1772 waren noch temporale Stunden in Gebrauch? Ich dachte, damit wurde schon in der Renaissance Schluss gemacht?
Ja in Italien. Wobei das im Grund auch rel. wurscht wär, weil die italienische Zählung mit dem Sonnenuntergang beginnt, da ists dann Null Uhr und wird bis zumnächsten Sonnenuntergang bis 24 durchgezählt.
In Mittel- und Norddeutschland hast aber die 2 x 12 Stundenzählung, weswegen der Angelsax ja heut noch nur bis 12 zählt
und nun mal unabhängig von der Stundenlänge - Mittag bleibt mittag, weils die Mitte des Tagbogen,
ist der Mittag die sechste Stunde.
Alter Ministrant das kennst doch noch, Prim, Terz, Sext, Vesper, Laudes... die Horen, die Stundengebete -
und da ist die Sext, also das Gebet zur Sechsten Stunde immer um Zwölfe Mittags,
und das sind letztlich auch die Zeiten, wo uffe Land die Glocken gebimmelt. Auch bei den Protestanten.
Da is nämlich keiner mitner Taschenuhr rumgrannt vom gemeinen Volk.
I habs grad ned zur Hand, guxxu Mal italienische Reise, da schreibt der Jöthen nen ganzen Absatz zu den Stunden in Italien und wie sichs unterscheidet,
da müßts eigentlich drinstehn.
Und guxx, damals, da gabs noch kein Fabfenzi, keene Straßenbeleuchtung, kein Halligalli, was hätten da die Leut mitten in der Nacht zu schaffen gehabt bzw. gleich an mehrern Orten beobachtet...
Konrad, da die Nebensonnen ja durch die Wolken entstehen mußt nicht notwendigerweise imme zweie sehen. Hast eine zu fette Wolke oder gar kein Dunst auf einer Seite, dann siehst da auch keine Nebensonne. Funktioniert auch wenn die Sonne grad durch eine tieferliegende Wolke selbst verdeckt wird.
Hier in München hammer ja öfters Föhn (das ist, wenn der Mettmann immer besonders grantig schreibt) - da gibts sehr häufig just die Zirren, die man für Nebensonnen gut gebrauchen kann und daher gibtses hier gar nicht so selten zu sehen (ist interessant, hast die schönsten Nebensonnen, und die Menschen in der Stadt bemerkens nicht, sondern stieren uffen Boden wie das unvernünftige Tier - dytt war früher gewißlich anders).
Da ist oft nix mit Farben und die Form der Erscheinung hängt - wie auch in dem Bild gezeigt, einfach von der Form der Wolken ab.
Nebensonnen gehören im übrigen zum klassischen Inventar der Wunderzeichen, wiese in Flugblättern bis weit ins 17.Jhdt als Unheilkündende erschröckliche Begebenheiten verteilt wurden. Neben anderen Halo-Erscheinung, Pollenflug, Nachtleuchtenden Wolken, Nordlichtern, Frosch-, Mäuse- und Würmerregen.
Da hast dann nicht nur Eimer im Himmel, sondern Balken, Schwerter, Heerscharen.
Und üblicherweise eben alles runtergebrochen als Vorzeichen, daß die Sünder jetzt aber gleich herb büßen werden müssen - eben die ägyptischen Plagen.
Oiso ich tät sowas als das wahrscheinlichste annehmen wollen.
Martin