Autor Thema: Meteoritenfall  (Gelesen 10357 mal)

H5P6

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Meteoritenfall
« am: Juni 30, 2006, 16:16:01 Nachmittag »
Hallo Meteoriteninteressierte,
ich wollte schon lange einmal über unseren beobachteten Meteoritenfall berichten.
Im November 2003 waren wir (meine Frau und ich) während unser Silberhochzeitsreise auf den Malediven.Genau gesagt auf der Komandoo-Insel im Lhaviyani-Atoll.Am 20.11. um 21,30 Uhr saßen wir auf der Veranda unseres Bungalow bei völliger Dunkelheit,als meine Frau etwas helles über den Wolken sah.Kurz danach brach ein Meteorit durch die Wolkendecke und raste im ersten Augenblick fast direkt auf uns zu.Er kam von links oben und fiel in einem Winkel von etwa 25° zur Senkrechten.Das laut zu hörende Fallgeräusch hörte sich an,wie das abbrennen eines Starkstromkabels.Ein brummen und prasseln.Als er einen Blickwinkel von ungefähr 40° erreicht hatte,löste sich das hintere Stück von der Masse,kurz darauf teilte sich noch einmal die Hauptmasse,so das nun drei Stücken hintereinander fielen.Das Frontstück begann nach dem Abbruch wie eine Wunderkerze an zu sprühen und von den beiden nachfolgenden Teilen tropften glühende Tropfen senkrecht herrunter.Bei einen Blickwinkel von 20° erloschen alle drei Teile und wir hörten gespannt in die leise Brandung des vorgelagerten Riffs.Aber es war kein Einschlag zu hören.30 Minuten später überflog ein zweiter Meteorit die Wolken und verschwand in waagerechter Flugbahn in Richtung Süden.
Wenn davon gesprochen wird,daß Meteoriten mit Erdanziehungsgeschwindigkeit auftreffen,würden sie ja senkrecht herrunter fallen.Der von uns beobachtete Fall flog aber bis zum Sichtungsschluß in einem 25° Winkel zur Senkrechten.Die abtropfende Masse viel wie gesagt,aber senkrecht.
So,das wollte ich einmal erzählen.

Gruß H5P6

Mettmann

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #1 am: Juli 01, 2006, 16:20:31 Nachmittag »
Salü H5P6,

da seid ihr Zeugen einiger Vertreter des Leoniden-Schauers geworden.
Die Leoniden sind ein sog. periodischer Sternschnuppenschwarm, das ist ein bisserl was anderes, als die Meteore, von denen wir unsere Meteoriten haben, die aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammen. Die Sternschnuppenströme gehen nämlich auf Kometen zurück. Die Kometen bilden ja in der Nähe der Sonne ihre berühmten Staub- und Gasschweife und verteilen dabei tüchtig Staub und Bröckchen entlang ihrer Bahn. Kreuzt die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne einmal im Jahr so eine Staubwolke, treten verstärkt Sternschnuppen auf, immer um den selben Tag herum im Jahr, weswegen diese Sternschnuppenströme ja auch periodisch genannt werden.
Die bekanntesten sind die Perseiden, mir Maxima immer so um den 12-14.August herum und dabei Raten von um die 60 Schnuppen in der Stunde.
Die Leoniden gibt es jedes Jahr im November, nur hamse die Spezialität, daß sie alle 33 Jahren aus bestimmten Gründen besonders hohe Fallraten haben, so auch 2003.

Diese Sternschnuppen produzieren keine Meteorite, zumindest ist noch nie einer einem solchen Strom zuordbar, gefunden worden.
Es handelt sich um wesentlich kleinere Staubteilchen und Steinlein als solche, die notwendig sind um einen Meteoriten zu erzeugen und sie treffen auch mit ganz anderen Geschwindigkeiten, oft viel schneller als die Steine aussem Asteroidengürtel auf die Erdatmosphäre auf. Die Leoniden sind besonders schnell und kommen mit 71Sachen/s daher (256000km/h) - dieweil Meteoride aus dem Asteroidengürtel charakteristischerweise "nur" Geschwindigkeiten um die 15km/s (54000 km/h) draufhaben und daher leichter überleben können.
Immer wieder sind bei den Leoniden auch zerplatzende Feuerkugeln dabei.

Daß die Meteorite mit Erdanziehungsgeschwindigkeit ankommen würden, hast Du mißverstanden.
Die Meteorite werden von der Atmosphäre praktisch auf Null runtergebremst (zumindest wennse nicht allzu groß sind, so ab 100t je nach Einfallswinkel und Anfangsgeschwindigkeit wirds kritisch, drum sind ja auch relativ kleine Brocken von nur 100m Durchmesser schon erzgefährlich und würden zu einer großen Katastrophe mit Millionen von Toten führen, wennse auch besiedeltes Gebiet fielen - weilse eben nicht mehr abgebremst werden und einen Teil ihrer Bewegungsenergie behalten - würde ein 100m-Klotz einfach nur so aus 10km Höhe fallen gelassen, nuja, dann sollte man nicht gerade drunterstehen, aber es wäre nicht soooo besonders tragisch..)
Also die normalen Meteorite werden auf Null runtergebremst und gehen dann in freien Fall über, d.h. se schlagen dann nur noch so mit grob gerechnet 300km/h ein.
Natürlich ist die Richtung betreffend es sich nicht so vorzustellen, daß die Dinger wie im Trickfilm stoppen und dann senkrecht runter fallen, sondern sie behalten die Richtung und den Impetus, diese vorher gehabt haben schonnoch bei.

Generell spielen sich die Leuchterscheinungen der Sternschnuppen in Höhen von 80-120km über Grund ab. Das Leuchten hat nix damit zu tun, wie die landläufige Vorstellung es meint, daß da der Stein durch die Reibungshitze zu glühen anfinge - sone Zigarettenglut in 100km Entfernung wäre nicht besonders eindrucksvoll,
sondern bei diesen hohen Eintrittsgeschwindigkeiten wird ein großer Teil des Materials sofort verdampft und diese Gas zusammen mit den Molekülen der Luft ionisiert, sodaß das Gas leuchtet.
Gottseidank verdampfen die aller meisten Steine vollständig, sonst wärs ein bisserl ungemütlich.

Größere Meteoride, von denen was ankommt, die leuchten natürlich auch noch tiefer, der Neuschwanstein z.B. hat erst in 16km Höhe aufgehört zu leuchten.

Drum muß man sich auch nicht besonders aufregen, wenn man so eine helle Sternschnuppe oder einen Boliden beobachtet und meinen, daß das Ding in unmittelbarer Nähe heruntergekommen sei.
Man täuscht sich da ganz gewaltig; da die Dinger eben mit so vollkommen ungewohnt hohen Geschwindigkeiten ankommen, man andererseits am Himmelshintergrund keinerlei perspektivischen Anhaltspunkt hat, hat man automatisch den Eindruck, daß Ding müßte sehr tief vorbeigeflogen und gleich hinterm nächsten Hügel oder Baum runtergeplumpst sein.

In Wahrheit spielt sich die Sache in noch sehr großen Höhen ab und wenn ein Meteorid aufhört zu leuchten, dann fliegt er noch eine ganze Ecke im Dunkeln weiter.
Nehmer bspw. den Neuschwanstein, der hat über Garmisch aufgehört zu leuchten, da hats auch die Knälle gegeben, ist dann aber noch anderthalb Minuten im Dunkeln weitergeflogen und eben erst bei Füssen, also rund 60km weiter, heruntergekommen. (Hat übrigens über Innsbruck das Leuchten gekriegt, wurde aber sogar in Hannover beobachtet).

Grad zur Perseidenzeit, weils August ist, da immer auch ein paar hellere dabei sind und die Leute abends im Garten sitzen, krieg ich immer eine ganze Latte aufgeregter Mails, von Leuten die meinen, bei ihnen um die Ecke müßt ein Meteorit gefallen sein.

Das Brummen und Knistern, was Du vernommen, war übrigens keine Einbildung, das wird häufiger berichtet. Wie das zustande kommt, müßt ich allerdings erst nachlesen...

Miö
Mettmann


Offline JaH073

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #2 am: Juli 02, 2006, 13:39:28 Nachmittag »
Hallo ihr Beiden,

WOW, das war ein sehr deutlicher Augenzeugenbericht.
Also ich würde dieses mal so interpretieren, daß wenn es ein Stück des Leonidenschauers war, dieses bestimmt ein großer Brocken gewesen sein muß.
Dieses würde mit der Schilderung übereinstimmen.
Es wird berichtet, daß größere Brocken in mehrere Stücke zerbrechen.
Auch nicht ungewöhnlich ist, daß dann diese einzelnen unter Knattern oder ähnlich anhörend wie Gewehrsalven sich zerlegen.
Dieses ergibt sich dadurch, daß der Brocken ja an sich "eiskalt" ist und nur die Oberfläche durch die Luftreibung aufgeschmolzen wird.
Durch diese hohen Tempereaturunterschiede im Material ganz dicht beisammen entstehen Spannungen die das Material außen abplatzen lassen.
Dieses kann in mehreren Schichten passieren.
Die kleinen abgeplatzen Stücke "leuchten" noch und werden aber sehr schnell durch den Luftwiderstand abgebremst und es erscheint daher ( abhängig vom Standpunkt des Beobachters ) daß diese fast senkrecht zur Erde fallen. Die verbliebende Restmasse hat noch genügend Energie um in einer ballistischen Kurve weiterfliegen zu können.

Sonntagsgrüße von

JaH073
Je mehr Ecken und Kanten ein Diamant hat, umso mehr funkelt und strahlt der Stein.

H5P6

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #3 am: Juli 03, 2006, 11:18:17 Vormittag »
Hallo Mettmann,Hallo JaHO73, :winke: :prostbier:

ich danke Euch,für Eure ausführliche Stellungnahme.Ja,es war absolut dunkel und die Wasserfläche wurde nur durch das glühen des Meteoriten erhellt.Dadurch hatten wir keinerlei räumliche Bezugspunkte,um die Entfernung einschätzen zu können.Das Abtropfen oder Abplatzen von glühenden Material wurde durch Patschgeräusche begleitet.Dieses Patschen trat fast zeitgleich mit dem abplatzen von Material auf,so das die Entfernung nicht sehr groß gewesen sein konnte. Dennoch haben wir keine Vorstellung,ob es ein großes Objekt ganz weit entfernt oder ein kleines ganz nahe war.Wir hatten darüber theoretisiert,wie wir das Objekt bei einem Fund wohl durch den Zoll bringen würden und ob die Zöllner das Objekt wohl als den unvermeidlichen aber angebrannten "Chicken" durchgehen lassen würden. :lacher:

Gruß H5P6 :einaugeblinzel:

anatasi

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #4 am: Juli 20, 2006, 13:19:38 Nachmittag »
Hallo Leute, es ist wirklich spannend, in eurem Forum herumzuschnüffeln. Man liest sich immer wieder gerne fest und ist fasziniert, was und wie da berichtet wird, und wie fachmännisch das Wissen gehandhabt wird. Ganz großen Respekt!!! Und ein großes Danke dem Meteoritenjäger, der mich hier reingelockt hat!
Gruss und Glück Auf
anatasi

H5P6

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #5 am: Februar 19, 2007, 17:40:24 Nachmittag »
Hallo, :winke:

hat gestern jemand die Sendung um 19.45 Uhr auf PRO7 gesehen?  :gruebel:
Dort wurde der Fund eines Meteoriten im Schutt einer abgebrannten Laube gezeigt.  :wow:

Gruß Jürgen :smile:

Offline MetGold

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #6 am: Februar 19, 2007, 17:50:58 Nachmittag »
Hallo Jürgen,

habe es leider verpaßt. Es soll aber dabei durchaus nicht definitiv herausgekommen sein, daß es ein Meteorit war !!!  Läßt sich nur besser vermarkten.

 :winke:  MetGold   :alter:
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #7 am: Februar 19, 2007, 20:19:12 Nachmittag »
Ui ui ui...
Pro7.  Hatte ich auf der Yahoo Newsgroup die Sendung empfohlen. Bisschen mit Bauchweh. Weil ja eben Pro7. Ich hoffe es ham alle verpasst.  War echt grauslig.  :platt:

Pseudo Reality - SHow mäßig mit praktisch null Info zu Meteoriten. Und zum angeblichen Fall wie ein gestellter Komissar eine gestellt abgefackelte Hütte - gestellt untersucht hat. Man bekam den angeblichen Meteoriten auch nicht zu sehn. Und der Moderator hielt am Ende des Beitrags einen (hoffentlich) echten - kleinen Metoriten mal in die Kamera.

"So - das war jetzt ein Meteorit - und weiter gehts."
 
Boah; ich hab gedacht ich krieg Plack. Was´n  Sch...  :neenee:  Sorry. War aber echt nit gut. Üüüüberhauptnich.    :peinlich:

Also; wers verpasst; nicht ärgern - Flasche Schampus köpfen. 

MeteoritenanundVerkauf

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #8 am: Februar 19, 2007, 20:28:19 Nachmittag »
Glückwunsch  :super:  H5P6 (komischer Name... ich finds irgendwie besser, die Leute richtig anzusprechen...).

Endlich mal mehr Leute die was gesehn haben. Mich halten´s für verrückt, weil ich vor gut 3 Jahren (März) hab was fallen sehn... Aber ich HAB was fallen sehn. Auch wennsde erzählt kriegst - kann nicht sein, oder is viel zu selten... Mann; es gibt sogar Leute die ham 6 Richtige - mit Zusatzzahl ! ! !

Gell, Ma.

Vielleicht meints der liebe Gott ja auch mit dir gut und du siehst so einen "Zigaretten ähnlich -oder irgendwie sowieso haste nicht gesehn´ Stummel" mit Pfeiffen vom Himmel fallen. Dir tät ich sogar wünschen, dass er dir aufn Fuss plumpst (Damidde nicht so lange suchen musst..  :platt: ).  Ungläubiger Thomas...!    :eek:

Na ja... so gut meinte es der liebe Gott ja nu auch nit mit mir - sonst hätt ich den bescheidenen Brocken schon längst gefunden. Schluchz....    :crying:

Offline Aurum

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #9 am: Februar 19, 2007, 21:16:46 Nachmittag »
Hallo  alle ,

ich habe die Sendung nicht gesehen , aber last mich mal raten es ging um den angeblichen fall von Köln  :lacher:

Nun als Düssledofer wundert es mich nicht das die köln das immer noch glauben (  Sorry ist ein Joke )

Bis dann Lutz  :winke:
Aller Anfang ist schwer !!

MeteoritenanundVerkauf

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #10 am: Februar 26, 2007, 21:27:36 Nachmittag »
Frage: Wer weiss, ob es dokumentierte Metoritenfälle gab, bei denen die Ionisation und die damit verbundenen Leuchterscheinungen bis auf Bodenhöhe (oder Tiefe) erhalten blieben ?? Bibt es Berichte nach denen das Leuchten bis zum Einschlag aktiv war ?  Oder ist es GRUNDSÄTZLICH so, dass jeder Meteorit einen Hemmpunkt hat, nach dem er nur noch mit Unterschall zu Boden plumpst ?

Sicher sind große Fälle wie Sikhote ein Spezialfall - wobei dieser meines wissens ja nicht beim Einschlag, live vor Ort beobachtet wurde. Aber gibt es vielleicht Berichte über Kunja Urgench oder ähnlich Große Brocken - die man hat live fallen /aufschlagen sehn ?    :gruebel:

ironmet

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #11 am: Februar 26, 2007, 22:10:11 Nachmittag »
Hallo Micha,

ich glaube nicht,das es Meteoritenfälle gab,wo die Leuterscheinung bis zum Aufschlag zu sehen war!
Vielleicht haben unsere Vorfahren den Canyon Diablo fallen sehen!
Aber von denen,die das gesehen hätten,hätte warscheinlich keiner überlebt.

Dies soll im Endeffekt nur heißen,das nur wirklich große Brocken nicht mehr von der Atmosphäre abgebremst werden und auch somit nur unter diesen Umständen eine Leuterscheinung bis zum Boden möglich wäre!
Diese wäre dann aber ebenso verbunden mit einem echten Impakt-Ereignis!

Alle kleineren Fälle haben mit Sicherheit nicht bis zum Aufschlag geleuchtet!

Viele Grüße Mirko :prostbier:

Offline pallasit

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #12 am: Februar 26, 2007, 23:14:08 Nachmittag »
Hallo Michael,

Viele Beobachter eines Falles beschreiben, dass der Fall mit einer Leuchterscheinung oder sogar einem Blitz verbunden war. Manche geben an, dass der Meteorit sogar heiß war als sie ihn angefasst haben. Jeder Interessierte kennt solche Berichte. Zu Zeit gibt es ja auch Berichte in denen Verbrennungen an Menschen und Material, auf Meteoriten zurück geführt werden, jedenfalls in der Presse.

Nachfolgend wird dann viel geschrieben weshalb man diese Beobachtungen relativieren kann. Die wissenschaftliche Lehrmeinung gibt dann vor was sein kann und sein darf.

Vielleicht gibt es zurzeit kein Modell, das Leuchterscheinungen und Hitze, bei kleineren Objekten, bis zum Bodenkontakt erklärt. Jedoch wenn sich der erste die Hand an seinem Fund verbrennt, muss man sich eben was überlegen.

Beim Fall von Menziswyl 1903 in der Schweiz beschreibt der Bauer, dass der Stein mit einem Blitz zu Boden fiel, und heiß war er auch.

Mein Mentor in Sachen Meteoriten hat jedenfalls geraten, einen frisch gefallenen Meteoriten anzufassen, um die Temperatur abzuschätzen. Das nenne ich gute Wissenschaft!

Grüße Willi  :prostbier:

Offline gsac

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #13 am: Februar 26, 2007, 23:49:59 Nachmittag »
Viele Beobachter eines Falles beschreiben, dass der Fall mit einer Leuchterscheinung oder sogar einem Blitz verbunden war. Manche geben an, dass der Meteorit sogar heiß war als sie ihn angefasst haben. Jeder Interessierte kennt solche Berichte. Zu Zeit gibt es ja auch Berichte in denen Verbrennungen an Menschen und Material, auf Meteoriten zurück geführt werden, jedenfalls in der Presse.

Nachfolgend wird dann viel geschrieben weshalb man diese Beobachtungen relativieren kann. Die wissenschaftliche Lehrmeinung gibt dann vor was sein kann und sein darf.

Vielleicht gibt es zurzeit kein Modell, das Leuchterscheinungen und Hitze, bei kleineren Objekten, bis zum Bodenkontakt erklärt. Jedoch wenn sich der erste die Hand an seinem Fund verbrennt, muss man sich eben was überlegen.

Beim Fall von Menziswyl 1903 in der Schweiz beschreibt der Bauer, dass der Stein mit einem Blitz zu Boden fiel, und heiß war er auch.

Mein Mentor in Sachen Meteoriten hat jedenfalls geraten, einen frisch gefallenen Meteoriten anzufassen, um die Temperatur abzuschätzen. Das nenne ich gute Wissenschaft!

Persönlich erlebte Meteoritenfälle sind statistisch wirklich **EXTREM SELTENE** Ereignisse, das muß man einfach so sehen, mal über den typischen Zeitraum eines Menschenlebens hinweg betrachtet. Und wenn es schon mal passiert, dann sind all die physikalischen Randbedingungen, die zu den eben in jedem Fall wiederum sehr speziellen, also von Fall zu Fall immer wieder auch anderen optisch beobachteten Phänomenen hin führen, **DERART** spezifisch, daß man mit allgemeinverbindlichen Aussagen vorsichtig sein muß. Da ist reine Empirie am Werke, von Fall zu Fall im wahrsten Sinne des Wortes!

PS: ich würde mir dann durchaus auch mal zum Wohle der Wissenschaft die Hand verbrennen lassen, wenn´s denn so sein sollte mit frisch gefallenen Meteoriten, daß die da tatsächlich noch rumschmurgeln an der Fundstelle - d.h. wenn ich das "Privileg" hätte, die als erster Mensch anfassen zu dürfen. Das Gegenteil wird aber viel eher der Fall sein - überlegt mal, daß die über sehr lange Zeit im Temperaturgleichgewicht waren draußen im Weltall und dann nur wenige Sekunden, in der heißen Eintrittsphase, stark erhitzt wurden, und die Hitze in dieser Zeit je nach Material nur begrenzt nach innen hinein diffundieren kann, und der Stein nach dem bzw schon während des Dunkelflugs dann schon wieder zum neuen Temp-Gleichgewicht hin streben wird...

:winke: gsac aka Alex

Mettmann

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Re: Meteoritenfall
« Antwort #14 am: Februar 27, 2007, 11:09:38 Vormittag »
Hiho Willi,

Mets leuchten sicherlich nicht mehr, wennse runterplumpsen und dasse nicht besonders heiß dabei sind, gar glühen, leuchten oder rumionisieren, sieht man gut an den Stücken selber.
Auch gibt es meines Wissens keine Berichte, wo Zeugen am Fallort eine Leuchterscheinung gesehen haben. Was berichtet wird, ist meist, daß die Leute zunächst Schallerscheinungen war nehmen, Knall, Knälle, Rollen, Donner, Schießen und wenn die Teile ankommen gelegentlich ein Schwirren und Pfeifen.
Selbst den dicken Tonnen-Kunya hats quasi aus heiterem Himmel den Feldarbeitern 50m entfernt vor de Fieß gewaffelt.
Das wird Dir alles Flugbegleiter Thomas näher auseinandersetzen.
So ziemlich ois, was gemessen und geknipst worden ist, läßt darauf schließen, daß die asteroidialen Mets, mit ca. 10-20Sachen die Sekunde auf die Atmosphäre auftreffen (ey gips eigentlich auch retrograde Erdbahnkreuzer?). Wenn schneller, dann bleibt von den Dingern nix mehr übrig am End.
Jo klar hängts von Winkel und Masse ab, nur wenn ein Eumel die Parameter hat, dasser nimmer vollständig gehemmt wird und noch lekker Plasma und Ionisationsleuchtend einschlägt, dann bleibt am Fallort niemand übrig, der berichten könnt, daß er ein Licht gesehen und ob das Ding warm war.

Und Du siehst es ja an den Meteoriten selber. Die Steine, da ist die Schmelzkruste stets dünn wie Papier oder ein Fingernagel. Zudem, wennse ihren Hemmungspunkt irgendwo in 10 - 20km Höhe haben, da weißte ja vom Fliecher, da ist's a....kalt und die Dinger fliegen ja dann noch ein paar Minütchen.
Auch bei größeren, die es noch in geringer Höhen zerissen hat, findest ja öfters, dasse an den Bruchseiten kaum mehr oder gar keine Schmelzkruste mehr ausgebildet haben.
Und bei nicht wenigen siehst, daß die Kruste von einem feinen Netz kleiner Haarrisse überzogen ist. Das entsteht, weil sich die Kruste schlagartig abkühlt und zusammenzieht.
Bei Eisen, wennste aufsäbelst, das hammer ja als eigenes Thema, und Eisen ist ein sehr guter Wärmeleiter, da siehste, daß die Zone, wo das Eisen heißgeworden und rekristallisiert ist, höchsten 1-3mm tief reicht und daß die Neumänner und die Widmänner, die sich bei - uh habs ned im Kopf - bei 500 oder 800° verabschieden würden, erhalten sind.

Die Berichte reichen von warm, handwarm bis eiskalt (sogar so kalt, daß sich aus der Luftfeuchte eine dünne Eisschicht gebildet).

Aufpassen muß man allerdings den Wahrheitsgehalt von vielen Berichten. So ein Steinfall ist ein außergewöhnliches und schockierendes Erlebnis und besonders im 19.Jhdt hast dann eben solche Berichte, daß der Stein uh schweflige Dämpfe ausgestoßen oder so heiß war, daß man ihn erst nach 3 Tagen anrühren könnte - also Discovery eben hihi - und solche Berichte hast ja auch heute noch, daß die Leut erblindet seien, wennse denn Stein geschaut oder gleich verstorben oder daß er seltsame Strahlung.... und diese Legenden findt man keineswegs in vermeintlich von Naiven, weil unterentwickelten Regionen, sondern ja auch in der 1.Welt - guxx jedesmal, wenn was meteoritenverdächtiges gefallen sein soll z.B. in USA, dann bestimmt der Officer, ob das radioaktiv...oder bei uns die Mär, die es in die seriösesten Medien, auch in die Tagesschau geschaft hat, daß ein Meteorit mit großem Geglunser dem Opa seine Gartenlaube abgefackelt hat - das Dementi hat man dann aber fast nirgends veröffentlicht gefunden...

Sunsten gibt es keinerlei fundierten Bericht, daß ein Meteorit beim Auffinden geglüht oder gar verbrannt hätt.
Die Leuchterscheinungen, der Feuerball wird stets über ganze Länder hin beobachtet, nie aber am Fallort.
Deswegen kann man auch sofort Meldungen beurteilen, daß wenn die Leut einen Blitz oder dergleichen gesehen, bevor ihnen der Stein in den Garten geplumpst, welcher dann glühend heiß gewesen - daß das keen Meteorit ist.
(Krasseste in der Richtung war mal einer, der mich wegen nem Sandstein angeschrieben, von dem bezeugt war, daß er 13 Schafe erschlagen habe... ja da kannst auch ned schreiben, geh Dein Opa warn Spinner... sondern das war dann eben vermutl. ein Blitzschlag).

Und so weist alles, bis zum Beweis des Gegenteils, darauf hin. Daß Mets beim Einschlagen weder sonderlich heiß sind noch glühen.

Mettmann

 

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