Autor Thema: Meteor Berlin  (Gelesen 65001 mal)

Offline Wunderkammerad

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #330 am: August 20, 2024, 11:42:51 Vormittag »
Schöner Hinweis, Martin, danke!

Offline Riesgeologie

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #331 am: Oktober 12, 2024, 03:43:38 Vormittag »
Hallo Martin,

mittlerweile hatte ich mit Sven Pfizenmaier Kontakt und hab auch sein Buch gelesen. Nun, manche Dinge sind etwas surreal, allerdings sind auch wirklich schöne Aussagen enthalten.

Es sind so Sätze wie:

Seite 37:
„Man müsse sich klarmachen, sagte er, dass wir, also wir als Menschen, nicht einfach so aus dem Wasser gekrochen kamen, sondern dass es Meteoriten waren, die Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin auf die Erde brachten; »immerhin, ja, da hören Sie ganz richtig, die Grundbausteine der menschlichen DNA«. Hätte es keine Meteoriteneinschläge gegeben, so der Zahnarzt, dann hätte hier niemals Leben entstehen können.“

Seite 38:
„Das Weltall ist in uns drin.“

Seite 48 (zum Meteoriten, den er gefunden hat):
„Er hatte Wölbungen, Wellen und Löcher, aber keine Kanten, er schien von allen Seiten abgerundet. Meikel trat näher und beugte sich ebenfalls hinunter. Im Mondlicht glitzerten auf seiner Oberfläche silbrige Funken, die Meikel dazu brachten, den Fokus seiner Augen auf einen imaginären Punkt vor seiner Nase zu richten. Er wollte den Schimmer in seiner ganzen Schönheit aufnehmen, er sah Funken zu Sternen heranwachsen, deren Licht durch die Feuchte seiner Augäpfel gewischt wurde und die schließlich zu einem kosmischen Kaleidoskop sprossen. Er konnte nicht anders, fremdgesteuert streckte er seine Hand aus, und während er das tat, während er seine paralysierten Finger an den Stein heranfuhr, diesen unglaublich schönen Stein, auf dessen Berührung er, so wurde ihm schlagartig klar, sein ganzes Leben gewartet hatte, sagte Eddi: »Dieser Stein kann sich an die Geburt des Universums erinnern.«“

Und noch etliche weitere Zitate, die wissenschaftlich manchmal vielleicht nicht ganz korrekt sind, aber doch sehr schön sind und nachdenklich stimmen :)


Überhaupt scheint Ribbeck da wirklich erstaunlich zu sein. Hier sind Kunst, Literatur und Wissenschaft eng miteinander Verwoben! Zuerst der Theodor Fontane mit seiner Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ und seinen Birnen, dann der Meteoritenfall mit den erstaunlichen Meteoriten von Ribbeck. Bereits in den ersten wissenschaftlichen Arbeiten wurde das Gedicht Fontanes auf das kosmische Ereignis umgemünzt:
„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
einen Luftstein in seinem Garten fand.“
Andreas Möller, 2024

Und dann die umfangreiche wissenschaftliche Arbeit:
Cosmic pears from the Havelland (Germany):
Ribbeck, the twelfth recorded aubrite fall in history

Und schließlich wieder über den Meteoritenfall zurück in die Literatur. Was für ein interessanter Weg eines Funkens, einer Idee oder einer Inspiration.

In diesem Zusammenhang wollte ich Euch darauf aufmerksam machen, dass nun der besagte Aufsatz von Addi Bischoff et al. gedruckt ist und zwei besondere Ribbecks es tatsächlich auf die Titelseite geschafft haben. Da ich drei der genauer untersuchten Stücke besser kenne  :einaugeblinzel: und nun die Bilder auch auf dem Cover erschienen, würde ich hier einige wirklich schöne Bilder in reduzierter Auflösung kurz vorstellen. Bitte seid nachsichtig, falls ihr das eine oder andere Bild bereits kennt. Alles wird sicher nicht allen bekannt sein. Die hochaufgelösten Schichtfotos hat vor allem der Prof. Oliver Lenzen mit seiner Technik während einiger gemeinsamer Nachmittagen / Abenden erstellt. Und die computertomografischen Bilder entstanden zusammen mit Jose Godinho in Freiberg. Vielleicht habt ihr ja Spaß an den ausgewählten Bildern, die ich sicher noch auf der kommenden Munich Show genauer vorstellen werde.

Herzliche Grüße

Oliver
 :hut:


ps.
Es beginnt erst einmal mit der internationalen Presse, dem aktuellen Cover und dem wunderschönen Dalmatiner-Stein (F69, 1,96 g), den Mirko einst gefunden hat :)






« Letzte Änderung: Oktober 12, 2024, 04:11:12 Vormittag von Riesgeologie »
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #332 am: Oktober 12, 2024, 03:50:19 Vormittag »
Hier noch welche vom Dalmatiner-Stein (Dalmatian stone, Sample F69, 1,96 g)

Dieser atypisch gefärbte Meteorit besitzt eine schwache Flugorientierung und eine hauchdünne Schmelzkruste. Dies wird auch in den computertomografischen Schnittansichten deutlich sichtbar (nach unten weist die Schildseite).

Bei dem Bild 7 geht Dank an mein Töchterchen Jasmin, das mir für das Foto und die kommende Messe in München ihren Schleich-Dalmatiner freundlicherweise entliehen hat  :smile:
« Letzte Änderung: Oktober 12, 2024, 04:24:45 Vormittag von Riesgeologie »
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #333 am: Oktober 12, 2024, 03:56:47 Vormittag »
Ein weiterer, sehr faszinierender Meteorit ist das "High-Velocity-Bullet" (F159, 0.87 g).
Dieser besitzt ein marmoriertes Grundmuster und eine vollständige Roll Ober Lip mit mehreren Reihen von Schmelztröpfchen.
Ein fast atemberaubendes Stück, welches Stefan Ralew (Berlin) gefunden hat.
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #334 am: Oktober 12, 2024, 04:03:14 Vormittag »
Und dann gibt es da noch das wiederum ungewöhnliche, ebenfalls flugorientierte Stück mit dunklem Schild und hellen Punkten (F82, 1.41g). Die Rückseite besitzt eine weiße, schaumige Schmelzkruste, die in ihren feineren Bereichen wasserklar wird. Der Finder war Jens Metschurat.

Doch seht selbst diese Schmelzkruste an, die der Addi mit "Spectacular fusion crust" bezeichnet hat.
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #335 am: Oktober 12, 2024, 04:06:28 Vormittag »
Und hier noch die Detailansichten zu dem Stück F82 (Spectacular fusion crust).

Gerade auch in der computertomografischen Aufnahme wird der schaumige Charakter auf der schildabgewandten Seite deutlich.
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #336 am: Oktober 12, 2024, 04:18:17 Vormittag »
Das muss man sich immer wieder vergegenwärtigen:
Das ist meteoritische Schmelzkruste, trotz dieser Farblosigkeit  :laughing:

Ein Fall, der mich bis heute immer wieder fasziniert!

Hier ist noch die eine oder andere Publikation zu finden, die vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte:

https://www.researchgate.net/search.Search.html?query=ribbeck&type=publication

Einen schönen Abend wünscht

Oliver
 :hut:
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Offline Sikhote

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #337 am: Oktober 13, 2024, 21:53:02 Nachmittag »
Sensationelle Schmelzkruste, super Fotos.
Danke für´s Zeigen, Oliver :wc:

Grüße
Sigrid

Offline lithoraptor

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #338 am: Oktober 20, 2024, 10:18:38 Vormittag »
Moin!

Vielen Dank für die interessanten Infos und Bilder, Oliver.

Gruß

Ingo

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #339 am: Oktober 20, 2024, 15:10:14 Nachmittag »
 :wow:
Früher war hier mehr Enthusiasmus. The bullet ist grandios! Die Milchtropfen, die über den Schmelzkragen hinausragen - zum Niederknieen!
Mir wird regelrecht weihnachtlich bei diesem Zuckerguß.
Das hat man nur ganz selten, womöglich nur bei frischen Fällen, ich glaube mich an einen orientierten Eukriten zu erinnern, bei dem die überhängenden Tropfen extrem ausgebildet waren...Puerto Lapice wars womöglich - vielleicht erinnert sich der ein oder andere?

Und erst der glasklare Schaum!
Erinnere mich, das wir das in größerem Maßstab früher mal hatten bei einem Chondriten (869?). Fragmente wohl von der Rückseite eines größeren Orientierten mit schwarzem, cm-dicken Glasschaum, in den zusätzlich noch ungeschmolzene Fragmente eingebacken, die von der Vorderseite hineingewandert sein konnten. (Hat bestimmt noch einer im Forum etwas zum zeigen).

 :hut: Hut ab und Gratulation!
Martin
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #340 am: Oktober 20, 2024, 19:59:17 Nachmittag »
Moin!

Erinnere mich, das wir das in größerem Maßstab früher mal hatten bei einem Chondriten (869?). Fragmente wohl von der Rückseite eines größeren Orientierten mit schwarzem, cm-dicken Glasschaum, in den zusätzlich noch ungeschmolzene Fragmente eingebacken, die von der Vorderseite hineingewandert sein konnten. (Hat bestimmt noch einer im Forum etwas zum zeigen).

Das waren Tamdakht-Stücke (H5). Stefan hatte hier damals diesen Thread dazu aufgemacht: https://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3751.0 Leider sind da keine Bilder mehr drinnen. Bei Bassikounou gab es ähnliche Phänomene meine ich.

Gruß

Ingo

Offline lithoraptor

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #341 am: Oktober 20, 2024, 21:16:43 Nachmittag »
Bei unseren französischen Freunden sind noch Fotos von dem Material zu sehen: https://meteorites.superforum.fr/t7602-meteorite-de-tamdakht-un-intru-dans-les-photos

Gruß

Ingo

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #342 am: Oktober 20, 2024, 21:27:46 Nachmittag »
Ahja, Tamdakht wars, danke!

Schad, daß die bei diesem Paper kein so dickes Schwartenstück zur Verfügung hatten:
https://www.hou.usra.edu/meetings/lpsc2022/pdf/2269.pdf

mit den angesammelten Fragmenten:
https://www.lpi.usra.edu/meteor/get_original_photo.php?recno=6054606

Zugegebenermaßen kann das mit der Ästhetik der Eisprinzessin oben nicht mithalten.

Werde im Advent Bullets fälschen, Pfeffernüsse backen und wenn man ein paar Schokoladenraspeln in den Zuckerguss...vielleicht sie auch zuvor mit Birnengeist tränken, Herr Ribbeck!
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Re: Meteor Berlin
« Antwort #343 am: Gestern um 23:40:27 »
Hallo zusammen,

ganz herzlichen Dank für die Komplimente :)

Entschuldigt bitte die etwas verspätete Reaktion. Derzeit bereite ich die Vitrine sowie die Vorträge für die Munich Show 2024 vor:
Link: https://munichshow.com/de/highlights/2024/forumsprogramm

In der Vitrine werden die Originale zu sehen sein; zusammen mit den von Mirko Graul kolorierten 3D-Casts. Die Modelle sind gegenüber dem Original 440 % vergrößert.

Das sind schon außergewöhnliche Stücke und sie machen mir bis heute wirklich Freude, jedes Mal  :wow:

Gerade das High-Velocity-Bullet finde ich sehr faszinierend. Wobei "Pfeffernuss" und "Eisprinzessin" auch passend wären  :laughing:
Die Weihnachtszeit ist nicht mehr fern...

Bei der Pfeffernuss im Birnengeist bin ich dabei.

Vielleicht sehen wir uns ja auf der Münchner Mineralienmesse bei Dieter Heinlein?

Viele Grüße

Oliver
 :hut:
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