Autor Thema: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?  (Gelesen 2182 mal)

Offline Eckard

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Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« am: Juli 02, 2022, 11:51:44 Vormittag »
Hallo Forum,

ohne viele Worte, lest es selber:

https://www.spektrum.de/news/mars-sample-return-wenn-das-mitbringsel-vom-mars-die-erde-bedroht/2035996?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute

Das Wochenende wird mir durch solche Befürchtungen glücklicherweise nicht verdorben.
Euch allen wünsche ich ein ebensolches mit vielen glücklichen Momenten.

 :winke:
Eckard

PS: Das Einzige, was mich an dem Beitrag stört, ist der Genderschwachsinn.
Wenn man aufhört, sich zu interessieren, wenn man aufhört, zu lernen,
wenn man aufhört, sich zu begeistern: dann altert man.
(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

Offline Nordnugget

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #1 am: Juli 03, 2022, 13:01:20 Nachmittag »
Hi Zusammen,
die Sory kommt mir irgendwie sehr bekanmt vor. Es war zwar vor meiner Zeit, aber diese Diskussion gab es doch beim ersten Besuch des Mondes oder ?
Grüße Jens

Offline Eckard

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #2 am: Juli 03, 2022, 14:13:52 Nachmittag »
Hej Jens,

so falsch liegst Du mit Deiner Vermutung nicht. Aber an Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern.

Beim Mars ist die Lage jedoch etwas anders als beim Mond (der ja wohl nur einen relativ kleinen Wasservorrat speichert),
denn dort floss ja wohl mal Wasser in Strömen. (Das wird man von der Erde eines Tages leider auch sagen können.)
Da, wo dieses Wasser floss, könnte sich durchaus auch Leben entwickelt haben.

Auch wenn es Millionen Jahre her ist, da müssten Spuren von Leben - egal welcher Art, sofern es wirklich vorhanden war - aufspürbar sein.
Bisher jedoch NULL. Fände man jedoch Spuren von einstigem Leben auf dem Mars, und sollten diese Spuren auf dem Planeten Erde landen,
so wird man sie ganz sicher mit Vorsicht behandeln.

Ich stelle immer wieder fest, dass solche Gedanken/Meldungen stets einen Angst einflößenden Charakter haben.
Warum sollte eine Kontamination mit terrafremden Stoffen nicht auch mal positive Aspekte aufweisen, hmm?

Sehen wir's mal gelassen. Es dauert ja noch ein Weilchen. Bis dahin läuft - hoffentlich! - noch viel Wasser bergab. (Ein irdisches Zukunftsproblem.)

 :winke:
Eckard
« Letzte Änderung: Juli 03, 2022, 14:40:07 Nachmittag von Eckard »
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Offline Mettmann

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #3 am: Juli 03, 2022, 14:21:55 Nachmittag »
Die Apollo-Astronauten mußten nach der Rückkehr allesamt drei Wochen in Quarantäne:
https://images-cdn.bridgemanimages.com/api/1.0/image/600wm.PIX.35499540.7055475/4596274.jpg

Hockens im Transportkäfig, da feixt der Nixon:
https://s.hdnux.com/photos/01/02/47/41/17463406/3/ratio3x2_1800.jpg

Der Michael Crichton (Jurassic Park) hat drauf gleich seinen Roman "The Andromeda Strain" geschrieben, der sofort 1971 verfilmt wurde (deutsch: "Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All").

Bei H.G.Wells' "Krieg der Welten" (1898) wars noch umgekehrt; da raffts die Marsianer, welche gar zwider sind, an einer irdischen Erkältung hin.

Darum müssen Planetensonden beim Start steril sein.

Jetzt hammer ja Covid, kein Wunder, daß so ein Thema aufs Tapet kommt.
(Im Selbstversuch hab ich pulverisierten Marsbasalt verköstigt - der schmeckt nach nix und ist gefährlich -
führt zur Hirnerweichung.)
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I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

Suevit

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #4 am: Juli 04, 2022, 00:30:08 Vormittag »
Hallo Eckard!

Auch wenn es Millionen Jahre her ist, da müssten Spuren von Leben - egal welcher Art, sofern es wirklich vorhanden war - aufspürbar sein.
Bisher jedoch NULL.
Das ist ein super spannendes Thema! Nicht zuletzt, weil man aus der paläontologischen Feldarbeit auf Erden einige Annahmen über die Chance von Fossilfunden auf dem Mars tätigen kann, und darüber, nach was man bevorzugt schauen sollte. Gehen wir mal ganz grundsätzlich von einer Form von Leben aus, das Stoffe aus seiner Umgebung entnimmt, mit diesen etwas tut um Energie und Material für das eigene Wachstum zu gewinnen, und das die Produkte dieser Reaktionen wieder an die Umgebung abgibt (wenn wir sagen, Leben auf dem Mars muss das ja nicht unbedingt tun, dann haben wir ein grundlegendes Problem bei der Definition von Leben, und dann wird es sinnlos, danach zu suchen). Prinzipiell bedeutet dies, dass wir in einem Sedimentgestein auffällige Ab- bzw. Anreicherungen bestimmter Elemente und Verbindungen detektieren können, wenn einfache Lebewesen in diesem Sediment tätig waren. Diese Lebenssignaturen können (sub)mikroskopisch sein, aber auch überraschend sichtbar. Dazu gleich mehr.
Je weiter man in der Frühzeit des Lebens auf der Erde zurückgeht, umso mehr muss auch die Paläontologie mit chemischer und physikalischer Analytik ran, um fossil nicht erhaltungsfähige Einzeller aufgrund ihrer Stoffwechselaktivitäten indirekt nachzuweisen. An irgend einem Punkt sind dann auch solche Nachweise nicht mehr eindeutig. Auf der Erde hat man den Vorteil, dass man nahezu beliebige Mengen von Probenmaterial heranschaffen und mit allen nötigen Geräten untersuchen kann, so lange, bis man ein statistisch relevantes Ergebnis hat. Auf diese Weise kann man prinzipiell in einem Aufschluss über mehrere Meter hinweg alle paar Zentimeter eine Probe nehmen, bis man in einem Horizont Hinweise auf Leben findet.
Fossilien sind auch nicht so reichlich in Sedimentgesteinen vorhanden, wie es oft scheint, weil sich das Fossiliensammeln als Hobby naturgemäß auf die wenigen Aufschlüsse konzentriert, wo häufiger mal etwas gefunden wird. Das heißt, selbst wenn Fossilien vorhanden sind, müssen sie nicht unbedingt einem Rover vor die Kamera kommen.

Was kann man also tun? Oder, was kann ein Rover tun?
Wenn Einzeller, egal ob aerob oder anaerob, stoffwechseln, dann erzeugen sie zweierlei: Mehr von sich selbst, und Moleküle, die sie wieder an die Umgebung abgeben. Beides kann unter günstigen Bedingungen miteinander verkleben und Biomatten ("Mikrobenmatten") bilden. Diese liegen auf dem Sediment und fixieren dessen Oberfläche. Außerdem fangen sich Gasblasen (Stoffwechsel!) in diesen Matten und bilden darin kleine Hohlräume. In der Folge hat auch die fossile Sedimentoberfläche eine Struktur, die sie unter normalen Bedingungen nicht hätte: Grübchen von Gasblasen, und eigentümliche Runzeln oder im Gegenteil eine Ebenmäßigkeit, die nicht zu den Strömungsverhältnissen während der Ablagerung passt. Diese Strukturen können ziemlich groß werden. Ich meine noch nicht Stromatolithen, das ist noch mal eine ganz andere Liga. Aber eine Lamination dieser Matten ist im Querschnitt unter Umständen zu erkennen.

Um verstoffwechselte Organik herum können sich im Sediment Reduktions- bzw. Oxidationshöfe bilden, diese sind auch bei der Diagenese zum Sedimentgestein stabil und als abweichende Färbung im Sediment erkennbar.

Auf solche Dinge kann man auch auf dem Mars achten, das sind relevante, augenfällige Hinweise auf ehemaliges einzelliges Leben, die zumindest auf der Erde in einem sehr breiten Salinitätsbereich vorkommen. Und ich gehe davon aus, dass die Missionsspezialisten auch nach so etwas Ausschau halten. Deutlich erkennbare Fossilien wären natürlich das nonplusultra, aber auch die muss man erst einmal erkennen und einordnen. Das schaffen wir ja nicht einmal mit etlichen unserer irdischen Fossilien, z. B. aus dem Ediacarium.

Zitat
Fände man jedoch Spuren von einstigem Leben auf dem Mars, und sollten diese Spuren auf dem Planeten Erde landen,
Da bin ich unbesorgt, beim Fossiliensammeln auf der Erde kommt man ständig mit Spuren und Resten einstigen Lebens in Berührung. Und das enthält keinerlei Reste noch irgendwie funktionierender DNA mehr.

Zitat
Warum sollte eine Kontamination mit terrafremden Stoffen nicht auch mal positive Aspekte aufweisen, hmm?
Weil, wenn es sich dabei um vermehrungsfähiges Leben handelt, unsere Biosphäre diesem keine natürlichen Feinde entgegen zu setzen hat. Der Rest sind dann all die Geschichten von Neobiota - auch wenn manche davon dem Menschen nützlich sind, schaden sie eigentlich immer der einheimischen Biodiversität.

Ich lasse ein paar Bilder zur Illustration meiner Erklärungen folgen.

Grüße,
Rainer

01 - Biomatte in einer Pfütze, durch episodisches Austrocknen mit Trockenrissbildung in Polygone fragmentiert; mit "Pusteln" von unter der Oberfläche gefangenen Gasblasen. Im Gegensatz zu nicht biologisch beeinflussten Trockenrisspolygonen wölbt sich in diesem Fall der Rand auf, weil die Biomatte zuerst am Rand austrocknet und dabei ungleichmäßig an Volumen verliert.
02 - Biomatten im Querschnitt; Kalkstein, geschliffen; Cryogenium (Proterozoikum)
03 - Negativ einer biomattenbedeckten Schichtfläche eines Karbonatwatts. Deutlich sichtbar sind Abdrücke von Gasblasenhohlräumen. Die Saurierfährte muss man sich wegdenken, so etwas wäre dann auch auf dem Mars denkbar; Trias

Suevit

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #5 am: Juli 04, 2022, 00:36:52 Vormittag »
Weiter geht es mit sehr auffälligen Sedimentstrukturen, die durch das strömungsbedingte Verfalten und teilweises Zerreißen einer Biomatte entstanden sind, sogenannte MISS (Microbially Induced Sedimentary Structures). Man muss hier schon aufpassen, das nicht für versteinerte Würmer oder für Grab- oder Fraßspuren höher entwickelter Tiere zu halten.

04 + 05 - MISS, wulstartig zusammengeschobene Biomatte auf der Schichtfläche eines fluviatilen Sandsteins; Trias
06 - Reduktionshof durch mikrobiellen Abbau eines Schachtelhalmrests in fluviatilem Schluffstein; Trias

Suevit

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #6 am: Juli 04, 2022, 00:44:58 Vormittag »
Toll ist es natürlich, wenn man direkt makroskopische Fossilien komplexer Organismen vorliegen hat. Wobei auch diese nicht immer sofort als solche zu erkennen und auch nicht einfach zu interpretieren sein müssen. Beispielsweise wird die taxonomische Zuordnung vieler Organismen aus dem Ediacarium noch diskutiert.

07 - Vendotaenia, eine Alge; Ediacarium
08 - Namacalathus, ein kugelförmiger Organismus unkonkreter Zuordnung; Ediacarium
09 - Dickinsonia, schon sehr komplex gebaut. Bilateral symmetrisch, und mit einem deutlich auszumachenden "Vorne" und "Hinten"; Ediacarium

Diese drei Beispiele waren zu ihrer Zeit die Spitze von drei Milliarden Jahren Evolution. Es ist fraglich, ob man auf dem Mars etwas ähnlich Komplexes erwarten darf.

Grüße,
Rainer

Offline Mettmann

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #7 am: Juli 04, 2022, 01:48:34 Vormittag »
Danke für die tollen Ausführungen!

Problem ist halt nur das kleine Zeitfenster, in dem Leben auf dem Mars hätte entstehen können,
zumindestens wenn mann es mit der Erde vergleicht.

Immerhin konnte man nun durch die Rovers und Sonden den Zusammenbruch des Magnetfeldes des Marses etwas nach vorne verschieben, von 3.9 auf 3.7My.
Und ganz aktuell kommt man zusehends auf die Mechanismen, warum der Mars so schnell (jedenfalls in einer höheren Rate als früher angenommen)
sein Wasser verloren hat.
Da scheinen die jährlichen Staubstürme eine Rolle zu spielen, beim Transport der Wassermoleküle in die obere Atmosphäre, wo sie aufgespalten werden und ins All entweichen.
2024/2025 wenn die Sonne wieder ein Maximum hat, wird das sehr interessant.

https://www.universetoday.com/148861/mars-might-have-lost-its-water-quickly/
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Offline Eckard

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #8 am: Juli 04, 2022, 11:35:07 Vormittag »
Danke Rainer,
danke Martin

für Eure Beiträge, Bilder und Links, die mir einiges vermitteln, was ich bisher nicht kannte und nun versuche, es zu begreifen. Wenn doch nur mein (Fach-)Englisch besser wäre.-

Ich hatte wirklich überlegt, ob ich den Link zu diesem Marsbeitrag überhaupt hier einstellen sollte. Jetzt bin ich froh, dass ich es tat. Gestehen muss ich, dass ich an das Thema 'Neobiota'
nicht gedacht habe, das doch fast wöchentlich (obwohl ich mich schon lange nicht mehr damit befasse) bei mir auf dem Tisch landet. (Anfragen meistens zu Neozoen,
überwiegend zum ''Bubaz'', dem Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis), aber auch zu Neophyten wie der Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia).)

Sollte sich wirklich ein Marspflänzchen auf der Erde ausbreiten (können), ggf. noch mit einer enormen Vermehrungsrate, dann könnte dies durchaus ein Problem werden; zumindest regional.
Aber eben so wenig wie ich an kleine grüne Männchen glaube, sehe ich auch keine wirklichen Überreste von Lebewesen in irgendeiner Form auf unserem kleinen Nachbarplaneten.
Aber wer weiß, vielleicht ruft doch eines Tages jemand: Heureka! - Warten wir's ab.

 :winke:
Eckard
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Offline Eckard

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #9 am: Juli 07, 2022, 11:51:27 Vormittag »
Hallo Forum,

noch ein Spektrum-Bericht zum Thema. Heute:  ''Wie gefährlich sind Marslebewesen?'' 
Für mich sehe ich keine Gefahr, denn wenn die tatsächlich existent sind und ggf. auch auf unserem schönen Planeten landen, dann bin ich schon wech.  :laughing:, aber trotzdem  :traurig:.

https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/

 :winke:
Eckard
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(Heinz Bennent am 17.10.2002 in 3sat)

Offline locastan

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Re: Mitbringsel vom Mars - Gefährlich für unsere Erde?
« Antwort #10 am: Juli 07, 2022, 12:06:38 Nachmittag »
Hi,

Ich denke wenn es mikrobielles Leben auf dem Mars gab/gibt, sind die schon längst im Inneren eines Marsmeteoriten hier gelandet und wurden bei dessen Verwitterung freigesetzt.

"excitare fluct?s in simpulo"  :einaugeblinzel:

Gruß Mario.

 

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