Hallo Eckard!
Auch wenn es Millionen Jahre her ist, da müssten Spuren von Leben - egal welcher Art, sofern es wirklich vorhanden war - aufspürbar sein.
Bisher jedoch NULL.
Das ist ein super spannendes Thema! Nicht zuletzt, weil man aus der paläontologischen Feldarbeit auf Erden einige Annahmen über die Chance von Fossilfunden auf dem Mars tätigen kann, und darüber, nach was man bevorzugt schauen sollte. Gehen wir mal ganz grundsätzlich von einer Form von Leben aus, das Stoffe aus seiner Umgebung entnimmt, mit diesen etwas tut um Energie und Material für das eigene Wachstum zu gewinnen, und das die Produkte dieser Reaktionen wieder an die Umgebung abgibt (wenn wir sagen, Leben auf dem Mars muss das ja nicht unbedingt tun, dann haben wir ein grundlegendes Problem bei der Definition von Leben, und dann wird es sinnlos, danach zu suchen). Prinzipiell bedeutet dies, dass wir in einem Sedimentgestein auffällige Ab- bzw. Anreicherungen bestimmter Elemente und Verbindungen detektieren können, wenn einfache Lebewesen in diesem Sediment tätig waren. Diese Lebenssignaturen können (sub)mikroskopisch sein, aber auch überraschend sichtbar. Dazu gleich mehr.
Je weiter man in der Frühzeit des Lebens auf der Erde zurückgeht, umso mehr muss auch die Paläontologie mit chemischer und physikalischer Analytik ran, um fossil nicht erhaltungsfähige Einzeller aufgrund ihrer Stoffwechselaktivitäten indirekt nachzuweisen. An irgend einem Punkt sind dann auch solche Nachweise nicht mehr eindeutig. Auf der Erde hat man den Vorteil, dass man nahezu beliebige Mengen von Probenmaterial heranschaffen und mit allen nötigen Geräten untersuchen kann, so lange, bis man ein statistisch relevantes Ergebnis hat. Auf diese Weise kann man prinzipiell in einem Aufschluss über mehrere Meter hinweg alle paar Zentimeter eine Probe nehmen, bis man in einem Horizont Hinweise auf Leben findet.
Fossilien sind auch nicht so reichlich in Sedimentgesteinen vorhanden, wie es oft scheint, weil sich das Fossiliensammeln als Hobby naturgemäß auf die wenigen Aufschlüsse konzentriert, wo häufiger mal etwas gefunden wird. Das heißt, selbst wenn Fossilien vorhanden sind, müssen sie nicht unbedingt einem Rover vor die Kamera kommen.
Was kann man also tun? Oder, was kann ein Rover tun?
Wenn Einzeller, egal ob aerob oder anaerob, stoffwechseln, dann erzeugen sie zweierlei: Mehr von sich selbst, und Moleküle, die sie wieder an die Umgebung abgeben. Beides kann unter günstigen Bedingungen miteinander verkleben und Biomatten ("Mikrobenmatten") bilden. Diese liegen auf dem Sediment und fixieren dessen Oberfläche. Außerdem fangen sich Gasblasen (Stoffwechsel!) in diesen Matten und bilden darin kleine Hohlräume. In der Folge hat auch die fossile Sedimentoberfläche eine Struktur, die sie unter normalen Bedingungen nicht hätte: Grübchen von Gasblasen, und eigentümliche Runzeln oder im Gegenteil eine Ebenmäßigkeit, die nicht zu den Strömungsverhältnissen während der Ablagerung passt. Diese Strukturen können ziemlich groß werden. Ich meine noch nicht Stromatolithen, das ist noch mal eine ganz andere Liga. Aber eine Lamination dieser Matten ist im Querschnitt unter Umständen zu erkennen.
Um verstoffwechselte Organik herum können sich im Sediment Reduktions- bzw. Oxidationshöfe bilden, diese sind auch bei der Diagenese zum Sedimentgestein stabil und als abweichende Färbung im Sediment erkennbar.
Auf solche Dinge kann man auch auf dem Mars achten, das sind relevante, augenfällige Hinweise auf ehemaliges einzelliges Leben, die zumindest auf der Erde in einem sehr breiten Salinitätsbereich vorkommen. Und ich gehe davon aus, dass die Missionsspezialisten auch nach so etwas Ausschau halten. Deutlich erkennbare Fossilien wären natürlich das nonplusultra, aber auch die muss man erst einmal erkennen und einordnen. Das schaffen wir ja nicht einmal mit etlichen unserer irdischen Fossilien, z. B. aus dem Ediacarium.
Fände man jedoch Spuren von einstigem Leben auf dem Mars, und sollten diese Spuren auf dem Planeten Erde landen,
Da bin ich unbesorgt, beim Fossiliensammeln auf der Erde kommt man ständig mit Spuren und Resten einstigen Lebens in Berührung. Und das enthält keinerlei Reste noch irgendwie funktionierender DNA mehr.
Warum sollte eine Kontamination mit terrafremden Stoffen nicht auch mal positive Aspekte aufweisen, hmm?
Weil, wenn es sich dabei um vermehrungsfähiges Leben handelt, unsere Biosphäre diesem keine natürlichen Feinde entgegen zu setzen hat. Der Rest sind dann all die Geschichten von Neobiota - auch wenn manche davon dem Menschen nützlich sind, schaden sie eigentlich immer der einheimischen Biodiversität.
Ich lasse ein paar Bilder zur Illustration meiner Erklärungen folgen.
Grüße,
Rainer
01 - Biomatte in einer Pfütze, durch episodisches Austrocknen mit Trockenrissbildung in Polygone fragmentiert; mit "Pusteln" von unter der Oberfläche gefangenen Gasblasen. Im Gegensatz zu nicht biologisch beeinflussten Trockenrisspolygonen wölbt sich in diesem Fall der Rand auf, weil die Biomatte zuerst am Rand austrocknet und dabei ungleichmäßig an Volumen verliert.
02 - Biomatten im Querschnitt; Kalkstein, geschliffen; Cryogenium (Proterozoikum)
03 - Negativ einer biomattenbedeckten Schichtfläche eines Karbonatwatts. Deutlich sichtbar sind Abdrücke von Gasblasenhohlräumen. Die Saurierfährte muss man sich wegdenken, so etwas wäre dann auch auf dem Mars denkbar; Trias