Moin moin,
ich habe nun auch das Buch „In Search of Stradust“ vorliegen und gestern intensiv durchgearbeitet, abseits der schönen Bilder. Im Nachfolgenden meine Einschätzung.
Das muß schon ein rechter Tausendsassa sein, dieser Jon Larsen. In den letzten 6 Jahren hat er 1000 fieldsearches durchgeführt. Sechs Jahre sind 2190 Tage, also jeden zweiten Tag in etwa eine Suche. Die erfolgten in 50 Ländern, also definitiv auch außerhalb Europa, also nicht an einem Nachmittag zu machen, also ist von mehreren Tagen auszugehen. Danach ist dann das gefundene Material aufzubereiten und unter dem Mikroskop zu sichten. Zwei Kilogramm Material sind nicht mal so schnell durchgesehen, ich weiß wovon ich rede, das dauert! Dazu hat er dann noch die Fotos erstellt, 40000 an der Zahl, die Ergebnisse wurden dann noch auf Gesichterbuch gepostet. Dazu hat er noch ein Photorack konstruiert und die entsprechende Software generiert. Alle Achtung, was bin ich nur für ein faules Schwein.
Auf Seite 13 schreibt Larsen, „ the chemistry oft he micrometeorites is surprisingly homogenous, mainly chondritic.“ O.K., aber das war ja sein Ausgangskriterium, siehe Seite 11: "There are also an number of non isotopic criteria for a positive identification… first of all…a chondritic bulk composition." Klassischer Zirkelschluß!
Aus Seite 83 wird unter den anthropogenen Spherulen (I-type magnetic) sehr richtig geschrieben: „Consequently the I-type spherules found in populated areas…can be considered anthropogenic, unless verified extraterrestrial. Damit wird aber das dritte Kriterium für eine Identifizierung von Chondrulen auf Seite 13 „The third main criterion ist he presence of… a rim of Magnetite" hinfällig. Heiß also, wenn ich das beobachte, ist es NICHT geeignet, das Teilchen als MM anzusprechen.
Dann haben wir da noch die unselige Abbildung auf Seite 15. Dort wir suggeriert, die Eintrittsgeschwindigkeit eines Meteoroides hängt vor allem von der Rotationsrichtung der Erde ab, auf der Morgenseite erfolgt sie langsamer als auf der Abendseite. Nun, das ist formal richtig, aber eben nicht bedeutsam. Der Impakt erfolgt mit einer Geschwindigkeit zwischen 12 und 72 km/s, je nachdem, ob der Ausgangspunkt des Meteoroiden im Antapex- oder Apex-Bereich liegt. Der Einfluss der Rotation ist minimal.
Erddurchmesser 12756 km, nimmt man noch die 100 km Höhe der Atmosphäre dazu, in der die Ablation der Meteoroide ja erfolgt, ergibt sich ein Durchmesser von 12956 km. Das macht einen Umfang von 40694 km. Die rotieren in 24 h einmal um die Erdachse, also beträgt die Geschwindigkeit am oberen Rand der Atmosphäre 1694 km/h was 0,47 km/s sind. Der Apex/Antapexeffekt wird nirgends diskutiert. Er sollte dem Autor aber bekannt sein.
Weiter schreibt Larson auf Seite 15: „on a roof of 50sqm we expect to find 2, and not 50 cosmic spherules per year.“ Ich habe nicht nachgerechnet, nehmen wir es für bare Münze. Aber dann kommt er auf Seite24 zu dem Schluß: „By monitoring a skyward facing area.. it should be possible tob e more precice in future sampling, perhaps down to weeks (or even days)“ Bei 2 MM pro 50 m2 und Jahr! Also um im Schnitt jeden Tag einen MM aufzufangen braucht es dann 183 mal 50 m2, also 9150 m2. Die müßten jeden Tag!!! gesäubert werden und – ganz wichtig- die EINE Spherule von 0,1 mm Durchmesser darf nicht übersehen werden. Na viel Spaß, welches Putzgeschwader arbeitet so präzise.
Und aufpassen, wenn es eine Glas-Spherule ist: Seite 94 steht nämlich wieder, völlig korrekt: „Consequently … all glass spherules in populated areas can be considered anthropogenic unless verified extraterrestrial“
Zusammenfassend kann man also sagen: Es gibt MMs, diese können auch in dicht besiedelten Gebieten gefunden werden. Das Gros der gefunden MMs kann optisch NICHT von den anthropogenen Kügelchen unterschieden werden. Einzig einige wenige „cryptocrystalline“ MMs und ablatierte MMs sind optisch auffälliger. Das angesprochene Tannenbaummuster taugt nicht dazu, da es sowohl bei MMs als auch bei anthropogenen Kügelchen auftritt (vergl. dazu Bilder S. 84 und 54 resp.). Wer keinen Zugang zu entsprechenden Analysegeräten hat, was die Mehrheit der Amateure sein wird, kann auch weiterhin kaum MMs von anthropogenen Kügelchen unterscheiden. Also alles wie gehabt, kein Grund sich vom Dach zu stürzen.
speul
P.S. wer ändert mal den Titel? Mikrometeore gibt es nicht, Meteore sind Leuchterscheinungen.