Autor Thema: Meteoriten-Doktor: Brahin  (Gelesen 2217 mal)

Offline locastan

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Meteoriten-Doktor: Brahin
« am: Mai 12, 2020, 13:19:27 Nachmittag »
Hallo,

wie in einem anderen Thread über die Entrostung von Eisenmeteoriten schon angekündigt, möchte ich hier eine Teilscheibe Brahin vorstellen, welche bei mir als Versuchkaninchen zu Stabilisierungsmethoden und Rostentfernung herhalten musste.

Das Material ist eine 14,55g Teilscheibe Brahin, welche ich mit deutlichen "Schönheitsfehlern" günstig (3,80€/g inkl. Versand) in der beliebten und gehassten Bucht erstand. Die Scheibe ist schräg nach einer Seite zugeschnitten und die Schnittflächen sind nicht ganz plan. Mit der Scheibe kam ein Sammlungskärtchen, das als Ursprünglichen Händler ein IMCA Mitglied #2121 Namens "Bernhard Rems" führt und wohl den eBay-Shop "www.viennamet.com" besaß. Weder das Mitglied noch die Webseite existieren derzeit noch.

Bei erster Betrachtung unter dem Stereomikroskop fiel mir erstmal das ungewöhnliche Rostbild ("Frasgänge") auf. Ursächlich ist in diesem Fall wohl der Überzug der Scheibe mit Zaponlack oder Schellack.
Durch einweichen in Brennspiritus löste sich dieser glücklicherweise schnell und vollständig auf. Alte Epoxidharzfüllungen and den Rändern und Lacktupfer wurden unter dem Stereomikroskop mechanisch entfernt (ca. 1,5 Std).

Die Scheibe wurde dann 3 Tage in 50ml 2% Natronlauge (vollentsalztes Wasser) eingelegt. Nach diesen drei Tagen wurde gelöster Rost mit einem Borstenpinsel abgerieben. Dabei sind mir gummiartig aufgeweichte Klebestellen und Füllungen aufgefallen, welche ich ebenfalls unter dem Mikroskop entfernt habe. Hier kam es zu den größten Materialverlusten von ca. 0,5g, da sich einige geflickte Olivine und Metallspitzen am dünnen Ende der Scheibe ablösten. Sehr harte Rostflecken und durch den Rost gefressene Rillen wurden mit 200er SiC Nassschleifpapier auf Glasunterlage beseitigt. In frischer 2%iger Natronlauge durfte die Scheibe nun weitere 5 Tage baden.

So jetzt geh ich mal was essen und poste den zweiten Teil dann in einer Stunde. (Brauche sowieso einen zweiten Post für die Bilder) :)

Gruß Mario.


Offline locastan

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #1 am: Mai 12, 2020, 15:17:53 Nachmittag »
Sodala...Teil 2:

Nach dem 2. Bad wurde die Scheibe mit aufsteigenden Körnungen von Hand Spiegelglanzpoliert (600,1000,2000,5000,7000 SiC Nassschleifpapier auf Glasunterlage). Hier fiel mir der unebene Schnitt der Scheibe am nochmal deutlichsten auf.  Polieren mit unterschiedlichen Haltewinkeln und verschiedenem Polierdruck geht auf die Arme. :dizzy:

Anschließend konnte ich es natürlich nicht lassen und habe die Scheibe nach Beraha Farbgeätzt (die Matrix sah so langweilig blank aus  :baetsch:). Nach der Ätzung, die ich ja hier im Forum schon ausführlich beschrieben habe, blieb die Scheibe noch 2 Tage in frischem Brennspiritus liegen zum Trocknen und auslaugen verbliebener Salzspuren.

Das Ergebnis ist Spektakulär, auch wenn nun die geätzte Eisenmatrix den mäßigen Olivinen glatt die Schau stiehlt!  :eek:

Zuletzt bleibt nun abzuwarten ob die Rosterkrankheit damit behoben wurde. Ich werde regelmäßig Berichten. :)

Liebe Grüße,
Mario.

Offline locastan

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #2 am: Mai 12, 2020, 15:20:32 Nachmittag »
Nochmal das ganze anhand der Vorderseite im direkten Verlauf der Arbeiten als Bonusbild. :)

Was meint ihr? Ich bin mir im Bezug auf die Ätzung noch unschlüssig ob ich lieber wieder blank poliere, da die zugegeben wunderschön gelungene Farbätzung der Matrix doch sehr stark vom Olivin ablenkt.  :gruebel:

Gruß Mario.

Offline hugojun

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #3 am: Mai 12, 2020, 15:42:58 Nachmittag »
Hallo Mario,
also ich finde die Farb-Ätzung hat schon was.
Wobei für mich interessant ist, wodurch die scheinbar nicht-geätzten
Metall-Ränder zu Stande kommen. Das könnte an einem höheren Nickel-Gehalt liegen und/oder an einer anderen Struktur.
Würdest Du mal ein Detail-Foto von einem Metall Bereich machen?
Gruß
Jürgen

Offline locastan

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #4 am: Mai 12, 2020, 16:05:51 Nachmittag »
Hallo Jürgen,

Kamacit färbt sich je nach Kristallorientierung unterschiedlich Rot oder Violett oder Blau.
Taenit und Schreibersite bleiben dabei ungefärbt.
Plessit erscheint dementsprechend als eine Feinstrukturierte Mischung.

Am besten auch mal meinen Saint Aubin hier im Forum als Vergleich betrachten. :)

Siehe auch https://vacaero.com/information-resources/metallography-with-george-vander-voort/153771-metallography-of-iron-nickel-meteorites.html.

Gruß Mario.

Offline speul

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #5 am: Mai 12, 2020, 16:17:40 Nachmittag »
Moin Mario,
ich schätze ja Farbätzungen wirklich sehr, aber in diesem Fall (ist der erste Pallasit den ich mit Farbätzung gesehen habe), würde ich doch die konventionelle Ätzung oder Glanz bevorzugen. Irgendwie paßt das blau-violett nicht zu dem gelbgrün der Olivine.
Grüße
speul
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Offline locastan

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #6 am: Mai 12, 2020, 17:39:01 Nachmittag »
Hi Ulrich,

da schlagen durchaus "ach zwei Herzen in meiner Brust". Das schöne an der Farbätzung ist aber, daß man beides hat. Verkippt man die Ätzung etwas anders im Licht, ist die Farbe weg und man hat fast die Ansicht einer konventionellen Ätzung. Man kann das im letzten Bild ("Brahin_progress") unten rechts gut sehen. :)

Gruß Mario.

Offline locastan

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Re: Meteoriten-Doktor: Brahin
« Antwort #7 am: Mai 13, 2020, 15:18:41 Nachmittag »
Hier ein Video welches den "Kippeffekt" der Farbätzung schön zeigt. :)

https://youtu.be/aKcPlulYE2k

Für Jürgen noch im Anhang das versprochene Detailbild der Taenit-Grenzen und wie die Scheibe einer klassischen Ätzung ähneln kann (Ein Chamäleon!  :laughing:).  :super:

Gruß Mario.

 

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