Salü,
nun ist die Schau vorüber, wir kühlen uns die Varitzen, die wir uns in die Wadln gestanden haben und können die Revue passieren lassen.
Generell, und ich erlaube es mir zu beurteilen, da ich die Mineralientage seit meiner Kindheit besuche, ist die Messe, was das Sortiment an Mineralien und Fossilien für den Sammler bis hinauf zu Museumsstücken angeht, ziemlich heruntergekommen und das Angebot weiter auf dem absteigenden Ast.
Mittlerweile besteht die Hälfte der Messe aus Schmuck und Einrichtungsgegenständen/Dekoartikeln, wobei es schwierig wäre, den größeren Teil auszugliedern, da vieles von der Qualität her nicht auf einer spezialisierten Schmuckmesse zugelassen würde.
Vom Rest wird mittlerweile ein großer Teil von "Wellness" und anderem Hokus-Pokus eingenommen. Bin an einer Publikumsvorführung vorbeigekommen, das hat sich nicht wesentlich unterschieden von dem, was ihr aus Fußgängerzonen, Kaufhäusern und Kirmes an Gemüsehobel-, Haarwuchsmittel- und Bügeltischanpreisungen kennt (mit dem Unterschied, daß die Gurkenhobel und Bügeleisen wenigstens funktionieren...)
Wiederum vom Rest entfällt noch ein weiterer Teil auf absoluten Ramsch, bei dem sich nicht mehr erschließt, was er mit Mineralien, mit Steinen zu tun haben könnte.
Aufgeschnittene Schneebesen, um sich am Kopf zu kratzen - pardong, um sich sein Chi zu stimulieren, Schlüsselanhänger aus Plastik, emaillierte Blechtierlein, Holzkämme, Glasfiguren, Nippes.
Allein die Größe der Messe läßt einen zwischen dem ganzen Plunder doch noch Stände mit guten und interessanten Stücken finden und die Sonderausstellungen lassen die Schau noch sehenswert bleiben. Doch sollten die Ausrichter schon aufpassen, daß nicht die anspruchsvolleren Anbieter eines Tages ganz wegbleiben bzw. nicht vollständig darauf vertrauen, daß das allgemeine Publikum nur mit Floh- und Jahrmarktatmosphäre zu locken wäre.
Wie immer haben wir gegen Ende unseren internen Wettbewerb durchgeführt: Ein jedes hat 3Euro Budget und 15 Minuten Zeit, den grausigsten Ramsch einzukaufen, den er finden kann; das ekelerregendste Objekt gewinnt. - Dieses Jahr hat uns am meisten erschüttert, daß keiner von uns das Budget oder die Zeitvorgabe ausschöpfen mußte.
Nun endlich zu den Meteoriten.
An den Stand gefesselt, können wir natürlich nur einen unvollständigen Eindruck gewähren, aber genügend Forumler waren ja da, um ihre Impressionen demnächst hier wiederzugeben.
Wie der Mirko schon berichtet, war das marokkanische NWA-Angebot noch einmal schmäler als im eh schon knappen Vorjahr, sodaß ich meine Litanei nimmer ablassen muß, daß die Wüste austrocknet. Richtig aufgetischt an Wüste hatten eigentlich nur noch Hmani & Sohn, - Pani wie immer ein kleines aber gutes Sortiment, und ansonsten war bei den Marokkanern eben der neue Star vorherrschend: Mali.
In allen Größen, sehr gute Stücke zwischen 1.5-4Euro/g, manchmal vermischt mit Bassikounou.
Große Eisen, bis auf die üblichen Campos und mittlerweile Muonionalusta (Österberg zeigte mir stolz ein Bild, eines 380kg-Trumms, daß sie unlängst gehoben) fast komplette Fehlanzeige und wie nicht weiter verwunderlich, sind auch die kleinen Sikhotes keine Schüttware mehr, wie noch vor 2-3 Jahren.
An Neuigkeiten sind mir aufgefallen, ein bisserl Carancas, wie schon erwähnt und Vassiliev brachte drei neue russiche Namen/Funde mit, gewöhnliche Chondrite, wovon einer sehr gute Kruste besaß und ein halber Fall war, da die Feuerkugel beobachtet wurde, er jedoch erst Jahre später auf einem Parkplatz am Straßenrand gefunden wurd.
Natürlich hatte auch La Mancha seine Münchner Premiere, viel ist ja nicht gefunden worden, noch weniger ist übrig, bei den Karls und bei Chladni's Heirs.
Am besten sortiert, was Historie angeht, waren wie üblich die Karls und Vassiliev. Andi Gren nicht zu vergessen für Euch Eisenliebhaber. Les Fectays wie gewöhnlich nur eine kleine Auswahl an Historie und raren Klassen, neben ihren anderen Segmenten. Wie immer ein Heidenspaß an Erich Haiderers Stand zu wühlen, wo sehr gewöhnliches mit erzrarem bunt durcheinander gemischt, ein großartiges Streufeld. Die russischen Kameraden um Jägerprinz Dima präsentierten eine kleine Auswahl ihrer seltenen Omanfunde, die Egers mit ihrem Schwerpunkt auf Eisen und weiterverarbeiteten Eisen, gehören sowieso zum Inventar der Schau. Ein Australier mit sehr guten Millbillillies, zu handelsüblichen Preisen ist mir noch haften geblieben...
Nun und Chladni's Heirs natürlich!
Dieses Jahr hatten wir allerdings ein hartes Los getroffen,
da wir neben zwei ausgesprochenen Schräten plaziert wurden. Der eine war DAS Lokal-Original der Messe. Ein 127jähriger Strahler, ein bayrischer Mullah, der, wenn ihn der Berg ruft um die Kristalle zu brechen, den Steinbock und den Bären durch seinen Eigengeruch abhält und durch eine Schicht Eigenschmalz einen jeden Wettersturz noch überstanden (wozu es vonnöten, auch auf den Messen, ähnlich und weithin riechende Speisen zu verzehren). Ein Greis, uriger als Trenkers Luis, eingewachsener als ein Zehennagel.
Dieser Guru wurde von einer ehrfürchtigen Pilgerschar bewallfahrtet, denen er seine Funde von der Alm, dargeboten auf seinem Schnupftuch und einer blauweiß gewürfelten Serviette, gnädig wie Devotionalien zum Kauf überließ. Als da waren: Schwerspat aus China, Rosenquarz aus Südamerika, Gelumpf von der grünen Insel Irland, und eine schauerliches Gemälde der Felsenkirche von Idar-Oberstein. Nach dem Abbau verschwand er in der Toilette, tauschte seine löchrige Popeline gegen den Nadelstreif und machte sich in seinem Bentley von dannen.
Der andere war dem Polt sein Sohn, ein meschuggener Walldorfschüler, der seine halbe Verwandtschaft anrief um ihr und der halben Halle mitzuteilen, daß die Wurschtsemmel beim Rewe 1Euro koste.
Sein persönlicher Höhepunkt der Schau war, daß er sich am Samstag ein Taxi zu seiner Schwester nähme, obwohl er für die 4 Stationen auch die U-Bahn nehmen könne,
sowie daß er sonntags jemanden gefunden hätte, der ihn nach Penzberg mitfahren ließ. Dieses unfaßbare Glück versuchte er einem benachbarten chinesischen Händler jedoch vergeblich 2 Stunden lang begreiflich zu machen.
Dem Polt sein Sohn verkaufte Schnecken, die er an der Autobahn gefunden hatte zu 1Euro das Stück.
Ich versuchte ihm noch die Fundstelle, das Geheimnis der reichen Schneckengründe an der A8 zu entlocken, doch ganz so dumm, war er dann doch nicht...
Gegenüber versank ein Franzos mit Quarz und Amethyst in Melancholie, wie wir meinten - war aber nicht die Schwermut; wie sich später zeigte, hortete der Kerl unter seinem Tisch Batterien von leergeschnupften Weißbiergläsern. Schräg gegenüber trieb ein Ungar sein Unwesen, allerlei Mineralien und gefälschte Kristalle aus gefärbtem Glas waren sein Metier, die er im Katalog findig als "Lehrmittel" angegeben, nichtsdestotrotz den Ahnungslosen als echte Stufen andrehte. Sein liebstes Stück war indes einer dieser Schneebesen, der Chi-Stimulator, von denen er sich eine Ladung in der Nachbarhalle besorgt hatte. Wenn er nicht auf seinem Schuhputzschemel vor seinem Tisch kauerte und ihn für ein Euro fuffzig pries, vertrieb er sich die Zeit hinter den Messebesuchern her zu schleichen und zu versuchen, ihnen den Schneebesen über den Kopf zu stülpen.
Rechter Hand hatten wir, mein Name ist Ismael, der mit bewundernswertem Langmut, aber auch sichtlicher Trauer, den Schlamassel ertrug.
Kurz, wir hatten schlechte Karten.
Was ich damit ausdrücken will, ist, daß solche Messen wahrscheinlich nicht das richtige Umfeld sind, Meteorite zu präsentieren.
Es ist einfach ein Unding, mit unseren Monden, die seltensten Objekte der Mess, auszustellen und eine halbe Armlänge nebendran werden klappernde, bunt angepinselte Blechfische aus China, für 3Euro das Stück vertickt. Da hat kein Besucher die Chance, das Außergewöhnliche zu registrieren, man geht in dem Müll und Unrat unter.
Wir hatten dieses Jahr auf sehr seltene Klassen und besonders ungewöhnliche und ästhetische Stücke aus der Wüste gesetzt, im Sinne einer Leistungsschau, wobei wir darauf geachtet, auch erschwingliche Größen-/Preise für den Sammler bereitzuhalten.
Am Besten liefen bei uns, neben unseren Monddosen natürlich,
unsere kleinen Malis – ja wir konnten einfach nicht widerstehen und Stefan brachte einen Sack allerliebster Minis aus Marokko mit, Individuals, meist komplett, von einigen wenigen Zehntel Gramm (!) bis hinauf zu zehn Gramm und obwohl wir ja wussten, daß allerortens in München Mali angeboten werden würden, lagen wir mit den kleinen Dingern goldrichtig und erwachsene Altsammler hatten ihren Spaß daran, die herzigsten herauszukramen.
(Sind noch welche da. 3Euro/g).
Bei den Sammlern und Freunden gab es einen für uns unerwarteten Überraschungssieger, unsern fertig klassifizierten EL6, W low, mit kleinem tkw, dessen Scheiben tüchtig Absatz fanden. Einzelne Scheiblein sind noch übrig, 35Euro/g.
Guten Anklang fand natürlich nach der Diskussion auf der US-Liste, der NWA 4399, einer der Pairinggruppe der Acapulcoite, von denen einer – und somit eben dann in Folge auch die anderen – zum Lodraniten umklassifiziert wird, (hätten wohl nicht den alten Preis, der für einen ACAP eh schon günstig, beibehalten sollen…)
und die hübschen unäquilibrierten 3er mit ihrem prächtigen Chondrenreichtum natürlich.
Sehr häufig mussten wir die Vitrine öffnen, um die 3 letzten Funde der La Manchas zu zeigen, alle drei mit verschiedenartiger Kruste: einer wie aus Glas, der zweite mit radialen Flow-Lines, der dritte aber ist mit seinen „Stacheln“ der Igel.
Die Spezialisten ergänzten sich bei uns manche Lücke in ihrer Systematik und bei den Historischen Fällen.
An Neuigkeiten hervorzuheben wären neben einer Reihe von CKs und HEDs, ein wahrscheinlicher CM2 und die Blasenreiche Eukritschmelzbrekzie (beides noch nicht im Verkauf), sowie unser neuer Mond, wovon wir eine Scheibe zur Ansicht dabei hatten, der verspricht eine echte Sensation zu werden (die Analysen sind allerdings noch nicht abgeschlossen).
Überaus tröstlich war es für uns zu sehen, daß unsre Newschen Dünnschliffe fast vollständig weggingen und das keineswegs sämtlich an uns schon bekannte Sammler, es also ein Zeichen war, daß prinzipiell in München auch fachkundiges Publikum unterwegs, was vermutlich die neuere Schrottorientierung der Messe genauso wenig schätzt wie wir.
(Dreie sind noch übrig, ich sags nicht zweimal).
Zusätzlich, da es letztes Jahr sehr gut angenommen wurde, stellten wir noch mehrere Dutzend sehr hochwertiger Trilobite aus, High-End, wie man das neudeutsch zu bezeichnen pflegt. (Wer von Euch solche sammelt, kann sich ja bei uns melden).
Soderla, das wars schon!
Martin & Stefan