Meteor Berlin

[Mettmann]

Nu, wer hat denn seinen Fontane nicht gelesen? 
Hütten, die den märkischen Sand zu Glas gebrannt, gabs dort allerorten.

Noch häufiger indes, wenn man im Internet stöbert, waren die Ziegeleien.
Praktisch jedes Kaff hatte irgendwann mal eine oder mehrere und es scheint so, wenn eine Gemeinde dort partout keine Sehenswürdigkeit aufweisen kann, dann richtet man eben ein Ziegeleimuseum ein. Selbst die Familie vom Herrn Ribbeck zu Ribbeck (Pfui alte Säcke, die unschuldige Kinder mit Naschwerk locken - in USA wär er längst aus den Bibliotheken verbannt) hatte eine Ziegelei.
Besonders gerühmt (u.a. von Schinkel) waren die Ziegel aus Rathenow, 30km von Ribbeck, die dort seit 700 Jahren gebrannt worden.
(Das Rote Rathaus ist z.B. aus ihnen gebaut).
Nicht zu vergessen die Kalkbrennereien....

Am zielführendsten wäre es bei dieser unüberschaubaren Anzahl an Brennöfen wohl,
den Ortshistoriker/Kreisheimatpfleger in Ribbeck zu befragen bzw. über das Museum in Schloß Ribbeck,
denn da gab es vor ein paar Jahren eine Ausstellung mit Ziegeleistempeln der Region.

 

[Mettmann]

Moment....   
Kuratiert war die Ausstellung von Wolfgang Bünning,
der einen Situs mit Schwerpunkt Rathenower Ziegeleien betreibt:
https://www.horsthartwig.de/heike_brett/buennig_rathenower_ziegelstempel_katalog.htm

Dieser und die Gemeinde der Brandenburger Ziegelfreunde werden sicher weiterhelfen können,
ev. auch zur Glasproduktion.

 

[Mettmann]

Nachtrach:

In einem Ahnenforschungsforum habe ich entdeckt:

https://forum.ahnenforschung.net/printthread.php?t=10744&pp=40&page=6
 
"Staak/Staack, Friedrich (Glasmacher Retzow)"

[speul]

Moin,
weiß jemand, ob die Ribbecks im Naturkundemuseum Berlin noch ausgestellt sind, und wenn ja wie lange noch. Auf der HP des Museums habe ich dazu nichts gefunden.
Danke
speul

[lithoraptor]

Moin!

Prof. Dr. Lutz Hecht und Dr. Ansgar Greshake im Interview bei „Der Tag in Berlin und Brandenburg“ (rbb) zum Thema „Ribbeck“.

https://www.ardmediathek.de/video/der-tag-in-berlin-und-brandenburg/prof-dr-lutz-hecht-und-dr-ansgar-greshake-berliner-naturkundemuseum/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYl9lOWFmNzE4Ni0yZWMzLTRkMzYtODRmNi01ZTk3ZDdkN2NkZDVfcHVibGljYXRpb24

Moin,
weiß jemand, ob die Ribbecks im Naturkundemuseum Berlin noch ausgestellt sind, und wenn ja wie lange noch. Auf der HP des Museums habe ich dazu nichts gefunden.

Laut dem obigen Interview gibt es bisher keinen Endtermin für die Ausstellung, da sich das Material in den Vitrinen wohl als stabil genug erwiesen hat.

Gruß

Ingo

[speul]

seit bedankt edler Ingo

[Sikhote]

Danke für den Link und die Infos, Ingo! 

Grüße
Sigrid

[lithoraptor]

Moin!

Hier noch schnell ein Update zur Geruchsentwicklung an meinen Stücken. Ich hatte ja geschrieben, dass meine Stücke nach der Trocknung nicht mehr nach H2S riechen. Das war in der Tat sehr lange so.

Die Stücke haben über Wochen im Gelände munter vor sich hin gegast (feucht waren die Stücke vorher quasi ständig oder zumindest täglich - Regen, Nebel, Morgentau…) UND erst damit aufgehört, wenn sie durchgetrocknet waren. Zumindest meine Stücke riechen aktuell nicht mehr. Da passt die Oldhamit + Wasser Reaktion einfach besser. 

Jetzt hat, vor einiger Zeit, mein Großer wieder angefangen einen sehr schwachen Geruch zu entwickeln. Ich vermute, dass dies an der höheren Luftfeuchtigkeit der letzten Tage liegt. Mal sehen, wie es sich entwickelt…

Gruß

Ingo

[Riesgeologie]

Hallo ingo,

Danke für die Info.
Bedeutet das, dass der Ribbeck bei Feuchtigkeit wieder deutlich instabiler wird, weil Reaktionen ablaufen?

Viele Grüße

Oliver
 

[lithoraptor]

Moin Oliver!

Das kann ich nicht wirklich beantworten. Evtl. ist es ja auch so, dass eine nur langsam ablaufende Reaktion den Stein (bzw. dessen Mineralgefüge) nicht so stark schädigt. Letztlich wird das nur die Zeit zeigen…

Gruß

Ingo

[karmaka]

Kosmische Birnen! 

Cosmic pears from the Havelland (Germany): Ribbeck, the twelfth recorded aubrite fall in history

Addi Bischoff, Markus Patzek, Jean-Alix Barrat, Jasper Berndt, Henner Busemann, Detlev Degering, Tommaso Di Rocco, Mattias Ek, Dennis Harries, Jose R. A. Godinho, Dieter Heinlein, Armin Kriele, Daniela Krietsch, Colin Maden, Oscar Marchhart, Rachael M. Marshal, Martin Martschini, Silke Merchel, Andreas Möller, Andreas Pack, Herbert Raab, Maximilian P. Reitze, Ina Rendtel, Miriam Rüfenacht, Oliver Sachs, Maria Schönbächler, Anja Schuppisser, Iris Weber, Alexander Wieser, Karl Wimmer

MAPS, Version of Record online: 31 July 2024

LINK
PDF

"In 1889 the German poet and novelist Theodor Fontane wrote the popular literary ballad “Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.” The Squire von Ribbeck is described as a gentle and generous person, who often gives away pears from his pear trees to children passing by and continued donating pears after his death. Now, 135 years later the rock called Ribbeck is giving us insight into processes that happened 4.5 billion years ago. The meteorite Ribbeck (official find location: 52°37'15''N, 12°45'40''E) fell January 21, 2024, and has been classified as a brecciated aubrite. This meteoroid actually entered the Earth's atmosphere at 00:32:38 UTC over Brandenburg, west of Berlin, and the corresponding fireball was recorded by professional all sky and video cameras. More than 200 pieces (two proved by radionuclide analysis to belong to this fresh fall) were recovered totaling about 1.8 kg. Long-lived radionuclide and noble gas data are consistent with long cosmic ray exposure (55–62 Ma) and a preatmospheric radius of Ribbeck between 20 and 30 cm. The heavily brecciated aubrite consists of major (76±3 vol%) coarse-grained FeO-free enstatite (En99.1Fs<0.04Wo0.9), with a significant abundance (15.0±2.5 vol%) of albitic plagioclase (Ab95.3 An2.0Or2.7), minor forsterite (5.5±1.5 vol%; Fo99.9) and 3.5±1.0vol% of opaque phases (mainly sulfides and metals) with traces of nearly FeO-free diopside (En53.2Wo46.8) and K-feldspar (Ab4.6Or95.4). The rock has a shock degree of S3 (U-S3), and terrestrial weathering has affected metals and sulfides, resulting in the brownish appearance of rock pieces and the partial destruction of certain sulfides already within days after the fall. The bulk chemical data confirm the feldspar-bearing aubritic composition. Ribbeck is closely related to the aubrite Bishopville. Ribbeck does not contain solar wind implanted gases and is a fragmental breccia. Concerning the Ti- and O-isotope compositions, the data are similar to those of other aubrites. They are also similar to E chondrites and fall close to the data point for the bulk silicate Earth (BSE). Before the Ribbeck meteoroid entered Earth's atmosphere, it was observed in space as asteroid 2024 BX1. The aphelion distance of 2024 BX1's orbit lies in the innermost region of the asteroid belt, which is populated by the Hungaria family of minor planets characterized by their E/X-type taxonomy and considered as the likely source of aubrites. The spectral comparison of an average large-scale emission spectrum of Mercury converted into reflectance and of the Ribbeck meteorite spectrum does not show any meaningful similarities."

[Thin Section]

Kleine Korrektur: ... between 20 and 30?cm

muss lauten:

... a preatmospheric radius of Ribbeck between 20 and 30 cm.

[karmaka]

Danke für den Hinweis! Die automatisch eingefügten Fragezeichen wurden nun entfernt.

Grüße

Martin

[Riesgeologie]

Hallo zusammen,

gerne mache ich noch auf das Supplementary Material aufmerksam.
Leider darf ich ja nur ganz kleine Dateien anfügen, daher hier der direkte Link:
https://onlinelibrary.wiley.com/action/downloadSupplement?doi=10.1111%2Fmaps.14245&file=maps14245-sup-0001-Supinfo.pdf

Neben wunderschönen Fotos und einer ausführlichen Fall-Liste gibt es da noch eine Menge weiterer interessanter Informationen.

Viele Grüße

Oliver
 

[karmaka]

Die Meteoriten-Muse des Ribbeck-Falls hat nun offenbar auch den Autor Sven Pfizenmaier während des Schreibens an seinem neuen Roman "Schwätzer" geküsst. 

"Als Eddi eines Nachts vor Meikels Tür steht und Meteoriten suchen will, kann Meikel einfach nicht Nein sagen – und das, obwohl Eddi der größte Schwätzer ist. Doch ihre Reise, die sie durch die Ackerlandschaften Brandenburgs und durch heimgesuchte Szene-Clubs in Berlin führt, erscheint ihnen immer mehr von einer geheimen Macht gesteuert – vom Kosmos vielleicht oder von der Zahnärztekammer. Eine tragisch-humorvolle Geschichte über das Weltall, Gespenster, Freundschaft und andere unerklärliche Fügungen." (Klappentext)

"Das Gebäude, in dem Eddi wohnt, wurde von Zahnärzten aufgekauft. Im Austausch für einen Meteoriten wären die Zahnärzte allerdings bereit, die Immobilie wieder freizugeben.
So durchforsten die beiden Freunde Felder am Stadtrand nach gefallenen Gestirnen, werden von mit Bohrern bewaffneten Zahnärzten durch die Stadt gejagt, besuchen ein Treffen von Meteoritenfreunden und verhandeln mit Matrosentöchtern um ihre Beute. " (Die Presse, 18.8.24)

"Nachdem er zweimal abgebogen war, landete er auf der Sonnenallee wo die Menschen beim Anblick der Verfolgung eines Mannes mit Meteoriten unterm Arm durch einen Zahnarzt, der mit der linken Hand einen Rollstuhl mitsamt zweitem Zahnarzt vor sich her peitschte und mit der rechten einen laufenden Rosenbohrer dem Himmel entgegen streckte, mit den Augen rollten und beiseite traten. Jeder hatte hier eigene Probleme." (Textstelle des Romans)

Pfizenmaiers eigene Aussage dazu auf SWR Kultur (18.8.24):

"So 'n Meteoritenfall strahlt für mich 'ne ähnliche Einsamkeit aus wie Menschen, die ihre Freunde wiederhaben wollen. Warum genau weiß ich nicht, aber irgendwie hat sich das gut angefühlt die beiden Sachen zusammenzustecken. " (Sven Pfizenmaier)