Autor Thema: Marc Jost - In Erinnerung  (Gelesen 5311 mal)

Offline Ben Austria

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #15 am: Juli 14, 2024, 14:18:40 Nachmittag »
Eine sehr traurige Nachricht  :traurig:.
Marc wird der Meteoritengemeinschaft sehr fehlen.
Mein herzlichstes Beileid seiner Familie, Verwandtschaft und allen seinen Freunden.

Ben

Offline Nordnugget

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #16 am: Juli 14, 2024, 15:41:55 Nachmittag »
Ich habe Marc vor ein paar Jahren in Saint Marie aux Mines kennengelernt. Wir haben uns zwar nur gut 30 min Unterhalten, aber er war ein offener und ehrlicher Charakter. ich hatte sich dieses Jahr in St. Marie schon gewundert weil sein Stand nicht wie gewohnt am Eingang zur Halle stand.
Die Guten gehen immer viel zu früh.
Ich wünsche den Hinterbliebenen und Freunden viel Kraft.
Jens

Offline Odessa

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #17 am: Juli 14, 2024, 19:29:58 Nachmittag »
Die zwei Reisen in den Oman die ich mit dir unternehmen durfte werde ich nie vergessen.

Machs guet...

Offline stollentroll

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #18 am: Juli 15, 2024, 07:38:36 Vormittag »
Was für eine traurige Nachricht und großer Verlust.
Mein tiefes Beileid an die Hinterbliebenen und Freunde.

Offline Flaggaman

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #19 am: Juli 15, 2024, 08:47:35 Vormittag »
Was für eine furchtbare Nachricht. Noch vor ein paar Monaten haben wir uns zwei Mal in der Atacama getroffen. Wie immer, wenn man mit Marc unterwegs war, gab es viel zu lachen und zu lernen. Seit ich von der Erkrankung erfahren habe, hoffte ich, dass er es irgendwie schaffen würde, leider vergebens. Die Meteoritenwelt verliert einen echten Charakter und viele einen guten Freund.
Mit Kritik kann ich gut umgehen, mit einer Axt allerdings auch.

Offline Jura01

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #20 am: Juli 16, 2024, 11:57:18 Vormittag »
Die Nachricht von Marc’s Tod hat mich extrem getroffen. Ohne seine Begeisterung, seine offene Freundlichkeit, sein Gespür für das Ausserordentliche und seine Hartnäckigkeit wäre Twannberg heute wohl noch ein exotischer Einzelmeteorit. Sein Anruf im Sommer 2000 (wegen Twannberg 2) hat das Leben einer Reihe von Personen nachhaltig verändert, nicht zuletzt sein eigenes. Danke Marc!

Beda

Marc mit der „Venus vom Spitzberg“ (TW 144), 14.10.2015 (der Arm gehört zu Andi Koppelt)

Offline Thin Section

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #21 am: Juli 17, 2024, 20:22:34 Nachmittag »
In Memoriam Marc Jost wäre nicht vollständig ohne dieses reich bebilderte Buch, das ich jedem nur empfehlen kann:

Beda Hofmann, Marc Jost, Andreas Koppelt (2016) Der Twannberg-Eisenmeteorit, Funde 1984-2016, 109 pp.*

Bernd  :winke:

*https://www.researchgate.net/profile/Beda_Hofmann/publication/307606786_Der_Twannberg-Eisenmeteorit_Funde_1984-2016/links/5ce951baa6fdccc9ddcfe939/Der-Twannberg-Eisenmeteorit-Funde-1984-2016.pdf
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #22 am: Juli 27, 2024, 09:15:32 Vormittag »
Hallo Forum,

mit Marcs Tod haben Sergey Vasiliev und ich unseren besten Freund verloren. Ein großer Stern der Meteoritenszene erlosch. Unser Beileid gilt seiner Familie, insbesondere Madeleine den beiden Töchtern Jane und Nola und seinem Bruder Alain.
Ich möchte nachfolgend ein paar Episoden erzählen über sein Leben, das ganz seiner Familie, seinen Freunden, der Freiheit, dem Abenteuer, der Party und – last but not least – den Meteoriten gewidmet war. Es sind einfach ein paar kleine Erinnerungsstücke, nichts Besonderes, auch kein „Best of“, einfach kleine Geschichten, die mir spontan einfallen...

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #23 am: Juli 27, 2024, 09:17:31 Vormittag »
Ich weiß, dass er es keinesfalls akzeptiert hätte, dass man lange um ihn trauert. Ganz im Gegenteil. Er würde sagen: Super Anlass für ´ne gute Party! Wer ihn kannte, schenkt sich zur Lektüre dieses Nachrufs vielleicht noch ein Glas guten Roten ein und prostet kurz nach oben. Carmenere war übrigens seit den Chile-Reisen seine Lieblingstraube.

Marc soll allen Freunden und Bekannten so in Erinnerung bleiben, wie er war: Fröhlich, offen, kollegial, selbstlos und neugierig, dabei auch stets auf der Suche nach seinen persönlichen Grenzen. Deshalb soll dieser Nachruf auch nicht von Trauer geprägt sein, vielmehr von Freude und Dankbarkeit, dass wir eine sehr gute Zeit gemeinsam mit ihm verbringen durften. Was bleibt sind positiven Erinnerungen…

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #24 am: Juli 27, 2024, 09:18:42 Vormittag »
Auch wenn ich mit Marc zuvor sporadischen Kontakt auf Messen hatte, habe ich ihn erst Ostern 2009 bei Jürgen N.´s Geburtstagsfeier in der Schweiz richtig kennengelernt. Eine kleine Scheibe des seltenen IIG Chile-Eisens „La Primitiva“ wechselte damals aus seiner Sammlung in die meine. Aus heutiger Sicht ein Omen: Die IIG Eisen spielten später noch eine der Hauptrollen in unserer beider Leben, ebenso das schöne Land Chile und seine gastfreundlichen Bewohner.

Nicht nur mein Leben wäre ohne Marc mit Sicherheit um einiges langweiliger und banaler verlaufen. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar, auch, dass er mir hin und wieder buchstäblich in den A… getreten hat: „Schlafen kann ich noch lang genug, wenn ich tot bin“. Diesen Spruch habe ich nicht selten von ihm gehört. Nun schläft er…

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #25 am: Juli 27, 2024, 09:21:37 Vormittag »
Ich durfte Marc bei zahlreichen Wüstenexpeditionen begleiten, z.B. nach Marokko, in den Oman, in die Westsahara und die Atacama. Im April 2012, hatte ich erstmals Gelegenheit, mit Svend Buhl, Marc und anderen Teilnehmern auf einer Meteoritensuche in der Westsahara teilzunehmen. Ein sehr detaillierter Reisebericht dieser Tour findet sich auf Svend Buhl´s Website 

https://www.meteorite-recon.com/home/meteorite_expedition (Reg al Mhoum)

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #26 am: Juli 27, 2024, 09:22:47 Vormittag »
Zum ersten Mal kam ich damals in den Genuss seiner vorzüglichen Feldküche. Marc ließ es sich nie nehmen, allabendlich die ganze Mannschaft im Camp zu bekochen. Seine Kochkünste waren legendär. Zu Beginn einer Tour verwöhnte er uns regelmäßig mit frischen Steaks, Würsten und Spareribs vom Grill.

Eines Tages wollte Marc uns eine ganz besondere Freude machen und organisierte bei einem Zwischenstopp in Boujdour, Westsahara, bei einem Fischer einen lebenden Monster-Hummer mit geschätzten 5kg Gewicht. Wir packten das Tier in eine Box mit 20 kg Eis (das gabs zu unserem Erstaunen in einem Hafengebäude) und ab gings in die Wüste.

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #27 am: Juli 27, 2024, 09:25:02 Vormittag »
Wir kamen nicht weit: Schon am Ortsausgang zog ein kräftiger Sandsturm auf. An das Aufbauen eines Camps und Kochen in der Wüste war nicht mehr zu denken. Aber Marc hatte einen Plan B und delegierte das Vorhaben auf den Küchenchef im örtlichen UN-Hotel. Der machte große Augen, freute sich aber sichtlich auf die Herausforderung. Er bereitete den Hummer auf einer großen Platte mit Scampi, Spaghetti und Gemüse. Ein unvergesslicher Abend. Andere Gäste wollten das auch bestellen, leider war´s der einzige Hummer weit und breit.

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #28 am: Juli 27, 2024, 09:26:19 Vormittag »
Frische Spitzenversorgung in der Wüste gibt’s aber leider nur kurze Zeit mangels geeigneter Kühlmöglichkeit. Das wahre Problem für den Wüsten-Koch stellt sich regelmäßig erst gegen Ende einer Tour, wenn es nichts Frisches mehr gibt, außer Dosenfutter, Nudeln, durchgeschüttelten Tomaten und keimenden Zwiebeln. Marc konnte bei der Resteverwertung stets das Beste rausholen. Er zauberte uns jedes Mal ein fantastisches Menu und ich kann mich nicht erinnern, dass es mir einmal nicht geschmeckt hätte.

Die Westsahara ist durchzogen von ca. 7-8 Wällen, die z.T. hunderte Kilometer lang sind. Es handelt sich um 3-4 m hohe Haufen, die von Planierraupen zusammengeschoben wurden. Diese Befestigungsanlagen stammen noch aus dem Westsahara-Konflikt aus den 1980er Jahren. Nicht wenige Bereiche auf der süd-östlichen Seite der Wälle wurden damals vermint, weshalb man diese Bereiche auch heute noch tunlichst vermeiden sollte.

Offline ironsforever

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Re: Marc Jost - In Erinnerung
« Antwort #29 am: Juli 27, 2024, 09:27:33 Vormittag »
Marc und ich waren im selben Auto am Suchen, wobei der eine links rausschaut, der andere rechts. So fährt man Kilometer um Kilometer fast wie in Trance. Plötzlich fanden wir uns an der süd-östlichen Flanke eines dieser Wälle. Man sieht sie halt kaum kommen, da sie dieselbe Farbe wie die Umgebung haben.
Marc stoppte und wir fragten uns, wie wir wieder heil da hinaus kommen, auch wenn es eher unwahrscheinlich war, war es auch nicht auszuschließen, dass wir mitten in einem Minenfeld standen.
Marc meinte, die einzige Chance sei, Vollgas nach Nordost zu geben. Dann würden die Minen vielleicht hinter dem Auto explodieren. Zu verlieren hatten wir nichts, also gab er Gas und raste mit über 100 Sachen querfeldein. Ein Höllenritt, das Auto flog gewissermaßen über die Teils faustgroßen Gerölle auf dem Wüstenpflaster. Ihm hat es sichtlich Spaß gemacht, dem Auto eindeutig weniger und ich konnte mich nicht recht entscheiden, ob ich das nun genießen sollte oder nicht.

Marc brachte den Nissan Patrol etwas später tatsächlich noch an die Grenze und darüber hinaus, als er mit Sergey als Beifahrer in voller Fahrt eine Bodenwelle übersah und buchstäblich abhob. Bei der Landung auf den Vorderreifen tauchten diese bis zum Anschlag ein. Beim Ausfedern zerrissen die beiden Federn jeweils den innen liegenden Stoßdämpfer.

 

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