Hallo Leute,
die letzen beiden Tage war ich intensiv damit beschäftigt, diesen Fall (unter Mithilfe von unserem Dieter) zu analysieren...
Insgesamt habe ich 5 Videos so präzise ausgewertet, wie es mir möglich war (mit Landmarken, Vermessung über Google Earth, Höhenverhältnisse über Pixelzählung ausrechnen, Triangulation im WGS84).
Manche Videos sind bloß teilweise auswertbar, da z.B. der Leuchtspur-Anfang nicht aufgezeichnet wurde oder das Leuchtspur-Ende hinter einem Baum liegt.
Zudem war es gar nicht so einfach, die genauen Aufnahme-Standorte zu bestimmen. In einem Fall waren die Koordinaten des Augenzeugen sogar leicht verkehrt...
Ich habe danach die zeitliche Meteorerscheinung gemessen (ohne das Nachleuchten) und bin auf 2.56 Sekunden gekommen. Zudem sitzt der Beginn der Leuchtspur etwas tiefer als gewöhnlich und das Leuchtspur-Ende etwas höher, da erstens die Videoauflösungen nicht so gut sind und zweitens die Leuchtspur nicht so detailliert aufgenommen wird wie bei einer Nachtaufnahme.
Aber es ist immerhin ein Versuch, wobei man hier mit sehr vielen Schätzungen arbeiten muss. Wenn wir noch mehr Videos auftreiben, kann das die Genauigkeit weiter erhöhen!
Danach habe ich die erhaltenen Messwerte als Ausgangsbasis genommen und ein paar Simulationen mit meinem Simulations-Programm
ImpactSim durchlaufen lassen!
bisherige Ergebnisse:Beginn der Leuchtspur: 47.248116, 12.404143 in 52756.56 m ü. NN
Ende der Leuchtspur: 47.516877, 12.882937 in 20369.49 m ü. NN
zR: 55.31430576827237 °
Eintrittsgeschwindigkeit: 32990.0
Startmasse: 350.0 kg (Schätzwert!)
Dichte: 3420.0 kg/m³ (Mittelwert gewöhnlicher Chondrit)
Damit kommt man auf folgende Simulationswerte:
Dauer Leuchtspur: 2.515 s
Geschwindigkeit beim Verlöschen: 5389.76 m/s
Restmasse: ca. 7.8 kg
Der Leuchtflug ist in Gelbgrün dargestellt, der Dunkelflug in rot. Winddrift wurde berücksichtigt...
Wer mag, kann sich Leucht- und Dunkelflug auch als KML ruterladen:
http://schweidl.gmxhome.de/impactsim/EN060420_v3-Leuchtflug.kmlhttp://schweidl.gmxhome.de/impactsim/EN060420_v3-Dunkelflug.kmlBis zum Mondsee kam der Brocken auf keinen Fall, in meiner aktuellen Simulation noch nicht mal bis Hallein!
Er ist mir fast in den Königssee "geplumpst", wie man sehen kann!
Großräumig wird es wohl auf das Berchtesgadener Land hinauslaufen, womöglich noch nicht mal Österreich...
Allerdings gibt es wohl keinen wohlklingenderen Namen für einen Meteoriten als
"Königssee"! Selbst der "ordinäre" Neuschwanstein kann da nicht mithalten!
Die Streufeldberechnung war bis gerade eben noch in der Mache (wegen der Rechenintesität - trotz Multicore-Ausnutzung)! Ich werds dann auch mal hier rein stellen:
http://schweidl.gmxhome.de/impactsim/EN060420_v3-Streufeld.kmlBitte nicht erschrecken: Das Streufeld ist so groß, da es momentan noch sämtliche Toleranzen (ungenaue Angabe bei, Koordinaten, Geschwindigkeit, Masse, Eintrittswinkel, Richtung usw.) umfasst.
Es ist sozusagen allumfassend.
Wichtig wäre es jetzt, noch weitere Videos aufzutreiben um besonders den Leuchtspurbeginn zu präzisieren und die Höhenangaben!!!
Dann wird auch das Streufeld kleiner...
Viele Grüße!
Florian Schweidler