Eine recht interessante Frage, Oheim.
Zunächst muß man vorausschicken, daß es kein "richtiges" und kein "falsches" Sammeln gibt.
(- auch wenn ich hin und wieder gewettert habe dagegen, sich den Schrank nur mit Campos und unklassifiziertem Gleisschotter voll zu laden - das ist eben ein Ausdruck meines Unverständnisses, da ich nicht nachvollziehen kann, was der Sammler daraus für einen Gewinn für sich erzielen kann).
Ich denke, die Vorlieben und die Art der Sammelweise/-stücke wachsen einerseits mit dem zunehmenden Wissen des Sammlers und die Begehrlichkeiten ergeben sich automatisch, und zusätzlich ists natürlich auch eine Funktion der Zeit.
"Pay a stone, pay a book" - ich glaube nicht, daß man diese Parole sonderlich ausgeben muß, Sammler, die nicht immer mehr über ihre Stücke erfahren wollen, sich nicht groß vertiefen wollen, die gibt es ja praktisch kaum.
Und mit dem Wissen kommen die Vorlieben und die Ziele der Sammlung von selbst.
Liest er über eine Lokalität in einem Buch, findet sie abgebildet, so möchte er vielleicht ein Stück haben. Geht er ins Museum und sieht die Hauptmassen, findet er den Gedanken verlockend, daheim ein Stück von diesem Fall im Schrank zu haben. Kommt er aus der Raumfahrtecke, so lockt ihn Mond und Mars, Vesta, Eros und Ceres. Liest er eine Biographie Niningers, will er Stücke dessen Erstfunde. Ist er Mineraloge, so setzt er auf die Vielfalt der Klassen, ist er Philosoph auf unäquilibrierte und CAIs usw. usf. - das geht recht schnell, daß sich der beginnende Sammler von einer gewissen Beliebigkeit bei der Auswahl verabschiedet.
Anfänglich mag er natürlich wie der Ox vorm Berg stehen, angesichts der vermeintlich undurchschaubaren Vielfalt an Angboten, aber mit zunehmender Zeit, lichten sich die Nebel doch recht zügig und er erkennt, daß es einschließlich der NWAs gar nicht soviele Namen und Nummern und Vertreter einer Klassen gibt, die permanent erhältlich wären.
Nun kommt natürlich die Zeit ins Spiel, die Sammlung wächst, und da hängt es eben von den selbstgesteckten Zielen ab, welche Ausformungen sie annimt.
Der Andi schriebs ja schon, er ist ein Eisenfan mit der Richtung bspw. nun nicht einzelne, besonders ausgeprägte Stücke, orientierte oder dergleichen zu sammeln, sondern möglichst viele verschiedene - vermutl. mit dem Ideal alle 900 Eisen, die es gibt, zu versammeln. Genauso wie es Sammler gibt, die geographisch Sammeln, also bsp alle deutschen Meteorite oder New Mexico komplett, wieder andere kaprizieren sich auf einzelne Klassen, wie bspw. alle Kohligen habens ihnen angetan, andere wollen alle Märse, wieder andere sind von HEDs begeistert..
Diese Art zu Sammeln zielt auf Vollständigkeit ab, alles, was in den Fokus paßt, komplett zu bekommen.
Die andere Art wäre, einen weiter ausgelegte Vorliebe zu haben - also bspw. die historischen Fälle bis ins 19 Jhdt., besonders ausgeprägte, wie bspw. Orientierte oder Stücke, die ganz bestimmten ästhetischen Kriterien genügen müssen.
Beide Arten des Sammelns haben etwas gemein, nämlich, daß man mit dem fortschreitenden Wachstum der Sammlung bald an die Grenzen kommt, daß man das gängige oder gerade erhältliche bereits besitzt und es zunehmend schwieriger wird, neue Verteter der Zielsetzung herzubekommen, man immer mehr Geduld braucht, sein Ziel weiter zu verfolgen.
Nehmen wir die deutschen Meteorite her, da sind etlich praktisch kaum mehr erhältlich, andere gar nicht. Schauen wir in den Catalogue, die Fälle und Meteoriten mit Namen - müßte man mal machen, zu prüfen, wieviele davon niemals erhältlich waren oder nur alle Jubeljahrzehnte oder längst schon durch sind - ich glaube, es wäre die Mehrheit. Ähnliches gilt für die Wüste, durchschaut man die Pairings, was einem mit wachsender Erfahrung immer besser gelingt, sieht man, daß es gar nicht soviele verschiedene Vertreter einer Klasse gibt und sieht man sich die Nummern an, die heutzutage aktuell angeboten werden, merkt man, daß die meisten Nummern längst schon passe und nimmer erhältlich. Früher wißts noch, die ganzen DaGs, die HaHs oder die NWAs, da werden ja vorwiegend die höheren Nummern grad gehandelt...das ist zumeist schon alles weg.
Nun und bei der zwoten Art, wie oben geschrieben, muß man sowieso von vornherein Geduld mit bringen, da da die Angebote spärlich gesät und man warten muß, bis was kömmt.
Und da entscheidet sichs dann - wie es weitergeht. Die allerwenigsten können ihre Jägernatur verleugnen, als daß sie sich disziplinieren könnten und nur noch ein, zwei Stück im Jahr zu kaufen bzw. jahrelang auf noch Fehlendes zu warten.
Nun und da setzt dann Alex' "Masse statt Klasse" ein. Daß man eben seine Stücke durch bessere des gleichen Meteoriten ersetzt oder ihnen bessere Exemplare zugesellt.
Was allerdings keineswegs die einzige Methode darstellt.
Was ich häufig beobachte, ist, daß Sammler sozusagen "mehrgleisig" sammeln. Vorrang hat immer der Hauptfocus, aber gleichzeitig schaffen sie sich mehrere Zielsetzungen oder Brennpunkte mit verschiedenen Prioritäten.
Der Marsmensch sammelt nebenher HEDs, der Eisenmann geht zusätzlich auf die Pallasite und Mesosiderite, beim NWA-Nummernsammler schleicht sich hin und wieder ein Fall ein usw.
Was ich glaube, am Häufigsten beobachtet zu haben, ist zweierlei:
Nämlich daß neben dem Hauptschwerpunkt gesammelt wird: querbeet
Oder aber, daß sich neben der Vorliebe eine möglichst komplette Systematik nach Klassen und Unterklassen, oft aus Referenzsstücken, will sagen nicht die Riesenmuseumsteile, angelegt wird - verständlich, da das ja nun gerade die Jahre (noch) sind, wo das überhaupt möglich und erschwinglich ist, durch den Wüstenrausch.
Und eine kleine Nebenbemerkung vielleicht noch; scheint ein Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben, bereits vor einigen Jahren. Die Wüste wird mittlerweile als mehr oder weniger gleichrangig mit den Namenmets angesehen, also die Zäsur, Namen&Historie hier, und ab da geschichtslose und gesichtlose Nummern aus dem Nirgendwo und daher geringzuschätzen, die gibt es nicht mehr.
Wohl weil die Wüste dominant, die Menge an Historischem Material durch die gewachsene Zahl der Sammler abgenommen hat, viele Sammler erst dazugekommen, als die Wüste am Blühen, was ja zeitgleich mit der Verbreitung des Internets eingetroffen und es nicht anders kennen und schließlich noch, weil viele der Historienliebhaber natürlich erkannt haben, daß da höchstvorzügliches und knuspriges Material aus der Wüste gekommen ist, was es früher nicht gab und daß es natürlich eine Sünd wär, es bei den gegenwärtig so verlockenden Preisen stehen zu lassen.
Nuja, und dann gibt's Sammler, die sind schon so lange dabei bzw. so tüchtig, daß sie wirklich schon alles haben, was es an Namen gab und gibt, und an interessanteren Wüstennummern - die schnappen dann natürlich sofort zu, wenn von irgendwoher mal ein Name kommt, den sie noch nicht haben und kaufen auch alle neuen Nummer aus der Wüste, solangs nix gepairtes ist, wasse schon besitzen und solangs kein H4,5,6 - L4,5,6 ist - und haben damit genug zu tun, als daß sie die bereits existierenden Sammlungsstücke upgraden können.
Ausdünnen - es gibt recht viele Sammler, Oheim, die haben noch NIE einen Meteoriten vertauscht oder verkauft.
Uuuund natürlich ists meist eine Mischung aus allem, was grad geschrieben.
Mein ich
Mettmann