Autor Thema: Meteor Berlin  (Gelesen 71071 mal)

Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #150 am: Februar 28, 2024, 10:11:53 Vormittag »
Hallo Jens!

Zitat
Leider ist das Stück recht fragil und bei der Bergung, bzw. bei der Trocknung sind schon einige kleine Stücke abgebrochen.
Wie steht hier zur Reparatur solcher Stücke ? Hat jemand Erfahrung bei solche fragilen Stücken ? Gibt es Möglichkeiten das ganze zu stabilisieren ?

Die Rißbildung entsteht, analog, dem Trocknen von synthetischem Opal (hoher Wassergehalt) bzw. äthiopischer Opal (hoher Wassergehalt)!

-> hohe Kapillar-Kräfte!
-> auftretende Rißbildung!

Grüsse   :hut:
Achim









Offline lithoraptor

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #151 am: Februar 28, 2024, 10:49:15 Vormittag »
Moin!

Das Material war schon vor dem Fall fragil und rissig. Das war der Grund für die starke Fragmentation. Die Hauptphase dabei lag, wie ich hörte, bei 34 km. Das Material dürfte aber selbst im Dunkelflug noch weiter fragmentiert haben. Daher finden sich am Boden auch immer wieder zusammenpassende Stücke, die mit so großen Abständen gefunden werden, dass dies nicht aufschlagsbedingt sein kann.

Da sich das Material sehr mit Wasser vollsaugt ist es zudem überaus frostempfindlich. Das erklärt auch, warum gerade viele kleinere Stück am Boden zerbröseln oder dies kurz nach dem Fund tun, denn Frostphasen nach dem Fall gab es bereits einige. Das ist sicher eine gute Nachricht für die Sammler, die hoffen irgendwann ein schönes kleines Fragment zu ergattern. Ihr werdet nicht zu kurz kommen!

Gruß

Ingo

Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #152 am: Februar 28, 2024, 12:48:42 Nachmittag »
Hallo Ingo!

Nach meiner Ansicht, geht die weitere Fragementierung/weitere Rißbildung, des Aubrit-Ribbeck-Meteoriten, darüber hinaus!

Beim Beispiel synthetischer Opal, kommt es aufgrund von inneren Kapillar-Kräften/Poren, zu weiterer Rißbildung und zu weiterer Fragmentierungen (tritt bei Trocknung/Wasserentzug auf)!

wissenschaftlicher Bericht:

https://www.pinfire.de/opal-literature/Some-Aspects-of-Opal-Synthesis.pdf

Grüße  :hut:
Achim

Offline lithoraptor

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #153 am: Februar 28, 2024, 15:09:52 Nachmittag »
Moin Achim,

ich sehe da sehr deutliche Unterschiede. Opale sind monomineralisch - Ribbeck ist das nicht - auch wenn da viel und große Enstatit(e) vorkommen, handelt es sich dabei (im Gegensatz zu einem Opal) nicht um eine einheitliche Masse. Im Gegenteil: die Grundmasse von Ribbeck besteht aus vielen kleinen Mineralkörnern. Da wird man also rein physikalisch schon ein Problem haben um bei einer Rissbildung durch Trocknung (die dann mit einer Schrumpfung einher geht) Korngrenzen zu überspringen und den Riss dann in Nachbarkörner, die noch dazu ein anderes Mineral sein können, fortzusetzen.

Auch die Chemie und die Genese passen nicht. Bei Opalen wird bereits im Zuge der Genese Wasser eingelagert (hydratisiertes Kieselgel, welches sich verfestigt). Das macht ja gerade den Reiz dieser aus, denn das Opalisieren eines Opals - immer sehr schön bei Edelopalen zu sehen - geht genau darauf zurück. Ribbeck ist, als Aubrit, unter sehr reduzierenden Bedingungen entstanden. Die Minerale sind dabei aus einer Schmelze kristallisiert. Freies Wasser (oder der dazu nötige Sauerstoff) auf dem Mutterkörper waren sicher nicht in der Menge vorhanden, dass es „eingebaut“ hätte werden können. Sonst wären ggf. auch ganz andere Minerale entstanden und wir hätten gar keinen Aubrit!

Wäre das Bröseln von Ribbeck-Stücken hauptsächlich auf Trocknungsprozesse zurückzuführen, dann müssten alle gefallenen Stücke - unabhängig ihrer Fundlage gleich bröselig sein. Das ist, meiner Ansicht nach, aber nicht der Fall. Besonders bröselig waren die Stücke, die auf Feldern (häufig auch in sehr windigen Ecken) gefunden wurden. Stücke aus geschützteren Ecken scheinen mir etwas stabiler zu sein. Die ersten Funde sind eher stabiler, als später gefundene Stücke. Das spricht eher für Frost.

Als ich meinen ersten Ribbeck von der Waage genommen habe (mein Suchbericht kommt noch) war die metallene Oberfläche dieser beschlagen. Das wäre für den Austritt aus einer kristallinen Struktur heraus starker Tobak. Solche Trocknungen sind deutlich langsamer, als die aus etwa Rissen heraus.

Ich bleibe dabei: das Material sättigt sich mit meteorischen und somit höchst irdischem Wasser auf - mit allen Konsequenzen daraus.

Gruß

Ingo

Offline stollentroll

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #154 am: Februar 28, 2024, 18:26:49 Nachmittag »
Ich habe die Vermutung, dass an der Instabilität und Rissbildung auch der in dem Meteoriten in geringen Mengen enthaltene Oldhamit (CaS) eine Rolle spielen kann.
Der reagiert mit Feuchtigkeit zu H2S (Geruch!) und Ca(OH)2, unter Volumenvergrößerung.

Offline lithoraptor

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #155 am: Februar 28, 2024, 19:40:08 Nachmittag »
Sehr guter und valider Punkt, Thomas. Das würde auch erklären, warum das Material so lange ausgast.

Offline Hungriger Wolf

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #156 am: Februar 28, 2024, 22:16:49 Nachmittag »
Interessante Einwände!

Das Thema Wasser, in Aubrit-Meteoriten, ist thematisch, wissenschaftlich, auch schon untersucht worden:   

Wassergehalt in z.B. Meteorit Norton Country von 5300±800  µg H2O/g  (Enstatit) bis trocken ~1 – 24 µg H2O/g   :fluester:

https://goldschmidtabstracts.info/2023/13584.pdf

Grüsse  :hut:
Achim


Offline hugojun

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #157 am: Februar 29, 2024, 10:56:06 Vormittag »
Im „ Full Text „ lautet  es aber :

" If our conclusion that the reported bulk H2O analyses of Norton County primarily reflect terrestrial contamination
and alteration extends to bulk analyses of ECs, then EC-like material may not be a significant source of terrestrial water.
Our results support the hypothesis that thermal metamorphism, melting, and differentiation leads to efficient desiccation
of planetesimals relative to chondrites, and that differentiated planetesimals contributed, at most,
trace amounts to Earth's water budget."

und weiter

" Conclusions

We have analyzed the H2O contents of enstatite, forsterite, diopside, and plagioclase in a suite of main group aubrites
and Shallowater, finding, on average, 4±2 ?g/g H2O in aubrite enstatite. We re-evaluate the previously reported enstatite
and bulk Norton County aubrite H2O contents measured by bulk methods and find a discrepancy of two to
three orders of magnitude between in situ and bulk methods. The discrepancy between in situ and bulk methods is best accounted for by pervasive terrestrial ... "

LG
Jürgen


Offline Mettmann

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #158 am: Februar 29, 2024, 14:01:48 Nachmittag »
Die differenzierten Meteorite sind allesamt extrem wasserarm.
Zitat: in fact, they were among the driest extraterrestrial materials ever measured.

https://cmns.umd.edu/news-events/news/where-did-earths-water-come-not-melted-meteorites-according-scientists

Leider verbirgt sich das zugrunde liegende Paper hinter einer hohen Paywall.

Was den Wassergehalt angeht, stechen eigentlich nur die Kohligen hervor,
die, so die  Hypothese, sich anders als die anderen Meteorite nicht im inneren Sonnensystem gebildet haben.

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I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

Offline georgh95

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #159 am: März 03, 2024, 09:17:06 Vormittag »
Hallo,

Spannende Ausführungen!

Tatsächlich wäre es ja bei einem wasserarmen Gestein logisch, dass es viel Umgebungsfeuchte zieht und dann zerbröselt.

Wäre bei so einem Stück eine Lagerung mit Silicagel empfehlenswert?

LG

Offline caretaker

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #160 am: März 04, 2024, 20:58:03 Nachmittag »
Hallo zusammen
Wir waren am Wochenende noch einmal in Ribbeck suchen - vermutlich zum letzten Mal- denn das Grün wächst und die Landwirte beginnen mit der Feldarbeit,was die ohnehin nicht ganz einfache Suche auf den riesigen Feldern nicht unbedingt vereinfacht. Es waren wieder drei anstrengende Tage, viele  Kilometer und man konnte merken, dass nicht mehr soviel Sucher vor Ort waren. Ich habe einige Dinge mit nach Hause genommen- z.B eine alte Münze, Spielzeug und jede Menge  Steine, die dem Ribbeck sehr ähnlich sehen...
Aber am Samstag hatte ich dann doch noch mein Aha Erlebnis. Ich habe westlich von Berge einen kleinen Meteoriten gefunden ,vielleicht 1 g +/- der allerdings bei der ersten Berührung sofort zersplittert ist, aber egal. Immerhin ein krönender Abschluss nach vier Suchwochenenden. Das war schon ein außergewöhnliches Erlebnis...
Schönen Abend noch und den verbliebenen Suchern weiterhin viel Glück
Hartnäckigkeit wird halt irgendwann belohnt
Gruß Hartmut

Offline Sikhote

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #161 am: März 05, 2024, 10:12:01 Vormittag »
 Ich gratuliere dir, Hartmut,

zum guten Abschluss der ansrengenden Suche.

 :winke: Sigrid

Offline Vincent-Siegfried-Haberer

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #162 am: März 05, 2024, 15:57:58 Nachmittag »
 :wow: das ging aber schnell:

Atmospheric entry and fragmentation of small asteroid 2024 BX1: Bolide trajectory, orbit, dynamics, light curve, and spectrum

P. Spurný, J. Borovic?ka, L. Shrbený, M. Hankey, and R. Neubert

Open Source:

https://arxiv.org/pdf/2403.00634v1.pdf?fbclid=IwAR2J1HLKKwb-3nV3rV35d3IS1MFeyw3gTixcD0Y2gip1s0xMm-une6ubBrY_aem_AZXZsP-OTfCg97SE0uEMvCjBaOxbykRuPOhpOFzO1HyOLxc4VHx6AGtON-Qp5WeqE5E
« Letzte Änderung: März 05, 2024, 16:23:42 Nachmittag von Vincent-Siegfried-Haberer »

Offline Luggi

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #163 am: März 05, 2024, 16:20:32 Nachmittag »
Ribbeck wird ab dem 12.03. im Berliner Museum für Naturkunde ausgestellt.

https://www.bz-berlin.de/berlin/meteoriten-stuecke-naturkundemuseum

Viele Grüße,
Andreas

Offline ironmet

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Re: Meteor Berlin
« Antwort #164 am: März 07, 2024, 06:32:49 Vormittag »
Hallo Hartmut,

hast Du auch ein Foto von Deinem Fund zur Hand?
Westlich von Berge ein 1g Stück, das klingt sehr sehr außergewöhnlich  :weissefahne:

Viele Grüße Mirko

 

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