Autor Thema: Achondritenkruste  (Gelesen 4677 mal)

H5P6

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Achondritenkruste
« am: September 22, 2008, 11:16:57 Vormittag »
Hallo, :winke:

ich habe da mal eine Frage:
Sofern ich nicht immer die falschen Bilder erwischt habe erscheint es mir so,als wenn bei den Steinmeteoriten die Gruppe der Achondriten,die Schmelzkruste weniger ausgeprägt oder weniger erhalten ist.
Was weiß man über die Witterungsbeständigkeit einer Achondritenkruste,im Verhältnis zu anderen Steinmeteoritenkrusten?Sind die Achondritenkrusten dünner als die von Chondriten?
Das würde mich einmal interessieren.

Gruß Jürgen :smile:

Offline MarkV

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #1 am: September 22, 2008, 17:57:19 Nachmittag »
Hallo, :winke:

ich habe da mal eine Frage:
Sofern ich nicht immer die falschen Bilder erwischt habe erscheint es mir so,als wenn bei den Steinmeteoriten die Gruppe der Achondriten,die Schmelzkruste weniger ausgeprägt oder weniger erhalten ist.

Hallo Jürgen,
im Gegenteil. Bei Achondriten (jedenfalls bei der HED-Gruppe) sind die Krusten viel schöner als bei den Chondriten. Im frischen Zustand sind die Krusten tiefschwarz und glänzend und weisen gut ausgeprägte Fliesslinien auf. Zu dem hellen Inneren gibt das einen sehr schönen Kontrast.

Hier zwei Beispiele von Hannos Seite:
http://www.strufe.net/images/jnmc200812.jpg
http://www.strufe.net/images/ensis200850.jpg

Und von Thomas:
http://www.encyclopedia-of-meteorites.com/test/lamancha.jpg

Zitat
Was weiß man über die Witterungsbeständigkeit einer Achondritenkruste,im Verhältnis zu anderen Steinmeteoritenkrusten?Sind die Achondritenkrusten dünner als die von Chondriten?
Das würde mich einmal interessieren.

Gruß Jürgen :smile:

Tja, das würde mich auch interessieren. Ich habe nach NWA Individuals in der Art von Millbillillie, Camel Donga oder Stannern gesucht, aber da ist so gut wie nichts zu bekommen, was eine ähnliche Frische aufweist. Ich glaube, dass die Eukrit-Kruste in der Wüste relativ schnell ihren Glanz verliert. Ansonsten gebe ich aber die Hoffnung nicht auf, dass es mal einen richtig frischen Eukrit-Wüstenfund oder einen Fall in der Wüste mit 50kg gibt. Achondrite sind halt schon wesentlich seltener als gewöhnliche Chondrite.


Grüsse,
Mark

Offline gsac

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #2 am: September 22, 2008, 21:26:22 Nachmittag »
Ich habe nach NWA Individuals in der Art von Millbillillie, Camel Donga oder Stannern gesucht,
aber da ist so gut wie nichts zu bekommen, was eine ähnliche Frische aufweist. Ich glaube,
dass die Eukrit-Kruste in der Wüste relativ schnell ihren Glanz verliert.

Da sind Sand und Wind sicher unerbittlich tätig in ("meteoritisch") nur kurzen Zeiträumen, obwohl
es sich am Beispiel eines Wüsten-Eukriten doch noch gut festmachen läßt, siehe etwa den sehr
schönen Dho182-Fund von jnmczurich, zitiert von Mark im obigen Beitrag, den ich selber schon
mal "livehaftig" angesehen habe.

Stärkstes Beispiel einer wunderbaren, schwarzglänzenden Achondritenkruste ist sicherlich das
neue Puerto Lápice ("La Mancha") - Material aus Spanien, stärkstes mir bekanntes Beispiel eines
historischen Falls ist (neben anderen Beispielen!) Stannern. Beide Meteorite sind Raritäten und
also nur teuer zu erwerben. Stücke von Camel Donga hingegen können auch noch sehr schöne
Kruste zeigen, hier liegen die Preise per g deutlich niedriger, wenn auch immer noch über dem
Schnitt dessen, was man derzeit für einen AEUC-M auf Ebay ausgeben muß. Camel Donga ist
aber in gewisser Hinsicht auch schon ein "Klassiker", den gab es (für uns Oldies...:-)) bereits vor
der allgemeinen Verbreitung des Internet, und das sind wahrlich sehr sammlungswürdige Exemplare!
PS: welche übrigens jetzt auch dem Export-Permit-Gebot aus Australien unterliegen - also gar so
einfach wie früher bekommt man die auch nicht mehr in die Sammlung, sofern sie noch direkt aus
dem Ursprungsland kommen...

Alex

Offline Dirk

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #3 am: September 22, 2008, 22:17:58 Nachmittag »
Hallo Jürgen  :winke: ,

hm, es gibt ja ne ganze Reihe verschiedener Achondrite: Monde und Märse, die schon genannten HEDs, dann aber auch noch Ureilite, Aubrite, Angrite, Bracinite und die sogenannten Primitiven Achondriten (Lodranite, Accapulcoite, Winonaite). Ich weiss nicht, ob sich deren Schmelzkrusten, hinsichtlich Dicke und Verwitterungsresistenz, deutlich von denen der Chondrite unterscheiden. Ich weiss aber, das es von der Stabilität des Materials Unterschiede innerhalb beider Gruppen existieren: z.B. sind manche Kohlige Chondrite (Z.B. CKs) deutlich weicher und bröseliger als fast alle Gewöhnlichen Chondrite. Und bei den Achondriten sind Ureilite wegen ihres hohen Diamantanteils extrem hart, manche Winonaite haben viel Eisen dabei und sind dadurch auch härter und Aubrite wiederum sind weich und bröselig. Also richtige Unterschiede nach dem Motto -die sind so und die andern sind so- sind wohl nicht so einfach zu finden.

Hier noch Bilder von zwei Camel Dongas. Die sind, obwohl sie offiziell ja als Fund gelten, doch noch sehr frisch. Können also noch nicht solange rumgelegen haben. Die Kruste ist wie aus dem Lehrbuch "glossy" und man kann noch die kleinen Pickel erkennen, die beim Puerto Làpice noch extremer vorkommen.

 :prostbier:
Dirk


Offline lithoraptor

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #4 am: September 22, 2008, 22:20:04 Nachmittag »
Hallo Leute!

Möchte mich grundsätzlich der Meinung von Mark anschliessen. Ich denke, dass es hier grundsätzlich auf zwei Faktoren ankommt. 1. Chondrite fallen häufiger als Achondrite bzw. HEDs im speziellen. Damit gibt es natürlich viel mehr bilder frischer Kruste von Chondriten als von Eukriten (beispielsweise). Somit hat man sehr schnell ein falsches Bild vor Augen.
Wenn ich mal so Revue passieren lasse, was ich über die Jahre so an Kruste gesehen hab', dann fallen mir viele wünderschöne Krusten von Eukriten ein, teilweise mit Schmelzlöckchen etc., solche habe ich bei Chondriten noch nie gesehen und das erscheint auch ganz logisch denn...
2. Lassen wir mal die Bilder bei Seite und wenden uns der Chemie der Steinchen zu: Chondrite haben einen hohen Anteil von Erzen (also an Fe, Ni und S (aus dem Troilit)), diese Elemente gehen natürlich auch in die Kruste ein und verursachen zum einen den eher matten "Look" und zum anderen machen sie die Kruste auch weniger viskos. Die Kruste bei den HEDs (allen voran den Eukriten) sollte aufgrund des höheren SiO2-Anteils deutlich zähflüssiger sein- was die Locken erklärt. Ist natürlich somit in der Zusammensetzung viel "glasiger" bzw. glastypischer (ist wohl genauer in diesem Zusammenhang)- dadurch glänzt es einfach mehr.

Zum Thema Widerstandsfähigkeit der Kruste denke ich, dass grundsätzlich die silikatreichere Kruste der Achondrite härter im Nehmen sein dürfte, als die der Chondrite. Zumal besonders das Eisen sehr rasch aufoxidieren dürfte; auch innerhalb der Kruste.

Zum Thema Camel Donga: Michael Blood hatte da vor Kurzem ein paar sehr schöne kleine Individuals im Angebot, echte Bonbons eben...evtl is ja noch was übrig :fluester:

Gruß

Ingo

Offline MarkV

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #5 am: September 22, 2008, 22:40:44 Nachmittag »
Zum Thema Widerstandsfähigkeit der Kruste denke ich, dass grundsätzlich die silikatreichere Kruste der Achondrite härter im Nehmen sein dürfte, als die der Chondrite. Zumal besonders das Eisen sehr rasch aufoxidieren dürfte; auch innerhalb der Kruste.

Ja, da magst du Recht haben. Der Hauptgrund, dass man relativ wenig Achondrite mit schöner Kruste sieht, ist wohl wirklich, dass sie so selten sind. Bei den Achondriten wird ja jeder W4 bis zur letzten Scheibe verwertet. Daher findet man sehr viel verwittertes Material. Solche Stücke gelangen bei den Chondriten meist erst gar nicht in den Handel, denn da gibt es frische Fälle in Hülle und Fülle (Bassikounou, Chergach, Bensour, Benguerier, Amgala).

Leider wird bei den Achondriten fast alles NWA-Material geschnitten. Kleine vollbekrustete Individuals habe ich bisher noch nicht gesehen. Irgenwann ist die NWA-Zeit vorbei und dann stellen wir fest, dass es abgesehen von einigen NWA 869 kein einziges komplettes Individual mehr gibt. Hier drei NWA Achondrite aus meiner Sammlung. Alle nicht mehr komplett erhalten.

http://www.meteoryt.net/ebay/eucrite53b.jpg
http://www.meteoryt.net/ebay/eucrite53c.jpg
http://www.meteoryt.net/ebay/eucrite53a.jpg

Grüsse,
Mark

H5P6

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #6 am: September 23, 2008, 15:45:14 Nachmittag »
Hallo, :winke:

danke für die Antworten.
Das Thema mit dem Verwitterungsgrad bei unterschiedlicher Lagerung und entgegengesetzten theristischen Alter,hatten wir gerade durch.
Kann man davon eine Umrechnugszahl ableiten ,die den Zustand beschreibt,bei gleichen theristischen Alter,bei Lagerung in der Wüste und Lagerung im europäischen Raum?

Gruß Jürgen :smile:

Peter5

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Re: Achondritenkruste
« Antwort #7 am: September 23, 2008, 17:27:20 Nachmittag »
Hallo Mark ,

wenn ich mir die Bilder auf den ersten beiden Deiner 3 Links betrachte, dann erinnert mich das Aussehen fast zum Verwechseln ähnlich, meinen Lithiophorit-Eigenfunden (Lithium-Mangan-Oxide) aus dem Taunus-Raum (Lenzhahn) . ..wie putzig.. :laughing:

siehe Fotos ..

.. aber ich bezweifle natürlich nicht, dass es sich um Meteorite handelt.. :laughing: :weissefahne:

Gruß Peter5 .. :winke:

 

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