Pling! Bin ich zurück und muß wohl gleich mal mit den Kulturgut-Mythen und der UNESCO-Konvention aufräumen
und die Bedenken nehmen, Ihr würdet Euch mit der Sammelei und dem Erwerb von Meteoriten gar strafbar machen.
(So getan schon im IMCA-Forum, aus Bequemlichkeit schreibichs im wesentlich nochma auf deutsch, kopier aber die englischen Zitate, durch Ergoogelung findet er ihr die Konvention auch in deutscher Sprache zum Selbstnachlesen).
Die Konvention, um die es geht, heißt:
"The UNESCO Convention on the Means of Prohibiting and Preventing the Illicit Import, Export and Transfer of Ownership of Cultural Property"
Den Text findet ihr hier:
http://portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=13039&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.htmlDie Fehlinformation, Meteorite würden von dieser Konvention geschützt, gehen nach meinen Recherchen auf zweierlei Quellen zurück:
- Zum einen auf die
nationale Umsetzung der Konvention in australisches Recht, wohinein die Meteorite
explizit in den Katalog des geschützten Kulturerbes/-gutes aufgenommen wurden.
(In Australien muß man nach dem Gesetz, will man einen Meteoriten ausführen, das Ansinnen dem "National Cultural Heritage Committee" vorlegen, daß dann die Exporterlaubnis ausstellt oder ggfs. verweigert und die Verweigerung begründen muß).
- zum anderen auf einen Artikel von 2001, von McEwens, Schmitt & Barristers, der sich mit der Gesetzgebung Meteoriten betreffend beschäftigt
und in dem sie im Brustton der Überzeugung über die UNESCO-Konvention behaupten:
"
This Convention, ratified
by over 90 states, provides for tracking and retrieving from reciprocating states, cultural property including meteorites."
Hier ist jener Artikel:
http://www.lpi.usra.edu/meetings/metsoc2001/pdf/5150.pdfDazu ist festzustellen, daß
diese Behauptung frei erfunden ist. Wenn man wöllte und bestimmte Intentionen unterstellte, gar eine Lüge ist.
"including meteorites" ist unwahr.
Meteorite werden von der UNESCO-Konvention nicht behandelt und mit keinem Wort erwähnt.
Und gschwind ab ins Detail.
Hier ist der Wortlaut der Konvention der Definition von "cultural property" bzw. für das später im Text synonym verwendete "cultural heritage".
Zitat:
"Article 1
For the purposes of this Convention, the term `cultural property' means property which, on religious or secular grounds, is specifically designated by each State as being of importance for archaeology, prehistory, history, literature, art or science..." Zitat Ende.
Und nun schließt sich direkt an der Katalog, der alle Gegenstände, die zu diesem "cultural property" zu zählen sind, explizit und v.a. einzeln aufzählt.
Ein Katalog ist eine Liste. Und wie unschwer an der gelegentlich präzisen Beschreibung im Detail zu erkennen ist, scheint der Katalog um Vollständigkeit bemüht. (Und deswegen haben die Australier in der nationalen Umsetzung der Konvention ja auch extra die Meteorite hinzugefügt und in diese Liste explizit hineingeschrieben.)
direkte Fortführung des Zitats:
"
... and which belongs to the following categories:
(a) Rare collections and specimens of fauna, flora, minerals and anatomy, and objects of palaeontological interest;
(b) property relating to history, including the history of science and technology and military and social history, to the life of national leaders, thinkers, scientists and artist and to events of national importance;
(c) products of archaeological excavations (including regular and clandestine) or of archaeological discoveries ;
(d) elements of artistic or historical monuments or archaeological sites which have been dismembered;
(e) antiquities more than one hundred years old, such as inscriptions, coins and engraved seals;
(f) objects of ethnological interest;
(g) property of artistic interest, such as:
(i) pictures, paintings and drawings produced entirely by hand on any support and in any material (excluding industrial designs and manu-factured articles decorated by hand);
(ii) original works of statuary art and sculpture in any material;
(iii) original engravings, prints and lithographs ;
(iv) original artistic assemblages and montages in any material;
(h) rare manuscripts and incunabula, old books, documents and publications of special interest (historical, artistic, scientific, literary, etc.) singly or in collections ;
(i) postage, revenue and similar stamps, singly or in collections;
(j) archives, including sound, photographic and cinematographic archives;
(k) articles of furniture more than one hundred years old and old musical instruments." Zitat Ende.
Fertig. Wo sind da die Meteorite?
Kernpunkt der Konvention, für den sie gestrickt ist, ist das Kulturerbe, das "cultural heritage",
siehe auch:
"Article 4
The States Parties to this Convention recognize that for the purpose of the Convention property which belongs to the following categories forms part of the cultural heritage of each State:
(a) Cultural property created by the individual or collective genius of nationals of the State concerned, and cultural property of importance to the State concerned created within the territory of that State by foreign nationals or stateless persons resident within such territory;
(b) cultural property found within the national territory;
(c) cultural property acquired by archaeological, ethnological or natural science missions, with the consent of the competent authorities of the country of origin of such property;
(d) cultural property which has been the subject of a freely agreed exchange;
(e) cultural property received as a gift or purchased legally with the consent of the competent authorities of the country of origin of such property."
Ein Erbe ist bekanntlich etwas tradiertes, das seinen Ursprung in der Vergangenheit hat und das von den Vorfahren auf uns gekommen ist.
So.
Und der einzige Satz, der mit Mutwillen und Bemühen auf die Meteorite überdehnt werden könnte, ist dieser hier:
""(a) Rare collections and specimens of fauna, flora, MINERALS and anatomy, and objects of palaeontological interest".
So und deswegen hab ich den Artikel 4 zitiert, besonders die Punkte b) bis e), da man daraus sofort erkennt, wie der Posten a) aus dem Katalog gemeint ist: Es soll einfach verhindert werden, daß Teile von Museumssammlungen gemopst und verhökert werden.
Und ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist, daß die UNESCO-Konvention bereits 1970 (Neunzehnhundertsiebzig) verabschiedet worden ist.
Also in einer Zeit, in der wirklich überhaupt kein Schwein auf Erden sich für Meteorite interessiert hat, noch deren Bedeutung erfaßt hat, und in der es ausser auf musealer Ebene praktisch gar keinen Meteoritenhandel gab, nichtsdestoweniger die Meteorite fröhlich über alle Ländergrenzen hinweg getauscht und verkauft wurden. Das war eine Zeit, da gab es weder die Antarktiskampagnen, noch die Wüstenfunde, ja das war eine Zeit, in der sogar das heute so sittenstrenge Australien seine Meteorite fröhlich verschenkt hat, wie mir ein alter Sammler berichtete, der damals vom Murchison-Fall in einer Zeitung gelesen hatte, an den Bürgermeister des Nestes einen netten Brief geschrieben hatte, worin er sich nach den Fallumständen erkundigte und einen sehr nette Antwort bekam, mit einer Dreingabe, da man sich im fernen Murchison so gefreut hatte, daß von soweither sich für ihrem Meteoriten interessiert, die aus einem 150g-Exemplar des neuen Falls bestand.
Daher zu behaupten, die UNESCO-Konvention intendiere, die Meteoriten zu schützen, ist grotesk.
(und was McEwens et al. mit ihrem Artikel beabsichtigten, ist unschwer zu erraten, wars doch der Beginn des NWA-Rausches und erst seit ganz wenigen Jahren die Aufregenden DaG-Funde und die SAHs auffem Tapet.
Wie im Übrigen der früheste Schrei, daß Meteorite geschützt werden müssen, den ich im Netz finden konnte, auf das Jahr 1991 datiert, also zwo Jahrzehnte nach der Konvention).
Also denk ich, können alle beruhigt sein.
Die UNESCO-Konvention ist ungeeignet zum Schutz von Meteoriten, noch war sie jemals dazu beabsichtigt, noch später zu diesem Zweck verändert worden.
Den Meteoriten fehlt einfach die wichtigste Eigenschaft, das Kulturelle.
Kultur ist etwas menschengemachtes. Wie könnte ein neuer Fall, ein Stein der 4.5Mrd Jahre im All herumgeschwirrt ist ohne Kontakt zur Menschheit und ohne daß die Menschheit von ihm überhaupt wüßte, etwas mit Kultur zu tun haben, noch ein Erbe sein?
Dasselbe gilt für all die neuen Funde, die oft Jahrttausende lang im Boden liegen und zufällig entdeckt werden oder nach denen man suchen muß, ohne zu wissen, daß sie überhaupt existieren - und wo man ja erst viel später, im Labor erst herausfindet, daß es auch wirklich Meteorite sind - wie könnte diesen unentdeckten Steinen eine kulturelle Eigenschaft innewohnen?
Ausnahmen wären natürlich solche Geschichten wie der Stein von Nogata, der seit über 1000 Jahren in seinem Holzkästlein im Schreine ruht oder solche gewaltigen Brummer, wie der Hoba, der ja auch ausdrücklich als Naturdenkmal geschützt ist, oder soetwas wie das Wüstenglas, dessen kulturelle Bedeutung darin nachgewiesen ist, daß daraus Werkzeuge gefertigt wurden und es im Neolithikum als Handelsgut über die ganze Sahararegion verbreitet wurde. (Save the Flint! Der Ötzi is schuld). Oder wenn wie jetzt irgendein Indianerstamm sagt, das Willamette-Eisen habe einen Kultstatus in ihren Überlieferungen besessen. (Nicht aber der Cape York, da die Eskimos zum Peary gesagt, geh nimms mit, das Sauglump).
Alles andere zum Schutz der Meteoriten, müßte daher, wenn überhaupt eine Notwendigkeit dafür gesehen wird, die jeweilige nationale und regionale Gesetzgebung regeln.
Die UNESCO-Konvention taugt dazu nicht.
Anderer Aspekt wäre - ich hab vor Unzeiten mal die Weltraumverträge gelesen - und, wenn ic mich nicht täusche, glaub ich in Erinnerung behalten zu haben, daß jede Nation zwar die anderen Himmelskörper nutzen darf, aber kein Eigentum an den Himmelskörpern oder Teilen davon erwerben kann.
(War ja auch in der Debatte mit den Mondgrundstückabzockern).
Nach Stand der Forschung sind Meteorite Teile von anderen Himmelskörpern.
Und die Weltraumverträge haben eine Menge Staaten unterzeichnet....
Aber wie gesagt, sicher weiß ich es nicht, vielleicht wälzt ja einer aussem Forum mal bei Gelegenheit die Weltraumverträge.
Müßt auch eine Fundgrube für Kuriositäten für die Spezialisten sein.
Also ruhig Blut

Martin