Autor Thema: Mikrometeorite/Mikrometeore  (Gelesen 62540 mal)

Offline speul

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #135 am: November 14, 2017, 15:18:55 Nachmittag »
ich erinnere nur mal daran, dass auch schon Bakterien in einem Marsmeteorite gefunden wurden oder aber eine kalte Fusion von Wasserstoff zu Helium. Also nicht alles glauben, auch wenn es 1. in der Fachliteratur steht, auch in angesehenen Jounals und 2. gerade gut zum eigenen Wunschdenken paßt sondern immer schön kritisch bleiben.
  :neenee:
speul
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Offline Gibeon2010

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #136 am: November 14, 2017, 15:32:26 Nachmittag »
Ich habe mir jetzt auch das Buch bestellt.

Außerdem habe ich mal unsere Dachrinne inspiziert. Da hatte sich im Laufe der Zeit eine ordentliche Schmutzschicht angesammelt. Da es z.Z. recht nass ist, habe ich diesen "Schlamm" mit einem dicken Pinsel zusammengefegt und in ein Behältnis abgefüllt. Ich denke, ich werde das Material erst trocknen lassen, bevor ich mit dem Magneten rangehe.
Viele Grüße
Jens


Offline MetAur

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #138 am: November 14, 2017, 16:46:45 Nachmittag »
Hier noch ein Link zum bereits erwähnten Artikel "An urban collection of modern-day large micrometeorites: Evidence for variations in the extraterrestrial dust flux through the Quaternary" von M.J. Genge, J. Larsen, M. Van Ginneken und M.D. Suttle, Geology, Febr. 2017: https://pubs.geoscienceworld.org/geology/article/45/2/119/195213/an-urban-collection-of-modern-day-large .

Möglicherweise und sogar hoffentlich liege ich bei Larsen völlig falsch. Jedoch ist mein bisheriger und weiterhin nur vorläufiger Eindruck von dieser Angelegenheit, dass es sich um eine Konstellation handeln könnte, die ich in Wissenschaft und Technik häufiger erlebe: auf der einen Seite die professionellen Wissenschaftler mit ihren profunden Kenntnissen, aufwändigen Techniken und weitgehend standardisierten Methoden - auf der anderen Seite engagierte Amateure mit hart sich selbst erarbeitetem Wissen, die mit oft einfachen Mitteln vor allem auf eigene Erfahrung setzen und unbelastet Dinge einfach ausprobieren. Die erste Gruppe neigt dazu, im Mainstream zu schwimmen und Neben- oder gar Gegenströmungen auszuklammern; die zweite Gruppe setzt ihre alternative These oft sehr früh als Wahrheit hin und geht davon aus, dass Zweifler neidische Verschwörer sind. Beide Gruppen finden ihre Anhänger und Gegner, die sich nach dem Grad ihrer unangepassten, anarchischen Grundgesinnung sortieren.
Das mag auch hier zutreffen oder eben auch nicht. Die Vorstellung, dass Larsen, wie berichtet, in einer Konferenzpause mal eben vom Dach des Tagungsgebäudes eine Probe zieht, um vielleicht nicht nur einen Sachverhalt, sondern "es" vor allem den anderen Teilnehmern zu beweisen, erscheint mir jedenfalls nicht völlig abwegig.

In jedem Fall wäre es um so wichtiger, dass man sich der sehr interessanten Frage der "urban micro-meteorites" weiterhin intensiv und vor allem so ergebnisoffen wie möglich widmet.

Offline Gibeon2010

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #139 am: November 15, 2017, 17:41:19 Nachmittag »
Heute ist mein Buch eingetroffen. Wunderschöne Bilder.
Jetzt kann die Suche beginnen.  :einaugeblinzel:
Viele Grüße
Jens

Offline speul

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #140 am: November 15, 2017, 21:27:58 Nachmittag »
In jedem Fall wäre es um so wichtiger, dass man sich der sehr interessanten Frage der "urban micro-meteorites" weiterhin intensiv und vor allem so ergebnisoffen wie möglich widmet.
dem möchte ich definitiv zustimmen. Nur leider erfolgt das nicht, denn allein mit der Bezeichnung "urban micro-meteorites" ist das Ergebnis nicht mehr offen, sondern bestimmt!
speul
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Offline MetAur

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #141 am: November 15, 2017, 23:21:55 Nachmittag »
Das verstehe ich (noch) nicht.
Dass es Mikro-Meteoriten gibt, wird ja nicht angezweifelt. Dass diese nicht nur in abgelegenen, sondern auch in bewohnten Gebieten herunterkommen, ist somit wohl auch klar.
Meine ergebnisoffen gestellte Frage lautet hier somit: Ist es möglich, mit einfachen Mitteln Mikrometeoriten nicht nur einzusammeln, sondern selbst in Städten von anderen natürlichen und vor allem auch anthropogenen Partikeln zu unterscheiden?

Offline Hungriger Wolf

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #142 am: November 15, 2017, 23:47:20 Nachmittag »

Zur visuellen Differenzierung, gibt es diese Referenz-Photos von Mikrometeoriten (Seite 254):


https://www.researchgate.net/publication/293805392_Micrometeorites

Für Forscher/Profis ist -Seite 272- interessant!  :einaugeblinzel:
 
Grüsse  :hut:
Achim
« Letzte Änderung: November 16, 2017, 00:02:36 Vormittag von Hungriger Wolf »

Offline Hungriger Wolf

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #143 am: November 16, 2017, 13:16:47 Nachmittag »
Nehmen wir mal an die Erde wäre eine perfekte Kugel mit r = 6382,64 km
Es gilt Oberfläche = Pi * 4 * r^2 = Pi * 4 * 40738093,3696 km^2   

Ergebnis gerundete Erdoberfläche:  512 Mio. km^2

1 km^2 entspricht 1000000 m^2

Bei 40000 Tonnen extraterrestrische Meteoriten/Staub pro Jahr die auf die Erde einwirkt
=(40000*1000*1000)/(512000*1000000)

entspricht dies

Ergebnis = 0,08 g/m² extraterrestrische Meteoriten/Staub pro m² Erdoberfläche pro Jahr

bzw. bei  184000 Tonnen extraterrestrische  Meteoriten
=(184000*1000*1000)/(512000*1000000)

Ergebnis = 0,36 g/m² extraterrestrische  Meteoriten/Staub pro m² Erdoberfläche pro Jahr

Grüsse  :hut:
Achim

Offline speul

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #144 am: November 16, 2017, 18:11:01 Nachmittag »
Moin,
ja Achim und alle anderen. Die Rechnungen mögen ja stimmen.
Trotzdem kann man nicht rein durch optische Analyse bestimmen, ob es sich um einen Mikrometeorit handelt oder nicht.
Soweit ich informiert bin sind die abgebildeten Mikros auch noch zusätzlich im Labor wie auch immer analysiert wurden.
Was kann man daraus ableiten und sagen:
1. Sieht ein Teilchen so aus wie abgebildet KANN, es ein Mikrometeorit sein, KANN aber auch was anderes sein.
2. Sieht ein Teilchen nicht so aus wie abgebildet, KANN es ein Mikrometeorit sein, KANN aber auch was anderes sein.
3. Sieht ein Teilchen aus wie etwas, was als irdisches Material abgebildet wurde,  KANN es ein Mikrometeorit sein, KANN aber auch was anderes sein.
4. Wenn das Teilchen magnetisch ist  KANN es ein Mikrometeorit sein, KANN aber auch was anderes sein
5. Wenn das Teilchen glasig ist.... na Ihr wißt schon was jetzt kommen muß

Ich will damit niemanden den Spaß an der Sache nehmen, ich finde es auch ein faszinierendes Feld.
Was aber NICHT gesagt werden darf, ist, dass es sich dabei um Mikrometeorite handelt wenn der extraterrestrische Ursprung nicht analytisch nachgewiesen ist.
Es sind dann halt Spherulen, Dropplets oder was auch immer, nur eben KEINE Mikrometeorite.

Grüße
speul


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Offline MetAur

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #145 am: November 16, 2017, 18:35:06 Nachmittag »
Unabhängig von anderen Fragen, nur kurz zur obigen Abschätzung:
Kann es sein, dass bei der Umrechnung der Fläche von 1 km^2 = 1 Mio. m^2 drei Nullen verschwunden sind? Dann wären es nur noch 0,08 mg/m^2 - oder?
Das wären dann z.B. bei Kügelchen mit 0,1 mm Durchmesser und einer Dichte von 3 g/cm^3 rund 50 Stück pro m^2 und Jahr.


 


Offline Hungriger Wolf

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #146 am: November 16, 2017, 19:47:52 Nachmittag »
Hallo MetAur!

Stimmt!  :super:

Sorry,  mein Fehler; das korrekte, richtige Rechenergebnis ist:

0,08 mg/m² bzw. 0,36 mg/m² extraterrestrische  Meteoriten/Staub pro m² Erdoberfläche pro Jahr

=(40000*1000*1000)/(512000000*1000000)
=(184000*1000*1000)/(512000000*1000000)

 :danke:
 
Grüsse  :hut:
Achim

Offline ironmet

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #147 am: November 16, 2017, 19:57:25 Nachmittag »
Hallo speul,

das ist eine schöne Auflistung an Möglichkeiten.
Und zu jedem einzelnen Fall kann ich Dir absolut zustimmen.
Solange das nicht wirklich im Labor untersucht wurde, kann man nicht 100% behaupten, was es genau ist.

Allerdings denke ich schon, dass Jon Larsen selbst einige gute Antworten auf Deine Fragen hätte.
So wie ich las, sagte er, seit dem er weiß, nach was er suchen muss, findet er immer mehr.
So wird er optisch schon genau wissen, wie es ausschauen muss.
Und wenn sich erfahrungsgemäß nun immer wieder gezeigt hat, dass er richtig lag, kann man schon gut darauf schließen,
dass man wieder HÖCHSTWAHRSCHEINLICH einen gefunden hat.

Und ich muss sagen, die Teile, die er zeigt, sind schon sehr charakteristisch.
Fast alle Stücke zeigen diese Tannenbaum-Struktur, also eine Art dendritische Struktur.
Sehr sehr viele Stücke haben in der Mitte der Flugrichtung eine Nickeleisen-Perle kopfseitig.
Auch diese Schildkrötenpanzer Struktur scheint ganz typisch zu sein.

Ich werde mich auf jeden Fall mal demnächst versuchen auf einige Dächer zu begeben.
Habe mir per google earth ein paar vielversprechende Dächer ausgesucht.
Müssen nur noch die Firmen da mitspielen, einen mal das Dach säubern zu lassen.  :auslacht:

Sollte ich dann ein ähnliches Stück finden, wie Jon Larsen in seinem Buch zeigt, stelle ich ihm auch gern das Stück
zur weiteren Untersuchung zur Verfügung.

Viele Grüße Mirko

Offline Hungriger Wolf

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #148 am: November 20, 2017, 18:43:13 Nachmittag »
Hallo Mirko!

Viel Erfolg!

Bin auch auf der Mikrometeoriten-Suche....

PS: Super Buch von Jon Larsen!   :super:
Besonders interessant finde ich das Photo auf Seite 4 (im Kern metallisches Ni/Fe)!  :wow:

Grüsse :hut:
Achim

Offline Mettmann

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Re: Mikrometeorite/Mikrometeore
« Antwort #149 am: November 21, 2017, 04:24:21 Vormittag »
Ich find ja noch spannender rural micro-meteorites:

https://kuerzer.de/rurmet

Ogott dieses Wiedergängerthema der Hausmachersience ist niemalst tot zu kriegen.
Nix gegen Larsen vom Dach, aber warum schlägt er sich nicht in die norwegischen Wälder und kratzt den Dreck von den Ferienhütten, oder sammelt den Schwerölabbrand  der hurtigen Fjordkreuzfahrer... und auch bei Kiruna solls sehr magnetisch sein.
Mal im Ernste:
Lässt er sich auch aus über das reine Mengenverhältnis von Mikrometeoriten zu Erden- und Menschenstäuben in seinen entnommenen Dachproben?
Und wie sieht es mit den Größen seiner Funden aus? Da scheinen für Mikromets ja jede Menge Rrrrieseneumel dabei zu sein.
Irgendwie ist das nicht konsistent mit der Größenverteilung der antarktischen Mikrometeorite:
http://adsbit.harvard.edu//full/2007ESASP.643..145T/0000146.000.html

Ich hab da eine Theorie: seine magnetischen Funde sind der Abrieb der Erdachse, die am Nordpol bekanntlich durch die Eisenberge stößt, wie mir die Kompassnadel verrät (mit einfachen Mitteln selbst überprüfbar, man magnetisiere eine Nähnadel, lege sie auf ein Stückchen Löschpapier und appliziere dasselbe vorsichtig in einem Fettnäpfchen....daß da die Wiss.schaft mit ihren teuren Aparillos noch  nicht draufgekommen ist)  - am Südpol gibt es deswegen auch kein Eisengebirge - deswegen werden die Mikromets zum Norden hin auch viel größer.

Und welcher berufene Wissenschaftler möchte schon die Myriaden Dreckbatzerln aus meinem Teesieb im Rastermikroskop beschauen, wenn ich mich an jene US-Uni erinnere, die einstmals dazu aufgerufen potentielle Makrometeorite zuzusenden, nach kürzester Zeit entsetzt diesen Versuch aufgab, weil die Poststelle lahmgelegt.

Aber bin schon still, sitze an einem Coup:
Morten Gubbesen:  Flux rate variation of fragmental extraterrestrial DNA sequences in urban vacuum cleaner bags.
in Bild der Frau 24.Jg, pp 32-34, Munich-Haar 2018.
 
Nein, diesem Braten trau ich nicht...
 :3nix:
Mettmann
« Letzte Änderung: November 21, 2017, 04:43:16 Vormittag von Mettmann »
"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

 

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