Nu Oheim,
ich muß das Pferd von hinten aufzäumen, wir als Händler kriegen ja sonst Probleme mit der KK (Kollektors Kredibility).
Was kann man also selbst nachvollziehbar beobachten, ohne die Verhältnisse vorort zu kennen?
Zunächst einmal halte ich es für bedenkenswert, wie schnell, weil es hier angesprochen wurde, so ein enormer Massenfund wie NWA 869 praktisch vollständig von den Sammlern oder dem "Markt" absorbiert worden ist. (lat. sorbere: schlürfen - da steckt die Genußkomponente drin).
Das waren ja immerhin 4 satte Tonnen und mithin schon der größere Teil aller die Jahre in den Saharaländern gefundenen Meteorite überhaupt.
Tja und dann, wenn man das Preisgeschehen beobachtet, auf den Händlerseiten, auf den Messen, in den Ebays, in den Foren und auf den Listen,
kann man ganz deutlich feststellen, daß die Talsohle bei den Preisen vor 2-3 Jahren durchschritten war und seit dem das Niveau insgesamt kontinuierlich ansteigt. Mit Ausnahme der unklassifizierten Chondrite.
Also die Zeiten, wo man an einem müden Wochentag perfekt polierte Kleinstscheiben von HEDs, von Rs, von kohligen für 1-3Euro oder USD ziehen konnte, wo die klassifizierten Dhofar-Chondrite für 100$/kg verramscht wurden usw. die sind perdü.
Das fing mit vereinzelten Klassen an und mittlerweile ist es wieder so, daß das anspruchsvollere Material wieder anständig bezahlt und auch verlangt und gesucht wird.
Ich mein z.B. unsere Spezials, da sieht man es ja ganz gut daran. Sicherlich ist es qualitativ und von der Seltenheit zumeist sehr ausgesuchtes, hochwertiges Material; aber, und darum geht es ja meist innert 1-2 Tagen vollständig weg, verkaufen wir auch über den Preis. Will sagen, es ist attraktiv für die Sammler, weil üblicherweise mittlerweile mehr dafür bezahlt werden müßte, als wir reinschreiben.
Vielleicht kann es ja auch mal ein anderer bestätigen, daß deutlich anders bezahlt wird, als noch vor 2 Jahren.
Carsten, alter Schweiger, sag mal was. Hatte letzte Woche im ebay ein paar Deiner 3er und kohligen markiert,
die ergebnisse waren beachtlich (uhh hattmer unsern L/LL3er wohl bisserl arg billig gemacht),
also die Zeiten, wo man solcherlei 3er oder Kohlige mal für zwo, drei im Gramm abstauben konnte, scheinen vorbei zu sein.
Oder nehmt z.B. die orientierten Unklassifizierten her. Früher nicht sonderlich schwer zu bekommen, preislich mei hat man eben das Dreifache oder bisserl mehr vom üblichen Schotter gezahlt. Nunmehro gibt es kaum mehr welche und sie werden ja nach Zustand zwischen 3-10$/g bezahlt, besonders schöne Stücke auch gern erheblich drüber.
Ob das von allein so kommt? Welche Ursachen das haben mag?
Mich interessiert eher, ob noch Hoffnung besteht, z.B. etwas gleichwertiges wie Camel Donga, Millbilliellie oder La Mancha in der Wüste zu finden
Selbstredend und das gibt es ja bereits auch zur Genüge. Gerade wenn ich an Millbillillie mit seinen irreparablen roten Anhaftungen denke, da gibt es etlich Wüstenfunde die qualitativ besser dastehen.
Nur daß die dann billiger sein würden als Millbillillie, ist eine irrige Annahme.
Man konnte doch sehr schön sehen, daß Millbillillie und seis im Ebay teilweise, weil etliches nachgekommen war, nur noch mit 5-7/g bezahlt wurde, also deutlich niedriger als viele der frischen Wüsteneukrite.
Ganz genauso wie Tatahouine teilweise sehr deutlich unter den NWA-Dios gehandelt wurde,
wie auch jetzt viele der frischen CV3er aus dem Wüstenland mit bis zum Doppelten oder mehr als ein Allende bewertet werden.
Erinnert Euch an Estherville, wo 2006 jede Menge Scheiben aufgekreuzt. Die wurden teilweis regulär zu 5$/g vertickt und immerhin ists ein Fall, dieweil selbst die Massenpairings der NWA Mesos zwischen 8 und 15$ parallel gingen.
Da hat sich einiges geändert. Mittlerweile sind die NWAs eben nicht mehr die Kellerkinder, die gegen jeden noch so verranzelten Texasfund abstinken - sonder der ganz überwiegende Teil der Sammler empfindet inzwischen Wüstenmeteorite gleichwertig zu solchen mit Namen.
Daher kostet zum Bsp so ein Acfer-CM2 mit 100$/g genausoviel wie ein Murchison.
(und deswegen ging unser CM2 ja auch sofort weg für 60$).
Und da die Wüste eben auch viel bis dahin einzigartiges und ungewöhnliches Material gezeitigt hat, gibt es mancherlei, das ganz erheblich höher bewertet wird als die gewöhnlicheren Vertreter der gleichen Klasse aus den Nichtwüstenländern.
Ausnahme bleiben freilich die W3er, W4er und noch schlechteren unklassifizierten NWA-Chondriten.
Die will im Moment noch keiner haben und die machen ja den ganz großen Teil allen Wüstenmaterials aus
und Ausnahmen sind ergiebige Neufälle im Wüstenland, da die ein jedesmal, weil auch soviele drankommen, von vornherein derart schwachsinnig unterpreisig sofort auf den Markt gekübelt werden, daß es jedesmal mindestens 5 Jahre dauert, bis die einen etwas normaleren Preis erzielen, wobei allerdings die Sammler immer recht schnell übesättigt sind und denken, es habe keine Eile mit dem Zeug (wodurch sie dann die Sahnestücke am Anfang verpassen).
Und eine weitere Tendenz zeichnet sich ab! Nicht nur die Wüste - auch die historischen Mets und da besonders die Fälle werden neuerdings immer teurer bezahlt.
Wenn noch vor zwo Jahren sich einer hingestellt hätt a la la Mancha und so schönse auch sind, 800 oder mehr für einen Eukriten verlangt hätt, den hätte man für einen Hippie gehalten. Gleiches mit dem kolumbischen Fall, der ja teilweis zu 2000$/g als ordinärer Chondrit gebracht hat - das wäre schlichtweg nicht möglich gewesen.
Zusätzlich solche Moden wie nun die "Hammerstones", wos plötzlich für Fälle das Dreifache zahlen, von dem, wasse noch vor einem Jahr für zu teuer hielten.
Fing letztes Jahr auf den Tucson-Auktionen an und die werden ausschließlich von Meteoritenvolk frequentiert. Da wurden für Namenssteine Preise hingeblättert, die nicht wenigen die Münder offenstehen haben lassen.
Mein Fazit wäre daher, daß es grossomodo nochmal billiger werden könne, halte ich, wenn uns der Himmel nicht gerade auf den Kopf fällt, für völlig ausgeschlossen.
Ich sehe Steigerungen auch beim klassischen Material, kann aber nicht sagen, ob es sich um eine kürzerfristige Modeerscheinung handelt.
Anspruchsvollere Wüste ist wieder deutlich mehr angesagt und bezahlt als zur Zeit der Baisse.
Relativ inaktiv sind die Helden der Sammler, die Russkis, die den Markt jahrelang mit billigsten, aber guten Material vollgepumpt haben, gar so manchen Mett dadurch erst ins Billigstsegment gedrückt haben - da steht abzuwarten, wie sie zurückkehren werden.
Billig bleiben wird auf Jahre hinaus das, was hauptsächlich in den Wüsten gefunden wird, verwitterte Chondrite, da die ja zum Großteil im Moment gar nicht gehandelt werden, weil sie noch keiner bezahlen will.
Also insgesamt - würde ich vorsichtig sagen: Es besteht kein Grund zur Panik.
Wer erwägt, sich z.B. eine gute Systematik anzulegen oder auch ein paar Schmankerln und Schmuckstücke anzuschaffen, der sollte sich wohl eher schon so langsam Gedanken machen,
denn die Vorzeichen stehen auf: Wende.
Doch um keine Hektik aufkommenzulassen,
knallen wir Euch heut abend um Zehne ein Specialchen hin, daß den einstmalst teuersten NWA-Meteoriten aller Zeiten enthält
und zwar um ca 99.82% reduziert!
Mettmann