Autor Thema: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?  (Gelesen 6034 mal)

Offline locastan

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Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« am: April 11, 2020, 20:56:08 Nachmittag »
Hallo Forum,

Heute nachmittag auf der Koppel beim Sondieren gefunden. Erst dachte ich es ist nur ein normales Stück Schlacke, aber das Innenleben beim Umdrehen ließ mich zweimal schauen. Magnet haftet nur leicht an der dunklen Seite.

Was meint ihr? Stück Granit was irgendwie zu heiß geworden ist oder mit Schlacke übergossen ist?
Sagt mir bitte nicht ich hätte einen HED eukriten durchgebrochen...

Liebe Grüße,
Mario.

Offline Buchit

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #1 am: April 11, 2020, 21:39:59 Nachmittag »
Hallo Mario,

nein, Du hast keinen HED-Eukriten durchgebrochen :einaugeblinzel:, aber was Du nun wirklich durchgebrochen hast... :gruebel: Diese Kruste ist schon komisch. Vielleicht ein angeschmolzenes Stück Gangart aus einem alten Rennofen oder etwas Ähnliches...

Gruß,
Holger

Offline erich

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #2 am: Februar 22, 2021, 12:36:14 Nachmittag »
 :wc: Würde mit Verlaub vorerst zwei Tests empfehlen: 1.) HCl - Probe: Ein lang anhaltendes Aufschäumen würde auf Karbonate hinweisen, was ein erster Ausschlussgrund für Ihre Mutmassung waere.  2.) Ritzprobe: Ritzt er Feldspat, so wäre dies ebenfalls ein Ausschlussgrund ->
Quarz
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Offline locastan

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #3 am: Februar 22, 2021, 18:56:37 Nachmittag »
Hallo Erich,

Danke für die Antwort. Ich werde das bei Zeiten mal machen. Ich vermute aufgrund anderer Sondenfund in der Umgebung, dass dort eventuell eine Feldschmiede des 4. Ingenieursregiments der französischen Truppen anno 1800 war. Sehr wahrscheinlich also was vom Gießen.

Gruß Mario.

Offline Flo

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #4 am: Februar 25, 2021, 20:07:31 Nachmittag »
Hallo Mario!

Interessantes Stück! Das Innere schaut recht grob auskristallisiert aus, was mich an einen Pegmatiten erinnert.
Die Bruchflächen des hellen Materials haben einen muscheligen Bruch mit Fettglanz, da trau ich mich mal einfach auf Quarz zu tippen. Beim dunklen Material dürfte es sich entsprechend einem granitoiden Gestein um Biotit handeln, aber genauer könnte man das erst mit der Lupe sicher feststellen.

Bist du Dir sicher, dass es sich überhaupt um eine Schmelzkruste handelt? Evtl. ist einfach eine Substanz unter Hitzeeinwirkung "angebacken" worden, evtl. Bitumen oder ähnliches?
Kann auch sein, dass jemand einfach Schlacke über Granit gegossen hat...

Darüber, dass Du da einen Eukriten "auseinandergebaut" hast, würde ich mir keine Sorgen machen! Eukrite sind nur schwach bis kaum magnetisch. Das Innere hat eine brekkzienartige Struktur in einer weitgehend homogen erscheinenden Grundmasse...

Grüße!
Flo

Offline locastan

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #5 am: Februar 25, 2021, 20:50:54 Nachmittag »
Hi Flo,

unter dem Binokular ist es schon eine Aufschmelzungdes Materials zu einem blasigen Glas zu erkennen. Das Stück hat auf alle Fälle große Hitze abbekommen. Ob als Gußform oder Auskleidung einer Schmelze.

Gruß Mario.

Offline Flo

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #6 am: Februar 25, 2021, 21:10:27 Nachmittag »
Quarz hat eine Schmelzemperatur von über 1700°C.
Kriegt man das mit einem Rennofen hin?

Die Schmelztemperatur von Feldspat liegt bei etwa 1250°C, das wäre schon realistischer.

Kannst Du die Mineralanteile in seinem Inneren identifizieren? Quarz, Biotit, Plagioklas (mit lamellenartigen Albitzwillingen), Alkalifeldspat (mit Karlsbader Zwillingen).
Gute Seite, um die Mineralien zu identifizieren: https://www.kristallin.de/gesteine/minerale_2.htm
Wenn Du die Anteile dieser Mineralien in Prozent ungefähr abschätzen kannst, kann man das Gestein eingrenzen.

Das Stück scheint mir auf dem Foto ja nur von einer Seite her angeschmolzen und die Kruste schon etwas älter, oder?

Offline erich

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #7 am: Februar 26, 2021, 22:04:04 Nachmittag »
Herzlichen Dank - wollte dasselbe ergründen: Kratzt die weisse Lithologie Glas aber nicht Quarz, der zu Napoleons Zeiten höchstens durch eine heftige Mega-DET0NATl0N kaum aber per Rennofen geschmolzen wäre, dann könnte es Feldspat sein, der einerseits einen etwas niedrigeren Schmelzpunkt hat andererseits aber auch reichlich im Asteroidengürtel vorkommt. Kratzt die weisse Lithologie aber auch nicht Glas würde ich einen Test mit verdünnter HCl aus der Apotheke durchführen, ob es sich um Kalzit handelt, der im Bereich der irdischen Sedimentation anzusiedeln ist. Ist das dunkle Material Biotit (sehr weich und leichtspaltbar, was mit einer Nadel leicht herauszufinden ist), würde dies einen Eukrit zu 99% ausschliessen.
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Offline stollentroll

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #8 am: Februar 27, 2021, 08:40:43 Vormittag »
Ich kann hier Flo nur zustimmen, muscheliger Bruch mit Fettglanz und die fehlende Spaltbarkeit spricht ganz für Quarz.
Die Schmelztemperaturen der reinen Minerale sind auch nicht ausschlaggebend für eine Bildung von Schmelzen. Die Wirkung von ein paar Alkalien auf die Schmelztemperatur darf man nicht unterschätzen. Ansonsten hätten die alten Ägypter auch kein Glas herstellen können.

Offline Flo

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #9 am: Februar 27, 2021, 08:56:34 Vormittag »
Das ist ein berechtigter Einwand und ich hatte mir darüber ebenfalls schon Gedanken darüber gemacht.
Laut "Internet" beträgt die Gesamt-Schmelztemperatur von Granit etwa 1000°C, was mit einem Rennofen auf jeden Fall zu machen wäre.

Bei dieser Temperatur beginnen die weniger widerstandsfähigen Komponenten zu schmelzen und das Gefüge wird zunehmend breiig bis flüssig.
Quarzkörner überstehen diesen Prozess und schwimmen in der Schmelze.

Theorie:
Falls, wie angenommen, der Stein zum Auskleiden oder Ähnlichem verwendet wurde, fand dieser Prozess nur weitgehend an seiner Oberfläche statt.
Dazu könnte das grobe Gefüge-Bild auf der Steinrückseite passen, wobei es sich bei den groben Körnern dann um die ungeschmolzenen Quarz- oder Feldpatkomponenten handeln könnte, die dann wie zusammengebacken wirken.

Ist nur eine Theorie! Interessant wäre es, so etwas experimentell nachzustellen...

P.S.:
...was übrigens im Kleinen vielleicht gar nicht so schwierig wäre, falls jemand zu Hause einen Autogenbrenner hat.
Man darf ihn dann halt nicht ganz an den Flammkegel halten, damit die Temperatur nicht zu hoch wird!


Offline locastan

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #10 am: Februar 27, 2021, 15:35:46 Nachmittag »
Hallo,

Kurze Rückmeldung:

Mut den klaren kristallinen Komponenten lässt sich Bilderrahmenglas gut ritzen. Das eher milchig trübe Zeug ist zu weich dafür. Die dunklen Einschlüsse sind teilweise glasartig hart, andere sind leicht mit der Nadel zu zerkrümeln (Biotit kommt da gut hin).

Ich kann mal ein Stück Granit mit dem Lichtbogenschweißgerät anschmelzen, wenn es was bringt.

Gruß Mario.

Offline Flo

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #11 am: Februar 27, 2021, 16:46:33 Nachmittag »
Hallo Mario!

Mit dem Lichtbogenschweißgerät wirds wahrscheinlich eher schwierig, da Granit (sofern es einer ist) keinen Strom leitet. Ich werd mir aber die Freiheit nehmen und am Montag, wenn ich Zeit habe mal ein paar ähnliche Versuche mit dem Autogenschweißgerät bei meiner Arbeitsstelle machen.
Die Flammtemperatur ist mit über 3000°C aber recht heiß, so dass man vorsichtig sein muss, nicht das komplette Material zu schmelzen...

Hab mir schon einen schönen Granitbrocken aus dem Garten zurechtgelegt. Als ich ihn mit dem Vorschlaghammer noch etwas zurechtstutzen wollte, ist mir beim Bücken die Hostennaht an meinem A.... unter lautem Krachen geplatzt!  :auslachl:

Flo

Offline locastan

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #12 am: Februar 27, 2021, 20:25:25 Nachmittag »
Hi Flo,

Lichtbogen-Schmelzofen mit zwei Graphitelektroden. Google mal Videos auf Youtube dazu.  :hut:

Gruß Mario.

Offline Flo

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #13 am: Februar 28, 2021, 02:53:29 Vormittag »
Oh, ok!

Das ist natürlich stark, wenn man so was sein Eigen nennen kann!  :super:

Offline Flo

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Re: Heller Graintähnlicher Stein mit schwarzer Schmelzkruste?
« Antwort #14 am: März 01, 2021, 17:32:12 Nachmittag »
So, hab heute mal gleich das Experiment mit dem Autogenbrenner durchgeführt.
Das Ergebnis war hochinteressant, obwohl nicht das dabei herauskam, was ich erwartet hatte!  :gruebel:

Zunächst mal habe ich den Stein rundherum gleichmäßig angewärmt, um Wärmespannungen zu vermeiden
Als ich dann mit dem Aufschmelzen begann, stieß ich auf ein Problem: Trotz der relativ hohen Temperaturen des Brenners, war es schwer möglich, eine Schmelzkruste zu bilden!
Das Granitmaterial platze in Borken bzw. Schichten ab. Der Granit wurde an den erhitzten Stellen dermaßen pöros, dass er sich danach wie Semmelbrösel mit der bloßen Hand zerreiben ließ!
(s. Bild)
Eine durchgehende Schmelzkruste konnte ich bei dem Experiment nicht erzeugen! Die einzelnen Krusten-Fleckchen haben optisch auch keinerlei Ähnlichkeit mit dem Pseudo-Eukriten.
Was auch immer es ist, wahrscheinlich ist es kein Granit. Evtl. ist dort auch der Quarzgehalt noch viel höher oder es handelt sich gar um einen Quarzit?

Flo

 

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