Autor Thema: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich  (Gelesen 35859 mal)

Offline Ben Austria

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #165 am: Oktober 14, 2022, 09:45:28 Vormittag »
Hallo Zusammen!

Wem gehören Steine die vom Himmel fallen?
Das Thema wird lt. dem Link nun anlässlich des Kindbergfalles (aber auch Rückblickend Neuschwanstein lt. Programm in der Einladung) für österreichische Funde und Fälle diskutiert:

https://www.oeaw.ac.at/detail/veranstaltung/wem-gehoeren-steine-die-vom-himmel-fallen

SG
Ben

Offline ironsforever

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #166 am: Oktober 14, 2022, 12:29:28 Nachmittag »
Hallo,

bin sehr gespannt auf die Argumente der Fraktion, die meint, dass Meteorite dem Staat gehören sollen, auf den er fällt. Eigentlich eine recht sinnfreie Diskussion, denn es gibt nichts herrenloseres und kulturloseres als einen Stein, der von oben herabfällt. Das ist dann auch keine Berührungsreliquie, nur weil das Teil österreichischen Boden zuerst berührt hat. Ich mag gar behaupten, dass es auch dem Stein völlig Wurst ist, wo er landet. Und das Material an sich ist in der Regel ja auch nichts wirklich Besonderes und für den Forscher von Welt gut am Sammlermarkt erhältlich.

Die Diskussion wird m.E. wohl einzig und allein deshalb geführt, weil man einen Finder nicht angemessen entschädigen mag, nicht? :einaugeblinzel:

Gruß
Andi

Offline karmaka

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #167 am: Oktober 20, 2022, 23:50:40 Nachmittag »
Kindberg wird ab Samstag als Dauerleihgabe und in dieser Form zu sehen sein: LINK

Offline herbraab

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #168 am: Oktober 24, 2022, 21:31:01 Nachmittag »
Wem gehören Steine die vom Himmel fallen?
Das Thema wird lt. dem Link nun anlässlich des Kindbergfalles (aber auch Rückblickend Neuschwanstein lt. Programm in der Einladung) für österreichische Funde und Fälle diskutiert:
https://www.oeaw.ac.at/detail/veranstaltung/wem-gehoeren-steine-die-vom-himmel-fallen

Hier ein Bericht zu dem Symposium. Dort heisst es u.a.: "Werden gesetzlich zu große Hürden verankert, besteht die Gefahr, dass Meteorite auf dem Schwarzmarkt landen oder nach einem Meteoritenfall sich niemand an der Suche nach möglichen Exemplaren beteiligt. Vom jüngsten Meteoritenfall Österreichs im November 2020 wäre mit einer restriktiven Gesetzgebung vielleicht niemals ein Stück gefunden worden." Immerhin ist man sich dieser Gefahr bewusst.

https://www.derstandard.at/story/2000140262792/wem-gehoeren-meteorite-wenn-sie-gefunden-werden

 :hut:
Herbert
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Offline Mettmann

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #169 am: Oktober 24, 2022, 22:37:56 Nachmittag »
No hearst, Agiotaaaasch....

Nächstes Symposion:  Was ist ein Schwarzmarkt?

Was soll das für ein solcher sein, wo jedes Hehlergut erst einmal von einem renommierten Institut authentifiziert und von einem internationalen Fachgremium anerkannt und veröffentlicht werden muß, nebst Halter des Hauptteils des Hehlergutes, weils sonst nix wert ist?.
Welches hernach vom Hehler Universitäten, Museen und Privatsammlern unter großer Mühe und keineswegs im Dark Net, sondern im Brightest Net für jedermann und -frau leicht sichtbar, ewiglich hinterhergetragen werden muß, damit der Schurke/Schurkin es überhaupt loswird?
Und auf welchem Schwarzmarkt zahlt man so brav Steuern für das schändliche Verbrechen?

Herrjeh, da ist immer noch viel Gegenpropaganda nötig...
In der Hinsicht bin ich unzufrieden.
Auch hört man nix zur Haftungsfrage. Tscheljabinskschäden waren nicht gerade billig....ein kleineres Riesereignis bedeutete: Staatsbankrott.
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Offline herbraab

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #170 am: November 02, 2022, 19:42:42 Nachmittag »
Mit "Schwarzmarkt" ist hier etwa gemeint, wenn zu einem bekannten Fund weitere Massen gefunden werden, diese nicht eingemeldet, aber weiterfverkauft werden.

Zur Veranschaulichung: Würde man in Kindberg - zusätlichzu dem bekannten Stück mit 233g - ein weiteres signifikantes Stück finden, vielleicht sogar die vermutetet Hauptmasse mit einem Gewicht von einigen Kilogramm, dies keiner "offiziellen" Stelle melden, aber an einen Sammler im Silicon Valley verkaufen. Das ist das, was die Kuratoren hier mit "Schwarzmarkt" meinen, und was sie (für mich durchaus nachvollziehbar) auch vermeiden möchten.

 :hut:
Herbert
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Offline ironsforever

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #171 am: November 03, 2022, 06:38:55 Vormittag »
Hallo Herbert,

dann sollen die Damen und Herren Experten sagen, was sie meinen, und nicht mit Termini um sich werfen, die uns Sammler zu Unrecht in die illegale Ecke drängen. :fingerzeig:

Es gibt bei den Meteoriten genauso viel Schwarzmarkt wie bei Ü-Eiern!

Gruß
Andi

Offline Mettmann

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #172 am: November 03, 2022, 20:28:35 Nachmittag »
Jeh nu Hörb,

wie können es dann die Kuratoren von Wien es aber moralisch nur rechtfertigen,
die Schenkung eines Pfundsbrockens Mars anzunehmen oder sich seinerzeit einen tüchtigen Tissint gekauft zu haben,
welche beide zweifellos Produkte des monierten und verderblichen, angeblichen  Schwarzmarktes sind?

Da stimmt doch was nicht :gruebel:

Wenn ich nicht so bled wär, käme mir wohl jenes Gedankenexperiment in den Sinn...:

Ich verfügte über einen akademischen Titel, meinetwegen in der Agrarwissenschaft oder in der Lebensmittelchemie,
ginge in einen Bäckerladen
und setzte die Bäckerin in Kenntnis, daß sie ein verdammungswürdige Subjekt sei, das aus seiner Profitgier auf skrupellose Weise auf Kosten der elementarsten Grundbedürfnisse der Menschen für sein persönliches Wohlleben sorge und die UN-Menschenrechtscharta, das individuelle Recht auf Nahrung mit Füßen trete !!
und es daher meine ethische Verpflichtung sei, nunmehr alle Semmeln und Bretzen zu konfiszieren und sollte es ihr einfallen, weiter solche zu backen, sie zu verdammen, sie kostenlos meinem Institut zu liefern, egal ob man dort so viele überhaupt zwingen könne,
dann...so denke ich..
würde die Dame mir die Tür weisen und mir ein Hausverbot erteilen.

Verführe ich nun weiter so bei allen Bäckerinnen und Bäckern des Landes,
so komme ich zu dem Schluß, daß ich irgendwann
Holz essen müßte.

Zitat
...vielleicht sogar die vermutetet Hauptmasse..., aber an einen Sammler im Silicon Valley verkaufen.
,
so wäre das sein gutes Recht und es ist auch moralisch nichts daran zu beanstanden.

(Abgesehen davon, daß solche ominösen Milliardäre, die solche Hauptmassen käuften, einer kindlichen Phantasie entspringen.
Bester Beweis sind die Meteoritenpreise der letzten 30 Jahre, das Glump wär niemals so billig, wenn es eine solchgeartete Nachfrage gäbe,
noch wäre soviel Spezielles, was vor 10 oder 20 Jahren schon gefunden, immer noch erhältlich).

Schleierhaft ist mir, warum der Sillicon Valley-Heini unbedingt mehr zu zahlen bereit wäre als den üblichen Marktwert
und dementsprechend wäre es für den Kurator ein Leichtes eben diesen Stein ganz normal zu erwerben, wie es jeder Milliardär
(ich nehme an, es ist der William Barriere persönlich, pardon, Scherzerl der Urzeit) tut.

Ich sehe bei manchen Kustoden und Kuratoren eher ein Ausbildungsproblem.
Im 19. und 20. Jhdt. gehörte es zum Aufgabengebiet eines Kurators, die Sammlung nicht nur zu erhalten und zu konservieren,
sondern sie zu mehren.
Nun, wenn heute ein Kurator sich dafür untauglich erwiese, müßte man die Stelle eben mit einer anderen Person besetzen, die dem Anforderungsprofil besser gerecht wird; oder man stellt dem Kurator einen Sklaven, pardon einen hilfswiss. Mitarbeiter befristet zur Seite, der elektrische Medien bedienen kann, nach einem Jahr dürft jener schon so eingefuchst sein, daß er ein Bündel echter Bereicherungen für die Sammlung auftun könnte.
Bitte nicht als Provokation nehmen, das ist lediglich das übliche Prinzip in der außerstaatl. Arbeitswelt (und vermutl. auch auf den Schwarzmärkten, höhö): leistungs- und ergebnisorientiertes Handeln.

Oder aber es ist die Agenda des betreffenden Instituts, seine Sammlung als abgeschlossen zu betrachten und einen rein konversatorischen Ansatz zu verfolgen,
dann machte es aber erst recht keinen Sinn, durch gesetzliche Restriktionen den anderen institutionellen Sammlungen das Wachstum und die Forschung verwehren zu wollen.

Beides ist nicht unser Bier, wir haben uns da nicht einzumischen, das ist Politik.
Verunglimpfen müssen wir uns aber nicht lassen.

Wer mich immer gestört hat, waren die Kuratoren,

die nach dem Spatz in der Hand oder der Taube auf dem Dach gefragt,

plärren:  Wir wollen das Dach!!!
(auch wenn sie selbst nie hinaufsteigen würden).

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #173 am: November 03, 2022, 21:09:51 Nachmittag »
und am Rande, Herb...
Zitat
Immerhin ist man sich dieser Gefahr bewusst.

Gibt viel größere Gefahr, derer man sich bewußt sein muß;
eine Gefahr, der zum Opfer zu fallen, früher in erstaunlich, mit Verlaub, saudummer Weise öfters von manchen Kuratoren mit blinder Vehemenz beinah herbeigeführt hatten.

Schon vor 20 Jahren hatt ich regelmäßig gekräht, daß es schierer Wahnsinn wäre, die nichtstaatl. Meteoriterei austrocknen zu wollen,
indem man die Meteorite der Kultur- und Naturerbegesetzgebung unterwirft,
was damals sogar manche Kuratores, -rices von historischen Sammlungen gefordert und auch Kollegen aus Fundländern, die mit Mets nie was am Hut hatten, dazu anstiften wollten.
Ganz abgesehen davon, daß einem Neufund jegliche menschliche Komponente fehlt, also nach keiner Definition von Kultur ein Kulturgut sein kann, würden dann eben auch die Restitutionsgesetze, wie bspw. solche, die sich aus dem Washingtoner Abkommen ergeben, für Meteorite gelten.

Hat zwar etwas gedauert, ab dieser Komplex nimmt dieser Jahre ziemlich Fahrt auf; kriegt jeder mit.
Seien es die grausligen anthropologischen Präparate, die die Sammlungen ehemaliger Kolonialmächte zurückgeben, auf daß sie ordnungsgemäß bestattet werden, oder besonders prominent, die Restituierung der Benin-Bronzen, die Frankreich anstandslos angeboten, in Deutschland aber ein beschämendes Theater nachsichgezogen,
eh Hörb, nicht feixen, erinnere nur daran, wie es zugegangen, bis Austria der Frau Altmann endlich ihre Frau in Gold zurückgegeben,
so schändlich, daß es gar einen Kinofilm mit prominenter Besetzung dazu gab...
Oder siehe Forum hier, erste Rückgabe eines Meteoriten in den USA an die Nachfahren der Ureinwohner.

Werden Mets unter Kulturgut gerechnet,
dann wirds in den Vitrinen des Meteoritensaales der ehemaligen Hegemonialmacht Österreich, die zammgrafft hat, was nur ging,
sehr sehr licht.

Der schöne, schöne Hraschina,
der geht als erster  :crying:


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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #174 am: November 03, 2022, 21:33:08 Nachmittag »
Und auslassen könnens wir nicht, Hörb ehrlich,
das sind gebildete und mindestens durchschnittl. sprachgewandte Leut.

Die Semantik und die Konnotation des Begriffs: "Schwarzmarkt" ist klar.
Schwarzmarkt ist Drogen- und Waffenhandel, Handel mit Raubgut, Raubgrabungsfunden, Markenpiraterie, Handel mit bedrohten Arten usw.

Und genau mit dieser Bedeutung und Konnotation wurde es besonders in den Nullerjahren von den Meteoritenprohibitionisten regelmäßig lanciert.

Huhuhu, das war peinlich,
kann mich noch erinnern, als die New York Times einen Artikel verzapft hatte, der besonders den NWAmeteoritenhandel mit Drogen- und Waffenhandel gleichgesetzt hatte (in USA damals gleich zweimal verderblich, weil Islamistenterrorverdacht).
Wär mir ja wurscht gewesen, wenn mein Heimatblättchen, die SZ, nicht gerade zu der Zeit eine kleine Kooperation mit der NYT gefahren hätt,
und einmal die Woche ein Exzerpt der NYT ihrer Ausgabe beigelegt hätt!

Da zur Tür rauszugehen und zu barmen,
daß einen die Nachbarschaft nun für den Escobar von Untergiesing hält...

Hat mir dann aber doch niemand den Siegelring geküsst und es gab keine Kinder, denen ich großväterlich einen Sikhote in die Backe schieben konnte... Noch einmal Glück gehabt.

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #175 am: November 03, 2022, 21:42:55 Nachmittag »
Zurück zum Thema, ich weiß, sonst Dresche:

Ich verstand nicht,
warum der Dr.F. in dem Interview und auf seinen Flyers nicht untergebracht hat:

"Wir kaufen an!"

Die naheliegendste Lösung muß nicht immer die Schlechteste sein...
Na, vielleicht beim nächsten Mal.

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Offline ironsforever

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #176 am: November 03, 2022, 22:08:52 Nachmittag »
Mettmann, Du verstehst nicht: Wir brauchen Symposien, um Dinge in unserem Sinne zu regeln zumal es immerhin um ordinäre Chonditen geht.

Ich schlage ein Symposium beim längst überfälligen Stammtisch vor zum Thema: „Wem gehört die gezuzelte Weisswurschthaut auf des Tischnachbarn Teller, die ich für meine Sammlung begehr?“

Recht komplex das Thema, denn da kämen in Betracht: Zuallerst erstmal ich, denn ich hab das Symposium zum Thema einberufen, möglicherweise der Tischnachbar, vielleicht aber auch der Wirt (sammelt der eigentlich?), vielleicht auch der, der die Wurst gezuzelt hat (nicht unbedingt identisch mit dem Tischnachbarn), der Metzger (zumindest, wenn er Sammler ist) oder gar das Schwein (nur wenn Vertreter von PETA am Tisch vermutet werden) bzw. der Züchter, der aus umweltpolitischen Gründen recyceln muss, oder das Kalb, das ja immerhin schon mal in Teilen drin war.
Hatte ich mich schon erwähnt?
« Letzte Änderung: November 03, 2022, 22:48:40 Nachmittag von ironsforever »

Offline Mettmann

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #177 am: November 03, 2022, 22:33:45 Nachmittag »
Der Komplex der Wursthäute ist zurzeit vermintes Gelände!
Bedenk, daß der prominenteste Weißwursthautdealer der Republik just dieser Tage für drei Jahre hinter Schwedischen Gardinen verschwindet.
Ist zu heikel,
lieber was harmloses, unverdächtiges. Etwas so Abwegiges, daß sich niemand dafür interessiert,
hmm...
wie wärs mit
 :wow:
Meteoriten?

Oder doch zu bizzar...

Kunstsymposion hab ich in 30Sek befriedigend in meinem Kopf herinn erledigt. Ergebnis:
Man muß dem Gerhard Richter, dem Anselm Kiefer und gleichartigen Verbrechern bescheiden,
daß ihre Werke von überragender kultureller Bedeutung und erheblichstem öffentlichen Interesse sind,
und sie daher ihre Werke zwar noch besitzen, aber nicht mehr veräußern dürfen;
stattdessen, wann immer sie ein neues fertig haben, sind sie angehalten, es an der nächstgelegenen Staatsgemäldesammlung abzugeben.
Sie erhalten dafür jeweils eine Entschädigung, auf dessen Höhe sie keinen Einfluß haben.
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Offline Mettmann

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #178 am: November 03, 2022, 22:50:24 Nachmittag »
Schad, der lithoraptor ist gar nimmer im Direktorenboard,
darf aber trotzdem zum Stammtisch.

Sonst hätten wir eine produktive Idee vorschlagen können.
Für die IMCA, weil ja doch erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Therapeutisches Schwimmen mit Delphinen.

Also eine Art Streichelzoo mit Meteoritendealers/sammlern für Forscher und Kuratoren,
daß die ihre Berührungsängste abbauen.

Einfach eine "Wanted"-Liste, in der Forscher- und -gruppen, Kuratoren eintragen können,
was sie grad suchen oder gebrauchen könnten.
Können sich die Privaten ja oft nicht auch noch drum kümmern, immer im Blick zu haben, wer gerade woran arbeitet..

Gleichzeitig eine Begegnungsstätte, wo Verletzungen geheilt, Vorurteile abgebaut und rührselige Stuhlkreise abgehalten...oder wie man das in D ausdrücken muß.
(schnüff, wir sind gerührt von unserer eigenen Güte.)

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Mettmann

Erster Eintrag:  NHM Wien: Kindberg aus tierfreiem Nichtraucherfinderhaushalt, Größe und Zustand egal, Koordinaten verpflichtend.

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Offline lithoraptor

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Re: Bolide 19.11.2020 Oberösterreich
« Antwort #179 am: November 04, 2022, 00:12:47 Vormittag »
Moin!

Das Thema ist in der Tat sehr komplex.

Zunächst empfinde ich die Bezeichnung „Schwarzmarkt“ für einen Sachverhalt, wie Herbert ihn beschrieben hat
Mit "Schwarzmarkt" ist hier etwa gemeint, wenn zu einem bekannten Fund weitere Massen gefunden werden, diese nicht eingemeldet, aber weiterfverkauft werden.
als völlig irreführend und verfehlt. Schulisch gesprochen, müsste man das wohl klar mit einer 5 bewerten, da ein Terminus gewählt wurde, welcher eine völlig andere Bedeutung und Verwendung hat. Damit ist das Thema klar verfehlt. Ich zweifle auch sehr daran, dass ein Journalist, welcher über Meteorite schreibt und den Terminus „Schwarzmarkt“ dabei verwendet, diesen so versteht, wie oben zitiert. Weiter glaube ich auch nicht, dass der Leser eines entsprechenden Artikels noch ein Richter, dies so tun würden. Damit kommt es völlig automatisch zu einer Verzerrung, die eine erhebliche Auswirkung auf das Verständnis der Sachlage und die Rechtsprechung in dieser haben dürfte. Ich bin in diesem Punkt gänzlich bei Andi und Mettmann. Die Lösung wäre wohl die, dass man einen neuen Begriff prägen müsste um besser zu beschreiben, was man meint.

Ein weiteres Problem, und auch dieses habe ich hier irgendwo schon mal angesprochen, liegt in der Verknüpfung der Meteoriten-Klassifikation und Namensgebung mit dem Handel. Diese besteht tatsächlich nicht oder anders gesprochen: das sind zwei Paar Schuhe, bei denen es allerdings zu Überschneidungen kommt. Dennoch bleiben beide unabhängig voneinander.
Klassifikation und Namensgebung sind zwei Prozesse der wissenschaftlichen Nomenklatur- also Ausprägungen des menschlichen Bedürfnisses die Natur und ihre Teile irgendwie ordnen und systematisch erfassen zu wollen, wenn ich es mal so formulieren darf. Diese Prozesse haben grundlegend mit dem Handel nichts zu tun und könnten gänzlich ohne ihn existieren. Der Handel bedient sich ihrer allerdings um Begehrlichkeiten (etwa nach neuen Klassen und/oder neuen Namen) zu wecken bzw. Sammler entwickeln ihre Begehrlichkeiten nach diesen Prozessen. Diese beiden letzten Faktoren greifen völlig ineinander. Dabei kommt es immer wieder zu großen Problemen und Missverständnissen.
Eines davon ist etwa, dass die NWA-Nummer einem „gehören“ könne. Das ist aus wissenschaftlicher Sicht sicher Unfug, denn die Nummer dient ja der Nomenklatur und nicht dem Markieren von Besitzansprüchen. Eine NWA-Nummer gehört niemandem. Sie gehört aber zu etwas - nämlich dem beschriebenen Material und davon kann jemand alles oder einen Teil besitzen. Nur weil ich einen Stein zur Klassi eingereicht habe, besitze ich die Nummer nicht. Theoretisch kann bzw. könnte der Klassifikateur meinem Material auch noch weiteres Material (welches ein anderer besitzt und ggf. Zur Klassifikation eingereicht hat) zuschlagen, wenn er es für sinnvoll hält dies zu tun und alles unter einer Nummer beim NomCom einreichen. In der Praxis wird er aber vorher mit den betreffenden Parteien Rücksprache halten.
Ein weiteres Problem ist etwa das, was man etwas flapsig als NWA-Nummern-Salat bezeichnet. Dabei handelt es sich um die Tatsache, dass viele verschiedene Parteien unterschiedlich viele Stücke bzw. Massen ein und desselben Materials (Fundes) bei unterschiedlichen Klassifikateuren weltweit in Klassifikation geben und dies (aus verschiedenen Gründen) häufig auch über längere Zeiträume (Jahre bis Jahrzente) hinweg, so dass für ein und das selbe Material eine Vielzahl an Nummern vergeben wird (und das häufig ohne Pairing-Hinweise). Das erzeugt meiner Meinung nach völliges Chaos. Da sollte man mal über Lösungsansätze nachdenken. Das hilft am Ende ALLEN an Meteoriten-Interessenten.

Etwas widersprechen muss ich der Ansicht, dass Meteorite kein Kulturgut sein können. Kurz nach dem Fall sind sie es definitiv nicht. In diesem Punkt bin ich ganz klar bei Euch, ABER sie können es werden.

Mal ein sehr prominentes Beispiel: Ensisheim
Ihr kennt die Geschichte alle, daher nur in Kürze. Der Stein wurde in Ketten gelegt und in eine Kirche verbracht, da man sich seiner ggf. teuflischen Herkunft nicht sicher war. Die Berichte um den Fall hatten Einfluß auf Literatur, Stiche und Gemälde. Da immer wieder Stücke vom Stein abgetrennt wurden entstand in den 1980er Jahren sogar die Vereinigung „Confrèrie Saint-Georges des Gardiens de la Météorite d’Énsisheim“. Ich würde den Stein somit als Kulturgut werten.

Noch ein paar Beispiele:
Wie ist es mit den Cape York Eisen? Waren sie nicht die einzigen Quellen der Inuit für Eisen? Wurden nicht Messer und Harpunen-Spitzen aus Teilen von ihnen gefertigt? Haben die Inuit die Eisen damit nicht bearbeitet? Sind die Eisen somit nicht Teil ihrer kulturellen Entwicklung? Ich sage auch hier ganz klar: JA!

Wie ist es mit einem NWA-Meteoriten, der Spuren von menschlicher Bearbeitung (etwa Schleifenspuren vom Steingeräte oder Perlen) aufweist? Ist so ein Stück Kulturgut? Ich sage: JA!

Wie steht es um Meteorite, welche als Kuriosum Einzug in eine alte naturhistorische Sammlung oder Mineraliensammlung gefunden haben. Ist so eine Sammlung (etwa die von Goethe oder die von Chladni) nicht Kulturgut? Wenn so eine Sammlung Kulturgut ist, sind es dann nicht auch die einzelnen Exponate darin? Auch hier kann ich nur JA sagen.

Gut, lange Rede kurzer Sinn: Ob ein Meteorit Kulturgut ist oder nicht und wie man daher mit ihm verfahren sollte muss immer eine Einzelfallentscheidung sein. Das müssen letztlich Leute entscheiden, die viel weiser sind als ich und die womöglich auch mehr Dinge bedenken, als ich es in dieser relativ einfachen Betrachtung getan habe.

Gruß

Ingo

P.S. Komme immer gern zu Stammtischen, wenn ich vor Ort bin.

 

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