Aber nein, ein einziger Halunke, ein Amateur und Parvenue reicht aus, um alle anderen, die sich Jahre und Jahrzehnte lang einen Namen erarbeitet haben unter Generalverdacht zu stellen und unmäßge Anforderungen zu stellen. Das ist krank. Und das ist depremierend.
Na ja, Neffe,
das habe ich etwas anders verstanden, und ich denke mal, den Protagonisten dieses Threads (PS: me inclusive!) lag bzw liegt es völlig fern, die aufrichtigen Händler, und das sind doch so gut wie alle, die Rang und Namen haben und die man so kennt, unter eine Art von "Generalverdacht" zu stellen, so wie Du es gerade formulierst. Ich kenne allerdings den neuesten Stand der dortigen Debatte nicht, und ich hoffe nicht, es hat sich nun wirklich noch zum äußerst Negativen hin weiterentwickelt.
Auslöser muß wohl die Diskussion um diesen "bad guy" Bob Evans gewesen sein. Nun ist es, mindestens mal in Insiderkreisen, schon seit Jahren ungeschriebene Regel, daß man mit gewissen Leuten einfach nicht umgeht oder umgehen sollte, weil die ihre gute Reputation längst verloren haben - so sie denn jemals überhaupt eine hatten. Mr E gehört dazu, aber mir fallen mindestens mal sofort noch drei weitere Namen ein. Das muß man hier ja nicht vertiefen, denn diese Leute sind es nicht wert, daß man sich überhaupt noch weiter mit ihnen beschäftigt.
Aus der Diskussion ergab sich dann sozusagen von selbst, wenn ich es recht erinnere, eine Debatte um die Provenienz von Meteoriten, und wie man z. B. als Sammler einigermaßen sicher sein kann, daß man die Ware erhält, die man auch erwartet.
Um es mal gleich vorwegzunehmen: aus meiner jahrzehntelangen Sammeltätigkeit weiß ich selbst nur zu genau und wage dies auch mit Fug und Recht zu einem beweisbaren Theorem zu verallgemeinern: "Meteoritengeschäfte sind Vertrauenssache"! Die Gemeinde ist immer noch relativ klein und überschaubar und wer auch immer, egal von welcher Seite, bewußt Vertrauensmißbrauch betreiben würde in diesem kleinen Pool, wäre über kurz oder lang völlig raus aus diesem Geschäft oder zumindestens schwerst stigmatisiert. Auch dafür gibt es berühmte traurige Beispiele - die Namen kennt jeder, der schon etwas länger bei der Sache ist. Man kann das auch anders formulieren, und das geht auf lakonische Weise am besten auf englisch: "know your dealer"! Wisse, mit wem Du es zu tun hast. Für mich hat sich diese Maxime beim Umgang mit Anbietern seit mehr als zwei Jahrzehnten bewährt, und das auch ist der Grund, weshalb ich immer wieder gern auf die gleichen Quellen zurückgreife - weil ich denen vertrauen kann, weil auch die mir als Käufer vertrauen, und weil sich hier und dort über längere Zeiträume hinweg übers rein Geschäftliche hinaus auch durchaus noch sehr nette und fruchtbare andere Anknüpfungspunkte ergeben können, in meinem Fall auch ergeben haben.
Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich seit einiger Zeit nur noch höchst selten im meteoritischen Ebay unterwegs bin. Auch dort gibt es Händler mit guter Reputation - am besten erkennt man sie an ihrem Namen, wenn man die Verknüpfung dazu über deren handle herstellen kann, und sonst kann man immer noch schauen, ob sie dort mit einem IMCA-Label auftreten. Der IMCA stand ich lange Zeit sehr skeptisch gegenüber, inzwischen hat sich das etwas gewandelt und ich bin dort schließlich sogar selber eingetreten (...geht nur mit mindestens zwei Bürgen), obwohl ich so gut wie nie etwas verkaufe aus meiner Sammlung. Aber Händler mit gutem Rufe oder mit IMCA-Logo sind nur die eine Seite der Medaille, und man muß trotzdem sehen: die IMCA bietet zwar eine Art Grundschutz, aber letztlich auch keine Garantie (PS: siehe Marks Post weiter oben). Auf Ebay tummeln sich zudem jede Menge schwarze Schafe - und wer mit dem $$-Blick einzig und allein auf möglichst billiges Material, auf Schnäppchen und sonst nichts, aus ist und nicht auch allermindestens dabei auf den Anbieter achtet, der wird sicher über kurz oder lang seine bösen Erfahrungen machen, sich die Finger verbrennen, und wenn es gut geht, nach dem Motto "aus Schaden wird man klug!" dann doch noch die Kurve kriegen und die klassische Variante des persönlichen Kontakts mit einer Handvoll Händler vorziehen.
Zurück zur US-Liste. Da zeigt eine bekannte US-Anbieterin plötzlich ihre Quellen vor, behauptet, sie erhalte privat jede Menge Zuspruch von Seiten der Sammlerschaft, und so falsch könne das dann doch nicht sein. Gleich zu Beginn der Debatte gab es Lob von Jeff Grossman, der in der Meteoritical Society eine nicht unbedeutende Rolle spielt, es gab aber auch sehr kritische Stimmen von Seiten anderer Händler mit Argumenten, die durchaus nachvollziehbar sind und die ich mir auch sofort zu eigen machen würde, wäre ich Händler. Würde jeder Händler seine Quellen offenlegen, führte das nämlich tatsächlich zum schnellen Ruin des Marktes, so man ihn denn einen nennen kann - und zwar wohlgemerkt am Ende zuungunsten *aller* Beteiligter!
Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch die Sammler, die gern um die Provenienz ihrer Sammlungsstücke wüßten. Für mich habe ich die Lösung gefunden, daß ich gelegentlich bei sehr seltenen Stücken (!) den Händler vorsichtig privat frage, ob er mir eine Quellenangabe machen kann. Das hat so gut wie immer funktioniert. Bei seltenen historischen Stücken wie Ensisheim oder raren Exoten wie Hoba halte ich das auch für durchaus legitim - und so kann ich z. B. den letzten Weg meiner zwei Sammlungsstücke dieser Fälle über eine gewisse Strecke hinweg durchaus rekonstruieren. Aber das ist die Ausnahme von der immer guten und gültigen Vertrauensregel (siehe oben!), und das gehört auch nicht in die Öffentlichkeit.
Insofern gebe ich übrigens meinem Neffen Martin völlig recht! Nur seine Schlußfolgerung aus der Debatte, man wolle nun alle Händler diffamieren bzw, wie hieß es, unter einen "Generalverdacht" stellen, die halte ich nun doch für etwas überzogen. So etwas würde kein auch nur ansatzweise vernunftbegabter Sammler tun!
Howgh,
Alex