare Theorien:
(1) Kondensation von Flüssigkeitströpfchen aus Gas in einem heißen Nebel im inneren Bereich des Sonnensystems, oder aber:
(2) Erhitzung fester, bereits vorhandener Materie in einem heißen Nebel im inneren Bereich des Sonnensystems
(3) Erhitzung fester, bereits vorhandener Materie in einem heißen Nebel im inneren Bereich des Sonnensystems während Ausbrüchen von FU Orionis Sternen
(4) Ablation fester Materie oder thermische Aufbereitung körnigen Materials bei bipolaren Abfließvorgängen von Materie
(5) Erhitzung von Chondrenursprungsmaterie in lokalen Blitzentladungen
(6) Erhitzung von Chondrenursprungsmaterie nach magnetischen Flares und "reconnection events" (hab' kein deutsches Wort dafür)
(7) X-Wind Modell, eine T Tauri Variante von (6). Chondren bilden sich, indem feste Chondrenursprungsmaterie am inneren Rand der planetaren Scheibe aufgeschmolzen wird; durch den X-Wind werden sie dann nach außen getragen und fallen im Bereich des Asteroidengürtels auf die planetare Scheibe zurück
(8) Reibungserhitzung interstellarer Chondrenursprungsmaterie beim Durchgang durch erhitztes Gas – erhitzt durch den Akkretionsschock, verursacht durch Gas aus der Muttermolekülwolke, die auf die protoplanetare Scheibe fällt
(9) Chondrenursprungsmaterie, die in der protoplanetaren Scheibe entstand, war bei Schockvorgängen (ausgelöst durch wiederholt auf die planetare Scheibe einstürzende Materie) beträchtlichem Gaswiderstand oder Strahlungshitze ausgesetzt.
So, ich glaube, jetzt tauche ich besser mal wieder ab!
Gruß,
Bernd